Sackgasse? Totaler Frust :(

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  • Hey liebe Raben,


    ich bin so dermaßen bis an die Substanz frustriert, dass ich diesen für mich neuen Weg des öffentlichen Schreibens einmal ausprobiere. Ich habe jetzt ein paar Tage darüber nachgedacht, und oft sind es ja doch Impulse von Außen, die weiterhelfen und vielleicht bekomme ich von Euch ein paar Denkanstöße. Eigentlich schätze ich die Anonymität des Netzes und habe auch jetzt ein paar Bedenken, dass mich jemand zuordnen kann. Ich kann einfach nur um Diskretion bitten. Bitte entschuldigt außerdem ein bisschen meine Ausdrucksweise, ich möchte mit meinen Urteilen hier niemanden abwerten oder angreifen, mir geht es tatsächlich nur um meine persönliche Perspektive.


    Vorweg meine aktuelle Lebenssituation:

    Ich bin 38 Jahre alt. Ich habe vier Kinder im Alter von 1-13 Jahren.

    Ich studiere Bildungswissenschaft im Master (jetzt erahnen einige sicher schon das Problem) und schreibe gerade meine Abschlussarbeit zum Thema berufliche Übergänge (haha). Ich habe sechs Jahre an der Uni als Hiwi gearbeitet. Meinen Bachelor habe ich in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften gemacht, zuvor habe ich eine Buchhändlerinnen-Ausbildung absolviert. Ich wohne in einem sogenannten "Mittelzentrum" in Norddeutschland.

    Meine Jobperspektive ist quasi gleich null. Ich bewerbe mich seit einem Jahr neben Baby und MA auf alle regionalen Stellen, die irgendwie passen. Durch meinen wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Hintergrund mit pädagogischer "Ergänzung" bin ich eigentlich für vieles irgendwie ein bisschen qualifiziert, aber für nichts so richtig. Einmal habe ich es für eine - sorry - popelige Projektstelle mit TVL 11 sogar ins Vorstellungsgespräch geschafft - und bin da offenbar nicht gut angekommen. Problem ist einfach, dass ich für so sozialwissenschaftliche Stellenanforderungen die persönlichen Kompetenzen nicht so mitbringe. Ich bin keine gute Netzwerkerin. Ich bin nicht immer angepasst. Ich wirke manchmal unsicher und dadurch inkompetent. Es ist für andere schwer, den roten Faden in meiner Biographie zu erkennen - für mich ja auch. Ich bin vielseitig interessiert und kann mich in fast alles gut reinarbeiten.


    Ich hasse es, für meine Situation bemitleidet zu werden. Ich hasse es, Absagen zu bekommen. Ich hasse es, mich ständig mit meinen Schwächen auseinandersetzen zu müssen (warum bin ich nicht souverän in Vorstellungsgesprächen, warum habe ich kein berufliches Selbstvertrauen, warum reichen meine Qualifikationen nicht, warum bin ich so introvertiert, warum bin ich so alt, warum habe ich damals nicht wie angedacht Medizin studiert, warum habe ich nicht irgendwas anderes studiert, warum habe ich aus meinen Talenten so wenig gemacht, warum lebe ich hier (komme ursprünglich aus eine prosperierenden Großstadt), warum kann ich nicht wie jeder Dulli einfach einen Job haben, der ansatzweise meinen Fähigkeiten entspricht und mich und meine Kinder ernährt #heul?)


    Aktuell habe ich eine Absage für ein Praktikum bei einem gewerkschaftlichen Bildungswerk hier vor Ort erhalten. Ich hätte dort für einen Mindestlohn gearbeitet. Obwohl ich meiner Ansicht nach passgenau für solch eine Tätigkeit qualifiziert bin. Obwohl ich seit 20 Jahren Gewerkschaftsmitglied bin. Obwohl ich keine komplette Berufseinsteigerin bin, alle Office-Anwendungen beherrsche und wirklich schnell eingearbeitet bin. Begründung war: Durch das hohe Arbeitsaufkommen hätte man keine Kapazitäten, sich um mich zu kümmern. Man, ich brauche das nicht. Ich brauche einen Rechner, eine grobe (!) Zielvorgabe und ich mache was draus. Ich beobachte und lerne sehr gut, ich will doch einfach nur arbeiten und ein bisschen Geld verdienen. Es reicht einfach sonst nicht. Mein Mann ist Sozpäd und verdient auch nicht die Welt. Wir müssen unser Auto und unser Reihenhaus abbezahlen. Nächsten Monat geht meine jüngste in die Krippe, damit ich meine MA schreiben kann und ich weiß nicht, wie ich das plus Studienbeiträge bezahlen soll. Ich kenne alle Unterstützungsmöglichkeiten, wenn wir Glück haben, bekommen wir ab nächstem Jahr Wohngeld. Ich finde das so kacke und bin gerade nur am heulen#heul. Ich schicke das jetzt einfach mal ab, es tut mir auf jeden Fall schon mal sehr gut, hier ein bisschen rumgejammert zu haben, das merke ich direkt.

  • Ich habe Dich gelesen und deine Situation liest sich wirklich multi-dumm-gelaufen. Ich knuddle Dich mal unbekannterweise, wenn Du magst ? #knuddel


    Wäre es eine Möglichkeit, als Quereinsteigerin ein Lehrerberuf zu gehen?

    Hier werden händerringend Lehrer gesucht (auch nicht-studierte) und die Tatsache, dass Du eigene Kinder hast und keine 20 mehr bist, wird Dir scher nicht negativ ausgelegt werden (würde es jedenfalls hier nicht, denn hier schreiben Schulrektoren ausdrücklichen in ihren Rundbriefen an die Elternschaft, dass man sich gern bei ihnen melden könne, wenn man Sport und Physik ode Musik und Geschichte unerrichten wollen würde).


    Alle Gute für Dich,

    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • Mir scheint, ein Problem ist, dass Du nicht weißt was Du machen willst, wo Du hin willst. Was kannst Du Dir vorstellen?


    Wenn man das nicht weiß, kann man auch keine Bewerbung passgenau schreiben und sich im Vorstellungsgespräch verkaufen.


    Zum Jobben würde mir in NRW die OGS einfallen. Das ist die offene Ganztagsschule, also die Nachmittagsbetreuung für Grundschüler. Da gibt es sehr viele Quereinsteiger und auch ungelernte Kräfte. Passen würde es ja auch.

  • Ich bin nicht ansatzweise so qualifiziert wir du und hab’s nur zu einem Diplom geschafft.

    Aber auch damit bin ich irgendwie nirgends gelandet und arbeite jetzt seit 3 Jahren in einem Käseladen, was super bei meinen Kindern anschließt und meistens auch Spaß macht.

    Intellektuell beansprucht ist man eher nicht, aber man wird bezahlt und hat abends genug Kapazitäten um sich auch auf die Kinder einzulassen.


    Lange Rede, kurzer Sinn: kuck doch mal ob du vielleicht auch irgendwo unterkommen kannst, wo du deine Abschlüssen nicht brauchst.

    (Und bleibst dich bewerben. ;))

  • Annie

    Danke fürs Knuddeln! Quereinstieg Lehramt geistert natürlich in meinem Kopf. Ich bin leider nicht so gut im Moderieren und Lehren, daher passt das eigentlich für mich nicht so richtig und ist auch der Grund, warum ich nicht auf Lehramt studiert habe. Ich habe früher in der Oberstufe fast ausschließlich 13-15 Punkte geschrieben und im Mündlichen stand ich dagegen meist bei 0 - maximal 7 Punkten. Ich kann leider spontan nicht so gut formulieren und bin auch nicht so schlagfertig.

    Ich komme übrigens aus NDS.


    FrauMahlzahn

    Wo ich hin will, was ich machen will? Das ist eine gute Frage! Ich weiß es anscheinend wirklich nicht. Ich weiß auch nicht, wie ich das jetzt noch rausfinden will? Ich habe mich echt intensiv mit vielen Optionen auseinandergesetzt. Ich weiß, dass ich nicht mehr im Buchhandel arbeiten möchte. Ich lese zu selektiv und bin nicht gerne täglich im Kundenkontakt. Die Arbeitszeiten und die Bezahlung finde ich schrecklich.

    Ich lehre nicht gerne. Ich forsche nicht gerne. Ich arbeite gerne Projekte ab, von der Planung bis zur Durchführung, ich bin empathisch und analysiere gerne und gut und habe einen Sinn für Ästhetik. Ich denke, dass ich also ergebnis- und kundenorientiert bin. Ich bin verantwortungsbewusst. Aber wie leite ich daraus ab, was ich machen will? Ich hätte supergerne bei dem Bildungswerk gearbeitet und deswegen verletzt mich die Absage so. Als ich damals anfing zu studieren, da hatte ich durchaus so im Kopf, in einer NGO/Gewerkschaft/Stiftung/Verlag zu arbeiten.

    Ich finde es auch sehr schwer, so von mir auszugehen, denn letztlich habe ich ja gar nicht die Wahl. Ich muss ja gucken, was der Markt hergibt. Meine Bewerbungsschreiben sind auch individualisiert und durch mehrere Profi-Hände gelaufen, ich glaube, da kann ich nicht mehr so viel optimieren. Außer mir eine neue Biographie ausdenken #nein.

    2 Mal editiert, zuletzt von Milone () aus folgendem Grund: Tippfehler

  • Ich bin leider nicht so gut im Moderieren und Lehren, daher passt das eigentlich für mich nicht so richtig und ist auch der Grund, warum ich nicht auf Lehramt studiert habe.

    Sieh es doch mal als positive Weiterentwicklungsmöglichkeit: Das kann man lernen ;)

    Nee, ernsthaft: Man muss nicht alles am Anfang gut können und wenn es etwas gibt, das man nicht nur fachlich lernen kann, sondern einem auch bei der Persönlichkeitentwicklung hilft, finde ich das eine gute Sache, der man ruhig nachgehen kann.


    Stell Dir einfach vor, Du KANNST gut gut moderieren und lehren, wäre diese Option dann für Dich attraktiver?

    Wenn ja, dann schau doch mal, ob Du nicht an diesem Punkt arbeiten kannst und willst. Es gibt gute und einfühlsame Trainings und Coachings im geschützen Raum dazu.


    LG,

    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • #knuddel


    Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie es dir geht. Deine Beschreibung klingt ganz ähnlich wie mein eigener Lebenslauf, nur mit mehr Kindern...

    Jede Absage, jede Idee die nicht funktioniert, schleudert auch mich immer wieder in die Hoffnungslosigkeit...


    Jobbörsen hoch und runterlesen kann man zwar machen, aber gerade im pädagogischen Bereich (wenn man nicht gerade Erzieherin, Sozialpädagogin o. Ä. ist), ist da leider selten etwas zu finden.

    Ich habe mal ein Buch über das Finden des Traumjobs gelesen - da ging es u. a. darum, dass nur der allerkleinste Teil der Stellen über Ausschreibungen vergeben werden. Viel mehr läuft über Inititativbewerbungen, noch viel mehr über ganz andere Wege (Vitamin B).


    Was ist mit deinem erlernten Beruf als Buchhändlerin? Gefällt dir das noch, könntest du vielleicht in dem Bereich Nebenjobben, um die Zeit bis zum Masterabschluss finanziell ein Wenig mehr abzufedern?

    Ich habe letztens beim Durchforsten von Stellenangeboten eine Stelle (Volontariat) bei einem sozialwissenschaftlichen Verlag gefunden - kommt sowas für dich vllt. in Frage? Bei deinem Ausbildungshintergrund könnte das ja passen...


    Warum hast du dich damals für den Master entschieden? Was wolltest du dadurch erreichen? (Das soll nicht urteilend klingen, sondern mich interessiert, was da für ein Zukunftswunsch dahintersteckt. Eine bestimmte Tätigkeit? Ein bestimmtes Gehaltsniveau?)


    Was ist mit dem Arbeitgeber deines Mannes (oder ähnlichen Organisationen) - gibt es da evtl. Arbeit, die so ganz grob zu deiner Qualifikation passen würde?


    Vielleicht kannst du an den Feiertagen irgendwas Symbolisches oder so tun und darum bitten, dass dein beruflicher Weg im Verlauf des nächsten Jahres klarer wird. Ich denke da an solche Jahreswechselrituale, von denen auch hier im Forum gerade öfters geschrieben wird. Oder einfach Jahresrückschau halten und dich darauf konzentrieren, was das neue Jahr im besten Fall POSITIVES! für dich bringen kann/soll.

    Aber dann auch wieder loslassen und ohne die Hintergrundpanik die Feiertage genießen. Ich weiß aber auch selbst, wie unglaublich schwer das ist....


    Ich wünsche dir und deiner Familie ein wunderschönes Weihnachtsfest! Und drücke die Daumen, dass sich im nächsten Jahr bei dir beruflich etwas tut, das dir zu mehr Zuversicht verhilft.

    "Eigentlich weiß man nur, wenn man wenig weiß. Mit dem Wissen wächst der Zweifel." (Goethe)

  • Danke liebe dacarrot! Erst mal - wieso "nur" Diplom??? Das ist einem Master gleichwertig? Oder warst du an der FH? Trotzdem ist das doch ein toller Abschluss! Ich finde es toll, dass du jetzt zufrieden bist, das ist ja die Hauptsache!

    Ich habe angefangen zu studieren, weil ich im Buchhandel nicht glücklich war. Ich würde gerne gerne familienkompatible Arbeitszeiten und einen halbwegs angemessenen Studenlohn bekommen #haare. Ich überlege ja, in dem Strickladen nachzufragen, ob sie eine Verkäuferin als Aushilfe brauchen. Aber habe ich dafür zehn Jahre meines Lebens und das meiner Familie belastet? Um am Ende wieder Aushilfe im Verkauf mit miesem Stundenlohn zu sein?#crying

  • bärin

    Danke auch für deine Gedanken! Ich muss mich jetzt leider vom Rechner trennen, aber ich habe dich gelesen und schreibe später was dazu. Ich hatte irgendwo auch schon mal von dir gelesen und gleich gedacht, dass wir irgendwie im selben Boot sitzen. #hmpf

  • Erst einmal einen dicken #knuddel, wenn Du magst!


    Ich glaube, ich würde versuchen, das Berufsproblem in mehrere Teilschritte aufzudröseln:

    1. Kurzfristig: einen Job finden, der Geld hereinbringt, um Krippe, Haus etc. zu finanzieren. Bedingung: er muss es Dir ermöglichen, Deine Masterarbeit in absehbarer Zeit fertig zu bekommen. Alles andere (ob er Spaß macht, ob er zu dem passt, was Du studiert hast etc.) ist erst mal wurscht.

    2. Mittelfristig: die Suche nach dem Job, den Du eigentlich möchtest/evtl. Weitere Qualifikation, Coaching. Dafür bekommst Du hier sicherlich viele Hilfen.


    (Sorry, Stillhirn mit Schlafmangel, irgendwie kann ich gerade nicht besser denken/schreiben).

    • Offizieller Beitrag

    Aktuell habe ich eine Absage für ein Praktikum bei einem gewerkschaftlichen Bildungswerk hier vor Ort erhalten. Ich hätte dort für einen Mindestlohn gearbeitet. Obwohl ich meiner Ansicht nach passgenau für solch eine Tätigkeit qualifiziert bin. Obwohl ich seit 20 Jahren Gewerkschaftsmitglied bin. Obwohl ich keine komplette Berufseinsteigerin bin, alle Office-Anwendungen beherrsche und wirklich schnell eingearbeitet bin. Begründung war: Durch das hohe Arbeitsaufkommen hätte man keine Kapazitäten, sich um mich zu kümmern. Man, ich brauche das nicht. Ich brauche einen Rechner, eine grobe (!) Zielvorgabe und ich mache was draus. Ich beobachte und lerne sehr gut, ich will doch einfach nur arbeiten und ein bisschen Geld verdienen.

    schreib denen eine antwort, wo ungefähr das obige drinsteht. vielleicht halten sie dich in evidenz.


    mein mann hat vor zwei jahren bewerbungen geschrieben. da er bisher immer das glück hatte, dass menschen auf ihn zukamen und wollten, dass er für sie arbeitet, war es das erste mal in seinem leben, dass er den vollen bewerbungslauf hatte. die schreiben, die er verfasst hat, würden jedem berater die haare zu berge stehen lassen. sie waren unkonventionell, ehrlich und witzig. und er bekam durchaus gute antworten. absagen waren ungefähr so, dass sich die personaler bedankten für das ehrliche und offene anschreiben, dass er aber nicht in die firma passt bzw. dass es passendere menschen gäbe. und dort, wo er zu bewerbungsgesprächen eingeladen wurde, bekam er das feedback, dass es erfrischen anders war und man sich so schon eine vorstellung von ihm machen konnte.


    also: versuche nicht, etwas zu simmulieren, was du nicht bist, erkläre, wie du bist und was die firma an dir hat. auch vielseitigkeit ist gesucht.


    (wobei man sagen muss, dass wir in österreich leben und hier eventuell nicht soooo viel wert auf formalismen und korrektheit gelegt wird, wie in deutschland)

  • Hallo Du,

    das ist wirklich eine schwierige Situation, in der du da steckst. Ich habe es bisher so erlebt, das deinem Traumbereich NGO/Stiftungen/Verlage von sehr vielen Bewerbern sehr begehrt sind und dass sie Stellen dann an die vergeben werden, die schon viele Jahre Berufserfahrungen in entsprechend ähnlichen Projekten oder auf ähnlichen Stellen gesammelt haben.

    Hast du dich im Bereich Bildungswissenschaften spezialisiert? Den Abschluss machst du ja erst noch. Da ist es auch nochmal schwieriger schon vorher eine Stelle zu finden.

    Als Idee möchte ich Dir noch da lassen, dass es vom Wissenschaftsladen Bonn eine wöchentliche Zeitschrift gibt, in der sehr, sehr viele Stellenanzeige aus Tageszeitungen gesammelt sind für deinen Bereich, sortiert nach Postleitzahlen. In größeren Bibliotheken gibt es die auch. So geht einem eigentlich keine ausgeschriebene Stelle durch die Lappen.

  • Dein Post könnte von mir sein, beinahe wortwörtlich... allerdings hab ich zwei kinder weniger und bin etwas spezieller Qualfiziert, sprich, noch unvermittelbarer ;)


    Aktuell habe ich eine Absage für ein Praktikum bei einem gewerkschaftlichen Bildungswerk hier vor Ort erhalten. Ich hätte dort für einen Mindestlohn gearbeitet. Obwohl ich meiner Ansicht nach passgenau für solch eine Tätigkeit qualifiziert bin. Obwohl ich seit 20 Jahren Gewerkschaftsmitglied bin. Obwohl ich keine komplette Berufseinsteigerin bin, alle Office-Anwendungen beherrsche und wirklich schnell eingearbeitet bin. Begründung war: Durch das hohe Arbeitsaufkommen hätte man keine Kapazitäten, sich um mich zu kümmern. Man, ich brauche das nicht. Ich brauche einen Rechner, eine grobe (!) Zielvorgabe und ich mache was draus. Ich beobachte und lerne sehr gut, ich will doch einfach nur arbeiten und ein bisschen Geld verdienen. Es reicht einfach sonst nicht.

    du hast ein ähnliches Problem wie ich... Du bist Ende 30, hast aber für eine "richtige" Stelle nicht genug Arbeitserfahrung, für ein Praktikum hingegen zuviel. Deshalb hast Du das Ding nicht bekommen - wer 5 Jahre als Hiwi gearbeitet hat, der braucht nicht wirklich mehr ein Praktikum. ausserdem bist Du zu alt und zu weit im Berufsleben.

    Jedenfalls ist das die Erfahrung, die ich mache. Von meinem Alter und meinem Standing her (ich bin seit diesem Jahr promoviert) muss ich einen richtigen Job haben, aber die Arbeitserfahrung gibt das nicht her. Praktika hingegen krieg ich nicht, da ich überqualifiziert bin (mit ganz wenigen Ausnahmen). Wer stellt eine Praktikantin ein, die gleich alt wie und womöglich qualifizierter als der Chef/die Chefin ist?

    Ich hasse es, für meine Situation bemitleidet zu werden. Ich hasse es, Absagen zu bekommen. Ich hasse es, mich ständig mit meinen Schwächen auseinandersetzen zu müssen (warum bin ich nicht souverän in Vorstellungsgesprächen, warum habe ich kein berufliches Selbstvertrauen, warum reichen meine Qualifikationen nicht, warum bin ich so introvertiert, warum bin ich so alt, warum habe ich damals nicht wie angedacht Medizin studiert, warum habe ich nicht irgendwas anderes studiert, warum habe ich aus meinen Talenten so wenig gemacht, warum lebe ich hier (komme ursprünglich aus eine prosperierenden Großstadt), warum kann ich nicht wie jeder Dulli einfach einen Job haben, der ansatzweise meinen Fähigkeiten entspricht und mich und meine Kinder ernährt #heul?)

    #liebdrück


    ich halte es für Unsinn, einen reinen Geldjob zu suchen. Da wirst Du nicht glücklich, und da Du genau deswegen das Studium angefangen hast, würde ich tatsächlich in die Richtung suchen, in die's gehen soll. Souveränität in Vorstellungsgesprächen kann man wohl tatsächlich üben - ich kann's auch nicht, mir wurde aber mal gesagt, dass man sich da coachen lassen kann - und das Arbeitsamt bietet wohl solche Kurse an.

    Ich denke mir mal, Deine Qualifikationen reichen :) du hast einen sozialwissenschaftlichen Background und bald einen Master in Bildungswissenschaften - hier würde das in Richtung Arbeit in der Schulverwaltung (also nicht an einer Schule selbst, sondern am Ministerium), Arbeit in Bildungswissenschaftlichen Projekten an einer FH etc, gehen. Oder Beratungsjobs - Student*innenberautung, Schüler*innenberatung etc. Hier wären die Verwaltungen, Städte, oder der Bund Arbeitgeber (ich kenne mich für D leider nicht so gut aus, da kenne ich nur die Hochschullandschaft gut, und an der Hochschule bleiben macht nur Sinn, wenn man promovieren will, und das ich glaube, das ist nicht Dein Ziel, oder)


    aber ja, ich kann Deine Gedankengänge sehr nachvollziehen. Ich will auch einfach einen Job, der einigermassen meinen Fähigkeiten entspricht und mich und meine Kinder ernährt. Und scheinbar schaffen das alle ausser ich. #crying

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Ich studiere Bildungswissenschaft im Master (jetzt erahnen einige sicher schon das Problem) und schreibe gerade meine Abschlussarbeit zum Thema berufliche Übergänge (haha).

    Du hast mit dem Studium in einer späteren Phase Deines Lebens angefangen. Das fällt nicht mehr unter "jugendicher Leichtsinn". Welches Ziel hast Du mit diesem Studium verfolgt? Wo wolltest Du hin?


    Mein erster Gedanke war, dass das sehr gute Voraussetzungen sind, um freiberuflich Seminare anzubieten (anfangen würde ich mit "berufliche Übergänge"). Aber dazu passen die anderen Sachen nicht die Du schreibst. Dafür brauchst Du etwas Standing und solltest Spaß daran haben, mit einer Gruppe zu arbeiten.


    Aktuell habe ich eine Absage für ein Praktikum bei einem gewerkschaftlichen Bildungswerk hier vor Ort erhalten. Ich hätte dort für einen Mindestlohn gearbeitet. Obwohl ich meiner Ansicht nach passgenau für solch eine Tätigkeit qualifiziert bin.

    Das ist völlig korrekt. Das gewerkschaftliche Bildungswerk tut gut daran, Dich nicht zum Dumpinglohn einzustellen. Das würde deren eigene Glaubwürdigkeit untergraben.





    Aber meine Grundfrage wäre wirklich, was willst Du?


    Was war der Job, von dem Du geträumt hast, als Du 12, 13, 14 oder 15 Jahre alt warst?

  • du hast ein ähnliches Problem wie ich... Du bist Ende 30, hast aber für eine "richtige" Stelle nicht genug Arbeitserfahrung, für ein Praktikum hingegen zuviel. Deshalb hast Du das Ding nicht bekommen - wer 5 Jahre als Hiwi gearbeitet hat, der braucht nicht wirklich mehr ein Praktikum. ausserdem bist Du zu alt und zu weit im Berufsleben.

    Jedenfalls ist das die Erfahrung, die ich mache. Von meinem Alter und meinem Standing her (ich bin seit diesem Jahr promoviert) muss ich einen richtigen Job haben, aber die Arbeitserfahrung gibt das nicht her. Praktika hingegen krieg ich nicht, da ich überqualifiziert bin (mit ganz wenigen Ausnahmen). Wer stellt eine Praktikantin ein, die gleich alt wie und womöglich qualifizierter als der Chef/die Chefin ist?

    Das wollte ich auch schreiben...


    Ich habe es noch nicht ganz herausgelesen, welches wäre dein absoluter Traumjob? Völlig losgelöst von deinen bisherigen Qualifikationen.

    Das Wissen von heute ist der Irrtum von morgen.

  • Jedenfalls ist das die Erfahrung, die ich mache. Von meinem Alter und meinem Standing her (ich bin seit diesem Jahr promoviert) muss ich einen richtigen Job haben, aber die Arbeitserfahrung gibt das nicht her. Praktika hingegen krieg ich nicht, da ich überqualifiziert bin (mit ganz wenigen Ausnahmen). Wer stellt eine Praktikantin ein, die gleich alt wie und womöglich qualifizierter als der Chef/die Chefin ist?

    In dem Fall kann man kann man seine Fähigkeiten freiberuflich anbieten. Meine "Berufserfahrungen" basierten alle auf Honorartätigkeiten. Letztlich ist das qualifizierter als ein "Praktikum", da Dich jemand für Deine konkreten Fähigkeiten bezahlt hat und nicht nur dafür, dass Du im Büro beim Kaffeekochen zugeschaut hast (überspitzt gesagt). Eine Praktikum sind noch keine "Berufserfahrungen".

  • Ich kann deinen Frust verstehen und wünsche dir alles Gute! #knuddel

    was mir beim Lesen aufgefallen ist: du hast vier Kinder, nebenbei studiert und als hiwi gearbeitet. Das zeigt, du kannst gut organisieren und bist belastbar. Ich würde versuchen, dass bei Bewerbungen zu betonen.

  • katrin, ich finde, das mit dem Praktikum hängt schon auch sehr vom Praktikum ab, oder? Das kann man ja auch in Bewerbungen entsprechend angeben. Ich habe beispielsweise mal in einem Verlag ein Praktikum gemacht und im Zuge dessen dort vollkommen selbstständig eingesendete Manuskripte lektoriert und bewertet, die genauso ohne nochmals von jemandem gegengelesen angenommen wurden. ( also die Bewertungen die an die Redakteure weitergingen). Und Klappentexte habe ich auch geschrieben, die wurden nur noch mal kurz durchgelesen und nicht geändert. Ich finde, das gilt als Berufserfahrung :)

    kLeiN- uNd GrOß-SchrEibUnG hat mein Handy gefressen...

  • Ich war gestern zu erledigt, habe aber alles gelesen und werde gleich auch noch mal einzeln auf die Beiträge eingehen. Erstmal vielen Dank für die vielen Rückmeldungen. Das Verständnis tut mir sehr gut, denn auch wenn ich es eigentlich nicht so eindimensional sehe, so ist es doch sehr naheliegend, die Schuld und Verantwortung für meine Situation ausschließlich bei mir zu suchen. Nur, das nützt mir gar nichts, denn es ändert nichts außer, dass es mein Selbstvertrauen und meine Lebenszufriedenheit angreift. Nichtsdestotrotz habe ich über die Zeit schon gelernt, dass Eigeninitiative und Weiterentwicklung und "Raus-aus-der-Komfort-Zone" entscheidende Handlungsmotive sein müssen. Ich habe aber - trotz Selbstzweifel und partieller Unsicherheiten - genug Selbstvertrauen und Mut, Verschiedenes auszuprobieren.


    Daher Annie schließe ich dieses Lehramtsding für mich auch nicht mehr ganz so kategorisch aus. Ich werde mich dazu demnächst mal näher informieren. An welche Coachings bzw. Angebote in der Richtung hast du gedacht? Ich weiß, dass es an meiner Uni dazu immer mal was gibt, aber das geht i.d.R. nicht über einen kurzen Mini-Workshop hinaus. Da passiert dann natürlich nur maximal sowas wie: wir stellen uns vor, üben zwei, drei Redebeiträge frei vorzutragen und dann gibt es die Feedbackrunde. Klar ist sowas nicht schlecht, aber auch nicht unbedingt sehr nachhaltig, zumindest nicht mit meinen persönlichen Dispositionen.


    Weil einige fragten, warum der Master?

    Ich war zum Zeitpunkt meines Studienabschlusses an der Uni beschäftigt und mit meinem wissenschaftlichen Vier-Fächer-Bachelor bereits etwas überfordert, was die Stellensuche angeht. Zudem habe ich - durch mein Umfeld bedingt - die Uni als Arbeitgeber in Betracht gezogen, da alle meine Bekannten und ehemaligen Kommilitonen an der Uni waren und das Tarifsystem im ÖD war für mich schon ein Anreiz, mich weiterzuqualifizieren. Auch hatte ich glaube ich immer das Gefühl, dass es immer nicht reicht, was ich kann und ich alle Hürden beiseite räumen muss, die mir Zugänge verstellen. Warum dieser Master? Ich dachte, mit diesem zusammengefasst wirtschaftspädagogischen Studium sei ich gut präpariert für viele Stellen, die für mich in Frage kommen. Personal, Projektmanagement, irgendwie sowas.


    bärin

    Ja, die Stellen sind generell eher rar. Wobei ich schon ca. 2-4 Stellen im Monat sehe, auf die ich mich bewerben könnte. Ich habe ja in meiner Hiwi-Zeit auch Studierende beim Übergang in den Beruf beraten (haha) und daraus für mich mitgenommen, dass einige Anforderungen in den Stellenprofilen fakultativ sind und wenn man die richtige Qualifikation besitzt, es immer besser ist, sich zu bewerben, als es nicht zu tun. Und, dass es tendenziell vor allem Frauen sind, die sich nicht bewerben, wenn sie vermeintlich bestimmte Anforderungen nicht erfüllen.

    Magst du mir mal per PN den Verlag nennen mit dem Volontariat? Voraussetzung für meinen Job ist, dass ich pendeln kann, da ich ortsgebunden bin.

    Der AG meines Mannes ist übrigens kirchlich. Ich selbst bin kein Kirchenmitglied, daher gibt es dort nichts für mich. Mein alter Job ist ab Januar (also wenn es finanziell eng wird) leider keine Option. Die brauchen an Weihnachten Unterstützung oder im Schulbuchgeschäft. Januar ist immer ganz schlecht. Auch wäre es für mich ein persönlich schwer auszuhaltender Rückschritt, auch wenn es nur übergangsweise wäre.

    Jahreswechselritual ist eine gute Sache, das habe ich tatsächlich auf dem Zettel. Ja, und das stärkt und gibt einem das Gefühl, das eigene Leben steuern zu können. Ich habe so ein Leuchtturm 1917-Buch, da werde ich mir auch was notieren, so Bullet-Journal-mäßig.


    Ich wünsche dir auch ein tolles Fest und viel guten Mut und Stärke für das neue Jahr! Ich würde mich freuen zu hören, wie es bei dir weitergeht.


    Schlüsselblume

    Ja, das hast du gut auf den Punkt gebracht. Mit dem Bildungswerk hätte ich halt beide Baustellen (Finanzen und Lebenslauf) auf einmal bearbeitet. Daher war ich so enttäuscht. Deswegen licht werde ich da auch noch mal nachfassen. Aber letztlich war es dort eine Team-Entscheidung, und die muss ich halt akzeptieren.


    Lina2

    Danke! Ich habe tatsächlich noch eine Ausschreibung gefunden, die ich noch nicht kannte.


    ainu

    Du sprichst mir echt aus dem Herzen. Beratung ist tatsächlich auch Thema meiner MA und ich habe mich natürlich auch schon bei der hiesigen Agentur für Arbeit als Beraterin beworben. Danke! Wie gehst du denn bei der Jobsuche vor? Du kannst mir gerne auch eine PN schreiben oder so, falls du Lust hast.


    Astarte

    Das mit dem jugendlichen Leichtsinn klingt herablassend, aber ich gehe mal davon aus, dass du das nicht so gemeint hast.

    Weil du das mit dem Freiberuflichen so schreibst und ich an sich die Idee natürlich auch gut finde würde gerne konkreter wissen, was du da gerade im Kopf hast bzw. welche eigenen Erfahrungen du damit gesammelt hast. Ich kenne hier vor Ort keinen, der Bedarf an solch einem Seminar hätte, da diese hier durch Institutionen kostenfrei angeboten werden (Schule, Uni, Arbeitsagentur, Erwachsenenbildungseinrichtungen).

    Mit 12-15 hatte ich überhaupt keine Idee, was ich später machen wollte. Ich hatte auch damals schon sehr viele Interessen (Malen, Lesen, Politik...) und mein Hauptfokus war Schule, über die ich mir sehr viel Anerkennung bekommen habe. Als Grundschülerin wollte ich gerne Schriftstellerin werden, so wie Astrid Lindgren oder Enid Blyton :D.

    Das ist völlig korrekt. Das gewerkschaftliche Bildungswerk tut gut daran, Dich nicht zum Dumpinglohn einzustellen. Das würde deren eigene Glaubwürdigkeit untergraben.

    Das hast du falsch verstanden. Ich habe mich nach einem Tipp aus meinem Netzwerk dort initiativ beworben mit dem Wunsch nach einer Berufseinstiegsstelle. Meine Nachbarin meinte, sie hätten da so viel zu tun, ich sei ja passend qualifiziert und eigentlich bräuchten sie da Unterstützung, so dass ich mich ruhig mal initiativ bewerben könne.

    Im Gespräch mit der Leitung hat sich dann rausgestellt, dass keine Neueinstellungen geplant seien. Sie würde aber angesichts meines Hintergrundes ihrem Team vorschlagen, mir ein Praktikum zu ermöglichen. Sie könne aber nur den Mindestlohn zahlen. Das Team hat sich aber dagegen entschieden, weil keiner für sich Kapazitäten sieht, mich einzuarbeiten bzw. sich gut zu kümmern.


    So, muss jetzt Weihnachtsfrühstück machen, ich versuche einfach, in den nächsten Tagen hier präsent zu sein und danke wirklich allen für die Beteiligung!!! Ich wünsche Euch allen frohe Weihnachten#herz!

    • Offizieller Beitrag

    Deswegen licht werde ich da auch noch mal nachfassen. Aber letztlich war es dort eine Team-Entscheidung, und die muss ich halt akzeptieren.

    es gibt tausende gründe, warum die person, die ausgewählt wurde, dann doch nicht passt. ich hab schon so viel erlebt. menschen, die am ersten tag einfach nicht auftauchen oder nach einer woche den job wieder schmeissen. menschen, die zwar super sympatisch wirken und ins team zu passen scheinen, aber dann nix auf die reihe kriegen und nach einem monat wendet man sich den anderen bewerbern zu.


    und wie geschrieben, vielleicht halten sie dich in evidenz. ich hab mal nach einem halben jahr eine anfrage bekommen, ob ich noch interesse hätte.


    und weil der rote faden fehlt: du kannst viel, du tust dir leicht, neues zu erfassen, etc. das, was du so negativ darstellst, ist eine stärke von dir! als erstes musst du überzeugt sein und dann werden es die anderen auch sein.


    alles gute dir!