Schwangerschaft und Unterricht mit körperlichen Übergriffen

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  • Huhu liebe Rabengemeinde,


    ich frage für meine liebe Kollegin, die grade schwanger getestet hat. Aber es würde mich in gleicherweise betreffen, wenn ich in nächster Zeit schwanger würde, daher bin ich sehr gespannt:


    Wir arbeiten in einer Förderschule (GBP+KBP), in unserer Klasse sitzen 8 Schülerinnen und Schüler, davon 3 körperlich TÄGLICH übergriffig. 2 davon starke Autisten. Es ist eine tägliche Herausforderung dort zu arbeiten, schon nicht schwanger... meine Kollegin war Anfang des Schuljahres 8 Wochen mit einer Gehirnerschütterung und den Folgen krank geschrieben, ich 1 Woche nach einer Schädelprellung, Bisse passieren regelmäßig, Kratzen und Spucken ins Gesicht täglich.


    So, nun sagt der Schulleiter sie sei schwanger, nicht krank. Er nimmt sie (Klassenleitung) auf keinen Fall aus der Klasse, würde mit ihr eine Gefährdungsbeurteilung duchsprechen und schauen was sie schützen kann- bei Übergriffen soll sie sich eben nicht dazwischen stellen...darüber kann ich echt nur lachen.


    Die Frauenärztin sagt, sie kann aus diesen Gründen kein schulisches Beschäftigungsverbot ausstellen, nur medizinisch. Ich hatte dies aber damals: erst für den Umgang mit Schülern, da kam ich ins Schulamt. Das kann sie sich auch vorstellen- das dürfte aber nur der SL, sie müsste sonst für Kosten aufkommen. Stimmt das? Hat sich da was geändert die letzen 4 Jahre? SL sagt, wenn er das täte, müsste er die Klasse zumachen, weil zu gefährlich für alle. Finde ich echt seltsam- in der Chemie kommen ALLE schwangeren bei meinem Mann sofort ins Büro und weg von den Anlagen, ohne Diskussion.


    Ich muss zugeben, ich bin bestürzt.


    Ich habe ihr nun geraten eine Zweitmeinung einzuholen.


    Ach und eine Randfrage noch: Darf man im ersten Trimester eine Amerikareise angehen? Davon hat die Ärztin auch dringend abgeraten. Ich kann es mir wegen der Strahlung vorstellen, sie meinte aber wegen des Stress, der Instabilität zu Beginn und der Probleme, wenn es eine Eileiterschwangerschaft wäre....


    Danke für eure Erfahrungen :)


    Ludo

    #herz -liche Grüße von Ludo und ihrer Rasselbande

  • Seid ihr denn eine Privatschule? Bei uns entscheidet das nicht die Schulleitung, sondern Personalverwaltung mit Hilfe von Betriebsarzt. Und Förderschullehrerinnen werden bei uns (Sachsen) sofort ins Beschäftigungsverbot geschickt. Vom Arbeitgeber wohlgemerkt.

    Also für mich klingt sowohl das verhalten des Schulleiters als auch der Frauenärztin nicht in Ordnung.

  • Nein, staatliche Schule. Ich bin verbeamtet, sie noch auf Probe.


    Mich schockt das auch total- ich kenne viele Schulen (die keine so heftigen täglichen Übergriffe haben), bei denen direkt ein BV erteilt wird- ob das nötig ist, ist die Frage. Ich habe die erste Schwangerschaft voll gearbeitet, aber es war auch ein anderes arbeiten. Bei der zweiten war es ähnlich, etwas weniger brisant und für mich ist klar- ich würde aktuell NIEMALS in diese Klasse schwanger gehen wollen. Aber sie weiß halt gar nicht, ob sie das so entscheiden kann...ja Amtsarzt wäre noch eine Option. Blöd ist halt, dass sie ja noch in der Probezeit ist.

    #herz -liche Grüße von Ludo und ihrer Rasselbande

  • Es ist richtig, daß nur der AG ein absolutes Beschäftigungsverbot aussprechen kann und die Ärztin ein individuelles. Es stellt sich aber die Frage, ob die Schulleitung dafür zuständig ist? Normalerweise macht das der Betriebsarzt. Gibt es eine Personalvertretung?

    Julia und Tochter (11/04), Tochter (04/08), Sohn (06/17) und Tochter (12/20)

    Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.


  • Also, bei mir war es damals aber sicher anders. Ich habe das BV von meiner Frauenärztin erhalten. Da bin ich ganz sicher...


    Es kann doch nicht sein, dass das System sie nicht schützt in so einem Fall. Ich sehe schon das Riesendrama, wenn ich auch schwanger werde :P


    Ja, PR haben wir.

    #herz -liche Grüße von Ludo und ihrer Rasselbande

  • Paragraph 4, Absatz 2, Punkt 8:


    „Werdende Mütter dürfen insbesondere nicht beschäftigt werden [...] mit Arbeiten, bei denen sie erhöhten Unfallgefahren [...] ausgesetzt sind.“

  • Ich weiß von einer Bekannten, die in einer psychiatrischen Klinik arbeitet, dass Schwangere ziemlich sehr schnell/sofort aus dem unmittelbaren Stationsdienst genommen werden müssen, egal wie hoch der Gefährdungsgrad wirklich ist. Kann sie sich an Betriebsrat/Gewerkschaft/ Personalrat oder so wenden?

    In dieser Klasse ist sie ja wirklich auch einem Infektionsrisiko ausgesetzt durch Beißen und Spucken, abgesehen von der Gefahr körperlicher Attacken. Puh!

  • ja, ich sehe das ganz genauso. Ich hoffe sie findet da einen guten Weg- wahnsinn was sie grade für einen Stress hat, statt sich freuen zu können....

    #herz -liche Grüße von Ludo und ihrer Rasselbande

  • Ich wollte noch zur Amerika-Reise schreiben, dass ich das total unsinning und überheblich finde. Wenn Deine Kollegin selbst Bammel vor der Reise hat und fürchtet, dass es zu stressig wird - ok, dann soll sie nicht fliegen. Aber von der Ärztin so ausgesprochen ist es einfach eine Bevormundung, die einer erwachsenen Frau gar nicht angemessen ist.

    Natürlich kann man über die Dauer der gesamten Schwangerschaft Flugreisen und sonstige Reisen jeder Art und Länge unternehmen. Ab 4 Wochen vor ET weigern sich die Fluggesellschaften uU, einen mitzunehmen, aber ich habe auch noch nie von einer gehört, der das tatsächlich passiert ist.

    Eine Freundin von mir muss zB beruflich 2-3 Tage in der Woche Dienstreisen per Flugzeug machen - das war auch schwanger überhaupt kein Problem für sie.

  • Das wird im Januar überprüft. Fehlender Titel wäre Grund für BV in der Schule. Dann kommt man ins Schulamt

    #herz -liche Grüße von Ludo und ihrer Rasselbande

  • Ich würde direkt an die Personalverwaltung gehen. Dorthin wo eh die Schwangerschaftsmeldung hingehen müsste damit der Dienstherr seiner Fürsorgepflicht nachkommen kann. Bei der Meldung gleich die besondere Gefährdung ansprechen. Und ne andere Ärztin aufsuchen. würde ich machen.

  • das ist ganz klar in der "Verordnung über den Mutterschutz für Beamtinnen (Mutterschutzverordnung - MuSchVO"geregelt und zwar:



    § 1

    (1) Eine Beamtin darf während ihrer Schwangerschaft nicht beschäftigt werden, soweit nach ärztlichem Zeugnis Leben oder Gesundheit von Mutter oder Kind bei Fortdauer der Dienstleistung gefährdet ist.


    und


    § 2

    5. für Arbeiten, bei denen die Beamtin infolge ihrer Schwangerschaft in besonderem Maße der Gefahr, an einer Berufskrankheit zu erkranken, ausgesetzt ist oder bei denen durch das Risiko der Entstehung einer Berufskrankheit eine erhöhte Gefährdung für die werdende Mutter oder eine Gefahr für die Leibesfrucht besteht;


    und


    8. für Arbeiten, bei denen sie erhöhten Unfallgefahren, insbesondere der Gefahr auszugleiten oder zu fallen, ausgesetzt ist;



    Sie soll sich an die nächsthöhere Instanz wenden oder an Ihre zuständige Referat Personalstelle für Beamte.

    Der Frauenarzt kann tatsächlich kein BV ausstellen, da die Gefährdung in der Arbeit liegt.

    Das gilt auch für Beamtinnen in Probe.

  • SL sagt, wenn er das täte, müsste er die Klasse zumachen, weil zu gefährlich für alle.


    Angesichts der krassen Verletzungen, die ihr da immer wieder erleidet wäre sogar das angemessen. Schützt euch Euer Arbeitgeber da überhaupt nicht? Das klingt ganz grausam Alles.

  • Wenn in NRW eine Lehrerin der Schulleitung ihre Schwangerschaft mitgeteilt, dann muss die Schulleitung umgehend diese Kollegin vom Dienst befreien bis der betriebsärztliche Dienst diese Kollegin gesehen hat. Umgehend ist von der Schulleitung eine Gefährdungsbeurteilung mit der Kollegin gemeinsam zu erstellen und dann sieht man weiter.

    In welchem Bundesland seid ihr beheimatet?

    LG
    rotesPesto mit ♂ Frühling '10, ♂ Sommer '06 und ♂ Herbst '12

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  • Hessen. Gefährdungsbeurteilung gibt es hier auch, aber das ist lächerlich...ich habe damals schwanger mit mehreren schlagenden, Tische und Stühle werfenden Schülern und welchen mit Krankenhauskeim gearbeitet- bis meine Frauenärztin die Notbremse zog...heute bin ich schlauer und würde das nicht mehr so mit mir machen lassen. Ich will aber nicht, dass ein falsches Bild entsteht- wir haben eigentlich eine TOLLE Schulleitung, auch sehr offen und bemüht. Aber in Sachen Schwangerschaft hat er da eine völlig andere Haltung: eben schwanger, nicht krank.


    Tja, und mit den täglichen Verletzungen...was soll er da groß tun? Wir sind die letzte Schule in dem System, danach käme nur noch nicht beschulbar oder Hausunterricht. Da ist er eben sehr dicht an den Bedürfnissen und Rechten der Schüler und vergisst manchmal etwas seine Lehrer. Die Entwicklung ist aber auch wirklich bedenklich- was wir vor einigen Jahren so 2-5 Schüler pro Schule hatten, haben wir die nun pro Stufe oder Klasse....es ist nicht leicht. Aber ich muss auch sagen- ich mag meine Arbeit und ALLE Schüler dennoch sehr, möchte das aber nicht schwanger machen müssen oder dass das andere Schwangere tun müssen.


    Sie war bei einer zweiten Frauenärztin, die hat ihr ein BV zugesichert, sobald dann die ganzen Titer und erste große Untersuchung mit Mutterpass war. Also: Ziel erreicht. Auch wenn das nun für mich vermutlich Mehrarbeit nach sich ziehen wird, denn wir erhalten kein Ersatz...es gibt keine verfügbaren Bewerber.

    #herz -liche Grüße von Ludo und ihrer Rasselbande