Wozu dienen Hausaufgaben?

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  • Zitat

    Mein Eindruck ist, dass mit Hausaufgaben sowohl offen kommunizierte als auch verborgene Zielsetzungen erreicht werden sollen. Jedenfalls geht es sehr sicher nicht ausschließlich um Festigung und Vertiefung von Kompetenzen und Wissen. Manchmal habe ich sogar den Verdacht, die verdeckte Agenda sei die wichtigere, aber das mag von der Schule abhängen.


    Im Gegensatz zu meiner eigenen Schulzeit sehe ich inzwischen leider die Erwartung, dass Eltern teilweise Homeschooling betreiben. Wenn die Schule es nicht, nicht in außreichendem Maße oder in der erforderlichen Differenzierung leisten kann, sollen Eltern zu Hause Stoff, Lerntechniken und andere Kompetenzen vermitteln. Da ich diese Tendenz zunehmend beobachte, finde ich ein Festhalten an der Schulanwesenheitspflicht zunehmend seltsamer.


    Manchmal frage ich mich, ob Hausaufgaben eher der Verwirklichung eines schulischen Erziehungsauftrages dienen als der Verwirklichung des Bildungsauftrages. Ich beobachte die Förderung der Bereitschaft, seine Arbeitskraft und Lebenszeit für andere verwertbar zu machen. "Die Arbeit muss halt gemacht werden, das Leben ist kein Ponyhof." Ob nun intendiert oder nicht, sehe ich auch die Förderung der Bildung kleiner Eliten und einer großen, eher homogenen Masse, die ruhig mitschwimmt und damit so beschäftigt ist, dass für das Hinterfragen des Systems keine Ressourcen mehr zur Verfügung stehen.

    auch das unterschreibe ich.


    ausserdem nehme ich an, dass der zu vermittelnde stoff inzwischen so umfangreich ist bei gleichzeitigem personalmangel, dass man innerhalb der unterrichtszeit gar nicht durchkäme. was sagen denn die lehrerinnen hier?

    • Offizieller Beitrag

    Den Vorsprung den die Kinder aus bildungsnahen, engagierten Familien haben, holen die anderen eh nie ganz auf, aber wenn man einen Teil der Aufgaben, die eigentlich in die Schule gehören, ins Elternhaus auslagert, vertieft man den Graben extrem. Dieses System ist so bescheuert! Ich könnte mich nur aufregen!

    Ich zitiere mal @alfiekohn aus meinem Twitter Feed

    “If we deliberately tried to come up with a way to widen the achievement gap, we might just invent homework” -Deb Meier

    Ja und ja!


    Ich finde es dermassen unfair, und könnte mich den ganzen Tag darüber aufregen! Die GrundschülerInnen sind auf Gedeih und Verderb dem Elternhaus bzgl. des Schulerfolgs ausgeliefert, das kann es doch wohl nicht sein.

    • Offizieller Beitrag

    Bei uns kommt dazu, das man ja die Einführung der Fremdsprachen viel früher ansetzt als zu meiner Zeit. Wir haben in KLasse 7 mit Fremdsprache begonnen, heute starten sie mit Klasse 3 (Englisch) und KLasse 5 (Französisch).


    Sprachen lernen ohne Wörter auswendig lernen geht schlecht. Besonders wenn man nicht von einem vorhandenen grammatikalischen Verständnis her da ableiten kann.


    Wenn man ohne Verben lernen eine Fremdsprache lernen möchte, dann müsste man das komplett anders machen. Also Unterricht von Muttersprachler in einem viel grössere Umfang und Fächerübergreifend, wenn möglich mit Aufenthalten in der entsprechende Sprachregion.

    Ist aber zu teuer.

    Sprachen wieder zurück stufen ...will man auch nicht. Ist ein politischer Entscheid. Geht keinesfalls. Das würden den Frieden der mehrsprachigen Schweiz gefährden.


    Also würgt man weiter. Mit einem Sprachunterricht, der bekannterweise nicht funktioniert, viele Schüler überfordert und schon gar nicht geht ohne das Eltern zuhause Verben abfragen.

  • solche schulen gibts. kann sich leider nicht jeder leisten.

    An unserer Schule sind ganz viele Geringverdiener, das Schulgeld ist solidarisch. Ich sehe das Problem auch in einem Mangel solcher Schulen. Leider. Und so eine Schule zu gründen ist ja leider auch alles andere als leicht. Sie bekommen auch weniger Geld vom Staat. Es gibt schon ne Menge Druck, Kinder in Regelschulen zu bringen.

  • Ich habe jetzt das achte Jahr Grundschulkinder an einer bayrischen Regel-/Sprengelschule und habe schon viele (anstrengende und weniger anstrengende) Varianten von Hausaufgaben über die Jahre erlebt. Die aktuelle ist oft richtig gut: (meistens) individuell und wenig. Kind setzt sich einmal hin, hat ein bisschen was zu knobeln, ein bisschen was, um die Schreibabläufe zu üben - fertig. Käme vermutlich aber auch prima ohne Hausaufgaben aus ;)


    Bei den großen Kindern sind es oft so wenige Hausaufgaben, dass eigentlich nur Vokabellernen nötig wäre. Tun sie leider auch nicht...


    Dass hier richtig neuer Stoff über Hausaufgaben erarbeitet werden sollte (abgesehen von Referatsthemen am Gymnasium), habe ich noch nicht erlebt. Selbst die Grundschul-Referate werden im Unterricht vorbereitet. Wir haben da irgendwie ganz großes Glück gehabt.

  • Ach, aß kann man doch so pauschal alles gar nicht sagen.

    Jede Hausaufgabe ist anders, jede Lehrerin und jedes Kind.

    Die HA die meine Tochter hat sind durch die Bank weg sinnvoll, oft freiwillig und manchmal selbst ausgesucht.


    Oder heute z.B. hatten sie eine Seite im 1x1 Heft auf. Meine Tochter hat nur hingeschrieben, dass sie das alles kann und das Heft wieder zugeklappt. Ist doch super zu sehen "Das und das sollen wir üben, aber ich kann das schon." Und wenn nicht, dann übt man halt.

    Und wennan das 1x1 grundsätzlich sinnlos zu lernen findet, dann liegt das Problem ja nicht bei den Hausaufgaben sondern im System Schule selbst.

    Die Kinder bekommen ständig Dinge vorgesetzt die sie doof oder unnütz finden.

  • die Offizielle Antwort für Bayern findet man hier


    http://www.gesetze-bayern.de/C…AutoDetectCookieSupport=1


    Zitat

    1Um den Lehrstoff einzuüben und die Schülerinnen und Schüler zu eigener Tätigkeit anzuregen, werden Hausaufgaben gestellt, die bei durchschnittlichem Leistungsvermögen in angemessener Zeit unter Berücksichtigung der Anforderungen des Nachmittagsunterrichts bearbeitet werden können. 2Die Lehrerkonferenz legt vor Unterrichtsbeginn des Schuljahres die Grundsätze für die Hausaufgaben fest. 3Sonntage, Feiertage und Ferien sind von Hausaufgaben freizuhalten.


    1An Grundschulen und Grundschulstufen der Förderschulen gilt eine Zeit von bis zu einer Stunde als angemessen. 2An Förderschulen ist auch die individuelle Leistungsfähigkeit der einzelnen Schülerin oder des einzelnen Schülers zu berücksichtigen. 3An Tagen mit verpflichtendem Nachmittagsunterricht werden an Grundschulen und Förderschulen keine schriftlichen Hausaufgaben für den nächsten Tag gestellt; hiervon kann im Einvernehmen mit dem Elternbeirat abgewichen werden.


    Und der Hinweis auf die Elternpflicht bzgl, der Hausaufgaben, den wir auch von der Lehrerin bekommen haben


    http://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BayEUG-76


    Zitat

    1Die Erziehungsberechtigten sind verpflichtet, auf die gewissenhafte Erfüllung der schulischen Pflichten einschließlich der Verpflichtung nach Art. 56 Abs. 4 Satz 4 und der von der Schule gestellten Anforderungen durch die Schülerinnen und Schüler zu achten und die Erziehungsarbeit der Schule zu unterstützen. 2 Die Erziehungsberechtigten müssen insbesondere dafür sorgen, dass minderjährige Schulpflichtige am Unterricht regelmäßig teilnehmen und die sonstigen verbindlichen Schulveranstaltungen besuchen. 3 Nach Maßgabe des Art. 37 Abs. 4 sind die Erziehungsberechtigten ferner verpflichtet dafür zu sorgen, dass ein Kind regelmäßig eine Kindertageseinrichtung mit einem integrierten Vorkurs besucht.


    Beim Kultusministerium findet man dies:

    https://www.km.bayern.de/elter…rechte-und-pflichten.html


    Hausaufgaben werden nicht unter Aufsicht der Schule, also nicht unter prüfungsmäßigen Bedingungen angefertigt. Sie sind daher grundsätzlich keine Leistungsnachweise im Sinne des Art. 52 Abs. 1 BayEUG (Bayerisches Erziehungs- und Unterrichtsgesetz). Hausaufgaben haben vielmehr folgende Funktionen: Sie stellen einen besonderen Teil der schulischen Unterrichts- und Erziehungsarbeit dar. Sie helfen der Schule bei der Erfüllung dieser Aufgaben, indem sie die im Unterricht eingeleiteten Lernprozesse vertiefen und unterstützen. Hausaufgaben dienen der Einübung des Lernstoffes im Anschluss an den Unterricht, sie können aber auch vorbereitender Art sein, z. B. wenn zu einem Thema recherchiert werden soll. Ferner sollen sie die Schülerinnen und Schüler zu eigener Tätigkeit anregen.



    Die Erledigung der aufgegebenen Hausaufgaben gehört zu den Pflichten der Schülerinnen und Schüler aus dem Schulverhältnis. Verletzt ein/e Schüler/in diese Verpflichtung, so kommen geeignete Erziehungsmaßnahmen und in beharrlichen Fällen Ordnungsmaßnahmen in Betracht.



    Hausaufgaben in Form häuslicher Hefteinträge können allerdings nicht als fachliche schriftliche Leistungsnachweise (Art. 52 Abs. 1 BayEUG) gelten, deren Bewertung als einzelne schriftliche Leistung (Art. 52 Abs. 3 BayEUG) in die fachliche Zeugnisnote eingeht. Etwas anderes gilt nur, soweit die Schulordnungen bestimmte zu Hause zu fertigende Arbeiten ausdrücklich bei der Auflistung der Leistungsnachweise nennen, so z. B. Seminararbeiten nach § 56 GSO, Deutsche Hausaufgaben und Schriftliche Hausarbeiten nach §§ 47 Abs. 2 Satz 5, 49 Abs. 1 WSO, Berichte nach § 24 Abs. 1 und Abs. 2 Satz 8 BFSOHwKiSO und Seminararbeiten nach §§ 44 Abs. 1 Satz 1, 46 FOBOSO. Solche Arbeiten zählen ebenfalls zu den fachlichen schriftlichen Leistungen im Sinne des Art. 52 Abs. 1 Satz 1 BayEUG.

    Nur eines nimm von dem, was ich erfahren:
    Wer du auch seist, nur eines – sei es ganz!
    (mascha kaleko)

  • sie stellen also tatsächlich einen “besonderen Teil der Erziehungsarbeit” dar. Laut Gesetz soll das also so.

    Nur eines nimm von dem, was ich erfahren:
    Wer du auch seist, nur eines – sei es ganz!
    (mascha kaleko)

    • Offizieller Beitrag

    Hausaufgaben in der Grundschule sind nur Trainingssache und Tradition, damit die Kinder nachmehr ans Arbeiten daheim gewohnt werden. Gerade in Ganztagsschulen sollten HA verboten sein, imho. Die Kinder, die den Stoff koennen, fuer den sind sie langweilig und witzlos, fuer die, den sie nicht verstehen, wird es ein Wettrennen, wer die bessere elterliche Unterstützung hat, oder sie sind eh ueberfordert und damit gibt es auch keinen Sinn, etwas daheim zu üben.


    Spaeter, haben HA schon ihre Berechtigung, aber auch da koennte viel innerhalb der Schulzeiten ablaufen, Stichwort Freies Lernen.

    genau das.


    Ich verstehe ehrlich gesagt überhaupt nicht, warum es immer noch so viele Eltern gibt, die Hausaufgaben im Grundschulalter als sinnvoll verteidigen. Es gibt mittlerweile wirklich genügend Studien aus verschiedenen Ländern, die belegen, dass Hausaufgaben in diesem Alter mehr schaden als nützen.


    Ich habe in der Grundschule unter den Aufgaben gelitten, gemeinsam mit meiner Mutter, kam dann in eine Ganztagsschule ohne Hausaufgaben und sofort war mein Lernen ein ganz anderes. Selbstständig lernen und arbeiten habe ich trotzdem gelernt.


    Bei meiner Tochter ist es ein ähnliches Elend. Abgesehen vom Druck, den sie sich selbst macht, wenn sie die Aufgaben nicht bewältigen kann, belastet das auch unsere Eltern-Kind-Beziehung enorm.

  • Die Kinder bekommen ständig Dinge vorgesetzt die sie doof oder unnütz finden.

    die kategorisierung, ob tätigkeiten doof und unnütz sind, würde ich auch nicht meinen kindern allein überlassen.


    aber hausaufgaben als trainining dafür zu sehen, dass "das leben eben voller unnützer und gleichzeitig unspaßiger dinge ist", nee tut mir leid.

    so stelle ich mir mein leben und das meiner kinder nicht vor. ist es zum glück auch nicht.

  • Hausaufgaben - bis auf bspw. das Schönschreibheft - eher ein unnützer Kram. Ich finde es schade, dass es bei uns nicht individuelisiert wird. Trotz Ganztagesschule, Trotz Wochenplan gibts an 4 Tagen die Woche Hausaufgaben.

    Es gibt Aufgaben, die finde ich okay, solange sie dem Kind was bringen. Mein Kind langweilt sich nun mal bei Mathe ... aber da führt kein Weg dran vorbei. Was soll das?^^

  • Wie reagiert denn die Lehrkraft, wenn eine Schülerin Hausaufgaben nicht erledigt, weil die Selbsteinschätzung vorliegt, den Stoff zu können? (An den meisten mir bekannten Schulen würde das nicht als "Entschuldigung" für fehlende Hausaufgaben gelten.)

  • Es kommt echt auf die Lehrkraft (und die Beziehung von Kind/Eltern zur Schule) an rheinländerin . Bei meinem jüngsten war die Reaktion auf etwas ähnliches (er schrieb auf das Mathe-Hausaufgabenblatt: „das ist sdumpfsinnig“) ein freundlicher Anruf mit der Frage, ob es für uns ok ist, wenn er Material aus dem folgenden Schuljahr bearbeitet. (Bei der Lehrerin unseres ersten Kindes hätten wir uns das nicht getraut - sie war eine sehr schwierige Person und wir noch nicht so souverän im Umgang mit Schulthemen.)

  • rheinländerin das klappt hier gut.

    Die Lehrerin weiß ja, dass meine Tochter das kann. Und meine Tochter kann sich gut einschätzen und findet es oft sinnvoll Dinge zu üben, die sie nicht gut kann, z.B. lesen.

    Es ist auch kein Problem, wenn ich eine Notiz mitgebe "Konnte sich heute nicht konzentrieren, deshalb habe ich abgebrochen.". Das kommt mindestens ein Mal die Woche vor. Es muss dann auch nicht nachgearbeitet werden (macht halt keinen Sinn, dann am nächsten Tag doppelt so viel arbeiten zu müssen).

  • Ich mache gerade ein Praktikum im reformpädagogischen Zweig einer öffentlichen Schule. Meine Tutorin dort erzählte heute, dass sie schon immer kleine Hausaufgaben aufgab, als sie noch in den Regelklassen war und dies auch richtig fand. Und nun hätte sie im reformpädagogischen Zweig (in dem es ausdrücklich keine Hausaufgaben gibt) festgestellt, dass ihr die Eltern berichten, ihre Kinder würden Unterrichtsinhalte von alleine Zuhause vertiefen. Allerdings vermute ich, dass dies auch eher wieder bildungsnähere Familien sind.


    Diese ganze Kiste ist einfach nicht vom vorhandenen Kapital der Herkunftsfamilie zu lösen. Klar kann einiges in den Bildungseinrichtungen getan werden, damit die Lücke nicht noch weiter aufreißt, aber die Ungerechtigkeit dieser Welt/unserer Gesellschaft kann (leider) nicht durch ein pädagogisch-didaktisches Konzept umgangen oder ausgelöscht werden.


    Die guten Selbsteinschätzungen ihrer Kinder, von denen einige berichteten (zB homunkulus  cashew ), finde ich sehr interessant. Wurde diese Kompetenz in der Schule oder von euch Zuhause geübt? Ähnlich Berichte kenne ich aus Schulen, in denen die Kinder selbst auswählen, wann sie für eine Note getestet werden sollen, also wann sie das Gefühl haben, den Stoff durchdrungen zu haben. Ich vermute allerdings, dass dies (wie freies, interesserengeleitetes Lernen) gelernt werden muss.

  • Hallo,


    Ich versuch mal ein paar Pro--Argumente zusammenzufassen. Ich rede bewusst von den klassischen HA (alle machen weitestgehend das Gleiche, so was wie 3 Zeilen L schreiben, 3 Kästchen Matheaufgaben usw.)


    • HA sind wichtig, weil die Eltern sonst nicht wissen, was ihr Kind gerade lernt.

    Warum sollten die Eltern nicht auch in die Hefte schauen können, ohne daß für das Kind eine Pflicht damit verbunden ist?

    Und wie ist das mit Hortkindern (hier wie gesagt 25 von 27 aus der Klasse) ? Da die Hefte eh in der Schule bleiben, sind HA für diese Kinder also besonders sinnlos?


    • HA sind wichtig, damit Eltern merken, was ihre Kind noch nicht kann und mit ihm üben können.

    Nun, wenn es nun mal eine Schulpflicht gibt, finde ich, daß auch die Bildungspflicht bei ihr liegen sollte. D.h. die Schule bzw. die Lehrer sollten erkennen, wo das Lind Lernprobleme hat und Wege finden, dem Kind zu helfen. Dsa sind die Lernprofis, nicht die Eltern.


    • HA sind wichtig, weil Kinder mit Lernproblemen mehr Übung brauchen.

    Brauchen sie, und sollen sie selbstverständlich auch haben. Nur auf sinnvolle Weise und wenn möglich fachlich begleitet und nicht als Zeitvergeudung. Nur sind gerade die klassischen HA in der Regel nicht dazu geeignet, Lernprobleme/Teilleistungsschwächen zu unterstützen. Dann braucht das Kind gezielte Förderung und die zusätzlichen HA binden nur unnötig Kraft und nehmen Zeit für echtes und sinnvolle üben WEG.

    Denn dann wäre es gerade wichtig, die Übung aufs Kind individuell abzustimmen und da anzusetzen, wo es steht, statt das Kind ständig sich selbst hinterherrennen zu lassen um die "Gießkannenprinzip"-HA auch noch zu machen.


    • Mein Kind ist in ein paar Minuten mit den HA fertig, da sind sie doch nicht so schlimm.


    Wenn es so ist - ist der Lerneffekt in den paar Minuten tatsächlich so gewaltig und nicht anders zu erreichen, daß es das ganze Drumrum tatsächlich lohnt? (HA aufgeben, aufschreiben, am Nachmittag vom Spielen eher reingehen, Platz vorbereiten, arbeiten, kontrollieren, Unterrichtszeit für die HA-Kontrolle aufwenden...)


    • Ohne HA schafft die Schule es nicht, den Stoff zu vermitteln.

    Abgesehen davon, daß es Schulen gibt, die das sehr wohl schaffen, zeigt es mMn nicht, das HA wirklich sinnvoll und zwingend nötig sind - sondern im Gegenteil, daß im Gesamtsystem etwas schief läuft.

    Ich kann mMn nicht eine Schulpflicht ausrufen und dann doch einen nicht unerheblichen Teil de Stoffes verpflichtend auf die Familien umlegen. Was ist mit den Kindern, deren Familien das nicht leisten können oder wollen? (Das kann ganz verschiedene Gründe haben, auch wer lange arbeitet, hat nicht unbedingt den Nerv Hilfslehrer zu spielen)


    • HA sind wichtig, weil Gelerntes wiederholt und gefestigt werden muss.

    Na ja, selbst die Hirnforschung hat ja schon lange nachgewiesen, daß der Lernstoff dafür "auf den Punkt" sein muss. Und Untersuchungen haben ergeben, daß das pro Klasse vielleicht für 3 Kinder zutrifft. Für die anderen ist er zu leicht oder zu schwer, so daß kein echter Lerneffekt zu verzeichnen ist. Und für die wenigen Kinder fände sich sicher eine andere Lösung als 27 Kinder an den Tisch zu setzen, damit es vielleicht für 3 passt.


    • Kinder müssen unbedingt beizeiten lernen, daß nicht alles im Leben Spaß macht und es trotzdem gemacht werden muss.

    Ist das tatsächlich ein so wichtiges Lernzeil für 6-jährige, daß es rechtfertigt, darauf so viel Lebenszeit zu ver(sch)wenden und sie täglich genau das "üben zu lassen"?

    Was ist mit den Kindern, die HA ganz OK finden. "Dürfen" die nicht lernen, Dinge zu tun, die keinen Spaß machen? Was müssen die dann (ggf. zusätzlich) tun, um diesen so wichtigen Lerneffekt zu haben, wenn er doch soooo wichtig ist?


    Übrigens erzählten bisher alle Eltern, deren Kinder von der Hausaufgabenfreien GS in der auch meine Kinder waren an eine weiterführende Regelschule gewechselt sind, daß der Wechsel von keine HA zu HA unproblematisch war und daß die Kinder auch den ohne vierjährigen Vorlauf akzeptiert haben, daß es da halt ist, wie es ist. Was nicht heißt, daß sie es toll fanden - nur mal ehrlich, wer von einer Grundschule mit HA kommend, findet HA in Klasse 5 toll? - oder daß sie beim Lernen wirklich "auf den Punkt" und damit hilfreich waren.


    So, hm, mehr fällt mir gerade nicht ein, habe ich ein wichtiges Argument vergessen?

  • Also, meine anderen Kinder haben das nicht. Der Große hielt sich lange für doof, der Mittlere überschätzt sich häufig.

    Von mir hat sie das nicht gelernt.

  • Hallo,


    Ich vermute allerdings, dass dies (wie freies, interesserengeleitetes Lernen) gelernt werden muss.



    Die Frage ist, ob es tatsächlich ER-lernt werden muss - oder ob man besser darauf achten sollte, daß es nicht VER-lernt wird. Durch langweilige Hausaufgaben z.B., die fitten Kindern vermitteln, daß die Beschäftigung mit Lernstoff tendenziell langweilige Pflicht ist und Kindern, denen es schwerer fällt, noch mal klar macht, was sie NICHT können.


    Vieles halte ich auch einfach für Typsache. Trotz klassischer HA habe ich weder gelernt, mich gezielt auf Arbeiten/Tests vorzubereiten noch für Prüfungen zu lernen. Das konnte ich nie.


    Meine Kinder sind grundverschieden, eins lernt sehr gezielt und fleißig und sehr vorausplanend, durchaus auch in dem bEwusstsein, daß sie das Meiste nach dem Test schnell wieder vergessen wird. Sie andern lernen/lernten wenn überhaupt mal, dann eher punktuell, so, daß es irgendwie reicht.

    Meine Große geht z.B. aktuell so in ihre Abiprüfungen: Durchfallen werde ich schon nicht und wem nützt Bulimielernen, von dem nichts hängen bleibt? Entweder ich kann es, dann kann ich es in der Prüfung zeigen oder ich kann es nicht, dann ist die Note eben nicht so gut, dann ist das so.


    Aus meiner Sicht wie gesagt Typsache.


    Ich habe vor vielen Jahren mal ein Bericht gelesen, daß Schulen mit reformpädagogischem Ansatz und vor allem ohne Hausaufgaben (und somit ohne großartige Verantwortung im Elternhaus) spannenderweise gerade für Kinder aus Familien, die wenig unterstützen könne/wollen von großem Vorteil war. Das war sehr unerwartet bei einer Untersuchung herausgekommen, die eigentlich von der gegenteiligen Vermutung ausging.

    Weil sich da tatsächlich die Schule in der Pflicht sah, das Wissen zu vermitteln und bei Problemen individuell und gezielt zu unterstützen und individuelles Lernen immer da ansetzen konnte, wo das Kind stand, ohne daß es irgendwann nur noch hinterherhechelte (oder sich andersrum in einer wenig leistungsstarken Klasse langweilte) .


    Leider finde ich den Bericht nicht mehr.