Höhlendrama bei gleichzeitigem Mittelmeermassengrab und die Schere im Kopf

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Tausende versaufen im Mittelmeer und die ganze Welt sieht zu.

    Wir haben unsere großeltern gefragt, wie ein 3. Reich sein konnte.

    Unsere enkel werden uns fragen wie DAS sein konnte....

  • Ich kann sehr gut verstehen, dass diese Einzelschicksale einem sehr nahe gehen (geht mir auch oft so und finde ich auch gut). Es wäre wünschenswert, wenn diese Betroffenheit auch anderswo lauter wird und die unmenschliche Situation z.B. auf dem Mittelmeer nicht einfach hingenommen würde.

    Ganz genau.

    Wenn man aber auch auf das andere hinweist, wird gleich behauptet, man hätte kein Mitgefühl für den Jungen und seine Familie zB.

    Aber ich kann doch mit allen mitfühlen. Und genau so darf ich ungerecht finden, dass die Flüchtlinge im Mittelmeer vergessen werden, während für einen Jungen alles Menschenmögliche getan wird. Das macht aber das Letztere nicht unrechter. Natürlich ist das richtig und gut so. Wäre schlimm, wenn man die da hätte stehen lassen.



    ja genau, der ist doch sowieso tot, lasst ihn doch da unten.

    Das finde ich absolut unverschämt, das hat keine von uns geschrieben und würde mit Sicherheit auch keine so schreiben.



    Ernsthaft, eigener Thread, alle glücklich. So wie es jetzt aktuell is, Streit und Generve. Bringt keinem was.

    Hab ich gemacht, das da war die Reaktion...

    Und das muss nun wirklich noch diskutiert werden? Naja, das macht das Austreten vom Forum leichter.

  • ich will hier nicht ein einzelschicksal mit einem massenphänomen vergleichen. Tragisch ist beides.

    Die Frage ist aber, warum das einzelschicksal eines spanischen kleinen Jungen mehr zu Herzen geht als tausende ertrunkene Flüchtlinge.

    An letzterem sind wir nicht unschuldig.


    Liegts daran?


    Kann man gegen diese (scheinbare?!) Gleichgültigkeit was tun?


    Wie mobilisiert man menschen, um gegen dieses unrecht vorzugehen?

    Mit dem gleichen herzblut und der gleichen Empathie wie einem verünglückten 2 jährigen gegenüber.

    • Offizieller Beitrag

    JooBoo Indem man Geschichten erzählt, persönliche Einzelschicksale, v.a. mit Kindern.

    Als der kleine syrische Junge am türkischen Strand angespült wurde, da war das keine anonyme Masse an Flüchtlingen mehr, das hat viele direkt getroffen. Das sind dann nicht mehr "die da", die so anders als wir zu sein scheinen, das sind dann auch einfach Eltern, die ihre Kinder verloren haben (oder ein Vater, der seine ganze Familie in den Fluten verloren hat, wie in dem Fall).

  • conundrum


    Das stimmt.

    Aber dann sind die Menschen kurz betroffen und dann geht man zur Tagesordnung über.


    In Spanien ist man jetzt guten willens, dass sich dieses Unglück nicht wiederholt.


    Ich sehe wenig Guten Willen, dass sich das Schicksal des syrischen Kleinkindes nicht wiederholt.


    Und das es sich seitdem mehrfach wiederholt hat, müsste den meisten Menschen klaren Verstandes bewusst sein.

  • Ich glaube -und das ist echt nur etwas das mir als Erklärung einfallen würde, nichts von dem ich weiß das es gedacht wird oder gar selber so empfinden würde!- aber:

    der Junge war ein 2 jähriges Kind, tragischer Unfall, könnte vielleicht sogar dem eigenen im Spanienurlaub...?

    Bei den ertrinkenden hat "man" hingegen erwachsene vor Augen, eine "anonyme Masse", eher männlich, Wirtschaftsflüchtlinge, keine vor Krieg und Tod flüchtenden, die freiwillig auf das Boot steigen.

    ?

    Und da leidet man mit dem namenhaften Kind und den Eltern einfach mehr als mit "diesen gesichts- und geschichtslosen Männern"?


    Wie gesagt, nur ein Erklärungsversuch, für ein Thema das einfach schwierig ist... :(


    Außerdem ist das mit dem Jungen hinterher kein Thema mehr. Man hofft/geht davon aus das die "Lochbuddler" draus gelernt haben und das nie wieder passiert.
    Mittelmeer ist ein Dauerthema, zu dem man selber nicht wirklich was machen kann. Außer spenden wüßte ich auch nichts #weissnicht


    Ich wollte erst doch nicht abschicken, hab jetzt gelesen was in der Zwischenzeit geschrieben wurde, der Text war noch gespeichert - und ich lass den jetzt mal stehen, schreib nur noch dazu:

    persönliche Einzelschicksale, so wie conundrum schreibt, das hilft glaub ich schon mal sehr. Der anonymen Masse Gesichter und Leben geben.

    Ansonsten les ich da zB bei JooBoo ein großes "Tut gefälligst alle was, jetzt sofort und immer!" - aber was denn? Wie kann ICH verhindern das diese Boote gar nicht erst ablegen?

    What the world needs now is love, sweet love

    It's the only thing that there's just too little of.

    What the world needs now is love, sweet love

    No, not just for some, but for everyone.

  • Ansonsten les ich da zB bei JooBoo ein großes "Tut gefälligst alle was, jetzt sofort und immer!" - aber was denn? Wie kann ICH verhindern das diese Boote gar nicht erst ablegen?



    Glaub mir, wenn ich es wüsste, ich würde es sagen....

    • Offizieller Beitrag

    Was man tun kann, ist gezielt spenden, wobei die Betonung auf gezielt liegt. Letztendlich müssen weiterhin Rettungsschiffe unterwegs sein, um politisch Verantwortliche zu Lösungen zu zwingen. Also zu nachhaltigen Lösungen wie der Schaffung legaler sicherer Fluchtwege. DieS wird jedoch erst geschehen, wenn der Druck hoch genug ist. Dafür braucht es viele viele Einzelfälle (umherirrende Schiffe)? Und diese brauchen Geld.

  • Das was ich da schrieb, ist tatsächlich mein Ernst.


    Ich bestreite nicht, dass das, was Jooboo schrieb, ungeschickt war und man das hätte bestimmt angemessener formulieren können, aber dem Grundgedanken stimme ich zu.

    Der ist im Übrigen nicht, dass das Leben des Jungen bzw. dessen Bergung weniger wichtig als die Flüchtlinge ist. Das mag ich mir auch nicht in den Mund legen lassen.

    Es ist gleich wichtig, und man sollte über das Mitgefühl für die armen Eltern, die ihren Sohn verloren haben, das andere Elend nicht vergessen.

    Das andere, was du mir unterstellst, schrieb ich nicht.


    Edit: was man tun kann? Hm, schwierig, ich spende gezielt an Lifeline und Sea-Watch. Ich versuche, immer wieder darüber zu reden/schreiben, damit die armen Menschen nicht vergessen werden. Ich würde gerne bestimmte Politiker so lange schütteln, bis sie das Elend sehen und was unternehmen und nicht mehr die AfD und ihre Wähler zu hofieren.

  • Hallo,


    ich will hier nicht ein einzelschicksal mit einem massenphänomen vergleichen.


    Im anderen Thread kam es aber bei einigen offenbar genau SO an. Nicht nur vergleichen, sondern auch werten.


    Ich könnte dir jetzt mit Hilfe meiner verbliebenen Psychologiekenntnisse erklären, warum es so ist, daß einen ein Einzelschicksal oft mehr bewegt als ein Massenschicksal bzw. warum man sich manchmal sogar von Massenschicksalen innerlich distanzieren muss (AUCH um überhaupt aktiv werden/bleiben zu können!).

    Aber ich denke nicht, daß du das nicht auch weißt, oder?


    Natürlich ist es wichtig, daß man auch auf das "große Ganze" hinweist. Die Frage ist eben nur wie. Wie ich im anderen Strang schon schrieb, mit dem hingehaltenen Mantel zum (freiwillig und aktiv) anziehen oder mit dem nassen Lappen, vor dem der andere sich dann eher instinktiv erst mal wegduckt...


    Die ART muss am Inhalt, an seiner Richtigkeit, seiner Dramatik nichts ändern. Und dann ist es eben auch nicht Nötig, Menschen ihr Mitgefühl zum Vorwurf zu machen, weil man selber findet, es sei an der falschen Stelle oder nicht umfassend genug.


    Und z.B. zu sagen, was man konkret TUN kann ist, wie schon jemand schrieb oft eher "Aktivität auslösender" als zu sagen, was man denkt, daß der andere NICHT tun "darf/soll" (z.B. Mitleid mit einem einzelnen Kind und seinen Eltern haben)

  • Gott, das tut mir so leid. Du empfindest meine Äusserung als unverschämt, ich werde heute abend kaum schlafen können.


    Doch genau das wurde angedeutet. Das, wäre ein Angehöriger an dieser Bergung beteiligt, man ihn abhalten würde, für was die sich übefhwupt noch gefährden, erwäre ja eh tot....doch dassteht da genau so. Und ich empfand es unfassbar pietätlos sich mal wieder moralisch zu erhöhen indem man den Thread entert und wieder mit "und was ist mit..." kommt.

  • Jo, die Art wie ich es gesagt habe war nicht die diplomatischte #augen


    Da sind dann meine Emotionen mit mir durchgegangen, das tut mir leid und dafür entschuldige ich mich.


    Ich hab in den letzten 1,5 Wochen nicht viel mitbekommen von der welt, war arbeitstechnisch beschäftigt, da ertrage ich Nachrichten und Berichterstattung nicht.


    Habe gestern zum ersten mal in den Schacht Beitrag geklickt und da ich in dem Fall nicht emotional involviert war, weil ich nicht schon tagelang informiert war, hat sich die ganze Widersprüchlichkeit der menschlichen psyche und der Verteilung der Aufmerksamkeit und des Mitleids über mich ergossen.



    Natürlich ist mir das Phänomen bekannt. Aber ich muss es ja deswegen nicht gut heißen.


    Und ich bin nach wie vor entsetzt, dass hier relativ wenig kommentiert die Meinung steht, man möge potentiellen Flüchtlingen doch am besten nahe bringen, sie würden gleich im Heimatland sterben, anstatt uns mit der permanenten Berichterstattung über ertrunkene Flüchtlinge zu belästigen, weil sie eh wieder zurück geschickt würden und das Ergebnis in jedem Fall dasselbe wäre. #confused


    Diese empathielosigkeit kann ich mir auch nicht mit dem sich besser zu identifizierenden einzelschicksal erklären.

  • Midna2


    Du hättest deinen Mann, deine erwachsenen Kinder, deine beste Freundin dafür ihr Leben riskieren lassen? !



    Hättest du das wirklich?



    Noch mehr leid in kauf genommen?


    Ich ganz ehrlich nicht.

  • Ich muss mal ganz ehrlich sein.


    Mich macht das wirklich traurig und ich ekel mich vor mir selbst dafür, aber obwohl ich nah dran bin und mich wirklich gut identifizieren kann, merke ich, wie es mich nicht mehr so belastet, was da geschieht.

    Einfach weil es seit Jahren fast jeden Tag geschieht und weil es sich anfühlt, als würde alles Engagement überhaupt nichts bewegen. Ich war so unfassbar wütend über diese und andere Situationen, aber diese Wut hat sich irgendwann selbst gefressen und inzwischen fällt mir nur noch Zynismus als Antwort ein.

    Und genau so funktionierte das zu Zeiten der Nazis. Durch ein Achselzucken und "da kann man doch nichts machen". Mir fällt aber nichts ein, was ich noch machen kann, wirklich nichts.


    Ich möchte auf Texte wie den von JooBo zitierten auf der Seite zuvor eigentlich nur noch schreiben: Genau. Das Problem ist so überflüssig. Können die denn nicht so anständig sein, dort zu verrecken, wo wir es nicht mitbekommen?!

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
    Selbst RTL hat Ninja Warrior!

  • Ich finde es nach wie vor eine unerträgliche Vorstellung, was da jeden Tag auf dem Mittelmeer geschieht. Es ist menschlich unaushaltbar.

    Aber ich fühle mich da tatsächlich auch hilflos, obwohl es klar ist, dass wir alle unbedingt etwas tun sollten.


    Bei dem Kleinkind Julen ist es eher ein empathisches Mitfühlen, die Eltern tun mir leid. Für sie kann ich auch nichts tun, aber ich erwarte von mir auch nicht das zu können. Es ist schicksalhaft.


    Bei den Flüchtlingen habe ich aber das ganz ungute Bauchgefühl, dass das eben nicht rein schicksalhaft ist, sondern man was machen müsste. Ich fühle mich aber ziellos, ich weiß nicht was ich machen kann. Geld spenden klar, aber es braucht eine umfassende Lösung und die Politik findet keine und das Engagement für eine Lösung scheint klein zu sein.


    Wenn ich jeden Tag an diese Flüchtlinge denken würde, dann würde ich innerlich durchdrehen, weil der Gedanke so fruchtbar ist. Ich muss hier aber funktionieren im Alltag, ergo blende ich das tatsächlich auch immer mal wieder aus, weil die Gedanken mich runterziehen ohne das dies nur einem einzigen Flüchtling irgendwie helfen würde.

    LG Miriam mit 2 Jungs (2004 und 2006)

  • Ganz genau.

    Wenn man aber auch auf das andere hinweist, wird gleich behauptet, man hätte kein Mitgefühl für den Jungen und seine Familie zB.


    Aber ich kann doch mit allen mitfühlen. Und genau so darf ich ungerecht finden, dass die Flüchtlinge im Mittelmeer vergessen werden, während für einen Jungen alles Menschenmögliche getan wird. Das macht aber das Letztere nicht unrechter. Natürlich ist das richtig und gut so. Wäre schlimm, wenn man die da hätte stehen lassen.

    Ja, So ist es!!

    Mich macht das wirklich traurig und ich ekel mich vor mir selbst dafür, aber obwohl ich nah dran bin und mich wirklich gut identifizieren kann, merke ich, wie es mich nicht mehr so belastet, was da geschieht.

    Einfach weil es seit Jahren fast jeden Tag geschieht und weil es sich anfühlt, als würde alles Engagement überhaupt nichts bewegen. Ich war so unfassbar wütend über diese und andere Situationen, aber diese Wut hat sich irgendwann selbst gefressen und inzwischen fällt mir nur noch Zynismus als Antwort ein.


    Und genau so funktionierte das zu Zeiten der Nazis. Durch ein Achselzucken und "da kann man doch nichts machen". Mir fällt aber nichts ein, was ich noch machen kann, wirklich nichts.

    Ich möchte auf Texte wie den von JooBo zitierten auf der Seite zuvor eigentlich nur noch schreiben: Genau. Das Problem ist so überflüssig. Können die denn nicht so anständig sein, dort zu verrecken, wo wir es nicht mitbekommen?!

    Danke für deine Ehrlichkeit.

    Bei dem Kleinkind Julen ist es eher ein empathisches Mitfühlen, die Eltern tun mir leid. Für sie kann ich auch nichts tun, aber ich erwarte von mir auch nicht das zu können. Es ist schicksalhaft.


    Bei den Flüchtlingen habe ich aber das ganz ungute Bauchgefühl, dass das eben nicht rein schicksalhaft ist, sondern man was machen müsste. Ich fühle mich aber ziellos, ich weiß nicht was ich machen kann. Geld spenden klar, aber es braucht eine umfassende Lösung und die Politik findet keine und das Engagement für eine Lösung scheint klein zu sein.

    Genau das ist der Punkt. Es ist möglich, die unerträgliche Situation auf dem Mittelmeer zu beenden. Wenn es nur gewollt wäre!

    Und ja, ich fühle mich auch oft genug völlig hilflos, auch wenn ich meine Spendengelder gezielt einsetze. Aber ich denke, es wäre viel mehr möglich, wenn diejenigen in unserer Gesellschaft, die das nicht hinnehmen wollen, viel lauter wären und ihre Energie da noch viel mehr reingeben würden. Wir sind viel zu leise!

    Und ja, da kommt es bei mir auch ein bisschen komisch an, wenn es weltweit so viel Mitgefühl und so viel Aufsehen in Bezug auf solche Einzelschicksale gibt. Ich nehme mich da nicht raus - auch ich habe immer wieder an den kleinen Jungen gedacht und es hat mich emotional getroffen. Da ich selbst Mutter bin, kann ich mich natürlich recht leicht in der Sorge und Verzweifelung dieser Eltern wiederfinden. Und das ist ja auch soweit in Ordnung. Ich finde es persönlich nur sehr wichtig, dass man sich da selbst immer wieder hinterfragt, in Bezug darauf, dass es bei dem einzelnen Schicksal so große Emotionen gibt, bei der "Masse" aber nur noch so wenig. Gerade in Hinblick darauf, dass man einen kleinen Einfluss hat, wenn man sich laut und deutlich positioniert - das braucht aber Einsatz.

  • Ja, das fällt mir auch leichter bei einem Julen, das könnte auch ich sein. Einfach in meinem Alltag

    Aber wenn ich mir vorstelle, ich schwimme bin kalten Mittelmeer und muss entscheiden, welches Kind ich loslasse, dann ist das auch sehr nah. Es wird nie mein Alltag werden. Aber wenn ich es mir in Gedanken hole, dann kommt eine Idee davon, welche Einzelschicksale dahinter stecken. Und eine kleine Spende oder zumindest Mal der Kommentar bei FB, dass ich dankbar bin für den Job, den sie machen.

    Liebe Grüße,


    Ich, mit Tochter (2/06) und tochter (12/07).