Ich will kein Schreiben nach Gehör....Wie mache ich das?

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  • Ich glaub, mit Rechtschreibung tun sich vor allem visuelle Typen (und davon vor allem die Viellleser) leichter. Die sehen einfach, wenn ein Wort komisch ausschaut. Ich hab schon immer zweifelhafte Worte in verschiedenen Varianten an Rand geschrieben und was am wenigsten falsch aussah war es meistens - bis zur Rechtschreibreform. Jetzt schaut für mich einiges komisch aus was richtig ist.

    An f statt ph hab ich mich inzwischen gewöhnt. Trotzdem schaut "Delfin" oder "Fotoapparat" für mich immer noch komisch aus.

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    • Offizieller Beitrag

    zum Thema lesen und Rechtschreibung.

    mein Kind ist antolin Meister seiner Klasse. er liest Bücher zwei Klassen weiter. das hindert ihn nicht daran eine katastrophale Rechtschreibung zu haben.


    viel lesen kann, muss aber nicht die Rechtschreibung verbessern

    So ist es - bei fast allen Kindern wird viel Lesen die Rechtschreibung verbessern. Bei einigen Kindern aber nicht (so einen habe ich hier auch).


    Und so ist halt auch jede Schreiblernmethode - es wird immer Kinder geben, für die es nicht die ideale Methode ist.

    Ich hatte mir damals Lesen und Schreiben vor der Schule beigebracht (ich nehme an mit Schreiben durch Hören) und den todlangweiligen Fibelunterricht dazu verwandt, die Bäume vor dem Schulhaus anzustarren... Meine Rechtschreibung war von Anfang an gut.

    Sohn hat mit Anlauttabelle und mit engagierten Lehrpersonen gelernt, inkl. viel Übungen zu "langem i", Lautdoppelungen etc, Diktaten.... der grosse Teil der Klasse schrieb bereits früh einwandfrei - meiner hat noch immer eine Rechtschreibung zum Heulen...


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich bin klar der Meinung, dass es kindabhängig (und nicht methodenabhängig) ist, ob die Rechtschreibung bis Ende der Grundschulzeit sitzt oder nicht.


    Meine Messreihe: zwei Kinder, gleiche Lehrerin, gleiche Methode, Zeitversetzung zwei Jahre, beide Kinder absolute Vielleser. Also super Vergleichbarkeit!


    Sohn in der sechsten, Rechtschreibung im spontanen Text Problem, leichte Wörter werden im spontanen Text falsch geschrieben. Auf einer DinA4 Seite 27 Fehler.

    Tochter ab 2. Klasse rechtschreibfehlerfrei, ab der Dritten Komplett. Selbst Wörter wie Mayonnaise hat sie drauf.


    Zum Sohn muss ich noch sagen: Ab der dritten Klasse (edit: bis zur vierten) haben wir JEDEN Nachmittag geübt - immer die Rechtschreibregel, die gerade im Unterricht dran war, und die, die eigentlich schon hätten sitzen müssen.

    Im Diktat oder irgendwelchen Tests hatte er immer Zweien. #confused



    Sein Trick bei freien Texten: er versucht, möglichst lange Texte zu fabrizieren, damit er mehr Fehler machen darf #augen

  • janos ich hab hier auch einen Vielleser. Die Rechtschreibung bleibt mies.

    Und dann kommt etwas, was du später schreibst: Es ist nicht wichtig, wie geschrieben wird.

    Das bemängel ich an der Methode.


    Die Kinder bekommen das Gefühl, dass es egal ist, wie man schreibt.


    Sie sollen einfach los legen und schreiben, schreiben, schreiben, egal wie.


    Das hat hier eben dazu geführt, dass es dem Kind egal ist, wie es schreibt.


    Und genau das ist es Kind zwei eben nicht.

    Durch die Korrektur merkt es, dass es nicht egal ist.


    Wenn ich Texte mit vielen Rechtschreibfehlern sehe, die nicht angestrichen sind, aber ein Stempel mit "Super!" darunter ist, möchte ich weinen.

  • Bei meiner Tochter war wohl auch das Problem, dass der Rechtschreibung (scheinbar) keine große Bedeutung beigemessen würde. Sie bekam ja immer Anerkennung für ihre Texte und eigentlich nur von mir Kritik die darin enthaltene Rechtschreibung. Da ihr Mitteilungsbedürfnis groß ist, wollte sie lieber weiter viel und schnell schreiben statt sich nur wegen Mama mit anstrengenden und überflüssigen Überlegungen aufzuhalten. Nachdem sie mir dann noch mit Genugtuung auf dem ersten Noten-Zeugnis ihre Rechtschreibnote zeigen konnte, habe ich endlich kapiert, dass ich dringend was unternehmen muss.


    Eine professionelle Testung ergab dann eine starke isolierte Rechtschreibstörung. Wohlgemerkt: Es wurde mit einem gängigen Standardtest (Marburger glaub ich) festgestellt , dass ihre Rechtschreibung schlechter war als die von 97 % der gleichen Klassenstufe Anfang der 90er Jahre (da wurde dieser Test entwickelt). Dieser Test (und soviel ich weiß viele andere auch) sagt erstmal nichts darüber aus, woran diese schlechte Rechtschreibung liegt. Das ca ein Jahr später erfolgte erste Diktat am Gymnasium, dass auf Grund der Diagnose "Isolierte Rechtschreibstörung" nicht in die Note einfloss, hat es nochmal klar bestätigt: 6.


    Was sich aber offenbar auch bestätigt hat, ist meine Einschätzung, dass der Grund nicht in irgendeiner tiefgreifenden Wahrnemungsstörung lag, sondern meine Tochter es schlicht und einfach nicht gelernt hat: Denn nach nun 1,5 Jahren therapeutischer Rechtschreibförderung ist ihre Rechtschreibung nun auf dem besten Weg zur Unauffälligkeit. Alle Beteiligten sind sich einig, dass die Maßnahme wohl nicht verlängert werden muss, was durchaus möglich wäre.


    Was ihr wohl bleiben wird, ist eine nicht ganz perfekte Rechtschreibung (mit der sie in der Klasse aber nicht mehr auffällt). Und ich befürchte, dass richtig schreiben, ihr immer mehr Mühe abverlangen wird, als es das bei mir tut. Einfach, weil sie es erst irgendwie lernen durfte und sich dann mit viel Mühe und Frustration ihre Fehler wieder abtrainieren musste.

    Meinem Vielschreiberkind ( und ich denke auch vielen anderer) hätte man von Anfang an klar machen müssen, dass Inhalt der Geschichte und das richtige Schreiben dieser Geschichte zwei komplett unterschiedliche Dinge sind. Und dass sie das eine sehr gut kann und am anderen noch arbeiten muss.

  • zum Thema lesen und Rechtschreibung.

    mein Kind ist antolin Meister seiner Klasse. er liest Bücher zwei Klassen weiter. das hindert ihn nicht daran eine katastrophale Rechtschreibung zu haben.


    viel lesen kann, muss aber nicht die Rechtschreibung verbessern

    beiden zustimm!



    leandra aber eine isolierte Rechtschreibstörung kommt doch nicht vom Unterricht?!

    Das hat doch gar nichts mit der Methode zu tun, wie etwas gelehrt wird... hä?

    • Offizieller Beitrag

    Da scheint der Unterricht schon extrem unterschiedlich zu sein - meinem Sohn war das völlig klar, es wurde so kommuniziert und die Schreibversuche immer von mehreren Seiten beurteilt: Aufbau, Wortwahl.... und halt klar benannt: Aufsatz, hier zählen Rechtschreibfehler nicht; Diktat, zum Rechtschreibung üben.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Das heißt für mich übrigens nicht, dass die Methode Lesen durch Schreiben nie funktioniert. Es gab auch Kinder mit hervorragender Rechtschreibung in der Grundschulklasse meiner Tochter. Aber meiner Meinung nach begünstigt die Methode Fehlentwicklungen. Und fast zwangsläufig werden die auch erst später entdeckt, wenn das Augenmerk zumindest unerfahrener Lehrer dann auch nicht mehr so auf die Rechtschreibung gerichtet ist.


    Ich denke, Fehlentwicklungen gibt es mit dieser Methode einfach leichter, sobald irgendein Parameter beim Kind etwas anders ist. Und das kann dann fast nur von sehr guten und erfahrenen Lehrern wahrgenommen und ausgeglichen werden.


    Warum aber eine so fehleranfällige Methode in Verwendung bleiben sollte, ist mir ein Rätsel. Es sei denn, man nimmt gern in Kauf, dass es zahlreiche Merkmale gibt, die die Rechtschreibentwicklung so stören kann: Zuhause Anderssprachigkeit, Dialekte, verstärkt Umgangssprache, auditive Schwierigkeiten, die "Unfähigkeit" oder Unlust beim Lob "Tolle Geschichte" den Unterschied herauszuhören zwischen "... und sooo schön sauber und richtig geschrieben" oder "... musste aber bei vielen raten, was da steht, echt anstrengend".

  • Einige im Thread haben nach Studien gefragt, da war ich neugierig.

    Hier ist eine Metastudie mit freiem Zugriff. die nach erstem Überfliegen recht solide zu sein scheint: http://www.didaktik-deutsch.de…sbeitrag_DD-36_online.pdf

    Vorsichtig gesagt sieht man tatsächlich Tendenzen, dass die Rechtschreibleistung 4. Klasse bei Kindern, die nach LdS lernen schlechter ist als nach Fibellernen.


    Wie in eurer Diskussion herauskam, steht und fällt die Methode mit der Umsetzung durch die Lehrkraft. Ich würde mal vorsichtig vermuten, dass das bei allen eher konstruktivistisch angelegten Methoden so ist, wie sehen das vor allem die LehrerInnen hier im Thread? Für mich (keine Grundschullehrerin!) ist das sehr logisch. Mit einem gut strukturierten Fibellehrgang kann man viel Unfähigkeit (sorry!) kompensieren, das ist bei LdS nur schwer möglich.


    Weil viele hier das Viellesen als Basis für eine gute Rechtschreibung ansehen: genau dagegen hat Reichen ja argumentiert, eine seiner Grundannahmen war, dass das eben nicht stimmt!


    Manche von euch schrieben, dass LdS vor allem stärkere Kinder besser fördert. Ja stimmt. Ich könnte mir aber vorstellen, dass gerade (aus welchem Grund auch immer) Schwächere dafür tendentiell eher auf der Strecke bleiben mit der Methode. Ein Argument: Laut Hattie profitieren vor allem Schwächere von stark instruktionsbasiertem Unterricht.

    Liebe Grüße von Rafiki mit M1(*05) und M2 (*07)

  • Iverna

    Ich habe ja geschrieben, was der Test eigentlich aussagte: Nämlich, dass meine Tochter soviele Rechtschreibfeher machte wie nur 3% der gleichaltrigen Vergleichsgruppe (wobei diese Vergleichsgruppe wie gesagt von Anfang der 90er stammte).

    Hiermit wird erstmal keine Aussage über die Art der Fehler getroffen. Die Fehler waren übrigens größtenteils Regelverletzungen (Konsonantenverdopplung etc). Welcher Art die Fehler waren spielte aber für die Diagnostik keine Rolle. Zusammen mit der durchschnittlichen Lesefähigkeit und dem sehr hohen IQ (wird getestet um auszuschließen, dass intellektuell nicht mehr erhofft werden kann) , ergab düs die Diagnose Isolierte Rechtschreibstörung. Die sagt nichts über die Gründe. Die können in Wahrnehmungsstörungen liegen, können aber auch in schlechtem Unterricht, Fehlzeiten, mangelnder Motivation etc liegen.


    Bei meiner Tochter lag es offenkundig nicht an irgendeiner tiefgreifenden Schwierigkeit Buchstaben zu unterscheiden oder ähnlichem. Sonst hätte sie es ja nicht mit anderthalbjährigem einstündigem gutem therapeutischem Unterticht aufholen können!


    Dass meine Tochter aber diese Zeit investieren musste, dass sie sich trotz deutlich gegenteiligem Ergebnis für dumm hielt und womöglich einige Klassenkameradinnen auch, dass diese Therapie bezahlt werden musste ...., das sind alles Sachen, die ich dieser Methode in Kombination mit einer unerfahrenen und in vielerlei Hinsicht ignoranten Lehrerin ankreide.


    Vielleicht wäre es dieser Lehrerin und ihren unerfahrenen Vorgängerinnen auch mit der klassischen Methode nicht gelungen, meiner Tochter die Wichtigkeit von Rechtschreibung klarzumachen. Aber durch die Standardisierung dessen, was zu einem bestimmten Zeitpunkt richtig geschrieben werden muss und die häufigeren Diktate, wäre viel früher aufgefallen (und mir geglaubt worden), dass da was schief läuft.

  • janos ich hab hier auch einen Vielleser. Die Rechtschreibung bleibt mies.

    Und dann kommt etwas, was du später schreibst: Es ist nicht wichtig, wie geschrieben wird.


    Das hat hier eben dazu geführt, dass es dem Kind egal ist, wie es schreibt.

    Naja....Mein kind, dem es egal ist, was da steht, ist just das einzige, das mit "Mama mag Mimi" gequält wurde und dessen schriftliche Arbeiten in der Grundschule auch schon komplett rot übertüncht waren, weil er so viele Fehler hatte.


    Ich denke, das Kind hat es einfach nicht so drauf. Keine Ahnung, was es ist. Irgendeine Wahrnehmungstörung? Aber nachdem es insgesamt problemlos durchkommt sehe ich keinen Grund, mir da weiter Gedanken zu machen.


    Es liegt mir jedoch sehr fern, die Ursache dafür in der Schreiblernmethode zu sehen

    • Offizieller Beitrag

    An unserer Grundschule wurde zwischen Kind 1 und Kind 2 die Methode aufgrund der katastrophalen Ergebnisse wieder abgeschafft. Ob es nun die Methode an sich ist, oder ob sie einfach nur schlecht umgesetzt wurde kann ich nicht beurteilen, aber es ist im Schnitt wohl wieder deutlich besser geworden.


    Bei meiner Großen hingegen ist Rechtschreibung immernoch das einzige Problem in der Schule und die ist jetzt in der 6ten.

  • Hier wird die Methode auch nicht mehr umgesetzt. Soweit ich weiß, aber auch die Fibel nicht, sondern es gibt wohl noch den Ansatz, mit Silben lesen zu lernen (Karibu?)


    Der Begriff Kaugummilesen ist mir übrigens völlig neu.
    Hier war es damals ein ganz besonderer Tag, als meine Tochter schnallte, dass sie nicht einzeln buchstabierte, sondern ihr ganz viele Wörter im Vorbeigehen ins Auge ploppten. Sie konnte gar nicht anders als all das plötzlich zu lesen.

  • Silben gibts hier zum Glück nicht. Das würde Sohni völlig verwirren. Wir haben im Bücherladen mal ein Buch mit Silben angeschaut und Sohni ist fast ausgetickt weil ihn das rot-blau-Gewusel so irritiert hat. Versteh ich aber gut, mich macht das auch völlig wuschig. Bin auch so ein Ganzwort-Leser.

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  • Kommt ja drauf an, wenn er es so gelehrt bekommt... hier war Silben wirklich der Bringer und ich finde auch, dass dies eine sinnvolle Methode ist. So lernen Kinder gleichzeitig, wo Wörter getrennt werden, dass da Doppelte Buchstaben stehen ect. ..


    Alles hat Vorteile ..


    @Si Pendur davon hatten Kind 1 und 2 ich es die Tage, da haben wir darüber geredet, wie Kind 1 vorher gelesen hat. Eben genau so.. jeden Buchstaben einzeln und konnte sie nicht zusammen ziehen. Bis so Weihnachten der Punkt kam, wos klappte.. es war so lustig, wir haben gelacht dabei. Und heute verschlingt das Kind die Bücher... *seufz*

    Wyrd bið ful aræd!


    Einmal editiert, zuletzt von Iverna ()

  • Leider habe ich es am Wochenende zeitlich nicht mehr geschafft, mich hier weiter an der Diskussion zu beteiligen. Einiges ist mir aber noch sehr wichtig.

    Zum einen bin ich sehr froh darüber, in einem Bundesland zu leben, in dem die Wahl der Erstlesemethode bei der Klassenlehrerin oder dem Klassenlehrer liegt. Ich finde immer, dass es grundsätzlich ganz viel ausmacht, ob man hinter der Methode nach der man unterrichtet steht oder nicht. Es ärgerte mich und auch die Kolleginnen, die teilweise bewusst nach einer anderen Methode unterrichten, furchtbar, dass dieses Thema bei unserer letzten Landtagswahl Wahlkampfthema war. Wir haben eine lange Ausbildung. Ich habe bereits im Studium sehr viel über verschiedene Leselernmethoden gelernt, sie verglichen darüber diskutiert. Da finde ich es wirklich schlimm, wenn auf Wahlwerbeplakaten mit falsch geschriebenen Wörter gegen eine bestimmte Methode geworben wird und insbesondere Eltern dadurch verunsichert werden. Für mich sprechen die Vorteile einfach so deutlich für diese offene Methode, dass ich sie mir nicht so einfach verbieten lassen will. Es passt für mich einfach viel mehr zu meinem Bild vom Kind, danach lernen zu lassen. Vielleicht ging es aber anderen Lehrkräften genau umgekehrt und sie mussten plötzlich nach dieser Methode unterrichten? Nur so könnte ich mir einige Eurer Beschreibungen erklären. Das fängt schon damit an, dass diese Methode für mich wirklich nur einen Unterschied zu Beginn der ersten Klasse, eventuell bei einigen schwächeren Schülern durch das Hilfsmittel der Anlauttabelle auch noch bis in die zweite Klasse hinein macht. Danach sollte der Leselehrgang abgeschlossen sein und andere Themen des Deutschunterrichts stehen an. Auch wenn ich lese, dass Lehrerinnen keine 20 Hefte nachsehen können, schüttele ich den Kopf. Das ist doch mein Job! Vielleicht schafft man das nicht immer, aber doch möglichst regelmäßig. Was ich nicht für hilfreich halte, ist die Sätze oder Wörter richtig dazu zu schreiben. Erfahrungsgemäß schaut sich das kein Kind mehr an. Wir holen uns die Kinder für einzelne Lerngespräche und wählen Fehler aus, die wir gemeinsam besprechen und verbessern. Wenn ein Kind in der ersten Klasse eine ganze Seite geschrieben hat, kann es aber nicht alle Fehler verbessern, das würde überfordern und demotivieren. In der zweiten oder dritten Klasse (individuell unterschiedlich) werden aber selbstverständlich alle Fehler verbessert. Ausnahme in der ersten Klasse ist, wenn etwas veröffentlich wird z.B. im Schulhaus ausgehängt. Dann wird natürlich alles verbessert.

    Insgesamt denke ich, gibt es in der Praxis (fast) nur Mischformen, die Lehrerinnen und Lehrer entscheiden eher, welchen Schwerpunkt sie setzen.

    Wenn die Methode wirklich verboten werden soll, fände ich unbedingt fundierte wissenschaftliche Untersuchungen notwendig. Dann fände ich es aber auch ganz wichtig, alle Bereiche des Deutschunterrichts einzubeziehen. Wenn Kinder z.B. etwas schlechter in der Rechtschreibung aber dafür besser im Bereich Texte verfassen sind, lässt sich ja neu diskutieren.

    Zur Frage schwächere Schüler oder auch Kinder mit auditiven Wahrnehmungsstörungen oder sonstigen Problemen: Mein Hauptgrund, warum ich diese Methode bevorzuge, liegt darin, dass sie mir die Möglichkeit lässt, alle Kinder individuell zu fördern. Das heißt, ich kann schwächere Schüler unterstützen ohne dass sie den Anschluss an die Klasse verlieren. Meiner Meinung nach ist die Methode viel besser auf die individuellen Förderung hin ausgerichtet, bei der Fibelmethode wird eher selektiert. (Kind kann es nicht, muss zurück gestellt werden)

    Bei auditiver Wahrnehmungsstörung könnte ich mir z.B. die Unterstützung durch Lautgebärden vorstellen. Dies wurde uns auch bei einem schwerhörigen Kind geraten. Eventuell kann man auch die farbigen Silben der Silbenmethode oder relativ früh die Übung bestimmter häufiger Lernwörter nutzen, um diese Wörter dann schreiben zu können, ohne jedes Mal zu hören. Aber das sind nur spontane Ideen, ich denke da müsste ich mir so ein Kind genau ansehen, mich mit den Eltern austauschen. Eventuell gibt es auch Logopäden etc. die passende Tipps für genau dieses Kind haben.

    • Offizieller Beitrag

    Und meines Wissens nach, gibt es keine wissenschaftlichen Untersuchungen, die beweisen, dass es mehr Kinder sind, die diese Probleme haben, wenn nach "Lesen durch Schreiben" unterrichtet wird.

    Doch gibt es. Aussage ist: Kinder mit klassischem Rechtschreibeunterricht sind tendenziell rechtschreibesicherer. Deutlich ausgeprägter ist der Unterschied bei Kindern mit Migrationshintergrund und/oder Wahrnehmungsproblemen.


    In anderen Worten: Bei Kindern ohne Probleme macht es keinen Unterschied. Bei Kindern mit Starthandicaps ist die Methode nachteilig.


    Edit: Ich habe gerade gesehen, dass Rafiki sich schon auf diese Studie bezieht. Sorry, hatte ich nicht gesehen.

    Wobei ich das Ergebnis, dass gerade Kinder, die nicht Muttersprachler sind, merkbar benachteiligt werden, angesichts der Klassenzusammensetzungen ziemlich bedenkenswert fand.