Evakuierung eines Zuges auf freier Strecke, wer hatte das schon mal??

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  • Danke für eure Schilderungen!


    Wie ist das bei freiwilligen u generell mit der Krisenintervention nach solchen Einsätzen? Werdet ihr da bei Bedarf begleitet?

  • Ich konnte mir ja nie vorstellen dass man Rettungskräfte beschimpft. Seit gestern bin ich klüger, da kann so eine ungesunde Dynamik entstehen, dass manche einfach ausflippen.

    holly mit Tochter (07/03) und Sohn (06/06)

  • silecea und betti danke für die Aufforderung zum Erzählen. Ich hoffe das OT stört niemanden.


    Der Einsatz hängt mir schon noch nach. Ich war mit meiner Tochter allein zu Hause, als die Sirene ging. Habe sie zu den Nachbarn geschickt zum Kinder hüten, damit die Nachbarn auch zum

    Einsatz können. Als wir am Unfallort eintrafen, waren zum Glück schon Sanitäter vor Ort (klar, die sitzen abfahrbereit am Stützpunkt, wir werden aus dem Alltag gerissen, müssen zum Gerätehaus und uns umziehen bevor wir los können).

    Ich war zum Glück nicht im „inneren Kreis“ im Einsatz, sondern habe mit meiner Staffel nur den zweifachen Brandschutz sichergestellt. Das heißt, ich habe mich maximal auf 10m dem Unfallfahrzeug genähert während der Rettung. Ich habe Zeugen betreut (unter Anderem ein Kind, das den Unfall gesehen, die Unfallstelle gesichert und den Notruf abgesetzt hat) und deren Daten aufgenommen (so wahnsinnig viele Polizisten waren nicht vor Ort).

    Eines der Unfallopfer verstarb an der Unfallstelle.

    Der Einsatz insgesamt lief sehr strukturiert und geordnet ab, auch sehr ruhig (klar, alle versuchen, die Unfallopfer zu schonen).

    Alle Rettungskräfte haben sich nach dem Einsatz im Gerätehaus versammelt und zusammen mit dem Notfallseelsorger eine Nachbesprechung gemacht.

    Aber klar, das hängt einem immer noch nach. Immer die Frage „hätte ich etwas besser tun können?“


    Heute waren wir bei Feuerwehrkameraden zum Grillen eingeladen, so dass wir noch mal ausführlich sprechen konnten.


    Danke fürs zulesen!

    • Offizieller Beitrag

    Lumme #knuddelDanke dass du es schriebst u für euren Einsatz. Seit dem unsere Jungs bei der freiwilligen Jugendfeuerwehr sind, u dadurch ich mehr Kontakt zu den aktiven habe, weiß ich viel mehr wert euer Bereitschaft zu schätzen. Im Kopf war es mir natürlich schon immer klar aber das persönliche verbindet mehr.



    Gut, dass du was gesagt hast! Schaf, braten, RHCP Danke für eure Schilderungen u Infos.

  • Ich saß als Jugendliche mal in einer S-Bahn die nicht weiter fahren konnte. Wir standen noch an der Haltestation und wegen Hitze wurden die Türen geöffnet, aber es hieß, dass man bitte in den Wagen bleiben soll. Da sind doch tatsächlich trotzdem welche ausgestiegen und nach vorne gelaufen zum Gaffen. Ich fand das schon damals (ist etwa 30 Jahre her) furchtbar. Wie kann man sich denn freiwillig so was grausames angucken, was man nie wieder vergessen wird?



    #kerze für den armen Menschen, der keinen anderen Ausweg sah und für den Lokführer und die anderen Helfer und für die Angehörigen.


    Wir hatten auch gerade so einen Fall im näheren Umfeld, es ist sooo traurig und schlimm für alle.

  • Eiche , das "dürfen" war mitnichtensso gemeint, dass ich denke, dass du und deine Kollegen das als Privileg empfindet.

    Danke, dass du dich engagierst.

    Liebe Grüße,


    Ich, mit Tochter (2/06) und tochter (12/07).

    • Offizieller Beitrag

    ich bin mal in einem zug gesessen, als es zu einem unfall mit einer person kam.


    zuerst hupe, notbremsung, das schleifen der räder, ein rumpler, dann stillstand. mir war gleich klar, was da passiert war. der zug stand keine halbe minute, da beschwerte sich schon einer, dass das mal wieder typisch öbb sei, dass sie nicht sagen, was los ist und wann es weiter geht. ich bin etwas ungehalten geworden und habe gemeint, dass ja wohl klar ist, dass etwas tragisches passiert sei und wir jetzt wohl warten müssen. im grossen und ganzen waren die leute aber recht ruhig.


    wir waren zwischen zwei stationen, sahen die ersatzbusse, die passagiere von einem bahnhof zum anderen brachten. mussten warten, dass die polizei alles aufnahm, dass ein ersatzzugführer kommt und die strecke wieder freigegeben wird. ich weiss nicht mehr, wie lange das gedauert hat, aber eine stunde war es sicher.


    der mann meiner tagesmutter war auch im zug und erzählte mir später, dass er mit dem zugführer gesprochen hatte. der stand so unter schock, dass er der meinung war, er könne ohne probleme weiterfahren. aber das darf er nicht.


  • Dankeschön an all die Rettungskräfte hier.

    Ich lebe hier in Österreich an der Strecke mit der höchsten Suizidquote. Bei Lokführern ist diese Strecke gehasst. Daher kenne ich diese Situationen auch. Allerdings war hier immer alles recht ruhig.

    Und jetzt sag ich was ganz Böses: Ich habe auf die Selbstmörder meist eine ziemliche Wut, weil sie andere Menschen in ihren scheiß mit reinziehen. Das ist total unfair und aggressiv. Ein bekannter von mir hat sich so erhängt, dass ihn seine Kinder (damals 4 und 10) gefunden haben. Die haben bis heute, 20 Jahre später, damit Probleme.

    Das ist einfach eine Sauerei. Einen Mann kenne ich, der zum Suizid in den Wald gefahren ist, von dort die Polizei verständigt und sich dann erschossen hat. Er wollte nicht, dass Spaziergänger ihn finden. Für die Polizei auch nicht schön, aber sie konnten sich darauf einstellen.

    Es steht jeden Menschen freu, sein Leben zu beenden, wenn er glaubt, es nicht mehr aushalten zu können. Aber oftmals müssen dann die Angehörigen noch viel mehr aushalten. Daher finde ich es in den meisten Fällen einfach nur egoistisch und rücksichtslos.

  • Dankeschön an all die Rettungskräfte hier.

    Ich lebe hier in Österreich an der Strecke mit der höchsten Suizidquote. Bei Lokführern ist diese Strecke gehasst. Daher kenne ich diese Situationen auch. Allerdings war hier immer alles recht ruhig.

    Und jetzt sag ich was ganz Böses: Ich habe auf die Selbstmörder meist eine ziemliche Wut, weil sie andere Menschen in ihren scheiß mit reinziehen. Das ist total unfair und aggressiv. Ein bekannter von mir hat sich so erhängt, dass ihn seine Kinder (damals 4 und 10) gefunden haben. Die haben bis heute, 20 Jahre später, damit Probleme.

    Das ist einfach eine Sauerei. Einen Mann kenne ich, der zum Suizid in den Wald gefahren ist, von dort die Polizei verständigt und sich dann erschossen hat. Er wollte nicht, dass Spaziergänger ihn finden. Für die Polizei auch nicht schön, aber sie konnten sich darauf einstellen.

    Es steht jeden Menschen freu, sein Leben zu beenden, wenn er glaubt, es nicht mehr aushalten zu können. Aber oftmals müssen dann die Angehörigen noch viel mehr aushalten. Daher finde ich es in den meisten Fällen einfach nur egoistisch und rücksichtslos.

    Wenn die Menschen die Suizid begehen noch so rational denken könnten, würden es wahrscheinlich die wenigsten machen :(.


    Auch mein Dank an alle Rettungskräfte hier. Mein Mann ist bei der freiwilligen Feuerwehr und von daher weiß ich wie schlimm es für Rettungskräfte ist.

  • @ManuMami die Menschen die Suizid begehen, kann man nicht mit "normalen" Maßstäben messen. Ich habe gerade nachgeschaut, Österreich hat sogar noch eine höhere Selbstmordrate als Deutschland. Das wichtigste ist Prävention und richtige Behandlung von Depressionen, ich glaube nicht, dass die Menschen, die sich umbringen, unbedingt noch andere mit hineinziehen wollen, es soll halt wie beim Zug schnell und sicher#crying sein.

    holly mit Tochter (07/03) und Sohn (06/06)

  • Erstmal auch von mir ein herzliches Dankeschön an alle, die in einer solchen Situation in der Lage sind zu helfen.

    Ich kann es mir für mich nicht vorstellen. Ich glaube nicht, dass ich in der Lage wäre meine Emotionen beiseite zu schieben.


    Als Zugpendlerin seit 20 Jahren habe ich leider schon einige Unfälle erleben müssen.

    Ein einziges mal saß ich in dem betroffenen Zug. Da war es sehr, sehr still drin. Unheimlich.


    Die anderen male saß ich in einem der nachfolgenden Züge, aber auch da wurde nur selten auf die Bahn geschimpft wenn die Nachricht vom Suizid erstmal die Runde gemacht hatte. Aber natürlich war niemand glücklich darüber Termine zu verpassen, nicht rechtzeitig ans Ziel zu kommen, die Kollegen über die Verspätung informieren zu müssen etc.

    Es wurde nur mal gestöhnt darüber, dass der Mensch sich ausgerechnet einen Zug zu Pendlerzeiten raussuchen musste - wohl wissend, dass so ein Mensch gar nicht mehr an seine Umwelt denkt.

    Nur einmal haben wir uns alle richtig aufgeregt: Wir mussten mit einem (!) Ersatzbus um die Unfallstelle fahren, während unser Zug leer auf dem Gegengleis an der Unfallstelle vorbeifuhr - Begründung: Es kann kein Sichtschutz aufgebaut werden. Aber der nachfolgende ICE fuhr mit Passagieren in langsamfahrt vorbei! Wir fanden es unmöglich, dass den ICE-Passagieren der Anblick der Unfallstelle zugemutet wurde.

    (Und ja, leider fanden es auch einige unmöglich, dass die ICE-Passagiere das sehen dürfen und wir nicht<X)

    „Ich mache nicht nur leere Versprechungen, ich halte mich auch daran.“
    (Edmund Stoiber im Wahlkampf 2005)