Berufstätig ohne Mann

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  • Hallo Zusammen,

    ich besuche gerade einen Kurs zur beruflichen (Neu-)Orientierung. In diesem Kurs sind nur Frauen, die nach langjähriger Familienzeit wieder erwerbstätig sein möchten und mir ist was aufgefallen.

    Bei der Vorstellungsrunde sollten wir unseren gewünschten Arbeitsumfang nennen. Ich sagte ca 35 Stunden/ Woche. Daraufhin bekam ich Bewunderung, dass (nicht wörtlich) mein Mann mir erlaubt, so lange von zu Hause weg zu bleiben. Die anderen Frauen wollen alle ca 20 Stunden/ Woche arbeiten.

    Inzwischen haben sie herausgefunden, dass ich keinen Partner habe. Jetzt bekomme ich Mitleid, dass ich arme Frau keinen reichen Mann habe und selbst arbeiten muss.

    Mich irritiert es total, dass mein Selbstbild so überhaupt nicht mit der Fremdwahrnehmung überein stimmt. Ich habe mich noch nie als Teil eines Ehepaares gesehen und erst recht nicht, als der nicht-berufstätige Teil. Ich dachte, es wäre ganz normal, als erwachsener Mensch berufstätig zu sein. Anscheinend habe ich in den letzten Jahren in einer Blase gelebt.


    Egal, wie ich zu erklären versuche, dass ich in einer intakten Familie lebe, niemand glaubt mir. Wenn mein (aktuell nicht vorhandener) Sexualpartner nicht zu meiner Wirtschaftsgemeinschaft gehört, MUSS ich unglücklich sein. Ich weiß gar nicht, wie ich damit umgehen soll, dass ich das Gefühl habe, dass mir alle ein Problem einreden wollen, das ich nicht habe.


    Ich lese zur Zeit einen Roman, der vor ungefähr 100 Jahren geschrieben wurde und in dem "Frauenberufstätigkeit" als eine Art Freizeitbeschäftigung für Höhere Töchter zwischen Schulabschluss und Verlobung angesehen wird. Ich fühle mich in diese Zeit zurück versetzt.

  • Bewunderung, dass der Mann Dir so viel "frei" gibt...armes Deutschland.

    Wie ist denn so der Altersdurchschnitt in dem Kurs?

  • Die Teilnehmerinnen sind zwischen 30 und Mitte 50. Wobei ich das mit dem "du hast soviel Zeit für Berufstätigkeit?!" sogar eher von den jüngeren Frauen, mit entsprechend kleineren Kindern, höre.

  • Ich erlebe das in meinem tgl. Umfeld auch häufig.


    Und auch sämtliche Infrastruktur um mich herum erwartet, dass mind. ein Elternteil und zwar eigentlich die Mutter nachmittags zuhause ist. Das ist manchmal ganz schön schwierig.

    In meinem Umfeld arbeiten fast alle Mütter und das ist schon gut, denn in meinem Heimatort ist dies nicht der Fall. Aber kaum eine Frau mit Kindern arbeitet Vollzeit, sondern es sind immer höchstens 20-30h. Nur wenige Frauen machen es anders.


    Jedenfalls kann ich nachvollziehen, wenn dich das frustriert.

    LG Miriam mit 2 Jungs (2004 und 2006)

  • Hm, also hier ist es absolut normal, dass frau arbeiten geht und zwar Vollzeit. Ich glaube, ich kenne nicht eine einzige Frau, die freiwillig nicht arbeitet und Hausfrau ist. Wer hier zu Hause bleibt, ist in der Regel ungewollt arbeitslos. Gerade unter Müttern gibt es schon einige, die vorübergehend in Teilzeit gehen, solange die Kinder klein sind, aber für mein Empfinden wird das nicht als Verpflichtung gesehen, sondern eher als Luxus. Wer aber weiterhin 40 Stunden arbeitet, wird dafür auch nicht schief angesehen. Wenn die Kinder älter sind, wird dann in der Regel auch wieder 35 bis 40 Stunden gearbeitet. Hier gehen auch fast alle Kinder mit einem Jahr in die Krippe, ich bin schon eher eine Ausnahme, da ich 18 Monate zu Hause bleibe.

    Ich kann dich sehr gut verstehen, dass du das befremdlich findest, würde mir genauso gehen #weissnicht

  • Bei mir in der firma gibt es einige singles die nur 30/32h arbeiten. Die würden 35h incl kinder auch als extrem viel bezeichnen und 20h als praktikabel.


    Grinsekatze: ich finde so eine region befremdlich. Ich gehe mal davon aus, das der vater in punkto arbeitszeit der mutter in nichts nachsteht. Wann bleibt da zeit für Familie?

    lg quark


    Einmal editiert, zuletzt von quark ()

  • seltsame geschichte.


    wo in dieser welt spielt sich das ab?


    (mal kätzerisch: jedenfalls nicht im osten deutschlands.)

    irgendwo in einem eher städtischen/großstädtischem westdeutschen Umfeld? Hier arbeiten die meisten Mütter 15-30 Stunden und der Vater Vollzeit. Manchmal auch andersrum, selten, aber gibt es. Wenn beide mehr arbeiten, fallen hier auch eher mitleidig-vorwurfsvolle Sprüche ("wie schaffst du das nur?" , klingt dann oft so, als könne Frau das gar nicht schaffen, ohne Kinder und Haushalt stark zu vernachlässigen). Ich kann mir das also mit den Erfahrungen hier gut vorstellen, wie das abläuft in diesem Kurs.

    Liebe Grüße von Kris (1974) mit großem Sohn (1/2002) und kleinem Sohn (5/2007)

  • Lebst Du im Südwesten Deutschlands? Im Kindergarten- und Grundschulumfeld habe ich dort immer wieder Mitleid erfahren, weil ich im Umfang von mehr als 50% erwerbstätig sein musste. Auch mein Partner wird regelmäßig von Kollegen bemitleidet, da er bei der Planung geschäftlicher Termine meine Verfügbarkeit berücksichtigen muss. Im hiesigen ländlich-katholisch sozialisierten Umfeld ist die Betrachtung von Erwerbstätigkeit von Müttern entweder als Hobby oder Selbstverwirklichung bzw. als "Dazuverdienen" nachwievor nicht ungewöhnlich. Einer der Gründe, warum ich mich hier so fremd fühle.

  • quark ich meinte nicht, dass es befremdlich ist, wenn man für die Kinder zu Hause bleibt oder weniger arbeitet. Das würden hier sicher auch viele sehr gern tun. Es ist schlichtweg für viele nicht möglich, weil zwei volle Gehälter gebraucht werden, um über die Runden zu kommen und oft genug ist es dann immernoch knapp. Daher ist es halt völlig normal, wenn beide Elternteile voll arbeiten. Was ich schräg finde, ist der Gedanke, der Mann müsse der Frau erlauben, arbeiten zu gehen. Solche Aussagen würden mich doch sehr irritieren.

  • Oh Gott.... Ich finde am schrägsten, dass scheinbar ein y Chromosom gebraucht wird, um sich und seiner Familie den unterhalt zu bestreiten...

    Kann ich von meinem Umfeld nicht berichten

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • das Problem ist doch, dass überhaupt so ein pärchendenken herrscht, vor allem aber scheint es, dass sich frauen ohne mann gar nicht definieren können, immer noch. Es ist ein Jammer. Das sind diese fixen Bilder in den Köpfen und jede/r, die abweicht, wird sanktioniert und MUSS unglücklich sein.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • quark ich meinte nicht, dass es befremdlich ist, wenn man für die Kinder zu Hause bleibt oder weniger arbeitet. Das würden hier sicher auch viele sehr gern tun. Es ist schlichtweg für viele nicht möglich, weil zwei volle Gehälter gebraucht werden, um über die Runden zu kommen und oft genug ist es dann immernoch knapp. Daher ist es halt völlig normal, wenn beide Elternteile voll arbeiten. Was ich schräg finde, ist der Gedanke, der Mann müsse der Frau erlauben, arbeiten zu gehen. Solche Aussagen würden mich doch sehr irritieren.

    Da es üblich ist, dass alle Vollzeit arbeiten, gibt es auch keine/kaum qualifierte Teilzeitstellen. Leider.

    Liebe Grüße, Lillian

    "Okay Hazel Grace?"

  • Da wäre ich auch sehr irritiert Nigiri und würde mich sehr unwohl fühlen!


    Mich würde die Region auch interessieren, ich habe noch nie irgendwo gelebt wo das der default war.

  • Hallo,


    Hier ist es andersrum, hier werde ich gefragt, warum ich dann immer noch "nur" 30 stunden arbeite. Fand man "früher" schon eher befremdlich, aber mit 4 Kindern im Kindergarten- bzw. Grundschulalter irgendwie gerade noch halbwegs akzeptabel... Aber meine Kinder seien doch nun schon so groß, jetzt könnte ich doch endlich wie alle anderen Frauen...


    Nicht so direkt, eher unterschwellig (Und wann willst du wieder...), aber klar in der Bedeutung.


    Wie man es macht, ist es falsch. #weissnicht

  • Was ist denn eine qualifizierte teilzeitstelle?


    In meinem UMfeld ist es normal sich einen Job Zu suchen, der zu den lebensverhältnissen passt. Und Teilzeit finde ich völlig normal.


    Wenn in einer Ehe beide 30 h arbeiten (was wir hier auch schon praktiziert haben) muss sich doch niemand vorwerfen lassen, er würde nur auf der faulen Haut liegen.


    Und es soll ja Leute geben, die arbeiten gerne, für die ist es nicht nur broterwerb sondern auch eine Lebensweise...


    Selbstverwirklichung ist als begriff etwas in die blöde Ecke gerutscht - so nach Loriot "ein Jodeldiplom - dann habe ich was für mich"

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Ich hab es in jungen Jahren auch so empfunden, dass die Gesellschaft an mir immer etwas zu bekritteln hat, ich arbeite zu viel, ich arbeite zu wenig, ich mach zu viel Karriere, ich mach zu wenig Karriere, ich mach mehr Karriere als mein Mann, wie böse, ich hab zu viele Kinder, ich hab zu wenige Kinder. Je älter ich werde, desto egaler ist mir das. Geht mir total am Arsch vorbei. Und der Eindruck ist, meine Altersgenossen sehen dass zunehmend genauso. So dass ich denke, was du beschreibst, ist ein Stückweit die Brille, durch die Du selber guckst.

  • Als ich neulich der (ostsozialisierten) Frau meines (ostsozialisierten) Chefs erzählte, dass ich jetzt, wo Jule länger im KiGa gebucht ist, ja eigentlich nochmal Stunden aufstocken wollte, mich aber aktuell mit den 30h ganz wohl fühle, bekam ich auch als Antwort: "Ja, sonst hast Du ja gar nix mehr von Deinem Kind!"


    Ich war nur nicht schlagfertig genug. Sonst hätt ich ihr sagen können, dass neben ihr der Kollege 2 Kinder hat, vertragloch 40h arbeitet und das tatsächlich eher in Richtung 50h geht.

    Seine Frau arbeitet als Krankenschwester. 20h. Und überlegt grad, ob sie nicht auf 10h reduziert.

    Was ich auch nicht gesagt hab... ich will in der freien Zeit, bis Jule aus dem Kindergarten kommt einkaufen, nähen, lesen, Gitarre spielen... whatever. Aber jedenfalls nicht zwingend Jule früher abholen.


    Zur Erläuterung: Ich arbeite in einem kleinen inhabergeführten Ingenieurbüro und wir haben ein sehr gutes Verhältnis untereinander. Das ist also scgon ok, dass ich mit der Frau des Chefs darüber rede.