Buch- und Filmtips gesucht: Deutsche Geschichte 18. und 19. Jahrhundert

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    • Offizieller Beitrag

    als Fachidiotin muss ich dann da doch sagen: wenn man was zur deutschen Geschichte zwischen 1700 und 1900 erfahren will, dann lese man Fachliteratur (oder von mir aus noch Literatur aus der Zeit)

    historische Romane können nette Unterhaltung sein, aber die meisten sind schlecht recherchiert.

    Echt? Ich finde, gerade im Bereich der Kinder- und Jugendbücher gibt es exzellent recherchiert und gut geschrieben Bücher, die gut einen Eindruck und Wissen um die Zeit vermitteln können. Ich weiß nicht, ob ich ohne die Romane von Kordon, Fährmann, Rosemary Sutcliff, Cili Wethekam und anderen später Geschichte studiert hätte. Und ich war beeindruckt, als ich später realisierte, dass beispielsweise Wiebke von Thadden die MGH (no less) als Quelle nutzte.

  • Ich finde vor allem zeitgenössische Literatur kann doch einen anderen Eindruck von historischen Hintergründen vermitteln, - also deutsche Geschichte durch das Lesen von Schiller, Heine, Fontane, Mann, Fallada usw. bzw. auch über Literatur andere Länder, Zola, Balzac, Stendhal, Dostojewsi, Tolstoi, Musil.

    Wer das nicht selber lesen möchte, kann ja Literaturverfilmungen nutzen;)



    Mit neueren historischen Romanen kenne ich mich nicht aus, allerdings habe ich zwei tolle Romane von Zweig gelesen, einmal über Fouché und einmal über Marie Antoinette - und die waren sehr gut geschrieben und meines Erachtens auch sehr gut recherchiert.

    Interessant fand ich auch historische Romane von Heinrich Mann (Henry IV) oder von Feuchtwanger (Jüdin von Toledo, Goya, die häßliche Herzogin, Jud Süß - letzteres hat nichts mit dem Propagandafilm zu tun) - hier sind allerdings bei beiden Schriftstellern auch einige ungenaue historische Zusammenhänge - trotzdem lohnt sich die Lektüre und ist doch schon mal ein guter Ausgangspunkt für die weitere Beschäftigung - die historischen Eckdaten stimmen;)

  • ja klar, zeitgenössische Literatur. Aber das ist was ganz anderes als ein historischer Roman. Und Heinrich Manns Henri IV Bücher sind aus den 1930er Jahren - die historische Forschung ist einfach viel viel viel weiter, in den 1930er Jahren interessierten andere Zusammenhänge, und ich bin immer noch der Meinung, dass historische Romane vor allem auch viel über die Zeit aussagen, in der sie geschrieben wurden, und nicht unbedingt soviel über die Zeit, in der sie gesetzt sind. Und bloss weil die historischen Eckdaten stimmen heisst das noch lange nichts.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • als Fachidiotin muss ich dann da doch sagen: wenn man was zur deutschen Geschichte zwischen 1700 und 1900 erfahren will, dann lese man Fachliteratur (oder von mir aus noch Literatur aus der Zeit)

    historische Romane können nette Unterhaltung sein, aber die meisten sind schlecht recherchiert.

    Echt? Ich finde, gerade im Bereich der Kinder- und Jugendbücher gibt es exzellent recherchiert und gut geschrieben Bücher, die gut einen Eindruck und Wissen um die Zeit vermitteln können. Ich weiß nicht, ob ich ohne die Romane von Kordon, Fährmann, Rosemary Sutcliff, Cili Wethekam und anderen später Geschichte studiert hätte. Und ich war beeindruckt, als ich später realisierte, dass beispielsweise Wiebke von Thadden die MGH (no less) als Quelle nutzte.

    ich sage nicht, dass alle schlecht recherchiert sind, mitnichten. Bei vielem vermischen sich die Grenzen zwischen historisch fundiert und erfunden. Natürlich ist ein historischer Roman eben ein Roman - die künstlerische Freiheit zu erfinden ist nötig und richtig - aber diese Bücher dann benutzen zu wollen, um mehr über Geschichte zu erfahren? Warum nicht die richtigen Sachen lesen? Zudem mögen etwa Suthcliffs Bücher für damalige Verhältnisse gut recherchiert worden sein, aber mittlerweile ist die Forschung 40 Jahre weiter.

    Und eben siehe oben, viele haben historische Romane geschrieben, um die eigene Zeit kritisieren zu können - siehe Umberto Eco etwa.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Dann eine Frage an die "Fachidiotinnen": Ich bin ein großer Jane Austen Fan und ich kann mich mit ihren Büchern wunderbar in diese Zeit hineinversetzen. Gibt es so ähnliches auch in der deutschen Literatur?

    holly mit Tochter (07/03) und Sohn (06/06)

  • Dann eine Frage an die "Fachidiotinnen": Ich bin ein großer Jane Austen Fan und ich kann mich mit ihren Büchern wunderbar in diese Zeit hineinversetzen. Gibt es so ähnliches auch in der deutschen Literatur?

    Karoline von Günderrode? Sophie La Roche? Bettina von Arnim?

    Ansonsten gibt es auch das Tagebuch von Henriette Herz etwa - das ist auch ungefähr die gleiche Zeit.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

    Einmal editiert, zuletzt von ainu ()

  • ainu Ich finde die historischen Eckdaten sind doch zunächst kein schlechter Einstieg - ich habe die Romane von Heinrich Mann und Feuchtwanger als Jugendliche so mit 16/ 17 gelesen, - quasi parallel zum Schulunterricht, Sachbücher habe ich da zwar auch schon gelesen - aber grundsätzlich habe ich Fachliteratur erst so richtig im Studium entdeckt - also ab 18 aufwärts - und es gibt ja durchaus auch schlechte Sachbücher bzw. muss man Sachbücher eben auch erst kritisch lesen lernen;) Ich weiß aber schon, was du meinst, - Mann hat Henry IV z.bsp. als idealisierten Stalin gezeichnet - da sollte man dann auch mal eine Heinrich Mann Biographie lesen bzw. sich über das Werk informieren, sonst ist das so eine Sache mit dem Verständnis. Immerhin kann man nach dem Buch die Bartholomäusnacht zur Hochzeit von Henry IV und Margarete von Valois nicht mehr vergessen und zeitlich einordnen.

    Und wer Krieg und Frieden liest, weiß zumindest mit den napoleonischen Eroberungskriegen etwas anzufangen - ich glaube nicht, dass besonders viele Menschen eine Vorstellung von der Rolle Russlands oder dem Frieden von Tilsit haben - da sind diese Eckdaten doch schon mal ganz gut und nebenbei ist es ja auch noch richtig gute Literatur:)

    Klar - aus dem Blickwinkel eines Historikers mag das nicht besonders anspruchsvoll sein, - aber für eine bessere Allgemeinbildung reicht es doch allemal;)

  • *wow*
    Da hat sich sich ja langsam ganz schön was angesammelt, danke!

    als Fachidiotin muss ich dann da doch sagen: wenn man was zur deutschen Geschichte zwischen 1700 und 1900 erfahren will, dann lese man Fachliteratur #angst (oder von mir aus noch Literatur aus der Zeit)

    historische Romane können nette Unterhaltung sein, aber die meisten sind schlecht recherchiert.

    als ähnliche fachidiotin gebe ich dir recht aber je nach dem wer (alter, interessen, buchleseverhalten, usw) diese bücher lesen soll, fänd ich als einstieg nicht verkehrt, wenn man romane liest und serien/filme schaut, mit dem hinweis: mit vorsicht zu genießen, nicht alles als bare münze zu nehmen, ggf. nachfragen, recherchieren.

    Ich habe für meine Tochter gefragt.

    Svanhild interessiert sich durchaus für Geschichte und liest sich, wenn das Interesse erstmal geweckt ist, auch tiefer in ein Thema ein. Und für diesen Einstieg finde schöne Literatur und gute Verfilmungen ganz hilfreich.

    "Über besorgte Bürger wusste er Bescheid. Wo auch immer se sich aufhielten: Sie sprachen immer die gleiche private Sprache in der "traditionelle Werte" und ähnliche Ausdrücke auf "jemanden lynchen" hinaus lief." Terry Pratchett: Die volle Wahrheit
    LG Bryn mit Svanhild (*01), Arfst (*02), Singefried (*09) und Isebrand (*12)

    Einmal editiert, zuletzt von Bryn ()

    • Offizieller Beitrag

    Ich weiß nicht, ob ich ohne die Romane von Kordon, Fährmann, Rosemary Sutcliff, Cili Wethekam und anderen später Geschichte studiert hätte

    bei mir war es eine kinderversion von Ilias und Odysee, die ich in der grundschule gelesen hatte, die meine interesse an antike weckte.

    Svanhild interessiert sich durchaus für Geschichte und liest sich, wenn das Interesse erstmal geweckt ist, auch tiefer in ein Thema ein. Und für diesen Einstieg finde schöne Literatur und gute Verfilmungen ganz hilfreich.

    eben.

  • holly

    Autobiographisch aus Männersicht: Der arme Mann im Tockenburg von Ulrich Bräker. Spielt irgendwo in den Alpen und auch in Deutschland.

    Bräkers Selbstzeugnis ist einer der wichtigsten autobiographischen Texte aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das "spielt" nicht, sondern Bräker wuchs auf dem Gebiet der heutigen Ostschweiz auf und beschreibt sein Leben. Es ist eines der seltenen Selbstzeugnisse aus bäuerlich-ländlichem Umfeld.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • ainu

    Deswegen schrieb ich ja autobiographisch. Mir ist bewusst , dass er da sein Leben beschrieb.

    Schade, dass man sowas nicht in der normalen Bücherei findet. Zu mir ist das Buch durch Zufall über einen Buechertausch gekommen.


    Austen mag ich auch gerne. Ich finde die Bücher witzig. Auch die Verfilmungen.

    Ich finde, das hat was , wo historisierte Romane einfach nicht dran kommen.


    Edit: Bräker muss zur Zeit Friedrich des Grossen i Berlin gewesen sein? Ich glaube, ich sollte das Buch nochmal lesen. Es ist ja nicht aus Sichtvon oben, sondern er schilderte auch - glaube ich - das einfache Soldatenleben. Ich weiß noch, dass ich die beschriebenen Zustände unfassbar fand.

    • Offizieller Beitrag

    Ich glaub, hier ist es echt wichtig zu wissen, für wen und zu welchem Zweck die Bücher gesucht werden. Wenn es eine 16jährige ist, die einen ersten Eindruck bekommen möchte, dann würde ich nicht gerade mit Winkler und dem langen Weg nach Westen um die Ecke kommen, auch wenn das Ort und Zeit perfekt abdeckt. Wenn sich jemand vertieft damit auseinandersetzen möchte, dann sieht es noch mal anders aus.


    Was ist mit sowas wie "Die weiße Rose" von Inge Aicher-Scholl? Und Hermann Vincke hat recht gute Sachbücher über historische Personen für Jugendliche geschrieben.

  • Edit: Bräker muss zur Zeit Friedrich des Grossen i Berlin gewesen sein? Ich glaube, ich sollte das Buch nochmal lesen. Es ist ja nicht aus Sichtvon oben, sondern er schilderte auch - glaube ich - das einfache Soldatenleben. Ich weiß noch, dass ich die beschriebenen Zustände unfassbar fand.

    bräker ist 1735 geboren und 1798 gestorben - er war in den 1750er Jahren Söldner, soweit ich mich erinnere. Das ist ziemlich klassisch, viele junge Männer verpflichteten sich als Söldner für ein paar Jahre.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Da fällt mir noch ein, von Heines Harzreise hatte ähnlich Gutes erwartet, aber das war einfach nur ein fürchterlicher Text. Definitiv nichts für mich. Dann doch lieber Fontane nehmen.

  • Dann eine Frage an die "Fachidiotinnen": Ich bin ein großer Jane Austen Fan und ich kann mich mit ihren Büchern wunderbar in diese Zeit hineinversetzen. Gibt es so ähnliches auch in der deutschen Literatur?

    Bin keine Fachidiotin, aber wie wäre es mit Annette von Droste-Hülshoff? Gottfried Keller? Die Autobiographie des Hauptmanns von Köpenick (Wilhelm Voigt)?

  • gut zu lesen und sehr sauber recherchiert sind die Claes und Rosina- Bücher von Petra Oelker.

    Eine Krimi-Serie, die ab ca. 1740 in Hamburg spielt, Frau Oelker legt Wert auf gesellschaftliche und politische Details.

    Was echt ist und nicht "echt" ist, wird ausführlich im Glossar beschrieben.

    http://www.krimi-couch.de/krim…lker-tod-am-zollhaus.html

    Havanna + #male (*02.05) & #female (*02.03)
    Filzgleiter sind nur komprimierte Schafe

    --Ist Hotte S. noch im Amt und wenn ja, warum?--


    Wenn ich das Wort "Trottel" oder "Trotteln" schreibe, möge sich die geneigte Leserin dieses Wort in wienerisch denken.