Ritterdiskussion

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  • Huhu.

    Folgendes:

    Seit unser Großer in den Kindergarten geht mag er Ritter. Im Kindergarten gibt es nämlich eine tolle Holz-Ritterburg.

    Ich bin mir nicht sicher ob er überhaupt weiß was Ritter sind und ob er überhaupt eine Rittergeschichte kennt.

    Egal. Er mag sie halt.

    Jetzt gab es im Secondhandladen ein Tshirt mit einem Ritterbild-Aufdruck.

    Eine Kampfszene an einer Burg. Ein Teil der Ritter oben eine Teil unten. Mit Schwertern, Steinschleuder, Armbrust...

    Als das Kind das Tshirt gesehen hat, hat es wahnsinnig doll gestrahlt und mich mehrmals dankend in den Arm genommen vor Glück.


    Jetzt sagte heute mein Partner nachdenklich, dass er nicht weiß ob er es so gut findet, dass das Kind so ein Gewaltverherrlichendes Tshirt trägt, schließlich versuchen die Menschen auf dem Bild sich gerade gegenseitig zu töten.


    Und seit dem denke ich darüber nach.

    Ein Tshirt wo sich Menschen mit Pistolen bedrohen hätte ich meinem Kind nie angezogen.

    Nicht mal Carmouflage kommt mir hier ins Haus.


    Aber Ritter? Irgendwie verbinde ich Ritter mit etwas nostalgischem. Irgendwie sind sie für mich so harmlos. Eine Kinderattraktion.

    Ich verbinde sie mit Mittelaltermärkten, Showkämpfen und Heldengeschichten...


    Aber irgendwie hat mich der Satz heute nachdenklich gemacht. Und ich denke gerade darüber nach wie und was ich meinem Kind über Ritter erzählen mag. Dass sie Drachen gejagt haben? Dass sie Helden waren? Dass sie in Kreuzzügen umhergezogen sind und im Namen der Kirche unschuldige Menschen umgebracht haben?


    Wie geht ihr mit dem Thema um? Was erzählt ihr euren Kindern dazu?


    Ich habe überlegt das Buch "der geheimnisvolle Ritter namenlos" zu kaufen. Das soll gut sein. Alerdings stirbt die Mutter am Anfang der Geschichte, ich weiß nicht ob ich das aushalte #angst.

    Habt ihr noch gute Buchempfehlungen? Irgendwie etwas alternativ, etwas kritisch. Nicht ganz im Rollenklischee?


    Danke :D

    Lg

    Annanita


    *wartet schon aufs Adventskalenderwichteln* #nägel

  • Der kleine Ritter Trenk


    Meine Beiden haben es geliebt....

    Und als sie alt genug waren, wurde dann über das echte Ritterleben aufgeklärt.

    Ich finde Kinder brauchen solche Phasen des Verherrlichen...sei es Ritter...Lillifee...Conni...oder Spiderman

    Irgendwann bekomnen sie schon mit, das die Welt nicht nur Watteweich ist...

    LG paulina mit paula (11.05)
    + paul (04.08)

  • #angst Darf ich anmerken, dass ich das ziemlich erziehende Überlegungen finde? ;)


    Ich bringe meinen Kindern auf Bestellung Barbiepuppen mit und Monster High-T-Shirts und Nagellack und Lippenstift. Obwohl ich das alles persönlich völlig schrecklich finde.


    Ich halte eine Ritter-Begeisterung echt für ungefährlich. Berufswunsch Ritter wird dein Kind eh nicht umsetzen können.

  • Kind ist noch klein, kann die komplizierte Situation nicht verstehen. Ich würde ihn lassen. Hier hat mal eine Rabin ihr Kind zitiert - den Unterschied zwischen Spiel und Wirklichkeit können Kinder durchaus verstehen. Außerdem wird Thema Tod irgendwann auch auf Eich zukommen. Hier ist es zum Beispiel gerade groß. Wird unter anderem auch bespielt mit mehreren Gleichaltrigen Kameraden, da "sterben" sie alle mehrfach täglich im Kampf. Finde ich zwar auch furchtbar, sie müssen das aber offensichtlich für sich verarbeiten.


    Edit: beide empfohlenen Bücher finde ich auch sehr gut. Wir haben noch ein Buch mit kurzen Rittergeschichten mit absolut nicht traditionellen Entwicklung, wenn Du magst, schreibe ich, was für eins genau, wenn wir wieder zu Hause sind.

  • Das ist ganz normal. Zwischen 4-6 Jahren wollten meine Jungs auch Ritter sein. Karneval war die Hälfte der Jungs Ritter, es gab Rittergeburtstage etc. Mit 7 war der Spuk vorbei.

    Das wichtigste sind natürlich die Schwerter, mit denen man kämpft. Es gibt viele, sehr kindliche Bilder und Bücher zum Thema wie Ritter Trenk, Mike der Ritter, Ritter Rost. Alles ganz harmlos und nett. Oft wird gar nicht gross gekämpft und die Handlung ist sehr kindgerecht.

  • Ritter, Piraten und Polizei begleiten uns schon seit einiger Zeit als wichtige Interessen- und Spielgebiete. Das sehe ich bei fast allen Jungen aus dem Kindergarten. Bei den Mädchen sind es zeitgleich eher Prinzessinnen, Elfen und Co. Letztlich ist in meinen Augen beides dasselbe: Es geht darum, stark zu sein und Macht auszuüben (im Spiel und in der Phantasie), weil bewusster wird, dass man als kleines Kind doch eigentlich recht wenig Macht hat, häufig stärker eingegrenzt wird, als man es wollte usw.


    Zum Thema Ritter mag mein Sohn auch Sachbücher, z. B. Frag doch mal die Maus: Ritter und Burgen oder Wieso, weshalb, warum: Wir entdecken die Ritterburg.


    Die Waffenbegeisterung meines Sohnes teile ich zwar nicht, aber besonders das Interesse für Ritter eröffnet Anknüpfungspunkte zu so vielem: Besichtigen von Burgen und Ausstellungen, Hören mittelalterlicher Musik, Gespräche über das Leben, Arbeiten und Wirtschaften in anderen historischen Kontexten, über Konflikte und Kriege, Geschlechterrollen u.v.m. Insofern bin ich froh, dass mein Sohn sich für Ritter interessiert, weil wir bei diesem Thema leicht Schnittmengen unserer Interessen finden und es auch mir dann Freude macht, etwas gemeinsam zu vertiefen.

  • Seit ich mal in einem Interview gehört habe, dass der Dalai Lama als Kind verrückt nach Kampfflugzeugen war, sehe ich das wesentlich entspannter. :D

  • Ich sehe das auch total entspannt. Unsere Kinder waren auch Ritter, Cowboys, Polizisten (und Schmetterlinge und Vampire), spielen wahnsinnig gern LaserTag und sind trotzdem weder dazu zu bewegen, mit in den Schützenverein zu kommen (was ich schade finde), noch sind sie irgendwie kriegsafffin, ganz im Gegenteil. Q macht allerdings gerne Bogenschießen und Messerwerfen. Er hat eine beneidenswerte Auge-Hand-Koordination. Ich bin total die Niete im Messerwerfen.


    Euren Konflikt kann ich allerdings ein bisschen nachvollziehen. Denn mich hat es sehr verwirrt, als eine andere Mutter damals ihren Sohn aus dem Kindergarten rausgenommen hat, weil meine Kinder da beim Spielen Stöcke als "Gewehre" benutzt haben und damit Schießen gespielt haben. Dass ihr Sohn zu Fasching als Ritter verkleidet war, einschließlich Schwert usw. fand sie hingegen OK. Und da habe ich mich schon auch gefragt, wo da der Unterschied ist. Wieso ist es OK, dass Ritter ihre Feinde (z.B. Andersgläubige) mit Lanzen und Schwertern erlegen, aber es nicht OK, wenn Cowboys oder Soldaten ihre Feinde mit Gewehren erschießen? Ist mir bis heute nicht nachvollziehbar.


    Beste Grüße

    Sabine

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05

  • Euren Konflikt kann ich allerdings ein bisschen nachvollziehen. Denn mich hat es sehr verwirrt, als eine andere Mutter damals ihren Sohn aus dem Kindergarten rausgenommen hat, weil meine Kinder da beim Spielen Stöcke als "Gewehre" benutzt haben und damit Schießen gespielt haben. Dass ihr Sohn zu Fasching als Ritter verkleidet war, einschließlich Schwert usw. fand sie hingegen OK. Und da habe ich mich schon auch gefragt, wo da der Unterschied ist. Wieso ist es OK, dass Ritter ihre Feinde (z.B. Andersgläubige) mit Lanzen und Schwertern erlegen, aber es nicht OK, wenn Cowboys oder Soldaten ihre Feinde mit Gewehren erschießen? Ist mir bis heute nicht nachvollziehbar.


    Beste Grüße

    Sabine

    Ritter wollen im Kampf ihren Gegner " ehrenvoll " besiegen , während Soldaten ihre Gegner aus dem Hinterhalt töten .

    Außerdem sind Ritter sowas wie Märchenfiguren , dass sich ein Kind später mal eine Rüstung ansieht und mit einem Schwert auf Leute einhaut , ist doch wesentlich unwahrscheinlicher , als dass es Soldat wird.

  • Das stimmt schon , aber ich glaube , dass sich viele Menschen nur oberflächlich damit beschäftigen .Es gibt edlen Ritter, die sich für die gute Sache kämpfen und dann den

    Befehle ausführenden Soldaten , siehe diverse Filme.

    Und Ritter ist insgesamt halt positiver besetzt( ritterlich , zum Ritter geschlagen werden ) , während Soldat mit Krieg assoziiert wird.

  • Ja...


    „Igraine ohne Furcht“ und „der kleine Ritter Trenk“ sind ganz toll. Meine Kinder lieben die Bücher immer noch...


    Ich würde es nicht zu hoch hängen, auch wenn ich den Gedankengang deines Partners verstehen kann, aber dein Kind hat einen anderen Blick darauf...Ritter und Dinos gehören doch irgendwie schon fast zur Kindheit dazu und wenn sie größer werden , verstehen sie die Hintergründe anders...ganz sicher.

  • Ich kann verstehen, dass es objektiv kaum einen Unterschied macht ob jemand von einer Armbrust, einem Schwert oder einem Maschinengewehr getötet wird. Gleichzeitig sehe ich subjektiv schon einen Unterschied - ich würde ein RitterTshirt kaufen, ein Soldatentshirt ganz bestimmt nicht.

    Für mich sind Ritter aber auch etwas, das es so nicht mehr gibt - fast schon wie aus einem Märchen. Soldaten gibt es, auch Kindersoldaten. Deshalb fände ich es komisch, wenn ich das Soldatenspiel unserer Kinder mit Kleidung und Ausrüstung unterstütze während gleichzeitig auf der Welt echte Kindersoldaten sterben müssen. Echte Ritter gibt es nicht mehr, daher sehe ich da einen Unterschied, auch wenn er eher subjektiv als objektiv ist.

  • Ich kann verstehen, dass es objektiv kaum einen Unterschied macht ob jemand von einer Armbrust, einem Schwert oder einem Maschinengewehr getötet wird. Gleichzeitig sehe ich subjektiv schon einen Unterschied - ich würde ein RitterTshirt kaufen, ein Soldatentshirt ganz bestimmt nicht.

    Für mich sind Ritter aber auch etwas, das es so nicht mehr gibt - fast schon wie aus einem Märchen. Soldaten gibt es, auch Kindersoldaten. Deshalb fände ich es komisch, wenn ich das Soldatenspiel unserer Kinder mit Kleidung und Ausrüstung unterstütze während gleichzeitig auf der Welt echte Kindersoldaten sterben müssen. Echte Ritter gibt es nicht mehr, daher sehe ich da einen Unterschied, auch wenn er eher subjektiv als objektiv ist.

    Wobei es z.B. Piraten immer noch gibt und die trotzdem als geeignete Kinderillustration eingestuft und auf Zahnbürsten und Federmäppchen gedruckt werden...


    Aber ich glaube auch, dass es viel mit einer gewissen Romantisierung zu tun hat, was das Mittelalter sowie das Piratenleben betrifft. Dadurch wird das irgendwie abgeschwächt und ist plötzlich okay.

  • Ja, bei Piraten bin ich oft auch wirklich ratlos. Bei uns sind Piraten aktuell kein großes Thema, deshalb konnte ich mich bisher darum drücken ;)


    Ich finde das sowieso nicht ganz einfach - letztens sagte unser Sohn (gerade 4) "Hände hoch oder ich schieße" und daraufhin habe ich ihm erst mal erklärt, was es damit auf sich hat (also schießen und deshalb sterben und so. Sterben war früher schon mal Thema gewesen, das war lso nicht neu). Vielleicht war das aber auch doof für ihn, eine Freundin meinte, die Kinder sagen das oft um mit dem Machtgefühl zu spielen, das zum kämpfen dazu gehört. Also vielleicht habe ich ihm etwas madig gemacht, das ihm gut getan hätte? Andererseits denke ich, er kann ja gerne mit anderen Kindern schießen spielen aber ich habe da eben eine Meinung zu und mit der muss er leben.

  • Hm, ja, so gesehen stimmt das, RitterTShirt würde ich auch laufen, Soldaten auf keinen Fall.


    Ich denke, 4 ist noch nicht das Alter für erwachsene Erklärung. Mit meiner 10jähriger, die Piraten sei früher Kindheit liebt, habe ich aber darüber gesprochen, dass es in Wirklichkeit Räuber, Mörder und Banditen waren ( und sind).

    ( Hier ging es von Seeräuber Moses über Messerlilli und Co. zum aktuell Fluch der Caribik).

  • Schwierig. Hier ist das Problem, dass mein Kind mit Rittern selbst im Zwiespalt steckt:

    Einerseits sind mehrere Freunde sehr Ritter begeistert, mein Sohn möchte mit kämpfen spielen, wünscht sich ein Holzschwert etc. Und gleichzeitig findet er das TipToi-Buch, was ich ihm wegen seiner Mit-Begeisterung geliehen habe, total schrecklich (da gibt es Feuer und Kampfszenen, jemand sitzt im Kerker und es werden Fasane und Pfauen gegessen. Er weint fast beim angucken und kann es nicht glauben). Tja. Das Reale scheint noch viel zu viel zu sein. Soll ich jetzt auf Fiktion umsteigen, damit er an der Begeisterung teil haben kann? Ich bin noch unschlüssig.


    Bei Piraten find ixh es fast noch schwieriger, das Thema trifft mich persönlich aus verschiedenen Gründen sehr, und ich habe echt Probleme mit dieser romantischen Verklärung. Ich halte mich aber überwiegend zurück, mein Kind hat ein Captn Sharky Puzzle, und wir singen den ganzen Tag das großartige Lied von Eddie und Dän.


    Da vermischt sich jetzt einfach erstmal alles, und nach und nach wird die Realität halt einsickern. Oder so.

  • Oh nein. Jetzt hat mein Handy meinen ganzen Beitrag gelöscht ×^÷&#&=€÷€÷&÷;÷;#;@&×€×€2

    Melde mich gleich vom Laptop nochmal wenn ich das auf meinem Schoß schlafende Kind losgeworden bin ;)

    Lg

    Annanita


    *wartet schon aufs Adventskalenderwichteln* #nägel

  • Interessante Diskussion. Noch bin ich nicht in der Situation meinem Sohn solche Dinge erklären zu müssen, aber ich denke vor allem bei Rittern nicht in erster Linie an das Kämpfen mit Schwert und Schild. Mit Ritterlichkeit verbinde ich viel mehr, denn die Tugenden, die den alten Rittern nachgesagt wurden, halt ich auch heute noch für erstrebenswert. Sicherlich finden Kinder vor allem erst mal die Rüstung und die Waffen spannend, war bei mir damals auch so. Ich kann mich aber nicht daran erinnern, dass ich den Gedanken, jemanden mit einem Schwert aufzuspießen jemals auch nur gedacht hätte. Ich glaube Kinder sehen das nicht so eng und negativ wie wir Erwachsenen oder? Wenn das Kind älter ist, kann man die negativen Seiten immer noch beleuchten. Vorher würde ich versuchen, das Interesse an Rittern zu nutzen um die positiven Dinge hervorzuheben:


    • diemüete: Demut
    • êre [eːrə]: ritterliches Ansehen, Würde
    • güete: Freundlichkeit
    • hôher muot [ˈhohər ˈmu.ɔt]: seelische Hochstimmung
    • höveschkeit: Höfischkeit, Höflichkeit
    • manheit: Tapferkeit
    • mâze [ˈmaːsə]: maßvolles Leben, Zurückhaltung
    • milte: Freigiebigkeit, Großzügigkeit
    • minne: Dienstbare, hingebungsvolle Liebe
    • staete: Beständigkeit, Festigkeit
    • triuwe [ˈtryvə]: Treue
    • werdekeit: Würde
    • zuht [ˈtsʊxt]: Erziehung nach festen Regeln, Anstand, Wohlerzogenheit


    Habe das mal aus Wikipedia kopiert. Von Leute umbringen steht da nichts. ;) Was davon einem Kind nahe gebracht werden kann und wie, da habe ich aber leider noch keine Ahnung von. Trotzdem fände ich es schön, meinem Kind auch nur einen Teil davon mit auf den Weg geben zu können.