Ich will kein Schreiben nach Gehör....Wie mache ich das?

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  • Hallo,


    Der Artikel mag "neu" sein, der Inhalt ist nur eine Aufwärmung von X anderen.


    Der Artikel besagt doch nichts anderes als alle bisherigen und das, worüber sich hier vermutlich tatsächlich trotz aller unterschiedlichen Sichtweisen einig sind - um Rechtschreibung zu lernen, muss Rechtschreibung vermittelt werden.


    Ich zitiere mich mal von Seite 13:


    "Rechtschreibung muss vermittelt werden, die wächst nicht von alleine heran. Das ist logisch.

    Wenn sie nicht vermittelt wird, ist das aber nicht Schuld einer Technik, die zum LESEN lernen entwickelt wurde (lesen durch schreiben), denn wie schon jemand schrieb, trotz Verknüpfungen sind das verschiedene Sachen."


    Im Grunde könnten wie jetzt wieder anfangen, uns im gleichen Kreis zu drehen.


    Einig darüber, ob freies schreiben ganz, ganz böse und am besten ganz zu verhindern ist oder nicht, werden wir uns hier vermutlich trotzdem nicht. Darüber ob nun die klassische Fibelmethode tatsächlich für alle Kinder das Wahre ist, ebenfalls nicht.


    Ein wenig schmunzeln muss ich, weil zumindest für einige eine eine systematische Rechtschreibvermittlung in sinnvoller Kombination mit freiem Schreiben tatsächlich möglich und sinnvoll scheint - aber freies Schreiben in sinnvoller Kombination mit systematischer Rechtschreibvermittlung - also nein, das KANN ja gar nicht gehen.

    ;)






    REchtschreibung

  • Sehe ich auch so. Wenn in der Anlauttabelle bei i ein Igel steht, wie soll man dann darauf kommen, dass damit ein kurzes i gemeint ist.

    Bei uns gibt es zu jedem Vokal zwei Bilder z.B. Ameise und Apfel. Das wird mit den Kindern bereits in den ersten Schultagen thematisiert.

    Die Anlauttabelle suggeriert eine Funktionsweise des deutschen Lautsystems (und dessen Verschriftlichung), die so nicht existiert.

    Liebe Grüße von Rafiki mit M1(*05) und M2 (*07)

  • Es gibt doch verschiedenen Strategien unbekannte Wörter zu schreiben. Eine davon ist den Laut den man hört in Buchstaben zu übersetzen. Dazu kommen ein Haufen anderer Strategien, z.B. Worte in Silben zu zerlegen und diese anzuhören, den Plural zu bilden, ein Wörterbuch zu benutzen, die Googleabstimmung zu befragen, jemand anderen fragen,... Keine davon funktioniert immer und in jeder Situation und schon gar nicht als alleinige Methode.


    Insofern finde ich eine Anlauttabelle echt nicht falsch. Selbst Fibelkinder machen Übungen wie "Kreuze alle Worte an, die mit " F" beginnen. Aber es ist eben ein Hilfsmittel unter vielen.

    Ich denke was man mitnehmen kann, ein strukturiertes Rechtschreibtraining, zeitnahe Rückmeldung sowie freie Schreibanlässe oben kleinkarierte Korrektur sind wichtig.

    Ob man dazu die Fibel oder sonst was nimmt, ist m.M.n. vor allem danach zu richten womit sich die Lehrperson am wohlsten fühlt.

  • An deinen Beispielen kann man toll unterschiedliche Stufen der Kinder im Schriftspracherwerb erkennen. Das Malen der Buchstaben, den eigenen Namen "schreiben" können, das ist eine ganz andere kognitive Stufe als die darauf folgende, wenn den Kindern bewusst wird: da gibt es viel mehr! Da gibt es ein System an Lauten, die schriftlich dargestellt werden. Das lerne ich gerade. Aber ich kann es noch nicht.

    Vielleicht vergleichbar damit, wie ein Kind erkennen kann, dass f(x)=x^2+1 etwas mit Mathe zu tun hat.

    Edit: Und dieses Erkennen, dass es da "mehr" gibt und dass ich als Kind das noch nicht alles beherrsche, das kann man absolut wertvoll und positiv sehen. Es ist eine Entwicklungsstufe!


    Zum Kind mit dem Buch für einen Freund: Ob man auf Fehler hinweisen sollte? Das kommt auf das Kind an - beispielsweise darauf, auf welcher Stufe im Schriftspracherwerb es steht. Steht es auf einer niedrigen Stufe (je nach Modell anderer Name, daher hier unspezifisch), wäre es durch Korrekturen überfordert.


    Auch das Emotionale spielt eine Rolle - ein Geschenk für einen Freund ist etwas Besonderes, das nicht in einer typischen Unterrichtssituation entstanden ist. Insofern gilt es viele Faktoren abzuwägen. Das ist doch immer so.

    Wenn mein Kind von der Schule kommt und immer noch (obwohl bereits 5. Klasse) eine falsche Partizip-II-Form fürs Perfekt verwendet, als es mir aufgeregt was erzählt, dann übergeh ich das auch in dem Moment, denn es ist gar nicht offen für eine Korrektur. In einer anderen Situation (Beispiel: schreiben eines Aufsatzes für die Schule) spreche ich es an, da hat man Zeit, ist konzentriert und ja, die Korrektheit steht auch mehr im Vordergrund.

    Wichtig ist, den Kindern sehr bald (aber hier undefiniert, wann genau, Grund siehe oben) im Schriftspracherwerb das Bewusstsein zu vermitteln, dass es

    - eine korrekte Schreibweise gibt

    - systematische Lautabfolgen gibt, sehr oft silbenabhängig im Deutschen

    Da sehe ich die Reichen-Methode im Nachteil, weil sie - aus welchem Grund auch immer lernschwache - Kinder eben hängen lässt an diesem Punkt. Sie verlässt sich darauf, dass die Kinder einen Großteil der Systematiken alleine entdecken. Dies ist - empirisch belegt - aber sehr häufig nicht der Fall, worin der Kern des Problems liegt. Damit stellt sie für viele Kinder eine Überforderung dar. Das könnte natürlich durch individuelle Förderung aufgefangen werden. Die Realität sieht aber, und auch das wurde im Thread schon xmal erwähnt, anders aus.

    Trin, dein letzter Absatz ist überspitzt und das beherrschst du sehr gut :). Grundsätzlich ist Feedback wichtig, aber natürlich bedenkt man alle Faktoren, wie ich weiter oben schrieb, und entscheidet dann über Feedback. Ich persönlich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht, meine Kinder nur ganz, ganz selten zu korrigieren und wenn, dann nur mit viel Spaß und Humor in Situationen, wo sie offen waren.

    In meiner Rolle als "Lehrerin" korrigiere ich auch nicht immer sondern achte auf die Gesamtsituation. In deinen Beiträgen klingt es oft so, als würde Korrektur immer zu Negativem führen, das stimmt doch gar nicht. Tatsächlich sollte eine Korrektur zu Lernzuwachs führen und in einer positiven Lernumgebung mit einer tragfähigen Beziehung LehrerIn-SchülerIn sehe ich da keinen Nachteil.

    Liebe Grüße von Rafiki mit M1(*05) und M2 (*07)

    Einmal editiert, zuletzt von Rafiki ()

    • Offizieller Beitrag

    Ein wenig schmunzeln muss ich, weil zumindest für einige eine eine systematische Rechtschreibvermittlung in sinnvoller Kombination mit freiem Schreiben tatsächlich möglich und sinnvoll scheint - aber freies Schreiben in sinnvoller Kombination mit systematischer Rechtschreibvermittlung - also nein, das KANN ja gar nicht gehen.



    Das ist doch genau der Punkt, das sagt doch gar niemand.


    Oder wer glaubst du hat denn geschrieben, dass freies Schreiben in Kombination mit systematischer Rechtschreibvermittlung gar nicht geht? Es geht doch nur darum, dass das dann nicht mehr Lesen durch Schreiben ist, denn die Reichen Methode sieht eben keine Korrekturen vor.


    Aber hier schreiben halt User von den Erfahrungen ihrer Kinder mit der Methode, bei der diese systematische Rechtschreibvermittlung entweder gar nicht stattgefunden hat, oder wie bei uns zu spät, als dass freies Schreiben und die nachträglich erlernten Regeln noch zusammenfinden. Die also die vollen Auswirkungen der Methode jahrelang ausbaden müssen.


    Das scheint aber nicht anzukommen.

  • Es gibt aber mittlerweile in Buchstabentabellen auch komplexere Lautverbindungen. Ich habe jetzt neben den recht geläufigen "ei", "sch", "st", "sp", "ch" (Dach, Teppich), "eu", "au", "ng" und "pf" auch schon "chs", "äu", "tz" etc. gesehen. Natürlich ist es sinnvoll, diese Kombinationen gezielt zu vermitteln.

    Außerdem sollte es mittlerweile Standard sein, dass bei den Vokalen jeweils ein Wort für kurzen und langen Vokal angeboten wird, z.B. "Igel" und "Insel", "Ameise" und "Apfel".

    Hier ist die Tabelle übrigens Teil der Fibel.


    Es ist schon nicht leicht, weil sich durch die verschiedenen Aussprachen und Zusammensetzungen viel mehr als 26 Laute ergeben, die die Kinder kennen müssen, die sich teilweise ja auch noch unterscheiden, je nachdem, wo sie im Wort vorkommen.

  • Hallo,


    Rafiki,

    Natürlich gibt es verschiedene Lernstufen. Mir musst du das nicht erklären.


    Man kann sich natürlich darüber freuen, wenn sich Kinder etwas plötzlich nicht mehr zutrauen bzw. glaube, daß sie etwas nicht können, wenn sie "gelernt" haben, daß man nur kann, was man auf eine bestimmte Weise gelernt hat. Sich also eine stufe, die sie bereits erreicht hatten, selber nicht mehr zutraun.


    Das wird man vor allem dann, wenn man glaubt es gibt nur einen Pfad zum Wissen - in dem Falle den, daß eine sichere Rechtschreibung nur weitestgehend ohne freies Schreiben erworben werden kann.


    Man kann es aber auch schade finden, vor allem dann, wenn man erlebt hat, daß freies Schreiben und die Vermittlung/ der Erwerb von Rechtschreibkompetenz sehr wohl ganz wunderbar parallel existieren können.


    Wie gesagt, da werden wir nicht zusammen kommen.


    Und ob es DEN einen Weg zum Wissen gibt, der für alle Kindern gleichermaßen passt oder ob ein individualisierteres Angebot an Möglichkeiten zum Wissenserwerb im eigenen Tempo (= schneller für die die das können und wollen und mehr Übungszeit für die, die da brauchen), da scheinen wir eben auch verschiedener Meinung zu sein.


    Zitat

    Trin, dein letzter Absatz ist überspitzt und das beherrschst du sehr gut :). Grundsätzlich ist Feedback wichtig, aber natürlich bedenkt man alle Faktoren, wie ich weiter oben schrieb, und entscheidet dann über Feedback. Ich persönlich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht, meine Kinder nur ganz, ganz selten zu korrigieren und wenn, dann nur mit viel Spaß und Humor in Situationen, wo sie offen waren.

    In meiner Rolle als "Lehrerin" korrigiere ich auch nicht immer sondern achte auf die Gesamtsituation. In deinen Beiträgen klingt es oft so, als würde Korrektur immer zu Negativem führen, das stimmt doch gar nicht. Tatsächlich sollte eine Korrektur zu Lernzuwachs führen und in einer positiven Lernumgebung mit einer tragfähigen Beziehung LehrerIn-SchülerIn sehe ich da keinen Nachteil.




    Davon, daß Korrektur immer zu Negativem führt, habe ich an keiner Stelle geschrieben. Ich kann gerne noch mal all die Stellen zitieren, in denen ich betont habe, daß ein systematisches Erlernen der Rechtschreibung wichtig ist. Und das geht nun mal nicht ohne Kontrolle/Selsbstkontrolle und entsprechender Korrektur.


    Zeigst du mir bitte die Stelle, an der ich mich dagegen ausgesprochen haben? Eventell habe ich mich ja tatsächlich irgendwo missverständlich ausgedrückt.


    ICH denke nur nicht, daß man deswegen alle Angebote an freien Schreibanlässe verteufeln und aus dem Unterricht werfen soll. Und in diesem Abschnitt tust du interessanterweise selber es offenbar auch nicht.


    Also - was willst du von mir?

    Einmal editiert, zuletzt von Trin ()

  • Ich persönlich finde es einen Rückschritt für die Kinder...

    Genauso sehe ich es auch: Es ist für mich ein riesiger Rückschritt, wenn Kinder seitenweise "Mimi malt Mama" schreiben, nur um keine Fehler zu machen. Vielmehr sollte noch einmal auf die Rechtschreibentwicklung und -förderung nach den ersten freien Schreibversuchen genau geschaut werden.

  • Ob man dazu die Fibel oder sonst was nimmt, ist m.M.n. vor allem danach zu richten womit sich die Lehrperson am wohlsten fühlt.

    Und genau das ist es, was mich an dieser ganzen Diskussion so wütend macht. An unserer Schule ist die Wahl der Methode den Erstklasslehrerinnen freigestellt. Im Prinzip ist es immer gemischt, aber der Schwerpunkt wird sehr unterschiedlich gesetzt. Wir haben eine etwa 5-jährige Ausbildung. Und ich habe in den ganzen Diskussionen immer den Eindruck, dass jeder Laie meint, er müsse über dieses Thema mit diskutieren und hier war es bei der letzten Landtagswahl sogar im Wahlkampf Thema.

    Ich habe da immer das Gefühl, uns wird als Lehrerinnen unterstellt, dass wir uns keine Gedanken machen oder dass wir nicht ausreichend informiert sind. Es gibt doch Gründe, warum wir wie unterrichten. Und im Lehrerkollegium finde ich diese Diskussion auch angebracht. Aber ich möchte mir nicht von der Politik verbieten lassen, nach der Methode zu unterrichten, die ich nach Abwägen aller Vor- und Nachteile für die beste halte.

  • Cesalu Danke! Ich kann gerade nicht zitieren, aber ich finde es auch sehr schwierig, was da gerade passiert.

    Zumal eine Methode nicht für alle die passende sein kann. In einer Klasse, in der 90 Prozent meiner SuS zuhause kein Deutsch sprechen und die wohlgemerkt auch in ihrer Familiensprache nicht alphabetisiert sind, kann ich einfach nicht so unterrichten wie in einer Klasse, in der die Hälfte der Kinder bei Schuleintritt mehr oder weniger schon lesen kann. Beides - und sehr viel dazwischen - ist aber die Realität.


    Ich kann nebenbei nur für Hamburg sprechen, aber hier verschärft imo die Ganztagsschule im Grundschulbereich - so wie sie umgesetzt wird (!) - das Problem leider eher als es zu verbessern. Mit viel zu großen Klassen und zu wenig Lehrerinnen funktioniert die Organisation der Lernzeiten nämlich häufig genau gar nicht - und wenn die Kids nach Hause kommen, sind sie verständlicherweise zu müde um noch zu üben.

  • Ich persönlich finde es einen Rückschritt für die Kinder...

    Genauso sehe ich es auch: Es ist für mich ein riesiger Rückschritt, wenn Kinder seitenweise "Mimi malt Mama" schreiben, nur um keine Fehler zu machen. Vielmehr sollte noch einmal auf die Rechtschreibentwicklung und -förderung nach den ersten freien Schreibversuchen genau geschaut werden.



    Ich persönlich finde es ja einen riesen Rückschritt wenn Fünftklässler in der Spontanschrift nicht die simpelsten Wörter korrekt schreiben.

  • Die Lehrer unserer Grundschule.

    Das finde ich dann aber überdenkenswert und nicht die Methode. Meine Kollegin war auf einem der letzten Seminare von Herrn Reichen. Sie hat gesagt, dass er sehr betont habe, dass er nie gesagt hat, dass nicht korrigiert werden darf, aber eben entwicklungsgemäß. Wir haben gemeinsam eine 1. Klasse unterrichtet. Ich würde sagen, korrigiert wurde von Anfang an. Allerdings war es uns auch wichtig, dass die Eltern nicht korrigierten´, sondern wir. Am Anfang war erst mal wichtig, dass die Wörter überhaupt zu lesen waren. Wir unterstützten die Kinder, genau hin zu hören, ob alle Laute, die sie hören können, geschrieben sind. Eine der ersten Regeln war, das große Buchstaben nur am Wortanfang stehen können. Wir achteten auf Lücken zwischen den Wörtern, dann auch auf Buchstabenverbindungen wie -er, el, später sp, st usw. Es kamen auch Merkwörter dazu, Wörter die sehr häufig sind, zuerst. Das Wort "und" haben wir irgendwann besprochen, klingt oft wie unt, Kinder sollten es sich merken. Individuell konnte bei leistungsstarken Kinder schon früh Regeln besprochen werden und Schreibweisen hinterfragt werden, schwächere benötigten mehr Zeit, sich überhaupt in der Anlauttabelle zurecht zu finden und überhaupt lautgetreu zu schreiben.

  • Ich persönlich finde es ja einen riesen Rückschritt wenn Fünftklässler in der Spontanschrift nicht die simpelsten Wörter korrekt schreiben.

    Das ist hier aber auch oft so, obwohl die meisten Kinder nach der klassischen Fibelmethode unterrichtet werden. Es muss also noch andere Ursachen geben. An unserer Schule, an der beide Methoden unterrichtet werden, besteht am Ende der 4. Klasse kein Unterschied in der Rechtschreibleistung der Klassen.

  • Es gibt ja auch noch weitere Ursachen. Statistisch gesehen - und da halte ich das Rabenforum nicht für eine repräsentative Stichprobe ;) - lesen Kinder heute weniger und haben häufiger Probleme in der Feinmotorik. Und es gibt mehr Kinder, die Deutsch als Zweitsprache lernen.

    Beides ist kein "Früher war alles besser"-Mimimi, sondern einfach Tatsachen, mit denen man arbeiten muss.


    Ein anderes Problem sehe ich persönlich in der Zeit. Mit fünf Stunden Deutsch in einer fünften Klasse mit X Integrations- und Y Inklusions-Kindern kann ich nicht ausreichend und mit genügend Einzelbetreuung Rechtschreibung üben. Das ist - fälschlicherweise- auch gar nicht im benötigten Maß vorgesehen.

    Deshalb regen sich die Lehrkräfte an den weiterführenden Schulen aus meiner Sicht auch so auf: weil es mega frustrierend ist zu sehen wie die Lücken immer größer werden und bestimmte Gruppen immer weiter abgehängt werden und man das auch mit viel persönlichem Engagement nicht ausgleichen kann.

  • Hallo,


    Ich persönlich finde es einen Rückschritt für die Kinder...

    Genauso sehe ich es auch: Es ist für mich ein riesiger Rückschritt, wenn Kinder seitenweise "Mimi malt Mama" schreiben, nur um keine Fehler zu machen. Vielmehr sollte noch einmal auf die Rechtschreibentwicklung und -förderung nach den ersten freien Schreibversuchen genau geschaut werden.



    Ich persönlich finde es ja einen riesen Rückschritt wenn Fünftklässler in der Spontanschrift nicht die simpelsten Wörter korrekt schreiben.


    Wenn es ein Rückschritt für die Kinder ist.... Und wieso vergessen sie in der 5. Klasse plötzlich die gelernte Rechtschreibung wieder? Zu viel neuer Stoff? Zu große andere Erwartungen? Zu wenig Rechtschreibvermittlung in der Phase in der viele Kinder sehr aufnahmefähig dafür sind (eben Klasse 5 und 6)? Zu viel Konzentration auf dewn geforderten Inhalt nötig?

    Das wäre doch mal interessant. Aber wenn sie sie schon mal konnten, dann kann es nicht an der Vermittlungsmethode liegen, denn schließlich konnten sie es und machen nun einen RÜCKschritt.


    Im Deutschunterricht, wenn mein einer Methode wie der Fibelmethode der Inhalt weitestgehend vorgegeben ist, ist es natürlich einfacher, sich auf die Rechtschreibung zu konzentrieren. Über den Inhalt muss man dann nicht groß nachdenken, keine eigenen Formulierungen finden usw. Später, wenn es darum geht, fachliche Dinge in eigenen Worten wiederzugeben, sieht das anders aus. (Noch ein Grund, der für mich für intensive Rechtschreibvermittlung in Klasse 5 und 6 spricht - als regulären Schulstoff und nicht als engagements-abhängige Option der jeweiligen Lehrkraft. )


    Übrigens ist es tatsächlich auch bei den Fibel-Kindern die ich kenne so, daß die Rechtschreibung immer dann, wenn es nicht "Deutschuntericht" heißt, deutlich schlechter wird. (Ich schrieb ja schon, von den weiterführenden Schulen her, wo ich gerade mal eine einzige kenne, die es anders macht, kommen die gleichen Rechtschreib-Klagen)


    Woran das genau liegt, weiß ich nicht, aber im Grunde schreiben sie ihre Briefchen aber auch in Antworten in andren Fächern, wo also mehr der Inhalt wichtig scheint, usw. auch nicht besser als damals meine anfangs deutlich mehr "frei schreibenden" Kinder.


    Ich vermute (und das bestätigen auch Fachleute so), daß Kinder sich oft einfach noch nicht auf Inhalt, Form UND Rechtschreibung gleichzeitig konzentrieren können und darum immer einem die Priorität geben, siehe oben.

    Mein Sohn hatte z.B. am PC von Anfang an eine deutlich bessere Rechtschreibung, weil die graphomotorischen Anstrengungen die es ihm schwer machten, weitestgehend weg fielen. Und sowohl die motorische als auch die "geistige" Entwicklung, die zum (richtig) schreiben wichtig ist, ist eben noch nicht mit 10 Jahren abgeschlossen.


    Wenn ihnen dagegen nie Rechtschreibung vermittelt wurde - was vermutlich das ist, was du sagen willst - dann ist es kein Rückschritt, dann haben sie es nie vermittelt bekommen. Dann fehlt einfach eine wichtige Basis.


    Dann sind wir wieder beim Ausgangspunkt. Rechtschreibung MUSS vermittelt werden, das bezweifelt vermutlich hier keiner. Wenn sie das nicht wird, liegen die Ursachen woanders, aber ganz sicher nicht dran, daß Kinder im Anfangsunterricht A U C H frei schreiben durften.

    Zum Beispiel in Lehrern, die eine Methode völlig falöch verstanden haben und als etwas ansehen, was sie gar nicht leisten KANN.


    Dann kann man natürlich verschiedener Ansicht sein, was die Schlussfolgerung daraus ist - sinnvolle Qualifizierung der Lehrer, um Methoden zu verstehen - oder Anwendung einer anderen Methode (die genau so "falsch" angewendet werden kann, z.B. bei Versteifung auf den Rechtschreibaspekt andere Kompetenzen vernachlässigt, die in Klasse 5 aber plötzlich genau so gefordert werden - wie ich schon schrieb, dann wird es weiter Klagen und Probleme geben, nur an anderer Stelle.


    ICH finde es ziemlich unangenehm, Lehrern derart genrell zu unterstellen, sie wären nicht in der Lage (bei entsprechender Unterstützung und Qualifizierung) Methoden so anzuwenden, daß es für die Kinder passt und darum fordert, alle sollten daher eine "deppensichere" (wie es hier genannt wurde) Methode anwenden.


    (Und daß freies Schreiben tatsächlich doch in den Anfangsunterricht integriert wird, davon gehen lustigerweise ja auch etliche der "Fibelmethoden-Vertreter" hier dann doch wieder aus - also aus.)



    Aber ich wiederhole mich...

    Einmal editiert, zuletzt von Trin ()

  • Es gibt ja auch noch weitere Ursachen. Statistisch gesehen - und da halte ich das Rabenforum nicht für eine repräsentative Stichprobe ;) - lesen Kinder heute weniger und haben häufiger Probleme in der Feinmotorik. Und es gibt mehr Kinder, die Deutsch als Zweitsprache lernen.

    Beides ist kein "Früher war alles besser"-Mimimi, sondern einfach Tatsachen, mit denen man arbeiten muss.


    Ein anderes Problem sehe ich persönlich in der Zeit. Mit fünf Stunden Deutsch in einer fünften Klasse mit X Integrations- und Y Inklusions-Kindern kann ich nicht ausreichend und mit genügend Einzelbetreuung Rechtschreibung üben. Das ist - fälschlicherweise- auch gar nicht im benötigten Maß vorgesehen.

    Deshalb regen sich die Lehrkräfte an den weiterführenden Schulen aus meiner Sicht auch so auf: weil es mega frustrierend ist zu sehen wie die Lücken immer größer werden und bestimmte Gruppen immer weiter abgehängt werden und man das auch mit viel persönlichem Engagement nicht ausgleichen kann.

    Das möchte ich unbedingt nochmal unterstützen. Darin sehe ich die Hauptursachen. Es fehlt an Zeit und Menschen, die die größere Diversität sowohl im Leistungsstand als auch in den Anforderungen abdecken können.

  • Hallo,



    Das ist das, was ich von Anfang an ausdrücken möchte.


    Ich habe mit gestern den Lehrer-Bericht angesehen, den hier jemand im Forum verlinkt hatte. Rein von außen betrachtet könnte man am Ende der Schulzeit dieser Kinder sagen: Die Schüler haben am Ende ein so niedriges Niveau erreicht, also sind die Methoden der Lehrer falsch (individuelle Förderung, Gruppenunterricht, Methodenwechsel...) und Inklusion schon mal völlig doof. Also bitte schnellstmöglich zurück zur Trennung von den Förderkindern und zum guten alten Frontalunterricht. Denn "damals"...


    Wer den Bericht aber wirklich mit offenen Augen gesehen hat, dem wird klar sein, daß DAS ganz sicher nicht das Problem und die "Rückkehr zum guten alten System" daher auch nicht die Lösung sein wird. Und so ist das in vielen Bereichen.

  • Das schrieb ich ja weiter vorne auch. Mit dem Thema Schreiblernmethode lässt sich jetzt prima Stimmung und Politik machen, aber langfristig strukturelle Probleme anzugehen und zu gucken, warum das Bildungssystem in D so viele Kinder abhängt und keine Chancengleichheit bietet, darüber, warum in den letzten Jahrzehnten so massiv zu wenige Lehrkräfte ausgebildet wurden, warum Schulen nicht vernünftig ausgestattet werden und Eltern Toiletten und Klassenräume putzen müssen, obwohl sie Steuern für sowas zahlen, warum es Sanierungsstaus und zu wenige Schulneubauen gibt, aber in erster Linie, warum die personelle Ausstattung so miserabel ist, das wird jetzt prima überlagert von der Diskussion. Die Probleme liegen auch woanders, und wenn man da mal vernünftig investieren würde, dann könnte sich vielleicht auch so ein reiches Land wie Deutschland eine vernünftige Schulbildung für alle Kinder leisten!