Höhlendrama bei gleichzeitigem Mittelmeermassengrab und die Schere im Kopf

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Hallo,


    Aber wo ist die Grenze? Bis zu welcher Nähe bzw. bis zu welchem Abstand "darf" man ohne Gewissensbisse mit Einzelschiksalen mitfühlen, wenn ein Mensch, vor allem ein Kind in Not ist? Und sich auch mit andren über dieses Mitgefühl, diese Sorge auszutauschen, ohne dazusagen zu müssen, daß anders natürlich auch schlimm oder gar durch die Menge noch schlimmer ist...


    Beim Kind aus der Verwandtschaft? Dem Kind der Nachbarin, das man eigentlich nur vom Sehen her kennt? Beim Kind der Forumsmitschreiberin, die man noch nie gesehen hat und von der man kaum etwas weiß? Beim unbekannten Kind unbekannter Eltern?

    Bei einem Kind, daß gelebt hat und tragisch verunglückt ist? Oder auch schon bei einem ungeborenen Kind?


    Für mich sind das einfach völlig verschiedene Sachen.


    Ich stelle mir vor, meine Nachbarin erzählt mir, daß ihr geliebter Hund krank ist und vermutlich stirbt. Darf ich in DEM Moment und in DER Situation uneingeschränkt Mitgefühl haben und äußern und auch meinem Mann davon erzählen, wie leid sie mir tun? Oder nicht? Oder muss ich "wenigstens" dazusagen:" Ja aber im Hospiz dort hinten sterben MENSCHEN, jeden Tag... An DIE sollte man denken und DAFÜR sollte man spenden! Man kann ja wenigstens mal dran denken... "


    Ich finde, es besteht die Gefahr, Gefühle aufzuwiegen, zu (be)werten. Welche sind berechtigter, richtiger, zulässiger... und das finde ich unpassend.

    Ich finde, es gut und richtig und wichtig, darauf hinzuweisen, wie man den Menschen im Mittelmeer und anderswo auf der Welt helfen kann. Weil es ist wie es ist. Von mir aus mit einem Einzelschicksal als Anlass, als Erinnerung daran, an anderer Stelle(!) auch mal wieder wieder auf etwas anderes hinzuweisen, weil einem selber in dem Moment einfällt. daß man das auch mal wieder tun könnte.


    Aber ohne drumrum, ohne Vergleich zu etwas anderem. Und darum ohne das ins Verhältnis zu einem anderen Schicksal zu setzen, nur weil es ein "nur ein tragischer Einzelfall" ist.


    So fände ich es gut.

  • Trin, es gibt keine Grenze. Man darf immer mit Einzelschicksalenmitfühlen. Ohne was dazu sagen zu müssen.

    Es fällt aber auf, hier, in den Nachrichten in sozialen Netzwerken, dass es bei den Einzelschicksalen sehr viel Resonanz gibt, bei den "Massenschicksalen" nicht. Und das regt mich an, darüber nachzudenken, woran es liegt.

    Ich vermute nach wie vor, dass es auch eine Frage der Herkunft ist. Leider.

    Liebe Grüße,


    Ich, mit Tochter (2/06) und tochter (12/07).

  • meine Nachbarin kenne ich persönlich. Die Menschen im Hospiz (wahrscheinlich )nicht.



    Hätte ich gerade einen wichtigen Menschen verloren, käme mir der schwer kranke Hund weit weniger schlimm vor. Ist das nicht der Fall, würde ich mit der Nachbarin extrem mitleiden.

    Nicht nur, weil ich selbst einen Hund habe. Auch weil ich den Hund mit Sicherheit seit jahren kenne, ebenso wie meine Nachbarin.


    Die Menschen im Hospiz sterben auch nicht indirekt, weil ich einen hohen Lebensstandard habe und Mitmenschen der Meinung sind, sie hätte kein recht an Land zu gehen.


    Das kann man meiner Meinung nach nicht vergleichen.

    Man darf mit allem und jedem mitleiden.


    Wenn sich das Mitgefühl aber extrem ungleich verteilt, nicht bei einem einzigen Menschen, sondern einer ganzen Masse, darf man das nicht feststellen?


    Sich wundern? An der Menschlichkeit zweifeln?


    Und ich gebe zu...würde hier seit tagen ein Kind im Schacht sitzen und es aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr leben und das ganze Dorf wäre mobilisiert um es zu bergen, während im dorfteich mehrere Leute Wasser treten und darum würde sich keiner kümmern, denn schließlich sind die ja selber schuld, wenn sie ins Wasser gehen, obwohl sie nicht schwimmen können, würde ich ähnliches sagen.

  • Trin, es gibt keine Grenze. Man darf immer mit Einzelschicksalenmitfühlen. Ohne was dazu sagen zu müssen.

    Es fällt aber auf, hier, in den Nachrichten in sozialen Netzwerken, dass es bei den Einzelschicksalen sehr viel Resonanz gibt, bei den "Massenschicksalen" nicht. Und das regt mich an, darüber nachzudenken, woran es liegt.

    Ich vermute nach wie vor, dass es auch eine Frage der Herkunft ist. Leider.


    DAS ist doch auch in Ordnung. Und es ist auch völlig in Ordnung, darauf hinzuweisen, was passiert.


    Nur wenn man es genau dort tut, wo um jemand anderen gebangt ode getrauert wird, kommt es eben schnell als "relativieren" von Schiksalen und kritisieren an. Ich denke, das Platz und Zeit und Wortwahl nicht geschickt gewählt waren, weiß JooBoo inzwischen auch, das schrieb sie ja.


    Ich finde gerade hier im Forum sollte beides Platz haben das Einzelschicksal (der User/innen und ihrer Kinder, Angehörigen... aber eben auch wildfremde Einzelschicksale - UND das mahnen und hinweisen auf die anderen schlimmen Dinge bzw, darauf, wie man aktiv werden kann. Ohne daß man da etwas gegeneinander aufwiegt und wertet, denn auch das "Große" besteht im Grunde aus tragischen Einzelschicksalen. Nicht gegen - oder übereinander, sondern nebeneinander. Weil es menschlich ist.

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke, es ist eine Frage der Anonymität. Wenn es zum Beispiel um den Holocaust geht erschlägt mich natürlich die ganze Schrecklichkeit mit Wucht. Aber selbst als ich in Auschwitz war fing ich immer dann an zu heulen wenn das Grauen ein Gesicht bekam, eine Geschichte. Jeder kennt z.B. Anne Frank oder Sophie Scholl.


    Ich würde auch schlicht verrückt werden, wenn ich mir jeden Tag das Leid der Welt bewusst machen würde. Die ertrinkenden Menschen im Mittelmeer sind z.B. ein Leid, an das ich jeden Tag denke. Ich kann aber nicht jeden Tag darüber lesen oder mich näher damit beschäftigen. Die Hilflosigkeit macht mich fertig. Ich spende viel, um das Gefühl zu haben, wenigstens irgendetwas zu tun.


    Das steht in keinem Widerspruch dazu, dass das Schicksal des kleinen Jungen mir die Kehle zuschnürt.

  • ich befasse mich auch nicht jeden tag intensiv mit den toten, die das Mittelmeer verschluckt hat und noch verschlucken wird....


    Man muss das auch im Alltag oft ausblenden, sonst kann man nicht weiter leben.

    Ich meide nicht umsonst Nachrichten usw. In stressigen Zeiten. Das packe ich nicht.

  • Hallo,

    Weil erst jetzt gelesen:


    JooBoo, ich kann offenbar nicht verständlich machen, was ich meine. Es geht mir nicht um die absolute Vergleichbarkeit der jeweiligen konkreten Beispiele. Sie sollten nur ein Beispiel für "Einzelschicksal" vs. mehrere Menschen" " Vermutlich wird man immer etwas zum zerpflücken finden.


    Wenn du dich hinstellen würdest und mir sagen würdest: "Was geht mich dein Hund an, dort drüben sitzt einer Mensch,d em kann man helfen" wäre es dein gutes Recht. Und obwohl du dem Menschen helfen würdest, würde ich dich in dem Moment nicht für besonders mitfühlend halten. Nicht, weil dir der Mensch wichtiger ist sondern wegen der ART in der du mir vermittelst, daß mein Gefühl, meine Trauer "minderwertig" ist.


    (Und komischerweise wäre ich vermutlich eher beriet, mir anzuhören, was du zu sagen hast, wenn du mir signalisierst, daß du auch mit dem Einzelschicksal, ja sogar mit der Trauer meiner lieben alten Nachbarin um ihren Hund, echtes (nicht nur gespieltes) Verständnis hättest.)


    Und wo fängt man an? Auch in unserem Land leben Menschen im Armut auf der Straße. Gerade bei dem Wetter eine wirklich lebensbedrohlichen Situation. Und nein, es ist nicht für alle einfach, in eine Unterkunft zu gehen, auch wenn die theoretische Möglichkeit bestünde. Ist das Einzelschicksal oder schon beachtenswerte "Menge"? Im Vergleich wozu?


    Wenn es dir ums Geldspenden geht - es war mMn NICHT so, daß die Gelder, die zu Julens Bergung verwendet wurden, den Ertrinkenden im Meer weggenommen wurden. Ich habe z.B. auch von niemandem hier gelesen, daß er/sie größere Spenden für die Rettung Julens investiert hat. Es ging ums mit - bangen, mit - fühlen.

    (Aber selbst wenn, wäre es immer noch die Entscheidung des Einzelnen gewesen... )

    Darf man nicht mit - fühlen, nur weil man selber in dem Moment aktiv nichts tun kann?


    Noch mal . ich finde es richtig und wichtig, worauf du hinweist. Nur spielt fürs "annehmen können" auch das Wann, Wo und vor allem auch Wie nun mal eine große Rolle. Vielleicht für dich nicht, ich kenne dich ja nicht, aber für die meisten Menschen, die ich kenne schon. Siehe Mantel und Lappen - Beispiel im anderen Strang ...

  • doch Trin



    Man kann fast alles.


    Ich kann deinem praktischen Beispiel nicht folgen, weil es nicht vergleichbar ist, wenn man Schicksale nur aus Berichterstattungen erfährt.


    Es geht mir auch nicht um SpendenGelder, soweit hab ich gar nicht gedacht.


    Mir geht die kaltschnäuzigkeit auf der einen und das zerfließen vor Mitgefühl auf der anderen Seite nicht runter.




    Und so groß ist die Resonanz hier leider nicht, dass man sagen könnte, das sind alles einzelne.

    Das sind viele, die so denken.


    Im wahren Leben und auch hier.

  • Trin, unterschwellig klingt bei dir für mich die Aussage mit, dass JooBoo oder ich oder ... das Einzelschicksal nicht für beachtenswert hält.

    Ich gebe dir Recht, klar ist die Frage, wie man etwas formuliert. Das hast du in meinen Augen sehr gut rüber gebracht mit dem Mantel.


    Aber es geht nicht darum, dass das Einzelschicksal nicht beachtenswert und traurig ist. Der Unterschied ist, dass um einen Menschen sehr gebangt wird, während hunderte, tausende vielen egal sind.

    Liebe Grüße,


    Ich, mit Tochter (2/06) und tochter (12/07).

  • Aber es geht nicht darum, dass das Einzelschicksal nicht beachtenswert und traurig ist. Der Unterschied ist, dass um einen Menschen sehr gebangt wird, während hunderte, tausende vielen egal sind.



    Danke, Danke, Danke! !!!


    Perfekt auf den Punkt gebracht

  • Naja, aber es gibt ja noch so viel mehr elend auf der Welt. Jetzt habt ihr das Mittelmehr im Fokus, aber im Jemen oder im Sudan passieren ja auch furchtbare Dinge. Mir geht es auch so, dass es mich beschäftigt und ich es schrecklich finde und es hasse, mich so hilflos zu fühlen.


    Aber welches Leid nun größer ist, kann ich nicht beurteilen.


    Das einzige, was ich tun kann, ist finanziell zu unterstützen (in meinem Fall Ärzte ohne Grenzen), ich denke, dass die das irgendwo einsetzen, wo es sinnvoll ist, welcher Ort ist mir nicht wichtig.

    An dieser Stelle mal der Hinweis: für Hilfsorganisationen sind regelmäßige, kleinere Spenden viel hilfreicher als einzelne große Spenden. Weil die Organisation dadurch Planungssicherheit hat und weniger Verwaltungsaufwand.

  • Hallo,


    JooBoo, wie gesagt, offenbar kann ich dir nicht verständlich machen, was ich meine.


    Wenn du meinst, das Mitgefühl für ein verunglücktes Kleinkind automatisch Kaltschnäuzigkeit für andere Schicksale bedeutet, dann weiß ich wirklich nicht, wo ich ansetzen soll.


    Ich kann nur noch mal wiederholen - eins hat für MICH nichts mit dem anderen zu tun. Man kann beides. Oder vielleicht auch wirklich nur eins von beiden, aber selbst dann darf jeder selber für sich fühlen, Gefühle erzwingen kann man nicht.


    Auf das eine hinweisen ist völlig richtig, aber es gibt Zeiten und Orte wo es einfach ... unpassend ist und als Ohrfeige für das, was man gerade fühlt, ankommt. Man sich mMn einfach nicht wundern muss, wenn man irgendwo reinpoltert und den Leuten eben jene (angebliche) Kaltschnäuzigkeit zwar nicht wörtlich aber doch deutlich heraushörbar vorwirft, daß nicht alle sofort "Ja, wie Recht du doch hast, wie dumm daß einem fremden Kind und seine Eltern leid tun, wie blöd von uns,... natürlich spenden wir jetzt sofort alle für die Seenotrettung!" schreien.

    Selbst dann nicht, wenn einem die Seenotrettung (oder andere Projekte) total wichtig sind und man beriet ist, sie zu unterstützen oder es schon tut.


    CaRoSo:


    Das ist nicht unterschwellig. Denn genau das Gefühl hatte (und habe) ich bei JooBoos Aussagen vor allem im anderen Strang. Daß sie es verwerflich oderzumdeinst unnütz findet, daß Menschen hier oder/und generell um Julen bangen, mit seinen Eltern mitfühlen oder sich auch Gedanken machen, wie es dazu kommen konnte... das Gelder verwendet werden, um ein totes Kind zu bergen,,,, und daß es doch viel richtiger wäre statt dessen an die Menschen im Mittelmeer zu denken. Und ich hatte das Gefühl, es geht nicht nur mir so.


    Das kann man so sehen, aber für mich passt diese Art entweder - oder zu denken eben nicht.


    Siehe oben, irgendwo reinzupoltern und den Leuten ihr Mitgefühl quasi um die Ohren zu hauen, weil es angeblich den Falschen trifft (weil ja nur einer...), ist ... sagen wir mal, im Minimum "nicht besonders geschickt", wenn man seinerseits auf Unterstützung und Mitgefühl für eine Sache aufmerksam machen möchte. Egal wie berechtigt die Sache ist.


    Und noch mal JooBoo


    Ich habe ehrlich gesagt, gerade auch keine Lust mehr, hier mitzudiskutieren. Ich würde gerne darüber reden, wie man konkret helfen kann, wie manche Medien Meinungen manipulieren, je nach Wind mal so und mal so, wo man sich gut informieren kann usw. Dazu steht ja vorne im Strang schon einiges,


    Aber ich habe keine Lust mir Kaltschnäuzigkeit vorwerfen zu lassen, nur weil mich a u c h die tragische Geschichte eines wildfremden einzelnen Kleinkindes an Land berührt und bewegt und traurig gemacht hat. Und ich nicht jedes Mal extra dazusage, daß andere Sachen ebenfalls tragisch sind.

    Von daher kann ich gut verstehen, wenn man sich (erstmal) raushält, wenn man damit rechen muss, Vorwürfe zu bekommen, nicht "genug" zu tun, falsch zu fühlen oder zu denken...

    Darüber, was die einzelnen tatsächlich denken und tun sagt es aber mMn zum Glück nichts aus.

  • Ich hasse dieses Thema.

    Wirklich.

    Weil ich mich noch ohnmächtiger und noch furchtbarer fühle.

    Ich blende die Toten im Mittelmeer aus. Ich finde Flüchtlingsschicksale so unglaublich schrecklich. Ich kann da nicht dran denken. An all die schrecklichen Szenen auf dem Mittelmeer.

    Ebenso mit all den Kriegen, all den Hungernden.

    Ich hasse es wenn ich bei Facebook über das Foto einer weinenden Mama mit ihrem verhungernden Baby stolpere.

    Weil ich nichts tun kann. Nichts. Ich bin absolut ohnmächtig. Und mein Gefühl ist, ich möchte mich hinlegen und sekündlich sterben, weil es nicht auszuhalten ist.

    Aber ist das eine Lösung? Nein. Natürlich nicht. Was aber dann?

    Es macht mich hilflos.

    Und dann Julen. Das ist noch vorstellbar. Unfassbar schrecklich. Aber es ist ist einem Rahmen, den ich mir einbilde noch überdenken zu können. Das kann ich nicht weg drängen. Das erwischt mich. Und ich kann es ein Stück weit zulassen. Weil es vorstellbar ist. Grauenvoll. Und doch nicht mit all dieser großen Ausweglosigleit, dieser Hilflosigkeit, diesen ganz großen Fragen nach Sinn und Menschlichkeit und Schuld und Verantwortung.

    Vielleicht ist das verachtenswert und unmoralisch. Aber es ist so. So läuft es bei mir. Zu noch mehr Weinen und Leiden bin ich nicht in der Lage.

    Ich würde so gerne etwas tun. An der Gesamtheit. Einem hungernden Kind Überleben garantieren. Einer Mama meinen Busen anbieten. Einem sterbenden Kind die Hand halten. Einem Ertrinkenden einen Rettungsreifen. Nein. Alle Kriege stoppen. Alle Flüchtlinge aufnehmen, versorgen, pflegen. Allen Hungernden Essen geben....

    Das klingt naiv und kindlich und nicht angemessen. Aber so geht es mir.

    Und doch kann ich nichts tun.

    Und das finde ich schrecklich. Und deshalb hasse ich das Thema. Weil es immer wieder einfach nur weh tut und ich immer ohnmächtig bleibe.

    Da sind welche, die gehen in die Politik. Die fahren einfach los und versorgen Flüchtlinge. Die Pflanzen Blume. Die schicken Care Pakete. Die schreiben Inhaftierten. Die sammeln Klamotten.

    Und ich bin irgenwie gefangen in diesem ganzen Ohnmachtsgefühl und habe ein schlechtes Gewissen.

    Und gehe unter im Alltag und habe keine Kapazitäten für so etwas.

    Das hasse ich auch!

    • Offizieller Beitrag

    In Spanien ist man jetzt guten willens, dass sich dieses Unglück nicht wiederholt.


    Ich sehe wenig Guten Willen, dass sich das Schicksal des syrischen Kleinkindes nicht wiederholt.

    in spanien muss man einfach ein paar erdlöcher zumachen und der grund für den tragischen unfall ist beseitigt. der spanische bub ist ein "einfaches" schicksal. es streift keine politischen meinungen oder weltanschauungen und es ist ein singuläres ereignis.


    die flüchtlingsthematik ist eine verdammt komplizierte, die lösung liegt jenseits von uns normalen menschen. noch dazu wo engagement teilweise mit gerichtsverfahren bestraft wird. es ist eine ansammlung an einzelschicksalen, ein riesiges thema, ständig, immer wieder und es macht einem (also zumindes mir) die hilflosigkeit bewusst. ausserdem lässt ständige berichterstattung abstumpfen. es wäre zuviel sich ständig damit auseinanderzusetzen.


    die berichterstattung erheischt auch mehr aufmerksamkeit, wenn sie neue schlagzeilen bringt, als täglich das selbe. traurig. sehr traurig. und auch diskussionswürdig. aber den nachrichtenleserinnen kann man das nicht zum vorwurf machen.


    ich finde es sehr unangenehm, dass das in erinnerung rufen, dass es verdammt viele menschen gibt, die im mittelmeer ertrinken, mit einem vorwurf, warum man das denn vergisst, verbunden ist. ein einfaches erinnern fände ich ausreichend.

  • Hallo,


    Kaonashi,

    Gerade du wirfst doch täglich, vermutlich stündlich und noch öfter einem Kind (und nicht nur einem), daß sonst emotional ertrinken würde, einen Rettungsring zu.

    Du fütterst es, körperlich und seelisch. Es würde verhungern ohne dich.

    Du schenkst im Frieden, so weit es an dir liegt.

    Du hältst seine Hand, wenn es das braucht und zulassen kann und verhinderst so, daß es innendrin stirbt. WEnn nicht, findest du andere Wege oder hältst das "gerade nicht helfen können" aus (was mMn eine riesige Leistung ist)

    Du packst im Päckchen reale und emotionale, erzählst ihm "Briefe", kleidest es hübsch... sorgst dafür, daß es Gründe zum lachen hat, fängst es auf, wenn es weint.

    Du schaust, wie und wo es später leben kann, damit es so gut es geht sicher ist...


    Man kann das große Ganze gar nicht aushalten. Meist kann man sich auf eine Sachen festlegen, das ist zutiefst menschlich, sonst geht man kaputt. Und kaputt kann man gar keinem helfen. Auch die Leute, die sich für die Seenotrettung engagieren haben dafür Dinge, die sie nicht tun. Ein Wolfskind behüten und begleiten z.B. Und Einzelschicksale SIND wichtig, jedes große Leid besteht aus Einzelschicksalen. Auf der Welt gibt es viele "Wolfskinder", auch das ist ein "großes Leid auf der Welt und eben nicht NUR Einzelschicksal - und einem davon hilfst du. Mehr geht nicht. Du hast deine Aufgabe und da investierst du mehr Kraft. Zeit, Leben... als die meisten hier für irgend eine andere Sache tun.

  • Myrte , definitiv gibt es noch viel mehr Leid. Im Mittelmeer wird unsere Beteiligung so sehrm deutlich. Das ist das, was mich erschreckt. Es gerät nicht nur in Vergessenheit, sondern viele wünschen regelrecht, dass die Menschen ertrinken. Und wir schauen zu und unsere Politiker unterstützen das.

    Liebe Grüße,


    Ich, mit Tochter (2/06) und tochter (12/07).

    • Offizieller Beitrag

    ich finde es sehr unangenehm, dass das in erinnerung rufen, dass es verdammt viele menschen gibt, die im mittelmeer ertrinken, mit einem vorwurf, warum man das denn vergisst, verbunden ist. ein einfaches erinnern fände ich ausreichend.

    Das möchte ich unterschreiben.


    Und ich bin irgenwie gefangen in diesem ganzen Ohnmachtsgefühl und habe ein schlechtes Gewissen.

    Und gehe unter im Alltag und habe keine Kapazitäten für so etwas.

    kaonashi, so fühle ich mich auch oft. Aber gerade du leistest so viel #knuddel!

  • Hallo,


    ich finde es sehr unangenehm, dass das in erinnerung rufen, dass es verdammt viele menschen gibt, die im mittelmeer ertrinken, mit einem vorwurf, warum man das denn vergisst, verbunden ist. ein einfaches erinnern fände ich ausreichend.


    Kurz gesagt, was ich "in lang" offenbar nicht rüber bringen konnte.