Wieviel Frustration lasst Ihr Eure Kinder erleben?

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  • Liebe Rabenmütter und -väter, ich hab dazu nichts gefunden, aber vielleicht habe ich auch 'falsch' gesucht...

    Es geht darum, wie lange Ihr Eure Kinder in Ihrer Frustration belasst, wenn sie etwas nicht auf Anhieb oder auch in längerer Zeit nicht schaffen. Konkret handelt es sich bei mir noch um ein Baby (7 Monate), es ist für mich jedoch generell interessant, wie ihr mit dem Thema -auch bei älteren Kindern- umgeht.


    Zu uns: Gerade hat sie wieder versucht über das Stillkissen zu robben und fing nach zwei bis drei Minuten an zu weinen. Ich habe sie durch Singen beruhigt, sie aber weiter probieren lassen. Nach weiteren fünf Minuten ging es erneut mit Weinen los (singen ergibt dann keinen Sinn mehr), weil sie einfach nicht drüber kam. Da sie aber weitere Versuche startete, ließ ich sie in der Situation, bin dabei geblieben. Als sie dann zum stärkeren Weinen überging, hab ich sie zu mir genommen und mit ihr geredet. Sie beruhigt sich dann rasch.


    Ich lasse sie also weinen, weil ich möchte, dass sie ihrer Frustration Ausdruck verleihen darf und ihr ermöglichen möchte, dass sie es vllt doch noch innerhalb dieser Situation schafft. Das wäre toll und ist auch bereits vorgekommen.

    Ich denke, dass sie dadurch vieles erlernen kann. Dass es ein Antrieb ist.

    Andererseits tut sie mir schon leid und ich bin sonst sehr bemüht, sie nicht weinen zu lassen.


    Was meint Ihr? Wie geht Ihr mit Frustration beim Spielen, bei Aufgaben, bei Babys, Kleinkindern, Kindern, Jugendlichen und vielleicht auch bei Erwachsenen um?

  • Hallo,


    Ich denke, das kann man schwer sagen.


    ich halte nichts davon, Frust um des Prinzips wegen aushalten zu lassen, wenn ich es problemlos ändern könnte.

    Andererseits kann - und muss - ich den Kindern nicht jedes Krümelchen aus dem Weg räumen.


    Beim Krabbelbeispiel konkret: Ich fände es falsch, dem Kind bei jedem Versuch gleich zu reichen, was es will, nur damit es sich nicht anstrengen muss - genau so falsch fände ich es aber, das Kind völlig emotional zerfließen zu lassen, weil es etwas nicht erreicht.


    Da hilft nur, in der Situation genau hinzuschauen. Motzt das Kleinchen, weil es anstrengend ist, sich da hin zu bewegen, versucht es aber mit ungebremstem Eifer weiter? das kenne ich ja auch vom mir, manchmal mecker ich, weil etwas nicht geht, aber das ist nur "Dampf ablassen", damit Kopf und Seele frei sind für einen neuen Versuch.

    Das wäre mMn zu früh zum eingreifen. Oder ist es schon völlig verzweifelt und weint nur noch, hat (sich selber) aber schon aufgegeben? Das wäre dann zu spät.


    Zum Eingreifen selber - gibt es Kompromisse? Nach dem Montessori-Prinzip: "Hilf mir, es selbst zu tun"...

    Kann man die Stillschlange etwas platt klopfen? Oder dem Kind Hilfestellung geben? (Manchmal hilft es, die eigenen Hände etwas an die Füße zu halten, damit das Kind sich abstemmen kann).


    Denn ich möchte ja weder, daß (m)ein Kind lernt: "Ich muss mich nicht anstrengen, mir wird immer sofort alles gemacht" noch "Mir traut keiner zu, daß ich das schaffe, ich bin wohl tatsächlich zu klein/schwach/unfähig...".

    Auch nicht "der "was ich erreichen möchte, interessiert keinen" (wenn das Kind bei Misserfolg komplett aus der Situation genommen wird z.B.)

    Aber ich möchte auch nicht, daß es die Erfahrung macht: "Ich werde allein gelassen, ich bekomme keine Unterstützung, wenn ich etwas erreichen will" oder "was ich erreichen möchte, interessiert keinen".


    Am liebsten wäre mir die Grunderfahrung: Ich kann vieles, mir wird viel zugetraut - aber da wo ich Unterstützung brauche und haben möchte, da bekomme ich sie auch".


    Ich denke, das Grundprinzip gilt für alle, Babys, Kinder, Erwachsene... Zum Lernen gehören natürlich Misserfolge und Anstrengung dazu und natürlich fände ich es blöd, wenn dann sofort einer springt und die Sache FÜR mich macht.

    Aber ich fände es auch unschön, wenn ich mich mit etwas plage und jemand steht daneben und schaut mir zu und bietet keine Hilfe an, obwohl das leicht möglich wäre.


    Bei größeren Kindern hat man es leichter, man kann einfach fragen, ob sie Hilfe oder einen Tipp möchten, meistens können sie das gut einschätzen.

    Bei Babys hilft halt nur, beobachten und selbst die Erfahrungen sammeln, wann Abwarten und wann unterstützen dran ist.


    Und wie gesagt, im Hinterkoppf der Gedanke: Was kann ich tun, damit du es selbst tun kannst. Das kann von in Ruhe probieren lassen über Ermutigung und Vereinfachung der Grundsituation bis aktive Unterstützung reichen.


    Na ja, perfekt wird man darin nie, man wird immer wieder Situationen falsch einschätzen. Aber das wäre so für mich das "Grundgerüst".

  • Hallo Trin,

    so, wie Du es beschreibst, versuche ich es auch. Ich konnte es nur weniger gut formulieren (Baby, das spätestens alle 1,5 Stunden stillt und mich viel braucht - daher wenig Zeit;))

    Genauer...:

    Zitat

    Zum Eingreifen selber - gibt es Kompromisse?

    Ich gebe sehr gerne Hilfestellung. In diesem Fall ist es aber so, dass sie die plattgeklopfte Schlange passieren kann. Sie WILL über die dicke Mitte. Generell kann es sogar passieren, dass sie (stärker) weint, wenn ich versuche ihr zu helfen. Bspw. wenn sie eine Plastikflasche nicht zu fassen bekommt und ich ihr diese dann anreiche. #blink Als ob ich ihr damit wirklich großes Leid zufüge.

    Daher muss ich wirklich genau schauen, wann ich wie reagiere.

    Montessori ist übrigens auch Teil meiner pädagogischen Grundhaltung.


    Den Thread habe ich eröffnet, weil ich super unsicher war (und aus Interesse an anderen Sichtweisen). Sie tut mir leid in diesen Situationen, dabei muss sie mir vielleicht nicht leid tun. Vllt ist es ihre Art zu motzen. Manchmal motzt die beim Robben schon auf dem Weg zu einem Gegenstand, weil es etwas dauert. Mh. Ich muss uns mal genau beobachten.


    (Niemals würde ich sie der Verzweiflung überlassen und ihr nicht aus der Situation helfen, sie kann ja nicht locker flockig davonrobben, es ist alles noch mit größerer Anstrengung verbunden.)

  • trin hat schon viele gute Gedanken besser formuliert, als ich es könnte.

    Ich mag dir ein beispiel aus meiner eigenen Erfahrung dalassen:

    Ich habe, als ich noch bei meinen Eltern wohnte ein 1500 teile Puzzle im Wohnzimmer gemacht. Tagelang saß ich an den grünen und blauen teilen, habe gegen ende "alle teile sehen gleich aus" geschimpft, über die mangelhafte Beleuchtung etc.

    Als ich am nächsten Tag (etwa eine Handvoll teile hat noch gefehlt) von der schule kam, hatte meine Mutter das Puzzle fertig gemacht.

    Ich War soo sauer, weil es sich komplett wie "ich habe versagt" angefühlt hat. ..


    Montessori hat ja auch diverse Beispiele mit Kindern, die sich zb. Bei Treppen einen abmühen und dann hochgehoben werden, die Treppe schnell runter rutschen um sich weiter abzumühen.


    Trotzdem würde ich ein verzweifelt weinendes Kind zumindest trösten "mei, ist das ärgerlich du gibst dir so viel Mühe und das klappt einfach nicht."


    Mein Sohn ist 3 Jahre und 2 Monate und quasi seit er ein paar Wochen alt ist dauerfrustriert, weil er immer einen Schritt mehr können möchte als es funktioniert.

    (Und die perfekte Lösung gibt es hier nicht.)

  • Zitat

    Mein Sohn ist 3 Jahre und 2 Monate und quasi seit er ein paar Wochen alt ist dauerfrustriert, weil er immer einen Schritt mehr können möchte als es funktioniert.

    (Und die perfekte Lösung gibt es hier nicht.)

    Das könnte dann wohl auch auf uns zukommen. Bisher entwickelt es sich in diese Richtung.

    Ich wünsche Euch, dass er gelassener mit sich und der Welt wird.

  • Ich unterschreibe bei Trin

    Das mache ich auch so und wenn ich mir unsicher bin, ob helfen oder nicht helfen, höre ich auf meinen Bauch.

    Zitat

    .Sie tut mir leid in diesen Situationen, dabei muss sie mir vielleicht nicht leid tun. Vllt ist es ihre Art zu motzen. Manchmal motzt die beim Robben schon auf dem Weg zu einem Gegenstand, weil es etwas dauert. Mh. Ich muss uns mal genau beobachten.

  • Ich bin faul und unterschreibe auch bei Trin, mit einer Ergänzung: bei meiner Tochter (2) hilft es oft, sie ein bisschen verbal zu pushen. Also “Hey, wow Du strengst dich grade aber richtig an! Super machst du das! Gleich hast du es geschafft!!“ sie hat sehr viel Ehrgeiz und lässt sich so gut unterstützen.

    ~~ Luxa


    Sometimes something will change and that change

    Will change you


    Strong people stand up for themselves.
    Stronger people stand up for others.


  • Alle vor mir haben schon toll geschrieben!

    Meine hatte z.B. eine Phase (so ca. ab dem Alter Deines Kleinen), da durfte ich sie ja nicht hochheben, wenn sie geweint hat aus Frust. Das sah dann von aussen wohl oft ein bisschen herzlos aus, wie ich daneben dass, ohne sie anzufassen, auch wenn sie sich gerade bei den ersten Gehversuchen so richtig lang gelegt hat. Beim Hochnehmem hat sie dann aber immer vor Wut geweint, bis sie wieder unten war und weiter probieren konnte.

    Ich würde also sagen, Dein Bauchgefühl sagt Durch ganz gut, wieviel und was Drin Kind braucht. Natürlich liegt man nicht immer richtig, aber sie zeigen es einen dann schon ganz gut.


    Jetzt mit zweieinhalb Jahren sagt sie schon sehr gut, wieviel Hilfe sie möchte. Und oft ist auch ein Anfeuern gefragt, wie von Luca geschrieben. Hier ist beliebt: "Das ist gar nicht so einfach. Du musst Dich ganz schön anstrengen gerade?" etc. Und dann umso stolzer, wenn das Schwierige gemeistert ist.

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