Tochter (4.5) macht mich kirre

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  • Liebe Raben, mein Mann und ich sind recht fertig auf die Nerven. Unsere (hochsensible) 4,5 jährige Tochter ist seit über drei Wochen so verdammt anstrengend in ihrem Verhalten. Wir leben allesamt sehr bedürfnisorientiert, sie und der kleine Bruder (19 Monate) sind mit attachment parenting etc.pp. groß geworden bisher. Seit ca. drei Wochen schreit sie und tobt sie und heult sie, wenn etwas nicht nach ihrem Kopf geht - ich bin schon sehr geduldig aber in den letzten Tagen habe ich dann auch mal zurück gebrüllt, weil mir der Kragen geplatzt ist. Ist keine Lösung, ich weiß. Aber sie führt sich echt auf wie eine Furie - oh Gott, und das ist noch nicht mal die Pubertät. Ist hier jemand, dem es auch mal so ging? Ist das nur ne Phase, die vorbei geht? Ich habe es schon auf alles geschoben - Wachstumsschub, Entwicklungsschub, Infekt - aber das ist alles durch und sie ist immernoch so krass drauf. Beschimpft den Papa aufs Ärgste, brüllt uns an, schmeißt die Türen...

    #hilfe. Wir haben nun schon die Rescue Tropfen geholt - da hat gleich jeder mal eine Ration bekommen, in der Hoffnung, dass es hilft.


    Vielen Dank im Voraus für jegliche Tipps/Hilfe.

  • Willkommen in der Welt der Vierjährigen!

    Diese Erkenntnis hat sich bei mir vor ein paar Wochen durchgesetzt als ich mich selbst auch immet wieder in Frage gestellt hab. Mein liebes Kibd, das nie getrotzt hat, schien sich auch etwa mit 4 1/2 in nen kleinen Vulkan verwandelt zu haben. Ich dachte schon, ich hab alles falsch gemacht.

    Inzwischen hab ich verstanden, dass er schon so genaue Vorstellungen in seinem Kopf hat dasd er da auch richtig viel Emotionen reingibt und dann völlig überflutet wird von den Emotionen wenn ich was anderes sag als er sich vorgestellt hat.

    Immer öfter hilft inzwischen, wenn ich ihn tröste. Ich frag ihn, ob er grad ganz doofe Laune hat und getröstet werden möchte. Wenn ja, mach ichs. Wenn nicht, braucht er manchmal einfach Zeit allein zum Runterkommen. Und wenn er sich beruhigt hat kann er auch vernünftig über die Sache reden.


    Ich hab bei Freunden festgestellt, dass die Phase vorbei geht. Danach kommt ne andere, klar. Aber es ist offenbar normal und harmlos.

    Trotzdem wars für mich ein Schock, als Sohni plötzlich so war. War bon jetzt auf dann, als hätteman sein komplettes Verhalten ausgetauscht gegen nen Wutzwerg.

    So take courage, hold on, be strong, remember where your help comes from.

  • oh vielen lieben Dank für die schnelle Antwort - Mann und ich lachen grad "Wutzwerg" - das ist so was von passend! Es tut gut zu wissen, dass wir nicht die einzigen mit diesem Thema sind. Jetzt geh ich (etwas) entspannter schlafen #applaus#n8

  • Hallo,


    Vierjärige haben es nicht leicht mit sich und der Welt.


    Sie sind doch schon sooo groß, können schon ganz viel, wissen genau, was sie vor haben, haben Pläne, sie können so viel selbst entscheiden. Und dann kommen die Großen und durchkreuzen alle Pläne und man soll klein sein und tun was sie wollen.

    Und im nächsten Moment soll man wieder groß sein und sich alleine anziehen und so einen Kram machen, wenn es doch viel schöner und kuscheliger wäre, wenn Mama das tun würde.


    Dann ist da ganz viel, was man versteht, was aber manchmal auch irrtiert. Und noch viel mehr, was man nicht versteht, wenn man endlich denkt, man hat es begriffen, ist es ja doch ganz anders...


    Und dann diese Entscheidungen... jede Entscheidung FÜR etwas ist schließlich auch eine Entscheidung gegen all die vielen tollen anderen Möglichkeiten! Wie soll man das aushalten, wenn man doch so gerne alle Möglichkeiten zugleich offen hätte?


    Und dann das Geschwisterchen - eigentlich klein und süß und wirklich liebenswert, ja. Aber dann wuselt es immerzu dazwischen, wenn ich in Ruhe spielen will, wirft aufgebautes um, will zum einschlafen gekuschelt werden, wenn ICH doch gerade Mama brauche, ist auf Papas Arm, wenn ich da sein will und so. Bei aller Liebe ist das manchmal ganz schön blöd.


    Sooo viel auszuhalten und zu sortieren.


    Ich glaube, da hilft nur Geduld behalten und lieb haben...

    Geduld heißt nicht immer liebevoll säuseln, wenn es in mir schon brodelt. Geduld kann auch klare Ansagen und Strukturen beinhalten.


    Die Grenzen weit stecken, so wenig wie möglich Reibungspunkte bieten. Vorher überlegen, ob eine Grenze wirklich sinnvoll ist oder ob man nicht doch mal eben dem Kind schnell die Schuhe anziehen kann.

    Und da, wo die Grenzen ganz real da sind, klar und stark sein. Stark sein kann auch weich und nachgiebig sein - aus innerer Stärke heraus. Und an andere Stelle fest und deutlich: Ich WILL nicht beschimpft werden. (Überhöre es aber mitten im Wutanfall, wenn ich merke, das Kind kann sich gerade nicht steuern, es hat keinen Zugriff auf seine Impulskontrolle) )


    Mir hat immer geholfen, die Wut wie eine Naturgewalt zusehen, die dem Kind passiert. Das ist nichts, was das Kind "macht" sondern etwas, was es wie eine Riesenwelle überrollt und die ganze Beherrschung und Selbstkontrolle wegschwemmt, in der das Kind quasi ertrinkt, ohne etwas dagegen tun zu können. Das half mir, es nicht persönlich zu nehmen und dem Kind die symbolisch Hand zu reichen, es aufzufangen und zu trösten statt es sozusagen zum schwimmen aufzufordern.


    Alles Gute euch!

  • Danke Trin !


    Auch wenn ich virl theoretisch im Kopf hab hat mir Dein Post nochmal vieles neu gezeigt.

    Ich glaub, ich bin durch die Arbeit so auf Umgang mit U3 (= noch klein) und Ü 6 (schon ganz groß ) gepolt (Kiga-Kids haben wir sehr selten), dass ich diese Zwischenwelt ( nicht groß, nicht kkein) überhaupt nicht in meinen Gedanken hab.


    Ich glaub ich druck mir das Post aus und hängs mir irgendwo hin damit ich diese Gedankenwelt der Vierjährigen immer mehr verinnerliche. #danke

    So take courage, hold on, be strong, remember where your help comes from.

  • Ich hab bei Freunden festgestellt, dass die Phase vorbei geht. Danach kommt ne andere, klar. Aber es ist offenbar normal und harmlos.

    Die Phase geht vorbei. Und es kommen andere. Aus der Rückschau auf 16 Jahre Mutter sein und 23 Jahre Lehrerin sein sag ich mal: Wichtig sind drei Erkenntnisse:


    - Wenn du den Eindruck hast, nur dein Kind ist gerade schwierig und nur du kommst an deine Grenzen, während alle anderen bestens mit Musterkindern klarkommen: Das täuscht.

    - Wenn dir wer sagt, alles wird schlimmer - Quatsch. Jede Phase ist wieder eine neue Überraschung und keiner weiß, wie das Leben spielt. Aber älter werden heißt für alle, Kinder wie Eltern, lebenserfahrener zu werden. Mit der Zeit jedenfalls werden Eltern zumeist gelassener. Es wird also leichter - und dann können auch größere Belastungen besser gewuppt werden.

    - Austausch hilft. Willkommen bei den Raben.

  • Trin , ich liebe deine Texte... musste mal erwähnt werden! #blume

    J. *7/2009 L. *1/2012 M. *8/2016

    Sie haben gewonnen: Brokkoli n015.gif

    "so gut wie es früher war, ist es früher nie gewesen" Hermann van Veen

  • Trin auch von mir danke.

    du formulierst immer so schön, was ich im Kopf habe, aber dann so schwer ausdrücken kann. Ich lese dich unglaublich gerne und du hast mir schon so viel geholfen, einfach nur, weil ich dich hier lesen darf ? vielen Dank.


    Und jmom mein Großer ist auch fast 4 1/2 und es ist auch oft sehr emotional -für ihn und uns. Aber vorallem macht er mich jeden Tag glücklich, weil er so ein unglaublich "großer und reifer" Junge geworden ist. Also, neben all den Schwierigkeiten in dieser Phase bringt sie auch so viel Entwicklung mit sich.


    Gute Nerven in dieser Zeit.

    #herz Kind an der Hand, Kind im Herz, Kind im Arm #herz

    2 Mal editiert, zuletzt von niheito2012 ()

  • Trin: Vielen Dank für die tolle Beschreibung, ist ausgedruckt und hängt in der Küche und wird fast täglich gelesen.

    Ich lese nun gerade noch von A. Prehn das "Blinde Kuh ist gut fürs Gehirn" und das hilft bei uns extrem und wirkt Wunder...

    LG.