Höhlendrama bei gleichzeitigem Mittelmeermassengrab und die Schere im Kopf
wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.
Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
-
-
-
Ich weiß gar nicht wie ich es schreiben soll..
Ich finde es sehr schade dass Leute auf der Couch die Augen rollen ob meines Threads.
Ich eröffne doch nicht wegen allem was mich bewegt einen Thread? Natürlich belastet es mich sehr was da im Mittelmeer passiert. Und in Brasilien. Und evtl bald in Venezuela. Oder was sonst noch so geschieht in unserer kranken Welt.
Wenn ich zu allem etwas schreiben würde könnte ich den ganzen Tag nichts anderes machen.
Das mit Julen kam zu einem Thread meinerseits da ich hibbelig war ob es nun noch Hoffnung gibt oder nicht.
Das Mittelmeer Thema überfordert mich maßlos. Julens Schicksal hat keine große geistige Kapazität erfordert.
Ich kann nicht monatelang gelähmt sein. Ich habe einen Alltag der alleine kaum zu schaffen ist.
-
Lilu, niemand verdreht die Augen. Und wenn doch, hat sie nicht nachgedacht.
Dass das, was Julen und seiner Familie passiert ist, die User bewegt, ist einfach nur verständlich. Das ist eine Urangst - und das hätte jedem von uns passieren können, denn niemand lässt sein zweijähriges Kind nur an der Leine laufen.
-
Ihr Lieben,
ich bin grad zufällig auf diesen Thread gestoßen. Gelesen hab ich alles, was als "neu" markiert war, also seit dem Wiederhochholen vor ein paar Tagen. Eigentlich möchte ich grad weder über das spanische Kind noch über die Tragödien auf dem Mittelmeer reden (und ich hoffe, dass mir das im Folgenden gelingt). Es gibt grad etwas anderes, was mir Sorgen macht:
Mir macht der Tonfall untereinander hier in diesem Thread Angst.
Wir sind hier im Forum - im Vergleich zum Rest unserer mitteleuropäischen Gesellschaft - eine recht homogene Gruppe. Vereint in dem Wunsch, liebevoll mit unseren Kindern umzugehen. Und oftmals vereint in den Ideen, woran sich dieses "liebevoll" festmachen lässt. (z.B. stillen, tragen, Elternbett etc. pp.) Viele von uns kennen aus ihrem Alltag Situationen, in denen sie als irgendwie schräg eingeordnet und dafür belächelt oder sogar angefeindet werden. Doch hier im Forum treffen wir Gleichgesinnte und holen uns Rat und Unterstützung. Wir halten zusammen.
Und dann taucht ein politisches Thema auf, dass in unserer mitteleuropäischen Gesellschaft kontrovers diskutiert wird und mit gegenseitigen Hassausbrüchen verbunden ist. Und was passiert? Auch hier im Forum wird plötzlich unversöhnlich diskutiert. Der Ton wird rau bis schrill. Es gibt Schuldzuweisungen, Rechtfertigungen und das Androhen oder Ausführen von gegenseitigem Ignorieren.
Wenn wir hier in unserer kleinen Rabeneltern-Blase, unserem kleinen Bullerbü, es nicht mal schaffen, gewaltfrei und zivil miteinander zu sprechen, um wieviel schlimmer ist es dann um den Rest unserer Gesellschaft bestellt?
Ich habe den Eindruck, dass sich in unserem Land Menschen unterschiedlicher Meinung immer unversöhnlicher gegenseitig aus dem Weg gehen oder aber einander verbal attackieren. Ich wünsche mir, dass wir es wenigstens hier im Forum schaffen, einander wertschätzend, achtsam und auf Augenhöhe zu begegnen. - Wenn wir es schon hier - im Kleinen und mit der Distanz der Tastatur - nicht schaffen, friedlich miteinander umzugehen, wie sollen wir es dann erst "da draußen" hinkriegen?
Liebe Grüße in die Runde von
Drama
-
Hallo,
Drama, Ich finde es gut, wenn sich jemand auch über das "drumrum" Gedanken macht.
Aber wenn du aus meinen Beiträgen "Hass-Ausbrüche", unversöhnlichkieit oder Gewalt in der Kommunikation herausliest, dann muss ich mich offenbar sehr, sehr missverständlich ausgedrückt haben. Das tut mir dann sehr leid.
Mir ging es recht sachlich um ein ganz konkretes Thema (eben auch ums "drumrum", was ich aber nicht noch einmal aufrollen möchte, denn ich denke, dazu ist genug gesagt). Aber das hat mit Hass o.ä. so ganz und gar nichts zu tun.
Alles andere lass ich lieber, denn es passt nicht hierher und bringt zum Ursprungsthema nichts.
-
Danke, Drama , das hast Du gut geschrieben.
Es gibt nicht die eine Wahrheit oder die einfache Lösung. Jeder muss für sich einen Weg finden, mit den vielen Ungerechtigkeiten der Welt umzugehen, jeder hat andere Kapazitäten, sich zu engagieren (oder eben auch nicht). Für den einen ist das eine Thema wichtiger, ein Anderer priorisiert ein anderes.
Wichtig ist doch, dass wir alle auf unsere Art versuchen, die Welt ein bisschen besser zu machen. Das kann so viel sein, z.B. Nachbarschaftshilfe, Einsatz für einen Verein/ein Projekt, Blutspenden, Geldspenden, Arbeitseinsätze, Umweltaktionen, politisches Engagement ... Aber niemand kann auf allen Hochzeiten tanzen.
Und keiner sollte darüber werten, was davon "das Richtige" ist. Denn jede einzelne Geste ist wichtig.
-
Es geht nicht darum, dass jemand um den Jungen sich sorgt/trauert.
Es ging sowohl um den Medialen Hype, als auch "in FB Gruppen habe ich gelesen" ect. aber gleichzeitigem: Aber die Flüchtlinge die sind ja selber Schuld ... getue. Diesem Zweischneidigen Getue. Und das kam für mich nicht bei den ersten Post zu dem Kind aus Spanien auf.
Das kam erst mit der Zeit...
Aber naja, die Mama die ihr Baby im Mittelmeer hat ertrinken lassen müssen, die ist ja selber Schuld.
Und Drama, nein, ich sehe in diesem Forum schon länger nicht mehr dieses homogene Völkchen, dass ähnlich tickt. Seit die Flüchtlinge kamen, haben sich auch soviele aus dem Forum von den Bauernfängern fangen lassen. Soviele halten den Mund, lese krasse Aussagen und schweigen. Mir macht das inzw. "angst"/bereitet mir echt Sorge.
-
Trin Es tut mir leid, dass ausgerechnet du dich als erste angesprochen fühlst. Ich persönlich fand deine Beiträge sehr um Ausgleich bemüht und habe deshalb dich nicht gemeint. (Ich dachte, es sei einfacher, meine grundsätzliche Sorge zu äußern, als hier die Schiedsrichterin zu spielen, die die einen lobt und die anderen tadelt. Vielleicht hätte ich doch mehr differenzieren sollen und muss mir also mit meiner Grundsatz-Kritik direkt wieder selbst an die Nase fassen.)
Hach, und schon stellt sich die Frage: Wie kann man solche grundsätzlichen Sorgen so vorbringen, dass sie nicht gleich wieder verletzen?
Ich bin ja selbst nicht sonderlich gut in gewaltfreier Kommunikation, auch wenn ich es schon länger versuche zu lernen. Und im real life leider noch viel weniger als hier im Forum. Aber ich wünsche mir sehnlich, dass wir es alle gemeinsam schaffen, friedlich miteinander zu reden.
-
Iverna Selbst wenn wir dieses homogene Völkchen nicht mehr sind, so ist es hier ja doch nur ein kleiner Ausschnitt der Gesellschaft. Eine Art Labor oder so. Hier könnte im Kleinen versucht werden, was im Großen schon nicht mehr klappt. Wieso z.B. schreibst du von "Bauernfängern"? Diese Formulierung erschreckt mich. Denn sie suggeriert, dass jemand, der politisch anders denkt als du, sich hat fangen lassen, statt aus eigener Überzeugung einem Weg gefolgt zu sein. Wenn ich mir vorstelle, dass jemand diese Worte liest, der z.B. in Sachen Flüchtlinge andere Ansichten hat als du, dann vermute ich, dass er sich nicht ernst genommen fühlt in seinem Anliegen. Und schon ist der Dialog blockiert, noch bevor man begonnen hat, miteinander zu sprechen. Das ist es, was mir Sorgen macht: Dass der Dialog gar nicht mehr geführt werden kann, weil beide Seiten einander so blockieren, dass der eine nicht mehr reden und der andere nicht mehr zuhören mag.
Ich glaube, ich bin hier im Forum eine, die zum Thema Flüchtlinge meistens den Mund hält. Viele Diskussionen, die dazu zu laufen scheinen, bekomme ich gar nicht mit. Und diejenigen, von denen ich mitbekomme, sind mir im Tonfall zu vergiftet. Auch hier in diesem Strang möchte ich, wie gesagt, über das eigentliche Thema nicht reden. Aber diesmal hatte ich das Bedürfnis, den Mund trotzdem mal aufzumachen und die Metaebene auf den Tisch zu holen.
Ganz persönlich habe ich das Gefühl, dass die Metaebene (also die Art der Kommunikation) mit der Lösbarkeit oder Unlösbarkeit der vielen drängenden Probleme der Gegenwart eine Menge zu tun hat.
-
Danke Drama
Mir macht der Umgang hier im Forum untereinander bei bestimmten Themen auch Bauchweh und mag deswegen oft auch selber nichts dazu schreiben.
Danke, Drama , das hast Du gut geschrieben.
Es gibt nicht die eine Wahrheit oder die einfache Lösung. Jeder muss für sich einen Weg finden, mit den vielen Ungerechtigkeiten der Welt umzugehen, jeder hat andere Kapazitäten, sich zu engagieren (oder eben auch nicht). Für den einen ist das eine Thema wichtiger, ein Anderer priorisiert ein anderes.
Wichtig ist doch, dass wir alle auf unsere Art versuchen, die Welt ein bisschen besser zu machen. Das kann so viel sein, z.B. Nachbarschaftshilfe, Einsatz für einen Verein/ein Projekt, Blutspenden, Geldspenden, Arbeitseinsätze, Umweltaktionen, politisches Engagement ... Aber niemand kann auf allen Hochzeiten tanzen.
Und keiner sollte darüber werten, was davon "das Richtige" ist. Denn jede einzelne Geste ist wichtig.
Hier mag ich unterschreiben.
-
Hallo,
Drama Alles gut, von meiner Seite aus.
Ebenfalls allgemein und nciht nur auf diese Diskussion bezogen:
Ich denke, es sind emotionale Themen und damit geht jeder anders um. Mit mehr und weniger innerer Abgrenzung (auch um fühl- und handlungsfähig zu bleiben) , mit Einsatz für etwas Großes oder für eine konkrete, begreifbare einzelne Sache... Mit drastischen Worten darauf hinweisend oder eher leise mahnend und erinnernd ...
Und gerade weil es so emotional ist, so schwerwiegend, im Grunde nicht erträglich... ist die eigene Sicht , der eigene aktuelle Schwerpunkt so hm... richtig, wichtig... keine Ahnung was... *hier ein wertneutrales Wort herdenken*, so eine Art "emotionaler Anker", daß es manchmal wohl sehr schwer ist, auszuhalten, daß andere es anders sehen.
Zum Beispiel (auch) für etwas anderes mitfiebert. Den aktuellen Schwerpunkt (auch oder gar ganz) an einer anderen Stelle hat. Auf die Art der Erinnerung, Mitteilung... , die einen selber am meisten berührt und zum Handeln bewegt nicht genau so anspringt, sondern sie überhört oder sich andersrum davon überrollt und überrumpelt fühlt...
Iverna - ich fand im Strang kein zweischneidiges Getue. Da ging es um die EINE Sache. Ohne die andere Abzuwerten. Natürlich kann man über die Medien diskutieren usw. Aber manche Sachen, wie eben z.B. das Mitfühlen mit einem Einzelschicksal sind auch einfach menschlich und normal, wie es "funktioniert" haben ja inzwischen einige beschrieben.
Ich habe ja weiter vorne schon mal gefragt - wie weit ist Mitfühlen mit Einzelschicksalen in Ordnung und ab wann wird es "zweischneidiges Getue"?
Wenn ich mich z.B. an der Spende für ein mir unbekanntes Kind aus dem weiteren Bekanntenkreis beteilige, damit seine Eltern es regelmäßig im weit entfernten KH besuchen können - ist das OK oder Getue? Immerhin ist DIESES Kind sogar so gut es ging bestmöglich medizinisch versorgt und es geht "nur" darum, ob es seine Eltern sehen kann...
Andere kümmern sich hingebungsvoll um verwahrloste Tiere und päppeln sie auf und spenden für Futter und Tierarzt. Wieder andere sitzen auf Bäumen um sie zu retten - mitten im Medialen Rummel...
Wie gesagt, ich finde, man kann und soll auf solche Dinge hinweisen. Unbedingt und auf jeden Fall. Immer wieder. Und wieder. Und wieder.
Nur meiner ganz persönlichen Meinung nach (für sich selbst stehend", ohne Leid oder Mitgefühl zu werten und mach "mitfühlwürdig" oder nicht zu unterscheiden. Und das haben sie in ihrer Tragik mMn auch gar nicht nötig.
-
Ich finde, hier wird übersehen, dass es eine gesamtgesellschaftliche Dimension gibt. Und die ist mitnichten so, dass alle eigentlich empathisch sind und aus Selbstschutz auf eine Sache fokussieren. Sondern so, dass es viele Leute gibt, die sich in die Irre leiten lassen und sagen: selber schuld. Sollen sie halt bleiben, wo sie sind. Sind ja eh nur junge Männer, kann so schlimm ja nicht sein. Aber wenn jemand sein Kind mitnimmt, ist er verantwortungslos. Das Kind musste sterben, weil seine Eltern geldgierig waren. Denn nur der Sozialleistungen wegen kommt man nach Europa
Sowas und ähnliches kann man hören, wenn man auf das Sterben im Mittelmeer, sei es im Osten oder in der Mitte oder im Westen des Meeres, hinweist. Dass da auch ein psychologisches Moment dahinter ist, welches zu dieser Empathielosogkeit führt, ist mir klar. Nur ist das auch viele Vorurteil (also eigene Unsicherheit), Angst, selber besser sein wollen und daher andere abwerten, sich nicht eingestehen, dass sie eigene Lebensweise was damit zu tun hat (weil das ggf nicht auszuhalten ist) usw. Und dann vielleicht auch der bewusste Vorgang, sich zu schützen, weil es einen sonst überflutet.
Egal, wie JooBoo sich im anderen Thread geäußert hat, die Heftigkeit der Reaktion wirkte für mich auch ein bisschen wie "ertappt gefühlt". Die Empörung über JooBoo in dieser doch sehr harschen Art fand ich nicht gerechtfertigt. Das hätte man auch sehr viel empathischer machen können. Ich finde es auch anstrengend, wenn das hier sooo zum Thema wird, immer wieder. Denn DAS sprengt diesen Thread und hat wenig mit dem Thema zu tun.
Sie hat sich entschuldigt, (die anderen nicht), sie hat aber eine andere Sicht. Und das darf auch einfach nebeneinander stehen, finde ich. Und dann kann sich jeder wünschen, dass es wertfrei betrachtet wird. Aber auch das gilt doch für alle? Darf JooBoo sagen, dass sie tausende Menschen, die missachtet werden, in der Gesamtbedeutung anders empfindet als das sehr traurige Schicksal einer Familie, die große Unterstützung bekommt? Das muss ihr doch auch zugestanden werden.
Trin, ich habe deine Frage weiter vorne auch schon beantwortet. Es geht nicht darum, dass "man" mit einem Einzelschicksal nicht mitgehen "darf". Das ist überhaupt nicht der Kern der Sache und auch Iverna sagt das nicht. Es geht darum, dass viele Menschen nur mit den Einzelschicksalen der Westeuropäer mitgehen oder der wirklich grausam leidenden Tiere mitgehen. Und wenn jemand kontert ( ja, ich weiß, dass warst nicht du), dass die Leute auf dem Meer selber schuld seien, dann ist das Doppel-Moral oder Zweischneidig oder überhaupt nicht zu Ende gedacht, wie auch immer man das nennen mag.
-
Danke CaRoSo
Du bringst es wieder auf den Punkt.
Die Doppelmoral ist die, die mich stört.
Ansonsten ist es schon ok, dieser thread ist ja genau dafür da, um das zu diskutieren. Einzelschicksal gegen massendrama.
Vielleicht sollte man noch einen extra thread nur für die Mittelmeertragödie aufmachen?
Auch Danke an Trin , ich habe dich übrigens nicht auf ignorieren gesetzt und Elfchen , ich verstehe jetzt besser, warum hier auf manche aussagen nicht (mehr) reagiert wird.
Hier gab es schon immer und zu allen Zeiten heiße Diskussionen. Nur weil man in manchen Themen übereinstimmt, heißt das nicht, dass das auch für alle anderen Lebensbereiche so ist. Kann ja eigentlich auch gar nicht sein.
-
Drama, ich kann deine Beiträge sehr gut nachempfinden und finde es sehr wichtig, wenn auf die Kommunikationsebene hingewiesen, der Umgang in den Blick genommen wird.
Eine Sache ist hängen geblieben: du schriebst sehr allgemein, dann aber, dass Trin nicht gemeint sei und du nicht den Schiedsrichter geben wolltest, der die einen lobt und die anderen tadelt. Dass das aber ggf einfacher gewesen wäre? So habe ich dich verstanden. Liege ich damit richtig?
Falls ja, möchte ich sagen, was dieses zweite Post mit mir macht. Ich sitze hier und denke darüber nach, wen du mit loben und wen du mit tadeln meinst. Und was dahintersteckt, wenn jemand für sich meint, er könne loben und tadeln.
Und wenn ich mit tadeln gemeint bin, dann die Frage, weshalb?
Ich empfinde dabei grad ein Quentchen Wut und Unsicherheit.
Ich finde es auf der Metaebene wichtig, und da sind wir bei GfK, wenn jeder dabei bleibt, dass er selber die Dinge so wahrnimmt, wenn er das Gegenüber kritisiert. Und dass man die Leute klar anspricht und benennt, was genau man für sich nicht gut findet und was es mit einem macht. Damit macht man sich konfrontierbar, ja. Aber dann kann offene Kommunikation gelingen.
Schriftlich bist es schwierig, ich versuche es grad Mal wieder. Und es wird für Ewigkeiten hier stehen bleiben. Das ist nicht einfach. Aber so allgemeine Aussagen beziehen dann doch alle nur vor ihrem eigenen Horizont auf sich oder die anderen.
-
und ich bemerke wiederum das ihr lest was ihr möchtet.
Dennoch war die Heftigkeit meiner Reaktion so nicht angebracht, und ich gebe zu, das wahrscheinlich/ vielleicht, aufgrund schlechter Erfahrungen, ich nicht unvoreingenommen bin.
Davon ab hat es mich tatsächlich verstört wie meiner Ansicht nach der Thred geentert wurde und zynisch gesagt wurde "wofür denn noch" und ich denke auch das steht mir zu.
Das wäre eigentlich einen eigenen Thread wert, wie man damit umgeht und sich Neutralität bewahrt.
-
und ich bemerke wiederum das ihr lest was ihr möchtet.
Dennoch war die Heftigkeit meiner Reaktion so nicht angebracht, und ich gebe zu, das wahrscheinlich/ vielleicht, aufgrund schlechter Erfahrungen, ich nicht unvoreingenommen bin.
Davon ab hat es mich tatsächlich verstört wie meiner Ansicht nach der Thred geentert wurde und zynisch gesagt wurde "wofür denn noch" und ich denke auch das steht mir zu.
Das wäre eigentlich einen eigenen Thread wert, wie man damit umgeht und sich Neutralität bewahrt.
Zum einen, danke für das Statement, das hilft mir weiter.
Kannst du benennen, wen du mit "ihr" meinst und wo diejenige in deinen Augen gelesen hat, was sie möchte? Dann könnte man sich dazu verhalten.
"Wofür denn noch" habe ich nicht gelesen, das würde ich aber auch sehr heftig finden, ja.
Ich interpretierte das als Unverständnis dafür, warum von Politik (und Gesellschaft) bei den einen gesagt wird, Lebenretten ist zu teuer, bei den anderen das Geld in die Hand genommen wird. Also noch die Forderung nach einem entweder-Oder, sondern die nach einem und-und.
-
Hallo,
Ich werde bewusst keine Diskussion um Sachen wie "sich ertappt fühlen" führen, ich könnte als Gegenargument Vermutungen bringen, warum wer was wann und wohin geschrieben hat. Aber ich denke, diese Ebene der Diskussion bringt an der Stelle gerade niemanden weiter, weder thematisch noch persönlich.
Ich denke nicht, daß die "gesamtgesellschaftliche Dimension" von den meisten hier übersehen wird. Im Gegenteil
Die Frage ist nur, ob es, um diese öfter/mehr/stärker ins "gesammtgesellschaftliche Bewusstsein" zu rücken, nötig ist, sie ausgerechnet ins Verhältnis zu anderen tragischen Ereignissen zu setzen und den Menschen ihr Mitgefühl für etwas anderes direkt oder indirekt zum Vorwurf zu machen.
Ich rede jetzt mal bewusst nicht von JooBoo, daß jeder emotional tiief betroffen von etwas mal unglücklich reagiert, ist menschlich, sondern z.B. von der verlinkten Karikatur, die ja nicht alleine für bestimmte Denkweisen steht.
Braucht die Dramatik im Mittelmeer es tatsächlich, daß eine andere Dramatik gegen sie regelrecht klein geredet wird? Und das passiert, indem man sie bzw. das Mitfühlen dort lächerlich macht. Ich meine, es geht nicht drum, daß jemand zusammenbricht, weil der Lieblingsrock einen Fleck hat oder die Urlaubsplanung noch mal geändert werden muss, sondern es geht auch dort um Tod. Um den Tod eines Kindes. Und der ist genau so tragisch wie der Tod jedes einzelnen Menschen im Mittelmehr, ist nur an einem anderen Ort und auf andere Weise eingetreten.
Warum kann man es nicht zulassen, daß Menschen es für sich als getrennte Ereignisse betrachten, bei denen für sie keine "Gefühlswertung" nötig ist? Genau genommen haben die offenbar illegalen oder zumindest nicht ordentlich abgesicherten Wasserbohrungen dort auch einen "gesellschaftlichen Hintergrund", der dann wiederum überhaupt erst zu dem tragischen Tod des Kindes führten .
Und nein, natürlich kann einem keiner verbieten, auch an anderen Stellen mitzufühlen. Aber irgendwie fühlt es sich schon komisch an, wenn man das Gefühl hat, daß immer ein dickes "Aber" drüberschwebt. "Natürlich darfst du XY denken/fühlen/tun, aber ... (im Grunde ist es falsch, weil... Z viel tragischer ist)"
Wie gesagt, ich finde, daß die ganze Debatte und das Erinnern, mahnen, in den Kopf rufen... wichtig ist, auch bzw. gerade die gesamtgesellschaftliche Diskussion, die über die Funktionesweise der menschlichen Psyche, die ja nun mal bei den meisten Menschen ist, wie sie ist, egal was man selber dazu denkt und die über die Funkion der Medien dabei. Daß sie aus meiner Sicht eben geführt werden kann und sollte ohne daß es nötig ist, sie ins Gewicht zu anderen, z.B. zu "nur Einzelschicksalen" zu setzen. Weil das überhaupt nicht nötig ist und aus meiner Sicht eher schadet als nutzt.
Julens Schicksal ist unfassbar tragisch. Punkt. Und nicht "aber". (Aber das ist ja nur ein einzelnes Kind, andere Sachen sind schlimmer)
Das, was im Mittelmeer geschieht ist unfassbar tragisch. Punkt. Ohne "aber" , weder ein abwertendes (Aber es verhungern jährlich mehr Menschen) noch ein "aufwertendes" (aber die Menschen fiebern mit einem einzelnen Kind mit).
Beides darf/muss/sollte in seiner Unfassbarkeit für sich stehen können. Und ich denke, ohne unterschwelligen, vielleicht nicht wörtlich ausgesprochenen aber doch herausfühlbaren Vorwurf der eigenen Gefühle sind viele Menschen auch offener, darüber nachzudenken.
Das andere Thema diskutiere ich nicht (hat nix mit dir zu tun). Diese Diskussion muss wenn, dann mit denen geführt werden, die so denken und sprechen. Daß ich es nicht mehr mache und für mich entschieden habe, dem derzeit (meine) Aufmerksamkeit hier nicht mehr zu geben, ist meine Entscheidung, die ich vor einer Weile bei einem anderen, aber ähnlich gelagerten Thema getroffen habe.
Für mich ist es an der Stelle OK, wie gesagt, ich hatte ja schon viel weiter vorne geschrieben: "Ich denke, das Platz und Zeit und Wortwahl nicht geschickt gewählt waren, weiß JooBoo inzwischen auch, das schrieb sie ja." Daß einem so etwas im Gefühlsstrudel trotzdem passiert, ist aus meiner Sicht menschlich. Dann redet man drüber, stellt es klar und dann kann es wieder um die Fragen "dahinter" gehen. Für mich zumindest.
Ansonsten passt die Diskussion schon hierher, denn es geht ja gerade um die Schere im Kopf - in die eine oder andere Richtung.
-
Ich unterschreibe bei Trin und Drama
und füge ganz persönlich hinzu:
Normal halt ich mich aus politischen Diskussion hier im Forum raus, für mich sind die zu explosiv. Und ich schaffs auch immer nur Teile zu lesen weil mirs zu heftig wird sonst.
Nur eine Sache muss ich grade loswerden:
Das Mittelmeerdrama ist kein Massenschicksal. Das ist politisch gesehen so und rhetorisch praktisch, hört sich viel an wenn mans als Argument braucht und zugleich schwammig genug um innere Distanz wahren zu können.
Aber ist es nicht in der Realität. In der Realität sind das alles Einzelschicksale. Viele, viele Einzelschicksale gleichzeitig. Aber das sind alles Menschen mit Namen und Gesicht, mit Vergangenheit, Hoffnung, Ängsten. Schicksalen,....
-
Habe das mit dem Unterteilen der Zitate nicht gut hinbekommen, sorry.
Solid Ground, ja, real sind es viele, viele Einzelschicksale. Das stimmt, da ist die Wortwahl nicht gut.
ZitatIch werde bewusst keine Diskussion um Sachen wie "sich ertappt fühlen" führen, ich könnte als Gegenargument Vermutungen bringen, warum wer was wann und wohin geschrieben hat. Aber ich denke, diese Ebene der Diskussion bringt an der Stelle gerade niemanden weiter, weder thematisch noch persönlich.
Nein, es bringt vermutlich nichts, schon gar nicht, wenn man es diskutiert. Es ist ja mein EINDRUCK, mein GEFÜHL. das kann höchstens korrigiert werden, aber nicht diskutiert. Und mit Gegenargumenten hat das nichts zu tun, sondern ggf. mit einer Erklärung, die mir hilft, es anders zu sehen.ZitatIch denke nicht, daß die "gesamtgesellschaftliche Dimension" von den meisten hier übersehen wird. Im Gegenteil
Die Frage ist nur, ob es, um diese öfter/mehr/stärker ins "gesammtgesellschaftliche Bewusstsein" zu rücken, nötig ist, sie ausgerechnet ins Verhältnis zu anderen tragischen Ereignissen zu setzen und den Menschen ihr Mitgefühl für etwas anderes direkt oder indirekt zum Vorwurf zu machen.
Ich rede jetzt mal bewusst nicht von JooBoo, daß jeder emotional tiief betroffen von etwas mal unglücklich reagiert, ist menschlich, sondern z.B. von der verlinkten Karikatur, die ja nicht alleine für bestimmte Denkweisen steht.
Braucht die Dramatik im Mittelmeer es tatsächlich, daß eine andere Dramatik gegen sie regelrecht klein geredet wird? Und das passiert, indem man sie bzw. das Mitfühlen dort lächerlich macht. Ich meine, es geht nicht drum, daß jemand zusammenbricht, weil der Lieblingsrock einen Fleck hat oder die Urlaubsplanung noch mal geändert werden muss, sondern es geht auch dort um Tod. Um den Tod eines Kindes. Und der ist genau so tragisch wie der Tod jedes einzelnen Menschen im Mittelmehr, ist nur an einem anderen Ort und auf andere Weise eingetreten.
Trin, ich rede und schreibe seit Jahren. Es gibt viele Menschen, die sehr wohl unterscheiden. Nach Wert des Menschen. Nach "selber schuld", nach "naja, gibt ja eh zu viele Menschen auf der Erde".
Das die Betroffenen von dieser Karikatur verletzt sind, kann ich gut verstehen, daher finde ich sie nicht gut. Aber sie redet für mich nicht klein, sondern legt den Finger in die Wunde: Sie her, wir tun alles mögliche, um Leben zu retten, wir sind gute Menschen (ich meine damit keine User hier oder bei FB). Die anderen, nicht geretteten Leben (und es wäre der Gesellschaft als Ganzes möglich, sie zu retten), fallen unter den Tisch. So nehme ich das wahr. Ich sehe leider keine Politiker in einer täglichen PK, die sagen, dass es heute leider nicht gelungen ist, die 150 Boatpeople zu retten.ZitatWarum kann man es nicht zulassen, daß Menschen es für sich als getrennte Ereignisse betrachten, bei denen für sie keine "Gefühlswertung" nötig ist? Genau genommen haben die offenbar illegalen oder zumindest nicht ordentlich abgesicherten Wasserbohrungen dort auch einen "gesellschaftlichen Hintergrund", der dann wiederum überhaupt erst zu dem tragischen Tod des Kindes führten .
Und nein, natürlich kann einem keiner verbieten, auch an anderen Stellen mitzufühlen. Aber irgendwie fühlt es sich schon komisch an, wenn man das Gefühl hat, daß immer ein dickes "Aber" drüberschwebt. "Natürlich darfst du XY denken/fühlen/tun, aber ... (im Grunde ist es falsch, weil... Z viel tragischer ist)"
Wo liest du das alles? Ich meine das nicht, und ich meine auch, das gesagt zu haben. Jeder, wirklich jeder, darf es für sich getrennt sehen. Und jeder kann sagen; das andere ist mir zu groß. Da bin ich sehr bei dir.
Zu schreiben: Ich bin glücklich, dass der eine gerettet wird, aber wir sollten auch die anderen retten" bedeutet für mich nicht, es ist im Grunde falsch. Es wertet keine Gefühle. Das "Aber" meint was anderes, als "diese Gefühl ist falsch oder wertloser". Es meint: warum geht es denn bitte nicht auch an den anderen Stellen?
Es geht um ein Ungleichgewicht im Handeln der Verwantwortlichen. Das kann man trennen, ja. Aber ich sehe da eine Gemeinsamkeit: Leben retten. Und die Ungleichbehandlung (da sprechen die Zahlen für sich) bei dieser Gemeinsamkeit, die treibt mich eben um. Ich habe das Gefühl, dass das für dich wie ein Angriff ist. Warum kannst du nicht zulassen, dass ich so empfinde?
Ein herausfühlbarer Vorwurf ist eine schlechte Basis für ein Gespräch. Ich für meinen Teil sehe darin keinen Vorwurf an einzelne hier, abseits davon, dass ich ein "selber schuld" hanebüchen finde und das auch kritisiere. Ich habe zu den offenbar von dir wahrgenommenen Vorwürfen Stellung bezogen. Für dich schwingt bei dem "Aber" etwas anderes mit als für mich. Vermutlich werden wir das nicht auflösen können. Aber wir können es vielleicht nebeneinander stehen lassen, so du mir glauben kannst, dass für mich damit keine Abwertung der Gefühle gemeint ist.