Höhlendrama bei gleichzeitigem Mittelmeermassengrab und die Schere im Kopf

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  • ich finde es toll und es erleichtert mich, dass sich für diese Aussage entschuldigt wurde und es offensichtlich nicht so absolut gemeint war, wie es im Eifer des Gefechts geklungen hat.



    Danke Iverna fürs drauf aufmerksam machen.

    Danke Midna2 für siehe oben

  • Gefühle sind eine Sache, die sind persönlich, die hat man oder eben nicht, aber da kann man auch nicht unbedingt etwas für. Wenn ich also tot unglücklich bin, weil ein Kind stirbt, und auf der anderes Seite sich nichts regt, obwohl 20 Kinder sterben, dann kann das so viele Gründe haben, und ist eben so.

    Wichtig finde ich viel mehr, was ich daraus mache.


    Mich entsetzt ja schon das Sterben von Hunderten deutlich mehr als der Tod eines Einzelnen. Allerdings gehe ich Gefühlsmäßig derzeit deutlich mehr bei den Teeniedramen die sich um mich herum so abspielen mit, als bei all dem Schlimmen was in der Welt geschieht.

    Allerdings hindert das mich nicht daran, mir Gedanken darüber zu machen, was man tun kann und wie ich helfen kann, dass Menschen nicht mehr ertrinken oder auch keine Kinder mehr in Brunnnenschächte fallen und es wirlich schlimm zu finden, während ich bei den Teeniedramen doch im Wesentlichen zuschaue und das ganz normal finde.

    Und so sehe ich das auch bei anderen: Es kann im übrigen schon was bringen, hier oder bei Facebook oder sonstwo sich zu äußern, um auszudrücken, wie schlimm man es findet, dass da Menschen sterben und dass wir diese Leute doch bitte nach Europa lasse sollen. Es gibt schließlich Gründe dafür, dass sie sich auf Boote wagen um hierher zu fliehen.




    Bei dem Kleinkind Julen ist es eher ein empathisches Mitfühlen, die Eltern tun mir leid. Für sie kann ich auch nichts tun, aber ich erwarte von mir auch nicht das zu können. Es ist schicksalhaft.


    Bei den Flüchtlingen habe ich aber das ganz ungute Bauchgefühl, dass das eben nicht rein schicksalhaft ist, sondern man was machen müsste. Ich fühle mich aber ziellos, ich weiß nicht was ich machen kann. Geld spenden klar, aber es braucht eine umfassende Lösung und die Politik findet keine und das Engagement für eine Lösung scheint klein zu sein.

    Da das hier so schön gegenüber steht:

    Auch ein Bohrloch auf einem Privatgrundstück, das nicht ausreichend abgedeckt wurde, ist nicht schicksalhaft.

    Und es ist auch nicht schicksalhaft, dass das Kind dort gespielt hat, während das Loch nicht ausreichend abgedeckt war.


    Das macht es für das Kind und die Eltern natürlich nicht weniger schlimm und nicht weniger tragisch.



    Und Drama, nein, ich sehe in diesem Forum schon länger nicht mehr dieses homogene Völkchen, dass ähnlich tickt. Seit die Flüchtlinge kamen, haben sich auch soviele aus dem Forum von den Bauernfängern fangen lassen. Soviele halten den Mund, lese krasse Aussagen und schweigen. Mir macht das inzw. "angst"/bereitet mir echt Sorge.

    Das sehe ich allerdings auch so. Es gab aber schon immer heftige Meinungsverschiedenheiten im Forum.



    Sind ja eh nur junge Männer, kann so schlimm ja nicht sein.

    Nur dass das keine missversteht: Ich stimme CaRaSo in jedem Wort zu (und würde es wohl nicht so diplomatisch ausdrücken können), Also mir ist klar, dass CaRoSo hier die Meinung anderer dokumentiert und es nicht ihre ist.

    Was mich an dieser Einstellung so entsetzt: Sind junge Männer keine vollwertigen Menschen, oder wie kann man der Meinung sein, dann sei das ja nicht so schlimm?

    Mein Sohn ist mittlerweile ein junger Mann, und ich drehe gerade durch bei dem Gedanken, dass er demnächst alleine in den Urlaub fährt, und bei diesen jungen Männern soll es nicht so schlimm sein, wenn sie irgendwo im Meer ertrinken? Das will irgendwie nicht in meinen Kopf.



    Davon ab hat es mich tatsächlich verstört wie meiner Ansicht nach der Thred geentert wurde und zynisch gesagt wurde "wofür denn noch" und ich denke auch das steht mir zu.

    Ebenso steht es aber auch mir zu, von deinen Äußerungen hier im Thread zum Thema Flüchtlinge im Mittelmeer entsetzt zu sein und sie sehr kalt und zynisch zu finden.

    Wobei es bei den Flüchtlingen ja noch darum geht, in Zukunft Menschenleben zu retten.




    Aber ist es nicht in der Realität. In der Realität sind das alles Einzelschicksale. Viele, viele Einzelschicksale gleichzeitig. Aber das sind alles Menschen mit Namen und Gesicht, mit Vergangenheit, Hoffnung, Ängsten. Schicksalen,....

    Genauso ist es, danke Preschoolmum.


    Liebe Grüße


    Shevek

    It all started with the big BANG!


    (Big Bang Theory)

  • @RoteDahlie , schade, dass dudich zurückziehst hier, ich finde das wertvoll, was du schriebst. In Portugal ist es übrigens der Tourismus, der den Bauern im Hinterland das Wasser abgräbt.

    Es geht mir hier um Mehr als diese beiden Threads. Um solche Infos wie die von Rote Dahlie, um mediale Aufmerksamkeit, um finanzielle Mittel.

    Ich habe übrigens nicht gelesen, dass Julens Rettung als unmoralisch bezeichnet wurde, daher meine Nachfrage.

    Liebe Grüße,


    Ich, mit Tochter (2/06) und tochter (12/07).

  • ich schätze, dass die Bergung der Leiche , nicht die rettung , als unmoralisch bezeichnet wurde, geht auf mich zurück....


    Im Schacht thread hatte ich geschrieben:


    "

    der Aufwand der hier betrieben wird um eine Leiche zu bergen. Und ganz Europa fiebert und fühlt mit.

    Wieviele derweil in den letzten tagen im Mittelmeer gestorben sind, bekommt längst nicht diese Aufmerksamkeit.

    Die Menschheit ist ein seltsames Volk. .... "


    Und


    "

    Wenn es mein Kind wäre, wären mir die Leichen im Mittelmeer auch egaler.

    Das trifft aber nur auf ein Elternpaar in Europa zu.

    Realistisch gesehen ist es aber ein Wahnsinn in welche Gefahr sich die rettungskräfte begeben,....für was?

    Wäre ein Angehöriger/ freund/in von mir unter den rettungskräften, würde ich alles tun, um denjenigen davon abzuhalten. "



    Auch hier....falscher Ort, falsche Zeit das zu erwähnen. Entschuldigung.


    Zum Inhalt stehe ich nach wie vor. Ich bin da ganz ehrlich so egoistisch, dass ich keinen meiner lieben sein leben riskieren lassen würde, um einen toten zu bergen.


    Ob sich derjenige dann von mir davon abhalten lassen würde, ist wieder eine andere Sache.


    Besteht die Chance, dass derjenige noch lebt, würde ich niemand abhalten, auch wenn ich natürlich Bauchschmerzen dabei hätte.


    Aber wenn andere beim Versuch der Bergung einer Leiche dann auch noch ihr Leben lassen, wird davon niemand mehr lebendig und das leid nur noch größer.



    Ich wollte es jedoch nicht als unmoralisch hinstellen, sondern als fragwürdig.

  • Hallo,


    JooBoo Hier kam aber noch dazu, daß Vermutungen laut wurden, die Eltern oder wer auch immer hätten mit dem Absturz ein Verbrechen verbergen wollen. Dieses Kind nicht zu bergen hätte bedeutet, daß Menschen nach dem Verlust von 2 Kindern auch noch dauerhaft mit dem Verdacht leben müssen, sie wären bei einem von beiden eventuell Täter und nicht trauernde Eltern. Und gleichzeitig die Angst mit sich herumzutragen, daß vielleicht doch ein "Wunder" möglich gewesen wäre, so irrational es scheint...


    Ich finde es rechtfertigt schon eine Menge Aufwand, da Klarheit zu schaffen.


    Ansonsten allgemein: Doch, ich hatte auch das Gefühl, daß Mitgefühl gewertet wird. So nach dem Motto: "Verbieten kann man es zwar nicht, aber anderswo ist es gerechtfertigter und angebrachter als da". Und ja, auch lächerlich gemacht (siehe Karikatur, aber ich habe auch anderswo andere ähnliche Kommentare gehört/gelesen. Und das geht für mich nicht.


    Daß auch Julens Fall eine gesellschaftliche Komponente hat, erwähnte ich weite vorne ja auch schon. Aber selbst komplett ohne politischen oder sonstigen Hintergrund, bei einem einfachen, unvermeidlichen Unglück darf man mitbangen, hoffen, ggf. trauern... Sogar dann, wenn es tatsächlich eigenes Verschulden war und eine Familie z.B. im Auto einen Unfall hatte, obwohl sie doch auch mit der Bahn hätte fahren können.


    Ich bleibe dabei - ich finde nicht, daß man da etwas gegeneinander stellen sollte - oder gar muss. A ist schlimm. B ist schlimm. Die Dramatik ist so oder so groß genug. Bei A kann ich nur mitleiden, mitfühlen - und darf das auch, bei B eventuell ein Minimum tun.


    Ich hatte als junge Frau vor lauter "alles fühlen" eine Zeit lang den ernsthaften Gedanke, das Beste wäre, alles was ich habe zu verkaufen oder zu verschenken, das Geld dann an eine wirklich gute Organisation zu spenden - und sich dann umzubringen. Dann verdrecke ich die Umwelt nicht mehr, kein Kind muss irgendwo auf der Welt für mich arbeiten, kein Feld überdüngt werden, keiner kann behaupten, er würde eine Waffe herstellen, um mich zu "schützen" usw. Denn stark genug um mehr zu leisten als ich die Welt "Gutes koste" bin ich ganz sicher nicht.


    Aber irgendwie kann es das ja auch nicht sein... Aber um es aushalten zu können muss auch abgrenzen möglich sein... gerade UM wieder offen sein zu können...

  • Es ist allerdings schon ein wesentlicher Unterschied ob man eine Leiche birgt oder ein noch lebendes Kind. Bei dem Kind kommt es nämlich eventuell auf Minuten an. Bei einer Leiche kann man sich die Zeit lassen niemandenzu gefährden.

    It all started with the big BANG!


    (Big Bang Theory)

  • Trin


    Würdest du ohne mit der Wimper zu zucken deinen Mann ziehen lassen eine Leiche zu bergen (welche konkret spielt keine rolle), wenn das Risiko besteht, er könnte nicht lebend zurückkehren?


    Bitte nur diese einfache Frage beantworten.

  • Hallo,


    Ich denke, das wäre seine Entscheidung. Eins meiner Kinder lernt Notfallsanitäter und ja, auch ihn würde ich ziehen lassen, um z.B auf der Autobahn oder in einem Katastrophenfall einen Menschen zu bergen (oder vielleicht gar noch zu retten, auch wenn die Chancen miniminimal und eigentlich bei Null sind) . Weil es seine Entscheidung als erwachsener Mensch ist.


    Ich würde natürlich hoffen, daß der Einsatz so sicher wie möglich gemacht wird und die Risiken genau abgewogen werden, vor allem, wenn die Wahrscheinlichkeit Leben zu retten, gering ist. Und hoffen und bangen, daß er heil heimkommt...

    ich weiß im Fall Julen nicht genug über den konkreten Verlauf und die vorhersehbaren Risiken,num da etwas einschöätzen und eine Meinung haben zu können. Dazu benötigt es Fachmenschen (die, soviel ich weiß, auch vor Ort waren) aber ich vermute schon, daß sie die Bergung so sicher wie möglich gestaltet haben. Wenn nicht, fände ich DAS übel, aber nicht die Bergung selber. Und die Entscheidung reinzugehen, ist dann immer eine persönliche, daß jemand dazu gegen seinen Willen gezwungen wurde, kann ich mir nicht denken.


    Auch Bergretter ziehen manchmal los, Taucher machen sich auf die Suche... auch wenn im Grunde klar ist, daß sie nicht mehr wirklich retten können. Und da ist immer ein Risiko gegeben und nicht mal ein unerhebliches. Auch weil es manchmal einfach auch wichtig ist, Klarheit zu haben. Zu sehen, zu wissen...


    Ich habe erst letztens einen Film über einen Feuerwehreinsatz gesehen, 2 Menschen drin, die Wahrscheinlichkeit sie zu retten gering, mehre Leute draußen, die schnell entscheiden müssen (bzw. der Einsatzleiter, aber vermutlich könnten sie sich auch weigern), ob sie reingehen.

    Eine sch... Entscheidung, so oder so.


    Und daher ganz sicher eben keine "einfache" Frage, die mit einer "einfachen" Antwort zu klären wäre. Und schon gar nicht für andere (z.B. ich nicht für dich und deinen Mann)

  • Ich möchte bitte feststellen dürfen ohne bewertet zu werden, dass es mich irritiert, wenn tausende Einzelschicksale in Medien und Gesellschaft und Wirtschaftspolitik nahezu untergehen. Und eins eine Aufmerksamkeit bekommt, dass man denkt: da geht doch was. Und dafür wird man hier grad ziemlich angegangen.


    Und ich möchte mich fragen dürfen, woher das kommt. Ohne immer wider den Vorwurf zu bekommen, der ungerechtfertigt ist imho, dass ich gegeneinanderstellen würde, werten würde, sonstwas. Und selbst wenn JooBoo sagt: ich kann nicht verstehen, warum es da mehr Mitfühlen gibt als da, das ist doch wichtiger, dann wäre es angemessen, sie das auch so empfinden zu lassen, vor allem, wenn man so vehement die Wertfreiheit der eigenen Gefühle einfordert.


    Trin, es ist für mich okay, wenn du dich da abgrenzt. Das steht hier immer und immer wieder. Aber die Gesamtsituation sehe ich kritisch. Und ja, das kann man getrennt sehen, denn es ist beides für sich schlimm. Aber das Trennen beantwortet nicht die Frage nach dem Motiv. Und das wäre ggf auch wir zu wissen für Veränderung. Ist es der Einzelne, der den Zugang erleichtert? Würde es dann helfen, über Einzelne mehr zu berichten und so eine Veränderung vielleicht herbei führen zu können? Was führt dazu, das eine große Masse empathisch ist? Und warum ist das an anderen Stellen nicht so? Solchen Dingen kann man auf den Grund gehen, wenn man beides nebeneinander stellt.


    Drama , Midna2 , vielleicht war auch keine Zeit, ich finde es schade, dass ihr nicht eingeht auf meine Frage bzw Anmerkung.

    Liebe Grüße,


    Ich, mit Tochter (2/06) und tochter (12/07).

  • was ich an den einzelSchicksalen auch oft irritierend finde....


    Die mitfühlenden Emotionen gehören den ursprünglich verunglückten. Das ist wie bei einem Spielfilm, wir fiebern, hoffen und bangen mit dem Hauptcast.

    Beim höhlendrama z.b. die Jungs mit ihrem Trainer.

    Der Taucher, der eine kleine Nebenrolle hat und im abendfüllenden Film in Minute 59 das erste mal auftaucht. Vielleicht nur in voller Tauchermontur. Er hat für uns kein Gesicht, keine Geschichte.


    Er stirbt in Minute 64 beim Versuch den Hauptcast zu retten.

    Man ist kurz betroffen, die Geschichte geht weiter. Neue Taucher machen sich auf den weg, es bleibt spannend.

    Am Ende sind die eingeschlossenen gerettet. Wir atmen auf, der Film hat ein Happyend.

    Den verunglückten Taucher haben wir wahrscheinlich auf dem Heimweg vom Kino schon völlig verdrängt. Der Film hat ja ein Happyend .



    Hat er das, oder empfinden wir das nur so?


    Für die Angehörigen des tauchers hat er es bestimmt nicht.



    Mit wem wir mitleiden und wie stark, hängt sehr davon ab, wie detailliert, wie oft und wie lange wir damit konfrontiert werden.


    Dadurch haben die Medien eine unheimliche macht unsere Emotionen zu lenken.


    Und das macht mir Angst.

  • Ich möchte bitte feststellen dürfen ohne bewertet zu werden, dass es mich irritiert, wenn tausende Einzelschicksale in Medien und Gesellschaft und Wirtschaftspolitik nahezu untergehen. Und eins eine Aufmerksamkeit bekommt, dass man denkt: da geht doch was. Und dafür wird man hier grad ziemlich angegangen.


    Beim ersten Teil gebe ich dir absolut recht. Und der kann aus meiner Sicht ganz für sich selber stehen und schreien.


    Warum es den zweiten aber dafür braucht, verstehe ich einfach nicht.


    Und natürlich darf, ja sollte an sich fragen wieso bestimmte Dinge so sind, wie sie sind und dabei z.B.über die menschliche Psyche, über Medien und so weiter nachdenken.

    Nur da wo es zur Wertung des Gegenübers und dessen Gefühlen wird - und das Gefühl hatte ich nun mal - finde ich persönlich das keinen guten Weg und wie schon mehrfach geschrieben auch für die Verdeutlichung Dramatik der Sache und auch für eine klare Sicht absolut nicht notwendig.


    Zum Abgrenzen - ist es tatsächlich so, daß du immer und zu jederzeit an die Menschen im Mittelmeer denkt? Auch wenn du dich z.B. fragst, warum dein Kind noch immer nicht zu Hause ist, es sollte doch schon... (nur als Beispiel) oder deine nette Kollegin dir erzählt, daß sie sich große Sorgen über die Gesundheit macht? Würde das dich dann nicht berühren, weil es ein dir weitestgehend unbekanntes Einzelschicksal ist und die Menge anderswo größer ist?


    Und warum gerade an die und nicht an die Mädchen, die sterben, weil sie beschnitten wurden? An die, die jährlich verhungern? und so weiter...

    Fändest du es dann hilfreich für dich, wenn dir deine Sorge um die Menschen im Mittelmeer als "eben räumlich relativ nahe, und darum dich berührende Einzelsituation, die aber in keinem Verhältnis zum Leiden in der ganzen Welt steht" vorgeworfen würde, weil du nicht statt dessen oder wenigstens parallel das weltweite Elend im Blick hast?


    So etwas wäre doch ziemlich übel, oder?


    JooBoo

    Für die Eltern des kleinen Jungen waren/sind es ebenfalls 100% "Leid". Und ohne Happy End, ohne sich damit wenigstens ein bisschen trösten zu können, daß es freiwillig und im Bewusstsein des Risikos wenigstens für andere ein Teil ihrer Rettung war. Ich finde schon, daß da Mitgefühl berichtigt ist (aber natürlich nicht einfgefordert werden kann).


    Achtung nicht falsch verstehen, damit will ich NICHT den Tod des Tauchers relativieren. Nur verdeutlichen, daß man nicht eins gegen das andere aufwiegen kann. Der Tod eines Menschen hat für ihn und seine Nahen immer 100% Und nicht nur 75 oder 13, weil "anderswo mehr..."

  • Es ist allerdings schon ein wesentlicher Unterschied ob man eine Leiche birgt oder ein noch lebendes Kind. Bei dem Kind kommt es nämlich eventuell auf Minuten an. Bei einer Leiche kann man sich die Zeit lassen niemandenzu gefährden.

    Da muss ich spontan an Schrödingers Katze denken ;)

  • Das alles sind Dinge, die ich nicht tue. Wie oft hättest du gerne, dass ich das erkläre? Ich fordere von niemandem, dass er ständig an Ertrinkende im Mittelmeer denkt. Von niemandem, dass er sich nicht von einem Einzelschicksal berühren lässt.

    Warum ich hier das Mittelmeer nennen, habe ich erläutert. Es ist sehr direkt, unmittelbar unsere Politik, demnach wir, die das dort veranstalten. Ja, wir sind an vielen Dingen mit beteiligt, ich weiß. Es ist aber hier nicht nur so, dass wir mittelbar für Fluchtursachen sorgen, sondern wir sorgen dazu unmittelbar dafür, dass die Menschen dann auf der Flucht sterben.

    Ich werfe hier niemandem vor, dass er oder sie wegen der "relativen Nähe etc" nur da mitgeht. Ich nehme an, dass es ein Grund sein könnte für die Unterschiede. Medien zB funkioren über Nähe. Je mehr Nähe (räumlich, kulturell, Parallelen) du herstellen kannst als Journalistin, umso eher wird die Nachricht gelesen. Das ist kein Vorwurf meinerseits, sondern eine Tatsache, die hier ggf eine Rolle spielen könnte. Das habe ich als Idee in den Raum gestellt. Wenn du da einen Vorwurf draus lesen möchtest, dann kann ich das leider nicht beeinflussen.


    Ich habe nun jede deiner Fragen beantwortet. Lauter Dinge die mir vorgehalten werden, die ich von niemandem fordere. Ob es ankommt, weiß ich nicht.

    Liebe Grüße,


    Ich, mit Tochter (2/06) und tochter (12/07).

  • Hallo,


    JooBoo


    Ich weiß nichts darüber, inwieweit es die Entscheidung des Tauchers selber war, da reinzugehen oder ob er als Armeemitglied unter Befehl und gegen seinen tatsächlichen Willen handeleln musste. Letzteres fände ich tatsächlich nicht richtig, da bräuchten wir gar nicht diskutieren.

    Wenn freiwillig - irgendwie gehe ich davon aus, denn ich habe nie etwas Gegenteiliges gelesen, aber das heißt ja nicht, daß es stimmen muss - war es ihm sicher bewusst, daß es Risiken gibt, er war ein Profi. Und dann finde ich es tatsächlich das Recht des einzelen erwachsenen Menschen, zu entscheiden, wie viel Risiko er eingeht. Egal in welcher Situation, ob es um lebende Kinder geht oder um Eltern die traurige, aber endgültige Gewissheit zu verschaffen.


    Das macht seinen Tod keineswegs weniger tragisch, aber deine Frage weiter vorne war ja auch nicht, ob das Happy End der anderen etwas an der Tragik ändert, sondern ob ich es meinem Mann ohne mit der Wimper zu zucken in ein Risiko ziehen lassen würde (warum eigentlich nicht, ob jemand selber das Risiko eingehen würde?) .


    Und daß die Menschen, die nicht direkt betroffen sind, schnell innerlich "weitergehen", sich andeern Themen zuwenden, ist auch nicht neu, Kaum einer redet noch von den vielen Toten in diversen Bürgerkriegen der letzten Jahre, sobald diese vorbei sind usw., obwohl es für die Familien immer noch tragisch ist, daß es ihre Väter, Mütter, Kinder... nicht mehr gibt. Das ist nichts Neues und ich denke auch hier kommt eine Mischung aus "nicht so nahe und andere Themen gwinnen an Vordergründigkeit" und "zu viel zu fühlen" zusammen, man kann nicht an alles denken, alles fühlen, sonst kommt man wirklich an den Punkt, den ich oben beschrieben habe...





    CaRoSo


    Ich finde es wichtig, daß man sich Gedanken macht."Wie kommt es, daß Einzelschicksale Menschen oft mehr berühren als Massenschicksale? Wie kommt es, daß das Bild eines leidenden, aber trotzdem irgendwie amnnsprechend aussehenden Kindes mehr Herzen berührt und vor allem auch oft mehr Leute bewegt etwas zu TUN, als das Bild eines Kindes ganz am Ende seines Seins, daß manchmal eher ein "Das kann ich nicht ertragen, da muss ich wegsehen" auslöst?

    Welche Rollen spielen die Medien? Welche Rolle spielt Geld, Macht, Werbeinteressen? Warum werden "kurzzeitige" Tragödien mehr in den Vordergrund gestellt als lang andauernde? Welche Rolle spielen Einschaltquoten?


    Warum sinkt das Interesse der Zuschauer bei bestimmten Themen? Liegt es an der Art der Berichterstattung? Oder an Abstumpfung? Oder Abgrenzung? Sind Abstumpfung und Abgrenzung eventuell sogar teilweise zwei Seiten einer Medaille? Was läd Menschen zum mitfühlen ein und was dringt nicht durch oder stößt sie eher ab oder lässt sie sogar in Abwehr gehen (Mantel vrs. nasser Lappen z.B.)


    Wie kann man die Erkenntnisse nutzen, um auf bestimmte dinge dauerhaft aufmerksam zu machen UND die Menschen zum handeln zu bewegen, ohne dabei reißerisch zu sein und Leid auszunutzen?


    Das finde ich wichtig.


    Ein sinngemäßes "Warum guckst du 3x am Tag in den Nachrichten, ob ein einzelnes, dir wildfremdes Kind aus Spanien gerettet wurde, dabei sterben täglich Menschen im Mittelmeer und da guckst du schließlich auch nicht dauernd nach, wie viele wieder ertrunken sind? Warum sind die dir egal??" - egal ob wörtlich oder auch nur unterschwellig - finde ich persönlich da aber nicht zielführend. Weder um den anderen zum aktiv erden zu bewegen, noch um mehr über das "Warum" herauszufinden.


    Aber das mag anderen anders gehen, ich kann ja nun mal nur von mir schreiben.

  • Trin


    Ich schätze wir zwei haben ein Kommunikationsproblem.



    Es war ein beispiel. Und ich hoffe doch sehr, dass der verünglückte Taucher das freiwillig gemacht hat. Von nichts anderem bin ich ausgegangen.


    Mit gelenkten Emotionen lassen sich länder regieren, kriege führen, Menschen bestimmter Herkunft für minderwertig verkaufen....


    Darum geht es mir.


  • Diesmal verstehe ich nicht, worauf du hinaus willst...


    Daß alle die mit Julen und seinen Eltern oder den Jungs in der Höhle (oder dem Taucher? und seiner Familie ) mitgefühlt haben nur naive Opfer der Medienmanipulation sind?

  • Nein. Dass es wichtig ist sich dessen bewusst zu sein, dass man emotional auf diese weise leicht zu manipulieren ist, und sich ab und zu zu hinterfragen warum man so und so fühlt. Um sich eben nicht leicht manipulieren zu lassen.


    A. H. Konnte das hervorragend. Der hat die Menschen mit Emotionen überzeugt, nicht mit Argumenten. Bis Alles zu spät war

  • Nein. Dass es wichtig ist sich dessen bewusst zu sein, dass man emotional auf diese weise leicht zu manipulieren ist, und sich ab und zu zu hinterfragen warum man so und so fühlt. Um sich eben nicht leicht manipulieren zu lassen.


    A. H. Konnte das hervorragend. Der hat die Menschen mit Emotionen überzeugt, nicht mit Argumenten. Bis Alles zu spät war


    Ich gebe zu, ich habe den Faden verloren und verstehe nicht, was das eine (Die Trauer um ein Kind oder einen Taucher) mit dem anderen (Manipulation zum Völkermord) zu tun hat...