Probiotika während AB-Einnahme geben?

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  • Hallo liebe Raben,


    ich brauche Erfahrungen. Mein kleines Wuselchen (2 Wochen alt) hat einen eitrigen Abszess an der Leiste. Gestern war er 1,5 cm groß. Er kam innerhalb von 2 Tagen, ohne erkennbare Ursache. Kinderärztin hat Eiter abgelassen und Antibiotikum verschrieben. Nun geben wir seit gestern Mittag das Antibiotikum. Der Abszess ist schon kleiner geworden, allerdings geht jetzt Bauchweh und Durchfall beim Zauselchen los.


    Eine Freundin hat mir Omni-Biotic Panda empfohlen und sagte, dass sie ihrem 4-monatigen Baby während der AB-Einnahme schon besagtes Mittel gegeben hat und es da schon sehr gut gegen Durchfall und Bauchweh half.


    Ich kann mir das erstens nicht vorstellen, denn ich kaufe teure Probiotika, um sie dann gleich darauf wieder mit AB zu töten?
    Nach der Logik würde ich sowas ja eher nach der AB-Gabe verabreichen. Ach schade, um die Darmbesiedlung, die sich der Kleine schon mühsam aufgebaut hat!

    Und wie ist das nochmal mit der Muttermilch? Sind da auch Probiotika dabei oder nur Präbiotika?


    Ich würd dem Kleinen sooo gerne helfen, er leidet ziemlich und schläft wenig. Und ich entsprechend mit ;)


    Danke für eure Zeit! Ich komme eher wenig zum Antworten, denn ich lese mal so zwischendurch am Handy (wenn ich nicht rumtrage oder selbst schlafe). Aber ich lese alles mit!


    Viele Grüße und danke!

    Caro

    • Offizieller Beitrag

    Ja, Muttermilch hat Probiotika, und tut bei Bauchweh gut.


    Ich selbst gebe die Probiotika erst nach der AB nahme, aus von dir genannten Argumenten, aber mir wurde auch schon in der Apotheke empfohlen zeitlich versetzt Jogurts/Probiotika zu essen.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • Bei so einem kleinen Baby würde ich vorher mit dem Kinderarzt darüber sprechen.


    Die Einnahme findet zeitversetzt zum AB statt, da die Bakterien sich im Darm vermehren, ist es schon sinnvoll schon während der Therapie von AB mit der Einnahme zu beginnen. Wie es aber mit Stillen aussieht weiß ich aus dem Kopf nicht. Würde sagen das stillen reicht, aber bin mir nicht sicher, sorry. Da können andere sicher mehr zu sagen.

    Bauchweh ist echt fies, gibst Du das AB zu einer Mahlzeit oder später?

    Wie gesagt, bei so einem kleinem Menschen würde ich bei Problemen immer zum Arzt und nicht auf eigene Faust was unternehmen.

  • Herzlichen Glückwunsch zum Wuselchen! #herz

    Und gute Besserung dem kleinen Menschlein.


    Wenn du das Mittel schon während der Antibiotikumgabe verabreichst, passiert im schlimmsten Fall gar nichts. Mir wäre es einen Versuch wert. Und Muttermilch mit ihren lebenden Zellen ist sowieso gut gegen alles. Die ist immer optimal abgestimmt und hilft der Darmflora bestimmt wieder ordentlich auf die Beine.


    Sommerwind hat recht: Frag den Arzt vorher, das Baby ist ja noch ganz frisch.

    Julia und Tochter (11/04), Tochter (04/08), Sohn (06/17) und Tochter (12/20)

    Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.


    Einmal editiert, zuletzt von Vollmond ()

  • Uns wurde jetzt immer das Probiotikum direkt mit dem AB verordnet. Einnahme natürlich mit deutlich zeitlichem Abstand. Reduziert Durchfall und co von vorneherein etwas

    We must accept finite disappointment, but never lose infinite hope.

    Martin Luther King, Jr.

    ———-

    ebura mit S (*04), E (*05) und I (*12/21)

  • Frag unbedingt den Arzt vorher. Die Darmflora ist ja grade erst noch dabei sich aufzubsuen. Da kann selbst ein Probioikum für Säuglinge schon mehr schaden als helfen. Andererseits isr grade da nach AB ne supergute Darmsanierung wichtig. Aber eben nur nach Absprache mit dem Arzt der genau Dein Baby kennt. Da ist nämlich jedes Kind auch unterschiedlich.


    Stillen ist auf jeden Fall die beste Heilnahrung fürn Darm.

    So take courage, hold on, be strong, remember where your help comes from.

  • Ja. Das wuerde ich auch so sehen. 2 Wochen ist etwas ganz anderes als 4 Monate oder gar aelter. Probiotika koennen zB auch mal verunreinigt sein (vermute ich jedenfalls mal) und das kann bei einem derart kleinen Baby durchaus auch schaden.


    Vor allem aber enthaelt Muttermilch ja schon die besten und ideal auf das Baby abgepassten Nahrung fuer Mikroorganismen. Da wuerde ich nicht mit irgendetwas anderem dazwischen mischen.

    Einmal editiert, zuletzt von belleamie ()

  • Ich würde damit auch vorsichtig sein bei so einem kleinen Baby... Meine Tochter bekam nichts (die war auch 1-2 Wochen alt als sie AB nahm), laut den Ärzten in Kinderklinik war stillen das beste was sie bekommen konnte...

    Ich wünsche euch dass es deinem Sohn bald besser geht! Hoffentlich braucht er die Antibiotika nicht zu lange und die Darmprobleme werden sich mit Muttermilch dann bald verbessern!

  • Danke für die ganzen Beiträge!


    Ich frge heute meine Hebamme nochmal dazu und morgen den Kinderarzt #danke


    Ich mach mir jetzt mal keine Vorwürfe mehr, dass wir seine Darmflora zerstören müssen und hoffe dass das Stillen alles wieder in Ordnung bringt #flehan

    • Offizieller Beitrag

    Stillen baut die Darmflora mit am Besten auf. Wirklich. Ich habe da vor Jahren auch eine tolle Dokumentation gesehen, die das gut erklärte. Auch wie zB die Darmflora von Kaiserschnittkindern durch langes Stillen sehr positiv beeinflusst wird.

  • Das sagte die Hebamme eben auch. Stillen und gut ist.


    Ich könne Symbioflor nehmen, aber wie die Keime über die Milch weiter gegeben werden sollen? Vielleicht muss man dran glauben #angst

    • Offizieller Beitrag

    Wenn die Mama eine gute Darmflora hat, dann kann sie die auch weitergeben. Diese Studie scheint zu bestätigen:, dass die Mama die Probiotika, die sie einnimmt, "weitergibt". https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16126047

  • Für mich steht im Abstract nur dass mehr Immunglobuline in der Milch der Probiotik-Mamas gefunden wurde...


    Das könnte ich mir auch erklären

  • Die Mittlere hatte als frischer Säugling auch mal AB. Da haben sie uns in der Kinderklinik Bigaia-Tropfen gegeben. Sie hatte da nämlich sehr mit zu kämpfen und damit ging es besser.

  • Muttermilch enthaelt jede Menge Bakterien (hunderte verschiedene Spezies), aber ob sich die Zusammensetzung sofort aendert, weil du Probiotika nimmst, ist glaube ich nicht so klar. Das haengt halt auch viel davon ab, inwieweit die sich bei dir ueberhaupt behaupten koennen.


    Zudem enthaelt Muttermilch Oligosaccharide, die der Mensch gar nicht verdauen kann, aber spezielle Bakterien (insb Bifidobacterium longum sbsp infantis) schon. Deshalb foerdert Muttermilch die Kolonisation speziell durch diese Bakterien, da sie gegenueber anderen (in der Muttermilch etc enthaltenen) einen Wettbewerbsvorteil haben.


    Ich wuerde es wirklich nochmal mit dem Arzt besprechen insbesondere auch bzgl des AB, das ihr bekommt. AB ist ja nicht gleich AB, weil die bei unterschiedlichen Bakterien unterschiedliche Wirkungen haben. Solange das Kind ansonsten gesund ist und du selbst kein AB nimmst und ihr normal weiterstillt, ist das mM das Wichtigste. Probiotika wirken idR (so sie denn wirken) nur waehrend der Gabe .. sobald die nicht mehr gegeben werden, verschwindet ihr Effekt auch mehr oder weniger sofort. D.h. fuer die sog. Darmsanierung tun die mW nicht viel .. koennen aber sicherlich uebergangsweise Symptome lindern (egal ob Erkrankung oder durch Dysbiose). Man sollte aber nicht erwarten, dass sich da dauerhaft bessere Bakterien ansiedeln, weil man Probiotika gibt oder umgekehrt ohne Probiotika die Darmflora hinueber ist. Und Muttermilch ist eben selbst schon ein Probiotikum ..

  • Hi nochmal,


    @belleamie, hast du eventuell ein Paper, dass zu Keimen in der Muttermilch schreibt? (Ich hab bei PubMed mal quer gesucht, aber nichts gefunden soweit...)

    Ich finde das super spannend und die Kinderärztin sagte mir heute dass nur Präbiotika in der Muttermilch sind und sagte ich soll BiGaia-Tropfen geben. Damit habe ich jetzt erst einmal angefangen, erste Dosis heute Mittag.


    Und wieso sollten sich Probiotika nicht in Darm ansiedeln? Weil der Konkurrenzdruck zu hich ist, nehme ich an? Das würde bei so einem kleinen Zausel nach AB-Gabe vermutlich nicht zutreffen, oder?


    Ich finde das alles super spannend, wenn du mehr dazu weißt und irgendwelche Literatur hast, würde ich mich super gern reinlesen :)


    Ich habe das Gefühl, dass wir (also die medizinische Forschung) wissen wie wichtig die Darmbesiedlung ist, aber noch keinen wirklichen Peil davon haben. Das ist sooo schade, denn ich würde gerne von meinem Arzt eine fundierte Expertenmeinung dazu, und nicht "Öhhhh, geben sie mal die BiGaia-Tropfen".

    Was du schreibst, @belleamie klingt wesentlich informierter! Aber gut, ich folge erstmal ihrem Ratschlag... Wer Literatur hat, gerne her damit. :)


    Danke für die ganzen Ideen und Meinungen. Ich hab zwar nicht das Gefühl, dass die Absprache mit der Ärztin was anderes als den Standard-Ratschlag hervorgebracht hat, aber ich fühle mich jetzt ganz gut, weil ich nochmal mit ihr darüber gesprochen habe.

    • Offizieller Beitrag

    Und wieso sollten sich Probiotika nicht in Darm ansiedeln? Weil der Konkurrenzdruck zu hich ist, nehme ich an? Das würde bei so einem kleinen Zausel nach AB-Gabe vermutlich nicht zutreffen, oder?

    Nicht alle Probiotika und Bakterien sind Magesaeureresistent, das waere zB ein Grund, das herrschende Bakteriumansiedlung wird eine weitere Rolle spielen. Ich find's ja zB interessant, dass die Ernaerhung die Bakterienzusammensetzung im Magen und Darm innerhalb weniger Wochen verändern kann.

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    Pierre Marc Orlan


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  • Da gibt es eigentlich jede Menge Paper zu ... zB


    Bacterial Composition and Diversity in Breast Milk Samples from Mothers Living in Taiwan and Mainland China

    Lactobacilli and bifidobacteria in human breast milk: influence of antibiotherapy and other host and clinical factors.


    und zu Lactobacillus reuteri gibt es halt sowohl positive als auch negative Ergebnisse in den Studien ..

    Treating infant colic with the probiotic Lactobacillus reuteri: double blind, placebo controlled randomised trial

    Lactobacillus reuteri DSM 17938 for the Management of Infantile Colic in Breastfed Infants: A Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Trial


    Die Umgebung spielt beim Darm-Microbiome die Hauptrolle (der einzig genetisch statistisch haltbare Zusammenhang sind Mutationen im LCT Gen, das das Lactase Enzym codiert, welches die Verdauung von Lactose ermoeglicht) .. und der Mensch kommt halt laufend ueberall mit Bakterien (und Viren) in Kontakt .. sei es ueber die Nahrung oder Hand-Mund-Kontakt oder bei Kleinkindern Lutschen an Krams. Nur weil ein Bakterium einmal da ist, heisst es nicht, dass es bleibt. Das ist eher ein lebenslanger, umweltabhaengiger Prozess. Probiotika haben durchaus eine Wirkung (sofern es wirklich lebende/lebensfaehige Bakterien enthaelt), aber unterscheiden sich von bestimmten Nahrungsmitteln auch nur durch die Menge der enthaltenen Bakterien. Aber das kann sich ganz rasant aendern, wenn die Lebensbedingungen im Darm dann anders aussehen. Daher eignen die sich zur akuten Symptomlinderung, aber wenn man sie dann nicht mehr nimmt, sollte man auch davon ausgehen, dass sich dann sehr schnell wieder der von der Umwelt dominierte Zustand einstellt. Ich koennte mir vorstellen, dass es bei Kaiserschnitt-Flaschenkindern sinnvoll waere, ueber eine Supplementierung in den ersten Monaten nachzudenken bis andere Nahrung hinzukommt, aber bei Stillkindern wuerde ich idR davon ausgehen, dass die eh genug Stimulation bekommen.


    Zumal es halt sehr selektiv einzelne Bakterien sind .. waehrend das Microbiome aus einer riesigen Gemeinschaft an Bakterien besteht, die interagieren und sich gegenseitig beeinflussen. Ein Antibiotikum zerstoert ja nicht alle Bakterien im Koerper und ich wuerde auch davon ausgehen, dass im Darm durchaus einiges ueberlebt. Dauert halt nur seine Zeit bis sich dann wieder ein stabile Gemeinschaft etabliert. Dabei koennen Probiotika unterstuetzen, aber haben eben nicht nach dem Prinzip "ich war zuerst da" einen Ueberlebensvorteil auf Dauer. Es gibt z.B. auch erste Versuche bei Menschen Clostridium difficile per Fekaltransfers in den Griff zu bekommen .. oder Mausstudien, die nachweisen, dass eine dicke Maus duenn wird nach AB & Fekaltransfer .. aber auch das ist nicht unbedingt eine permanente Sachen mW. Ob jetzt eine bewusst herbeigefuehrte Dominanz von einzelnen Lactobacillen oder Bifidobakterien wirklich das ist, was man haben moechte, ist ja auch nicht unbedingt klar. Es ist eben immer ein Zusammenspiel von vielen .. von denen einige ganz klar unerwuenscht sind und einige die good guys sind, aber von vielen weiss man ueberhaupt nicht welche Rolle sie spielen und sehr viele sind meist harmlos, koennen aber ploetzlich dann doch Probleme machen ohne dass man immer klar sagen koennte, warum usw.

    Einmal editiert, zuletzt von belleamie ()