Liebe Rabinnen und Raben,
am späten Abend am Samstag vor Pfingsten, erhielten wir einen Anruf, dass mein Schwiegervater plötzlich und unerwartet im Alter von 71 Jahren verstorben ist (Herzinfarkt). Wir waren mit mehrern Freunden das Wochenende weggefahren, wurden an besagtem Abend gut aufgefangen und haben gleich gepackt, und am Sonntag unseren Kurz-Urlaub abgebrochen, um meiner Schwiegermutter beizustehen.
Insbesondere unsere Mittelmaus hat nach unserer Einschätzung nach Begleitungsbedarf. Der Opa wird eine Urnen-Beisetzung bekommen; die Trauerfeier und Sargaussegnung hat bereits stattgefunden, (der Leichnam samt Sarg sind mittlerweile eingeäschert und die Urne muss nur noch bestattet werden). Hier lief es etwas anders als von uns angenommen. Der Bestatter empfahl, ca. eine Stunde vor Beginn der Zeremonie im Bestattungshaus da zu sein, damit wir uns in Ruhe noch von meinem Schwiegervater verabschieden können (also die, die ihn noch einmal sehen möchten). Insbesondere meinem Mann war es eigentlich ein Bedürfnis, noch einmal mit seinem verstorbenen Vater alleine zu sein. Da viele Trauergäste auch von weiter weg waren, kamen sie aber bald nach uns bzw. bereits mit uns an und man begrüßte sich erst einmal auf dem Parkplatz und sprach ein paar Worte. Ich drängte meinen Mann immer wieder, doch hineinzugehen. Irgendwann kam sogar der Bestatter heraus und meinte, wenn wir uns noch verabschieden wollten, sollten wir das am besten jetzt machen. Mein Schwiegervater lag offen aufgebahrt in der Trauerhalle, es war alles sehr feierlich. Ich kann nicht sagen, ob und wieviel die Mittelmaus beim Reingehen in die Trauerhalle davon gesehen hat, der Sarg wurde leicht schräg aufgebahrt. Wir gingen nach vorne und sie meinte gleich "nicht hochheben, ich will unten bleiben." Während der Zeremonie wirkte sie sehr versteinert und verstört, dazu kommt, dass sie uns bzw. vor allem den Papa hat weinen sehen. Sie während der Trauerfeier irgendwo "outzusourcen" war leider nicht möglich. Wir mussten extra nach Bayern fahren und alle in Frage kommenden Verwandten und Bekannten nahmen selbst an der Trauerfeier teil.
Wir haben daher das Gefühl, dass es Gesprächsbedarf gibt. Zu meinem Mann sagt sie so Dinge wie "Nicht weinen, Papa, der Opa ist doch jetzt im Himmel und schaut uns zu". Teils habe ich das Gefühl, sie glaubt, der Sarg sei mit Opa in den Himmel gefahren und Opa dort quicklebendig wieder ausgestiegen. Ich möchte Mittelmaus nicht drängen. Es kommen auch so nachdenkliche Aussagen wie "die Heidi hat auch keine Eltern mehr, nur noch einen Opa" oder dass bei Aschenputtel die Mutter gestorben ist. Sie hat also realisiert, dass es so etwas wie den Tod gibt, der ihr auch nahestehende Personen nimmt. Ich habe das Gefühl, dass sie auch Angst haben könnte, uns zu verlieren.
Als sie 10 Monate alt war, ist meine Mutter an Krebs gestorben. Sie war unser "Regenbogenkind", das uns nach dem Tod unseres Sternensohnes (21. SSW) viel Freude und Erleichterung geschenkt hat. Sie weiß, dass sie noch einen Bruder hat, der schon in Mamas Bauch gestorben ist. Ich habe für ihn eine Leinwand gestaltet und in die Küche gehängt (ohne Fotos etc.). Sie weiß von ihrer Oma. Dieses Thema begleitet uns also schon länger bzw. ist immer mal präsent aber jetzt gerade akut.
So oder so dachte ich, es sei gut, sie z. B. mit einem guten Vorlese-Buch für die Altersstufe zu dem Thema zu begleiten. Ich würde mich über eure Empfehlungen freuen.
Vielleicht habt ihr auch noch andere Tipps, Anregungen, Ideen für Rituale oder Einschätzungen.
Übrigens, gerade bei Büchern war ich regelrecht geflasht von dem Angebot, dass da auf dem Markt ist.
Die Große hat zwei Tage richtig viel geweint (sie hatte Opa am längsten gekannt und die meiste Zeit von unseren Kindern mit ihm verbracht); die Zeremonie half ihr und uns aber, Abschied zu nehmen.
Er war nicht immer ein einfacher Vater, aber ein leidenschaftlicher Opa, der mit seinen drei Enkeln alles mitgemacht hat. Seine Enkel waren wirklich sein Ein und Alles. Er hat sich z. B. zeigen lassen, wie man eine Babyschale im Auto festmacht, war mit der Großen im Musikgarten und hat ihren Waldgeburtstag mit gemanagt (am Abend sagten alle Kinder "Opa" zu ihm). Er war beim Laternenumzug (was er bei seinen eigenen Kindern nie gemacht hat), im Tierpark und und und. Einfach ein richtig toller Opa.