Alles anzeigenHallo,
Ich weiß nichts darüber, inwieweit es die Entscheidung des Tauchers selber war, da reinzugehen oder ob er als Armeemitglied unter Befehl und gegen seinen tatsächlichen Willen handeleln musste. Letzteres fände ich tatsächlich nicht richtig, da bräuchten wir gar nicht diskutieren.
Wenn freiwillig - irgendwie gehe ich davon aus, denn ich habe nie etwas Gegenteiliges gelesen, aber das heißt ja nicht, daß es stimmen muss - war es ihm sicher bewusst, daß es Risiken gibt, er war ein Profi. Und dann finde ich es tatsächlich das Recht des einzelen erwachsenen Menschen, zu entscheiden, wie viel Risiko er eingeht. Egal in welcher Situation, ob es um lebende Kinder geht oder um Eltern die traurige, aber endgültige Gewissheit zu verschaffen.
Das macht seinen Tod keineswegs weniger tragisch, aber deine Frage weiter vorne war ja auch nicht, ob das Happy End der anderen etwas an der Tragik ändert, sondern ob ich es meinem Mann ohne mit der Wimper zu zucken in ein Risiko ziehen lassen würde (warum eigentlich nicht, ob jemand selber das Risiko eingehen würde?) .
Und daß die Menschen, die nicht direkt betroffen sind, schnell innerlich "weitergehen", sich andeern Themen zuwenden, ist auch nicht neu, Kaum einer redet noch von den vielen Toten in diversen Bürgerkriegen der letzten Jahre, sobald diese vorbei sind usw., obwohl es für die Familien immer noch tragisch ist, daß es ihre Väter, Mütter, Kinder... nicht mehr gibt. Das ist nichts Neues und ich denke auch hier kommt eine Mischung aus "nicht so nahe und andere Themen gwinnen an Vordergründigkeit" und "zu viel zu fühlen" zusammen, man kann nicht an alles denken, alles fühlen, sonst kommt man wirklich an den Punkt, den ich oben beschrieben habe...
Ich finde es wichtig, daß man sich Gedanken macht."Wie kommt es, daß Einzelschicksale Menschen oft mehr berühren als Massenschicksale? Wie kommt es, daß das Bild eines leidenden, aber trotzdem irgendwie amnnsprechend aussehenden Kindes mehr Herzen berührt und vor allem auch oft mehr Leute bewegt etwas zu TUN, als das Bild eines Kindes ganz am Ende seines Seins, daß manchmal eher ein "Das kann ich nicht ertragen, da muss ich wegsehen" auslöst?
Welche Rollen spielen die Medien? Welche Rolle spielt Geld, Macht, Werbeinteressen? Warum werden "kurzzeitige" Tragödien mehr in den Vordergrund gestellt als lang andauernde? Welche Rolle spielen Einschaltquoten?
Warum sinkt das Interesse der Zuschauer bei bestimmten Themen? Liegt es an der Art der Berichterstattung? Oder an Abstumpfung? Oder Abgrenzung? Sind Abstumpfung und Abgrenzung eventuell sogar teilweise zwei Seiten einer Medaille? Was läd Menschen zum mitfühlen ein und was dringt nicht durch oder stößt sie eher ab oder lässt sie sogar in Abwehr gehen (Mantel vrs. nasser Lappen z.B.)
Wie kann man die Erkenntnisse nutzen, um auf bestimmte dinge dauerhaft aufmerksam zu machen UND die Menschen zum handeln zu bewegen, ohne dabei reißerisch zu sein und Leid auszunutzen?
Das finde ich wichtig.
Ein sinngemäßes "Warum guckst du 3x am Tag in den Nachrichten, ob ein einzelnes, dir wildfremdes Kind aus Spanien gerettet wurde, dabei sterben täglich Menschen im Mittelmeer und da guckst du schließlich auch nicht dauernd nach, wie viele wieder ertrunken sind? Warum sind die dir egal??" - egal ob wörtlich oder auch nur unterschwellig - finde ich persönlich da aber nicht zielführend. Weder um den anderen zum aktiv erden zu bewegen, noch um mehr über das "Warum" herauszufinden.
Aber das mag anderen anders gehen, ich kann ja nun mal nur von mir schreiben.
Ich glaube das liegt zum einen an der sehr detaillierten Berichterstattung der Einzelschicksale, zum anderen schlicht an der automatischen Identifizierung mit dem Opfer, sobald es einen gemeinsamen Aufhänger gibt. Sei es der gleiche Name oder das gleiche Alter des verunglückten Kindes wie das des eigenen. Oder wenn es in der Nähe passierte. Z.B. der Fall des kleinen Jungen am LaGeSo, der mir sehr nah ging. Da denkt man automatisch, es hätte genauso das eigene Kind sein können.