ErzieherInnen-Notstand

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  • Ich war zwei Monate bei einer Zeitarbeitsfirma. Die haben besser gezahlt als der Tarif des Arbeitgebers war, bei dem ich ausgeholfen habe.

    Die Einrichtung wäre eigentlich genau meine Kragenweite gewesen. Kleine Einrichtung mit vielen Freiheiten fürs pädagogische Personal. Super Personalschlüssel.

    Ich hätte dort bleiben - übernommen werden - können.

    Aber mir gefiel der Umgang mit den Kindern absolut nicht.


    Meine jetzige Arbeit habe ich mir sehr genau ausgesucht.

    Ich will für die Kinder da sein und mich nicht ständig über dauermeckernde, unempathische KollegInnen ärgern müssen.



    Wir hatten hier im Forum schon einmal eine sehr lange Diskussion über Erzieherinnen, Anerkennung und Gehalt.


    Anerkennung drückt sich nunmal über das Gehalt und die Arbeitsbedingungen aus.

    Solange beides sich nicht nachhaltig verbessert, solange werden Erzieherinnnen Mangelware sein.

    Gute Erzieherinnen sowieso.




    Mittlerweile stehe ich dem sogenannten Kita-Ausbau äußerst kritisch gegenüber.

    Man hat vielleicht hundertausende Kita-Plätze aus dem Boden gestampft, hat darüber aber die Qualität vergessen. Und dass für diese vielen betreuten Kinderlein auch gut ausgebildete Betreuungspersonen benötigt werden. Also ich meine: gut ausgebildete.





    http://www.kindergartenkritik.de

  • Entschuldigt bitte, dass ich bisher gar nichts mehr geschrieben habe.

    Es ist sehr frustrierend :( Zumindest aus Elternsicht. Für euch Erzieherinnen & Erzieher ist es vermutlich eine ganz gute Ausgangslage, denn langfristig werden sie den Bedarf ja decken müssen - und das geht in erster Linie dadurch, dass der Beruf attraktiver wird. Und besser bezahlt.

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
    Selbst RTL hat Ninja Warrior!

  • Naja..... Ich finde es aktuell extrem anstrengend, im Personalmangel zu arbeiten....

    Wir haben seit einem Jahr keine Springerstellen besEtzt, obwohl wir eben welche hätten.... Wenn jemand ausfällt dann kann eine oder zwei Kollegen noch irgendwie kompensiert werden.... Darüber hinaus mÜssen Gruppen aufgeteilt werden....


    Ungeeignete Kollegen werden durchgezogen, weil es keinen Ersatz gäBe usw.....


    Solange die Träger aber pro Platz nicht mehr Geld zur Verfügung haben, solange können die Löhne ja gar nicht steigen

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Ohnezahn, schön wäre es.

    So ist es leider aber nicht.


    Ich weiß von Arbeitgebern, die ihren "Zweitkräften" nur Kinderpflegertarif zahlen, selbst wenn es sich dabei um vollausgebildete staatlich anerkannte ErzieherInnen handelt. Private Kitas zahlen meist "Haustarif" oder verhandeln das Gehalt und die Konditionen frei - und die meisten Erzieherinnen verhandeln schlecht.


    Ich weiß von Kitas, wo der Personalschlüssel hinten und vorne nicht reicht und die ErzieherInnen regelrecht verheizt werden. Enorme Krankenstände sind die Folge, was die verbliebenen KollegInnen noch mehr belastet...


    Wer die Stellenangebote eine Zeit lang verfolgt, sieht, dass manche Arbeitgeber ständig auf der Suche sind. Das zeugt von hoher Fluktuation und ist kein gutes Zeichen.


    Das pädagogische Personal allein wird nicht viel erreichen.

    Auch die Eltern, deren Kinder davon ja weit mehr betroffen sind (ich kann mir notfalls einen anderen Job suchen, die Kinder bleiben dort unter tw. miesen Bedingungen), müssten sich politisch einbringen.

    Immerhin geht es um das Wichtigste und Liebste, was sie haben.

  • Kannst Du von einer Einrichtung berichten, in der das pädagogische Personal aufgrund von Bemühungen der Elternschaft nach Tarif bezahlt wird? Wir würden das sehr gerne in unserem Kiga erreichen, kommen aber kaum voran.

  • Zahlung nach Tarif nicht, aber ich weiß von einer Elternbeirätin, die sich für einen angemessenen Personalschlüssel in der Einrichtung ihres Kindes einsetzt - und sehr gute Chancen hat.


    Als das pädagogische Personal vor zwei Jahren gestreikt hat, fanden viele Eltern das nicht so gut. Ich habe viele Relativierungen gelesen. Sollen sich mal nicht so anstellen, die ErzieherInnen ...



    Das muss eher so ein gesamtgesellschaftliches Ding sein - Kinder sind die Zukunft einer Gesellschaft.

    Wenn diese Gesellschaft beschließt, dass diese Kinder einen Großteil ihres Tages in Gemeinschaftseinrichtungen verbringen sollen , dann müssen die Bedingungen in eben diesen Gemeinschaftseinrichtungen aber sowas von akkurat sein. Davon sind wir weit entfernt.

    Eine Erhöhung der Quantität hat in den letzten Jahren stattgefunden. Auf die Erhöhung der Qualität werden wir noch lange warten müssen.



    "Akkurat" bitte nicht im Sinn von "Zucht und Ordnung" missverstehen. Gemeint sind Zustände, die sowohl für die Kinder als auch die Betreuenden das absolut erreichbare Optimum darstellen. (genügend Personal, Personal mit hohem Fachwissen aber auch mit "Herzensbildung" und Empathie, kleinere Gruppen, angemessene Räume, ausreichend Zeit für alle pädagogischen Arbeiten ...)

  • ist es der Allgemeinheit eigentlich klar, dass Beschäftigte im öffentlichen Dienst nicht schlechter gestellt sein dürfen, als in der freien Wirtschaft?


    Ist der Allgemeinheit eigentlich klar, was das im Umkehrschluss bedeutet?


    und da können die freien Träger noch so "tarifangelehnt" bezahlen, wie sie wollen.... wenn der TV-L (der gilt bei den ERziehern in Berlin) grottig ist, dann ist das so


    "Früher" also zur Jahrtausendwende, als es noch Erzieher im Überfluss gab, da konnten die freien Träger mit "besserem" (nicht artgerecht - da sind wir noch lange entfernt) Personalschlüssel punkten....

    jetzt nutzt es ja nix, wenn die stellen nicht besetzt sind...

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Davon habe ich noch nie gehört. Hier ist es jedem klar, dass im öffentlichen Dienst deutlich schlechter bezahlt wird, als in der freien Wirtschaft.

  • ich finde das schrecklich, eine Ausbildung zum erzieher mit Abitur dauert 4 jahre, ein Bachelor auch...von gleichgestellt im finanziellen Bereich kann man da aber keinesfalls sprechen...bei den personalschlüsseln, den nicht besetzten stellen muss man sich nicht wundern, den Job macht bis zur rente...(meine tochter hat ihre stelle am 1.9. angetreten, und im ersten Monat bereits 30 überstunden angehäuft)...

    ich fürchte, das fällt uns ganz übel auf die füsse...und verstehe immer noch nicht, weswegen menschen die mit kindern umgehen, die unsere Zukunft darstellen, so viel weniger verdienen als menschen die mit Sachen umgehen...oder Geld...

    dumm nur, dass man als arbeitende Eltern darauf angewiesen ist, sonst würde ich kitas als Eltern bestreiken, für mehr Geld und bessere Bedingungen für die menschen, die meine kinder betreuen...


    lg doris

  • Ich denke, das hat auch einen geschichtlichen Hintergrund.

    Ganz früher gab es Kindergärten damit die Kinder von arbeitenden Frauen nicht den ganzen Tag sich selbst überlassen waren.

    Nach dem 2. WK war das Standardmodell (zumindest in den alten Bundesländern), dass die 3-6-jährigen Kinder nur wenige Stunden täglich im Kindergarten waren. Dort wurde dann halt nur gespielt und gebastelt. Mehr war nicht nötig, den Rest erledigte die daheim bleibende Mutter...


    Das ist - glaube ich - immer noch tief in den Köpfen der politischen Entscheidungsträger drin.

    Und Genderscheiß ist es noch dazu.



    Die Frauen verdienen eh nur zu.





    https://www.naumburger-tagebla…-kinderbetreuung-28569270

  • Ohnezahn


    Du arbeitest nicht in einem sozialen Beruf, nehm ich an....


    Da wird so wenig aufgewertet und besser gezahlt wie in der Pflege.

    Warum auch? !


    So lange wir Deppen uns den Hintern aufreißen und Versorgung und Betreuung langsam schleichend immer mehr Einbußen erfahren und man sich dran gewöhnen kann, ist doch alles prima.


    Und die Menschen die gerade weder Pflege noch kinderbetreuung brauchen, denen geht das sonstwo vorbei und wenn sich das ändert, ist es zu spät.




    Erzieher/innen und Pflegepersonal hat nicht zu streiken. Das wäre ja unmenschlich #rolleyes



    Unmenschlich ist es jetzt, das muss bei der Bevölkerung ankommen und sich durch politische Maßnahmen verändern.

    Das wird noch jahre dauern, wenn es überhaupt nochmal besser wird....

  • Nach dem 2. WK war das Standardmodell (zumindest in den alten Bundesländern), dass die 3-6-jährigen Kinder nur wenige Stunden täglich im Kindergarten waren. Dort wurde dann halt nur gespielt und gebastelt. Mehr war nicht nötig, den Rest erledigte die daheim bleibende Mutter...

    Im Osten, wo die Kinder ganztätig im Kiga waren, ist der Personalschlüssel aber auch nicht besser.


    Wenn ich mir das Gruppenbild meines Kigas anschaue, dann waren wir 19 3-Jährige in einer Gruppe - mit einer (!) Erzieherin. Dabei gab es einen Bildungsplan, was den Kindern alles zu vermitteln war. Und das war deutlich mehr, als hier im Westkiga (mit deutlich höherem Betreuungsschlüssel) gelaufen ist (zumindest wenn ich das Vorschuljahr vergleiche, wo ich mich echt geärgert habe, weil die Erzieherinnen es für "normal" hielten, dass ein Kind sich im letzten Jahr furchtbar langweilt und gleichzeitig "angeleitete"Aktivitäten für nicht vereinbar mit der Konzeption hielten).

  • Die meisten "Entscheider" haben nunmal einen westdeutschen Hintergrund - auch im Osten ist das so.


    Kinder sind keine Wähler und ein Familienwahlrecht gibt es auch nicht.



    Ja die Kitas in der DDR.... Altershomogenes Arbeiten war üblich. Die Kinder wurden beizeiten "eingenordet" und hatten zu funktionieren. Individualität war nicht vorgesehen, individuelle Förderung nur im Bereich des Funktionierens. Also damit ein Kind "richtig funktioniert".

    Mittagsschlaf war Standard bis zur Einschulung - 1,5 bis 2 Stunden. Währenddessen saß die Erzieherin an ihrer Planung. War zwar alles genau vorgegeben, geplant werden musste jede einzelne Beschäftigung dennoch.



    Ich glaube nicht, dass so was heute noch allgemein akzeptiert würde. Naja, vielleicht ja doch #weissnicht

  • Ich denke die Bezahlung hat mit zuwenig Macht in den Verhandlungen zu tun. Wenn Erzieherinnen streiken ächzen die Eltern, tun sich für die Betreuung zusammen, nehmen Urlaub oder das Kind mit zur Arbeit. Nett für den Träger der muss nichts organisieren und Geld verliert er auch nicht...

  • ich finde das schrecklich, eine Ausbildung zum erzieher mit Abitur dauert 4 jahre, ein Bachelor auch...von gleichgestellt im finanziellen Bereich kann man da aber keinesfalls sprechen...bei den personalschlüsseln, den nicht besetzten stellen muss man sich nicht wundern, den Job macht bis zur rente...(meine tochter hat ihre stelle am 1.9. angetreten, und im ersten Monat bereits 30 überstunden angehäuft)...

    ich fürchte, das fällt uns ganz übel auf die füsse...und verstehe immer noch nicht, weswegen menschen die mit kindern umgehen, die unsere Zukunft darstellen, so viel weniger verdienen als menschen die mit Sachen umgehen...oder Geld...

    dumm nur, dass man als arbeitende Eltern darauf angewiesen ist, sonst würde ich kitas als Eltern bestreiken, für mehr Geld und bessere Bedingungen für die menschen, die meine kinder betreuen...


    lg doris

    Das ist leider ganz normal. 30 Überstunden sind noch recht wenig. Geh mal in Hotels arbeiten...und da verdient der Staat leider sehr gut mit. Kinderlose Personen werden in Deutschland mehr benachteiligt, sehe ich jeden Tag bei meinem Bruder. Die Arbeitsverhältnisse in Deutschland sind eine einzigste Zumutung...egal welche Branche.