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  • Ich arbeite seit zwei Jahren in einem Unternehmen, das wenige Hundert Mitarbeiter beschäftigt. Der Träger ist noch recht jung und sehr sozial... Es gibt viele Dinge, die uns Mitarbeiter das Leben schön machen. (Prämien, Kinderkranktage, obstgeld, kindernotbetreuung, Massage, Schwimmkarte)



    Nun ist die Gewerkschaft auf uns Mitarbeiter zugekommen und empfiehlt uns einen Betriebsrat zu gründen.

    Da gab es eine infoveranstaltung der Gewerkschaft, die nach Hörensagen sehr ungut war.


    Mir ist nicht ganz klar, was uns der Betriebsrat bringt....


    Wir haben in jeder Einrichtung Vertrauensmitarbeiter, die uns unterstützen sollen bei Problemen und auch Schlichterstellen und Ombudsmann werden aktuell eingerichtet.


    Die Geschäftsführung und die einrichtungsleitungen raten vom Betriebsrat ab, das soll teuer sein (der Betriebsrat macht nichts anderes als Betriebsrat und somit sind das erhebliche Personalkosten)


    Uns wurden erhebliche Nachteile aufgezeigt, wie lange Wartezeiten bei Neueinstellungen, unter Umständen können die schönen Dinge nicht mehr umgesetzt werden.


    Wo kann ich denn genau sehen, was ein Betriebsrat bringt, und welche Nachteile es haben kann?


    Was hat die Gewerkschaft eigentlich davon, wenn wir einen Betriebsrat gründen?

    Warum die Geschäftsführung dagegen ist, ist mir klar, sind erhebliche Kosten, die dann für immer fix sind.... Diese schönen Dinge gibt's, wenn das Geld dafür da ist (was bisher auch immer so war, erwirtschafteter Überschuss wurde in Rücklagen gesteckt und an die Mitarbeiter in Form von Premier und Feiern ausbezahlt - eine finanzenoffenlegung gibts jedes Jahr zur mitarbeiterversammlung) wenn ne schlechte wirtschaftliche Lage kommen sollte, dann werden halt Sachen gestrichen

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Bei uns wurde erst ein Betriebsrat gegründet, nachdem die Firma verkauft worden war und zwei Abteilungen aufgelöst wurden. Die betroffenen rund hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bekamen Änderungskündigungen. Es wurde niemand entlassen - nur der Arbeitsort wurde um 400 km verlegt.


    Hätten wir in den rosigen Zeiten einen Betriebsrat gehabt, wäre die "feindliche Übernahme" (so fühlte es sich für uns an) nicht in der Form möglich gewesen.

    Wenn alles tutti ist, hat der Betriebsrat auch nicht viel zu tun und dann macht ein Betriebsrat auch durchaus andere Dinge (seine Arbeit) als nur "Betriebsraten"

    „Ich mache nicht nur leere Versprechungen, ich halte mich auch daran.“
    (Edmund Stoiber im Wahlkampf 2005)

  • Ich finde einen engen Draht zur Gewerkschaft sehr wichtig. Wobei in unserer Branche Betriebsräte sehr unüblich sind (die meisten Betriebe haben aber auch weniger als 10 Mitarbeiter).


    Man muss glaube ich sehr genau hinschauen, ob der Betrieb wirklich sozial ist, oder ob "Schmerzensgeld" oder gar "Schweigegeld" gezahlt wird.


    Bei mir war es sogar ein (damals zukünftiger) Arbeitgeber im Vorstellungsgespräch, der mir die Mitgliedschaft in der Gewekschaft nahelegte "wir Arbeitgeber sind ja auch organisiert".


    Ob in Eurem Betrieb ein Betriebsrat sinnvoll ist oder nicht, kannst nur Du für Dich entscheiden.

  • Was war den "ungut" an der Versammlung der Gewerkschaft?


    Grundsätzlich finde ich es wichtig, dass es in einem größern Unternehmen eine Arbeitnehmervertretung gibt. Auch wenn es insgesamt gut läuft, kann es einzelne Problemfälle geben, in denen eine Betriebsratsunterstützung nützlich ist. Ich finde es nicht sehr seriös, wenn ein Unternehmen sich so stark gegen einen Betriebsrat stemmt.

    Solange alles gut läuft, sollte die Betriebsratstätigkeit keinen allzu großen Aufwand machen und kann als Anlaufstelle für die Arbeitnehmer dienen, z.B. auch bei Mobbing o.ä. Davor ist kein Unternehmen gefeit. Außerdem kann er Betriebsvereinbarungen für besondere Themen ausarbeiten, die öfter vorkommen und einen Teil der Belegschaft betreffen, z.B. Überstundenbehandlung, verwendete administrative Tools, Mitarbeiterbewertung etc.


    Gewerkschaft und Tarifverträge sind noch eine zweite Sache. Man kann auch einen Betriebsrat gründen ohne sich einer Gewerkschaft anzuschließen.

  • ich stimme Deinem Bauchgefühl zu.

    Die Gewerkschaft verfolgt doch eigene Interessen und aus Erfahrung kann ich nur sagen die Gewerkschaftsvertreter haben mich in Betriebsräten nicht überzeugt.


    Einen ENGAGIERTEN Betriebsrat finde ich gut.

    Ansonsten sind Betriebsräte auch oft Gehilfen der Unternehmensführung. So kann man z.B. Entlassungen auch viel schneller durchdrücken (mit Hilfe des Betriebsrats meine ich)


    Dass Eure Unternehmensführung das nicht will, ist auch nachvollziehbar. Das sind nun halt mal Mehrkosten, längere Abläufe.....


    Fazit: Wenn ihr ein paar Leute habt, die da wirklich Interesse dran und sich engagieren wollen, dann gut. Ansonsten bindet das dann jetzt erst mal viele Ressourcen.

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Nur ganz grob: Es gibt Entscheidungen des AG, die lt. Betriebsverfassungsgesetz mitbestimmungspflichtig sind. Allerdings nur, wenn es auch einen Betriebsrat gibt. Gibt es keinen, entscheidet der AG alleine.


    Ich finde es bedenklich, wenn der AG so darauf bemüht ist, vermeintliche Nachteile herauszustellen. Eure Vertrauensmitarbeiter sind nur eine Good-will Geste, wenn es ungemütlich werden sollte, ist deren Einfluss ganz schnell sehr begrenzt.


    Der AG muss die Betriebsratsarbeit finanzieren, ob das aber wirklich "erhebliche Kosten" sind, die da entstehen, wage ich zu bezweifeln.

  • Ich persönlich finde die Aussage, dass jetzt die schönen Dinge nicht mehr umgesetzt werden könnten wenn ein Betriebsrat da wäre sehr krass.

    Das ist ja schon eine gehörige Einflussnahme.

    Klar, der Arbeitgeber hat uU Nachteile, aber so zu argumentieren hat für mich einen unguten Beigeschmack als Arbeitnehmerin.


    Es gibt grundsätzlich ja als Betriebsrat eingesetzte Personen, aber die müssen ja nicht zu 100% freigestellt sein.

  • Bei uns (200 Mitarbeiter) ist niemand für die Betriebaratsarbeit frei gestellt.

    Die Verzögerungen bei Neueinstellungen entstehen dadurch, dass der Betriebsrat zu stimmen muss. Das kann aber innerhalb von 1-2 Tagen geschehen, indem sich der Betriebsrat per Mail abstimmt.

    Ein Betriebsrat kann auch Betriebsvereinbarungen abschließen, in denen z.B. das Obstgeld, Weihnachtsgeld, Home Office o.ä. geregelt ist.

    Und zu guter Letzt hätte ich keinen Job mehr gäbe es den Betriebsrat nicht. Der Vertrag sollte nämlich aufgrund von Schwangerschaft nicht entfristet werden. Rechtlich hätte er nix machen können, aber Gespräche führen konnte er und das hat gereicht.


    Was ein Betriebsrat nicht machen darf sind Gehaltsverhandlungen.


    Ich schlage vor Ihr Mitarbeitenden und auch die Geschäftsführung informiert Euch nochmal. Da scheint einiges nicht richtig angekommen zu sein.


    Tante Edit sagt: Onkel Google verweist darauf, dass bei einer Betriebsgröße von 200-500 Mitarbeitenden einer für den Betriebsrat freigestellt werden muss. Alle anderen nur, wenn sie Aufgaben für den Betriebsrat, z.B. Sitzung, wahrnehmen.

  • Bei uns (200 Mitarbeiter) ist niemand für die Betriebaratsarbeit frei gestellt.

    Bei uns eigentlich auch nicht. De facto aber schon, da ein Mitglied des Betriebsrates sich soviel Zeit für die BR Arbeit nehmen darf, wie nötig ist.

    Bei uns knirscht es auf Grund der unschönen Übernahme noch gewaltig im Gebälk, weshalb die Vorsitzende des BR ausschließlich BR Arbeit macht.

    „Ich mache nicht nur leere Versprechungen, ich halte mich auch daran.“
    (Edmund Stoiber im Wahlkampf 2005)

  • Die Frage ist ja auch, welche Gewerkschaft war bei euch? Gibts da nicht verschiedene? (wobei ich in deinem Arbeitsfeld nicht weiß wie das ist)


    Also ich bin immer pro Betriebsrat, dass muss nicht das Gelbe vom Ei sein, aber es kann helfen.

  • Was mich zweifeln lässt, ist die Rolle der Gewerkschaft....

    Diese hat eine Veranstaltung eigens für unseren Betrieb organisiert und alle Mitarbeiter per Dienstemail eingeladen.... Wie die Gewerkschaft an die Mail-Adressen gekommen ist, ist unklar....

    Die allermeisten Mitarbeiter sind sehr glücklich im Betrieb und auf der Infoveranstaltung hat die Gewerkschaft Stimmung gegen die Geschäftsführung gemacht.... Das finde ich schwierig.....


    Unsere Leitung hat die Idee des Betriebsrat nicht schlecht gemacht.... Sie hat aufgezeigt, dass da Kosten kommen, die dann natürlich für weniger Überschuss am Jahresende sorgen... Weniger Überschuss bedeutet weniger Prämien - ist doch logisch! Es wurde ja von Anfang an gesagt, dass die Prämien nach Wirtschaftslage gewährt werden.

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Welche Gewerkschaft? Verdi?

    Ich finde es auch schwierig, wenn Gewerkschaftsvertreter von außen kommen und zu wissen glauben, dass die Geschäftsführung nicht im Sinne der Mitarbeiter handelt.

    Aber möglicherweise ist jemand aus der Belegschaft in der entsprechenden Gewerkschaft und hat sich mit einem Problem an diese gewandt?

    So ganz aus dem Nichts kommt sowas normalerweise nicht.


    Aber: Auch wenn ich es selbst noch nicht erlebt habe - es gibt viele Betriebe, in denen Geschäftsführung und Arbeitnehmervertretung Vertrauensvoll zusammenarbeiten. Wo wünsche und Anregungen von der Arbietnehmervertretung gebündelt werden und man sich auf Augenhöhe begegnet. Wenn im Betrieb alles passt, dann kann ein BR die Stimmung und das Klima zwischen AG und AN noch zusätzlich verbessern.


    Wenn natürlich nur Leute im BR sitzen, die ein #contra hochhalten, dann kann der BR auch einiges kaputt machen.

    „Ich mache nicht nur leere Versprechungen, ich halte mich auch daran.“
    (Edmund Stoiber im Wahlkampf 2005)

  • Ich meine es gibt sogar eine Studie, das Arbeitgeber meistens recht zufrieden sind mit einem Betriebsrat, weil sie so immer einen Ansprechpartner auf Belegschaftsseite haben und Dinge diskutiert werden können bevor es zu Problemen kommt.


    Und man muss nicht unzufrieden sein um einen Betriebsrat haben zu wollen.


    Ich glaube auch nicht, dass Gewerkschaften so mir nichts Dir nichts in Betriebe marschieren und die Belegschaft "aufhetzen". Da muss es vorher irgendeinen Kontakt gegeben haben, z.B. über Mitglieder, die bei Euch arbeiten. Eine Gewerkschaft hat auch nichts davon ob es einen Betriebsrat gibt oder nicht, Gewerkschaften und Betriebsräte haben unterschiedliche Funktionen.

  • Ich sag ja immer, am liebsten sind mir Betriebe, die mich gar nicht brauchen und wo die Welt noch in Ordnung ist.


    Wir DGB Gewerkschafter haben so viel um die Ohren, dass keiner von uns Zeit hat, Betriebe "aufzureißen", wo niemand sich beschwert und alles in Butter ist.

    Im Gegenzug dazu haben wir auch nur Zugangsrecht zu einem Betrieb, wenn wir dort Mitglieder haben.

    Ich bekomme oft anonyme Schreiben von Leuten, die berichten, wie schlimm es in ihrem Betrieb zugeht und wir sollen doch was tun. Können wir nicht, wenn wir dort keine Mitglieder haben. Dann dürfen wir weder Mails verschicken noch das Gebäude betreten.

    Und ich hab auch nicht die Zeit, da rumzubohren, mein Alltag ist so vollgestopft mit Anliegen von meinen Mitgliedern, dass ich für sowas überhaupt keine Zeit habe und ich keinen keine Kollegen, denen es nicht ähnlich geht.


    Wenn es also so eine Versammlung bei Euch gab, dann gibt es Mitglieder bei der entsprechenden Gewerkschaft und dann darf sie auch einladen, informieren und Mails verschicken, auch generierte Mails nach Schema, das ist richterlich gestattet. Und diese Mitglieder müssen sich auch massiv beschwert haben. Als normaler Mitarbeiter bekommt man oft nicht mit, was alles so los ist und wo es zwischen einzelnen kracht.


    Wie dann so eine Veranstaltung abläuft: wenn ich sie mache bin ich da ziemlich sensibel, hetze nicht auf, sondern informiere. Ich biete an, ich rücke Dinge ins richtige Licht. Die Beschwerden der Leute bei der Gewerkschaft werden so gewesen sein, dass man hier als Betriebsrat wohl gut Abhilfe schaffen könnte. Beschwerden über uns laufen zu lassen macht oft weniger Sinn, weil man als Einzelkämpfer vor Gericht landet und nicht so viel ausrichten kann.

    Ich mag Betriebsräte, war selber jahrelang in diesem Job. ABER ich warne immer vor schlechten Betriebsräten. Die sich nur ihr Wohl kümmern, jeder Entscheidung der Geschäftsleitung ungefragt zustimmen auch gegen das Wohl der Beschäftigten. Aber, das hättet Ihr ja in der Hand, weil Ihr die Leute wählt.


    Was haben wir davon, wenn es einen BR gibt? Das liegt auf der Hand: Betriebsräte sind per Gesetz angehalten mit den Gewerkschaften zusammen zu arbeiten, wir helfen da ganz viel und unterstützen, im Gegenzug gibt es mehr Mitglieder im Betrieb und wir können für den Betrieb bessere Tarifverträge aushandeln. Aber wie gesagt nur, wenn es Sinn macht, nicht weil da ein unzufriedenes Mitglied ist, sondern da muss schon mehr vorfallen und mehr Leute. Gerade meine Kollegen, die den Gesundheitsbereich betreuen arbeiten nur noch bedingungsgebunden, sprich, sie gehen nur dann in die Betriebe, wenn es dort schon einiges an Mitgliedern gibt und diese auch bereit sind, was für ihren Betrieb zu tun. Es gibt aber auch andere Gewerkschaften, die da sehr viel anders vorgehen und diesen Berufsethos so nicht vertreten. Ich hab da auch schon sehr viel negatives von der Konkurrenz erlebt und erzählt bekommen.


    Ob in Eurem speziellen Fall ein BR Sinn macht kann man mit so wenigen Infos schlecht beantworten.