Höhlendrama bei gleichzeitigem Mittelmeermassengrab und die Schere im Kopf

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
    • Offizieller Beitrag

    Corvidae hat in diesem Thread auf die emotionale Schere, die auch mich erfasst, je mehr ich von dem Höhlendrama mitbekomme hingewiesen.




    Vorher von Corvidae (ich kriege es nicht anders eingefügt):

    "Ich finde es ja toll, dass hier so mitgefiebert wird - schade, dass die Flüchtlinge, die im Mittelmeer ertrinken nicht annähernd so eine Unterstützung erhalten."



    Deine stichelnde Bemerkung ignoriere ich einfach. Ich will auch nicht, dass jemand im Mittelmeer ertrinken muss oder irgendwo sonst zu Tode kommt. Aber das sollte man jetzt wirklich nicht vermischen. )

    Interessant, dass das als stichelnd empfunden wird. Mir stößt es allerdings schon auf - Ertrunkene, egal ober Erwachsene oder Kinder, sind tw gerade noch Randnotizen wert, mir gefällt das ni


    Dieses mediale und menschliche "über"mitfiebern, während "wir" (aka die Regierungen der europäischen Länder, bzw. Großkonzerene und Lobbyisten) seit Jahren immer mehr dafür tun, damit die Menschen einerseits fliehen müssen (Ausbeutung der Ressourcen, bei gleichzeitiger Zerstörung der Lebensgrundlagen in den afrikanischen Ländern, sowie Krieg für die Vereinnahmung von Ressourcen vor Ort, wenn die Regierungen keine schmutzigen Deals mitmachen) und andererseits aber bitte bitte nicht zu uns. "Wir" bauen Mauern, schotten Europa total ab, streichen Gelder zur Versorgung der Flüchtenden in angrenzenden Ländern und unterstützen noch so dreckige und menschenverachtende Regierungen damit "wir" "unsere Hände in Unschuld waschen können".

    Wenn ich sehe, was die Gemeinschaft Welt möglich macht um 14 Kinder zu retten. Welch mediale Aufmerksamkeit diese Rettung kriegt, während bei uns am Mittelmeer Retter eingebuchtet werden.....dann kriege ich einen Knoten im Kopf und weiß nicht wohin mit diesem Knoten und meiner Ohnmacht.

    Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht!


    Aber es hilft ungemein, wenn man ihm im Rahmen seiner Möglichkeiten Wasser gibt, ab und an etwas Dünger und gute Erde zur Verfügung stellt und ihm Schatten spendet wo die Sonne zu stark scheint

  • Vielleicht sollte man das einfach getrennt voneinander betrachten. Sich einfach mal freuen das es dieses Mitgefühl und den Zusammenhalt doch noch gibt.


    Ich finde es auf jeden Fall ziemlich schade das man das Gefühl hat man muss sich rechtfertigen weil man mithofft...

  • du hast mit all dem Recht...


    Aber es doch gerade diese eine Tatsache, das hier die Menschen nebeneinander stehn um diese Kinder und den Trainer zu retten....für mich ein Zeichen....das die Menschlichkeit...das Mitgefühl...die Empathie...noch nicht ganz verloren gegangen ist.


    Ich für meinen Teil kann gerade an solchen...darf man es Wunder nennen als Atheist?... Ereignissen Kraft schöpfen um meinen Kindern zu erklären, das diese Welt nicht nur dunkel ist...das die Menschlichkeit überall schlummert und wir nie vergessen sollten, was wir zusammen leisten können.

    LG paulina mit paula (11.05)
    + paul (04.08)

    Einmal editiert, zuletzt von paulina ()

  • Es gibt soviel Leid auf dieser Welt, dann dürfte man sich über nichts freuen, keinem helfen, für niemandem bangen usw, weil es ja viel schlimmeres gibt. Ich bin mir sicher das es so nicht gemeint war, aber in dem Threads hinterlässt es einen bitteren Nachgeschmack.

  • Ja, es ist furchtbar. Aber ich habe auch keine Lösung parat.


    Manchmal denke ich, dass es größte Wunder ist, dass die Welt sich immer noch weiter dreht und noch nicht untergegangen ist, trotz allem, was passiert.

    • Offizieller Beitrag

    Es gibt soviel Leid auf dieser Welt, dann dürfte man sich über nichts freuen, keinem helfen, für niemandem bangen usw, weil es ja viel schlimmeres gibt. Ich bin mir sicher das es so nicht gemeint war, aber in dem Threads hinterlässt es einen bitteren Nachgeschmack.

    Wegen des Nachgeschmacks habe ich auch nicht in den Thread geschrieben, aber je mehr ich dort gelesen habe, um so größer wurde das Gefühl. Und ich wusste nicht wohin damit. Deshalb war corvidaes "Ausbruch" fast erleichternd, so à la: "ich bin nicht allein mit dieser Ohnmacht" - so sehr es mich für DIESE Kinder, Eltern und Retter freut, dass es so gut läuft. Jetzt haben die Zwigespaltenen Gefühle ja auch einen Ort, da kann beides seinen Raum haben...

  • Bei den Flüchtlingen ist die Resignation bei mir da, weil es nicht aufhört, weil die nicht aufhören werden, können, trotz Todesgefahr, trotz Leichen, etc. Weil die Alternative genauso schrecklich ist, im Lager in Afrika bleiben oder im Kriegsgebiet sterben oder in die Wüste gejagt zu werden. Und da werden auch abgesperrte Häfen nichts nützen, gegen Kriege, Klimawandel, Überbevölkerung, Perspektivlosigkeit, #weissnicht


    Die Fotos von ertrunkenen Kleinkindern haben mich letztens schon fertig gemacht, trotzdem kann man doch für andere Menschen hoffen. #confused Ich verstehe den Zusammenhang einfach nicht.

  • Denkst du wirklich, die anderen sind nicht zwiegespalten? Ich glaube, den meisten kommt der Vergleich in den Sinn. Es ist ja auch aberwitzig, wenn man das in Relation setzt.

  • @SunSee:Wenn du jemanden direkt ansprichst, wäre ein @Name besser, finde ich. Wen meintest du denn, die TE?

  • Dauerzustände sind weniger spektakulär und benötigen mehr dauerhaftes Engagement mit entsprechendem Durchaltevermögen; es ist viel schwieriger, Emotionen und Hilfsbereitschaft für die jährlich 135.000 Verkehrstoten in Indien aufzubringen als für die Opfer des letzten Amoklaufs in den USA. Inividualisierte Einzelschicksale sind immer spannender / unterhaltsamer als die Schicksale gesichtsloser Massen.


    Die Jungs in Thailand sind eine Fußballmannschaft - das kennen viele, damit sind sie "wie wir", man kann sich mit ihnen identifizieren. Es ist eine kleine Gruppe, die Kinder haben "Gesichter", sind individualisiert. Es ist ein einmaliges dramatisches Ereignis, bei dem man mitfiebern kann. Sie bleiben in Thailand. Das ist bei den Flüchtenden alles nicht der Fall; das sind viele, ohne "Gesicht", ein Dauerzustand, und sie wollen zu uns (waah!).


    Ich spende zB an verschiedene Organisationen und zu bestimmten Anlässen und definitiv ist es emotional am befriedigendsten, einmalig gezielt anlassbezogen für eine sympathische Person zu spenden. Die Spenden an das DRK und Unicef bringen das längst nicht so und sind viel stärker vernunftgesteuert.

  • Der Unterschied ist halt: das eine ist ein schlimmer Unfall, das Unglück ist räumlich und zeitlich in sich begrenzt. Es gibt Menschen, die können da helfen und tun das (ich hoffe einfach mal, pro bono #crying). Sie begeben sich dabei auch in persönliche Gefahr. Das finde ich schon irgendwie auch heldenhaft und lässt mich mitfiebern.


    Das andere ist ein grausamer Fehler im System. Hier kann jeder bei sich selbst ansetzen und helfen, wie und wo er kann, aber alles Handeln wird sich immer wie ein Tropfen auf den heissen Stein anfühlen. In diesem Fall kann Mensch meiner Meinung nach am besten handlungsfähig bleiben, wenn er sich auch abgrenzen kann.

  • Ich hatte vor einiger Zeit hier einen Thread das ich mir Gedanken mache ob es ok ist im Mittelmeer zu baden und zugleich zu wissen das einige hundert Kilometer weiter dadrin Menschen ertrinken.

    Ich frage mich bei vielen Dingen ob es moralisch ok ist aber manchmal soll man einfach nicht nur hinterfragen sondern darf sich auch mal freuen ohne das man ein schlechtes Gewissen hat sich zu freuen


    Ich denke das man sich einfach mitfreuen darf wenn alle Jungs gerettet werden können; wenn ich ein schlechtes Gewissen haben muss mich da zu freuen, dann darf ich mich wirklich über nichts mehr freuen weil das große Ganze auf dieser Welt halt doch viel Leid und tragisches Schicksal ist.

    • Offizieller Beitrag

    mir geht es genau so. das einzige, was ich denken kann, ist, dass manche mehr "glück" haben als andere...


    paulina, ich als atheist nenne es wunder, weil wunder für mich nicht göttlich sein muss. wunder der natur, menschliche wunder und so...

  • Danke Anaba!

    Das schoss mir auch durch den Kopf. Du bist nicht allein.


    Natürlich ist es schrecklich, dass diese Kinder mit ihrem Trainer da seit 2 Wochen in dieser Höhle gefangen sind. Ich hoffe sehr, dass alle gerettet werden können.


    Aber auch die vielen vielen Kinder, Frauen und Männer, deren Tod im Mittelmeer billigend in Kauf genommen wird, um keine Ahnung irgendeine Stärke zu zeigen, verdienen Aufmerksamkeit. Noch viel mehr verdienen sie Hilfe. Meiner Meinung nach verstößt unser Staat gerade gegen das da:


    Zitat

    Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
    Art 1

    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
    (2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.
    (3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.


    Gegen die Ohnmacht kann man tatsächlich ein bisschen was machen. Man kann, so es die finanziellen Mittel erlauben, spenden.

    In diesem Thread klick mich hab ich schon mal darauf hingewiesen.