Verlieren können

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  • Es gibt auch Leute, denen es egal ist, wer gewinnt. Hauptsache, alle hatten Spaß.

    ich kenne wenige. in gesellschaftsspielen vielleicht, im sport, nö kenne niemanden. egal ob jung oder alt.

    Und ich kenne zum Glück viele.

    Solche verbissenen Leute mag ich nicht gerne um mich haben.

  • Runa danke! Das meinte ich ja: Im Sport "nicht gewinnen wollen" hat dann am Ende auch was mit der Wettkampfmotivation zu tun. Wenn mir eh alles egal ist, gehe ich nicht mit "letzter" Komsequenz in den Wettkampf. Die Frage ist halt immer, wie man das dem Kind vermittelt. Aber ich denke, den wenigsten Kindern, muss man Motivation zum "gewinnen" mitgeben. Eher eben die Kompetenz zu verlieren.


    Meine Kinder haben Fussball ganz ohne Verein und so immer auf "wer gewinnt" gespielt und ich kenne KEIN Kind, dass nicht zum gewinnen spielt.


    Das heißt nicht, dass sich nette Kickrunden ergeben wo es eben mal nicht ums gewinnen geht, sondern nur um: Wer trifft das Tor ect.


    aber am Ende ist auch das irgendwo kompetetiv... das ganze Leben ist kompetetiv.. wer kann seinen Namen schon schreiben, wer kann die Zahlen, wer kann... blabla.

  • Ich bin echt erstaunt, mit welcher Vehemenz hier teilweise behauptet wird, dass es das nicht gibt, dass man (von mir aus beschränkt auf Sport, das scheint ja in euren Augen besonders kritisch zu sein) einerseits ernsthaft um den Sieg kämpfen kann, es aber andererseits nicht schlimm findet, wenn man trotzdem verliert.


    Schießen zählt scheinbar (trotz Wettkampf/Mannschaft/Auf-/Abstieg) nicht als "richtiger" Sport, darum nehme ich ein anderes Beispiel: Eishockey ist mE von der Spieldynamik her dem Fußball vergleichbar. Da gebe ich alles, vollen Körpereinsatz, massig blaue Flecke am nächsten Tag. Ich will, dass unsere Mannschaft möglichst viele Tore schießt. Wenn wir trotzdem verlieren - so what #weissnicht. Ich bin immer so dermaßen froh, wenn die Witterungsbedingungen es überhaupt mal wieder zulassen, dass wir spielen können, da ist mir das Ergebnis echt egal. Das ist vielleicht ein bisschen wie bei Runa.


    Dass Fußball häufig sogar bei Kindermannschaften total auf Sieg programmiert ist, in dem Sinn, dass nicht nur die Spieler wollen, dass ihre Mannschaft gewinnt, und die Zuschauer auch, sondern oft von Trainern und Eltern ganz furchtbare Sachen gebrüllt werden - Beleidigungen und "Motivation" - habe ich von anderen Eltern allerdings auch schon gehört, sowohl hier aus der Gegend als auch von weiter weg. Das scheint zumindest deutschlandweit so zu sein. Bisher habe ich noch den Eindruck, dass Fußball da - warum auch immer - eine Sonderrolle spielt. Und irgendwie habe ich mich bisher immer nur mit den Eltern unterhalten, die das auch Kacke finden. Ich habe noch nie mit denjenigen gesprochen, die selber am Rand stehen und beleidigen und sagen "naja, das braucht's halt, sonst kommen die ja nicht in die Pötte und verlieren nur noch" (selber beim Fußball zuschauen tu' ich allerdings auch nie, insofern kann ich aus eigener Erfahrung nichts beisteuern).


    Beste Grüße

    Sabine

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05

  • Mein Großer kann bis heute (15) nicht gut verlieren. Früher flog dann auch gern mal das Spielbrett noch vor Ende des Spiels.

    Und so dachte ich auch gehört es sich für ein Kind.


    Aber da hat mir mein kleiner Sohn anderes gezeigt. Noch nie in seinem Leben war er traurig wenn er verliert. Er hat mit 4 Jahren mit mir gespielt und war nicht einmal enttäuscht wenn ich 4 von 5 Spielen gewonnen habe. Anfangs habe ich das nicht glauben können und mit allem versucht ihn nicht gewinnen zu lassen um auszutreten wie lange er es aushält. Aber anscheinend mag er einfach Spiele des Spielens wegen und nicht des gewinnens. Bis heute spielt er für sein Leben gern und ausdauernd auch wenn er oft verliert.

    • Offizieller Beitrag

    ich hab mal wo gelesen oder gehört, dass es leichter ist, im mannschaftssport zu verlieren, weil man da gemeinsame sache macht, zu einer gemeinschaft dazu gehört. bei kartenspielen oder brettspielen spielt man meistens alleine und verliert alleine. das gefühl beim verlieren ähnelt einem ausschluss aus der gemeinschaft der gewinner bzw. nicht-verlierer. das macht es oft so schwer zu verlieren, weil wir menschen einen sehr tief verankerten wunsch haben dazuzugehören.


    ich finde nicht, dass man verlieren lernen muss. genauso, wie man meiner meinung nach nicht gewinnen lernen muss. klar ist es schön, wenn man sein bestes gibt, aber was mein bestes ist, muss noch lange nicht das beste von allen sein. die eigene leistung an sich selber gemessen sollten wir mehr wertschätzen lernen.

  • Ich bin eine gute Verliererin. Und nicht, weil es mir egal ist, sondern weil ich den Prozess des sich Messens mag und weil es mir Freude macht, mit einer würdigen Gegnerin ein Spiel auszutragen.
    Wenn es ein gutes Spiel gewesen ist, ist es nicht so wesentlich, wer es gewonnen hat. Ich kann anderleuts Können gut anerkennen und freue mich dann mit über deren Sieg, selbst wenn das bedeutet, dass ich selbst verloren habe.
    Ist aber, meiner Meinung nach, Charaktersache. DIe lausigste Verliererin, die ich kenne, ist meine Schwester, das hat sich auch nicht ausgewachsen, wenn sie sich heutzutage auch (meistens #zwinker) besser beherrschen kann.

    the nature of this flower is to bloom

    (alice walker)

    • Offizieller Beitrag

    Wenn es ein gutes Spiel gewesen ist, ist es nicht so wesentlich, wer es gewonnen hat. Ich kann anderleuts Können gut anerkennen und freue mich dann mit über deren Sieg, selbst wenn das bedeutet, dass ich selbst verloren habe.

    Das geht mir im Sport auch so!

    Was ich hasse ist es, wenn es ein Glücksspiel ist und ich immer den schwarzen Peter hab.... daher mag ich auch lieber kurze Spiele, wo jeder mal dran sein kann.


    Im Sport wäre ich eher sauer, wenn mein Gegenüber mich zu schonen versucht. Da suche ich die Herausforderung.

    Wobei ich auch realistisch bin. Als wir bei der deutschen Meisterschaft gegen die World Games Sieger des Jahres angetreten sind und wir das 1. Mal überhaupt bei was Großem waren, war klar, wer da gewinnt. Da gehts dann drum, es nur nicht ZU hoch werden zu lassen.

  • Bei Glücksspielen kann ich mein Pech sehr witzig finden und darüber lachen. Da hab ich keinerlei Ehrgeiz. Auch da ist doch der Prozess das Ziel.
    Allerdings finde ich Spiele, wo das Pech nicht ausreichend verteilt ist, oder man nicht mehr hochkommen kann, wenn man mal Pech gehabt hat, schnell sehr langweilig.

    the nature of this flower is to bloom

    (alice walker)

  • lso nur weil man im Sport gewinnen mag ist man doch nicht verbissen!

    Unsere besten Freunde sind im wettkampf auch unsere Gegner und natürlich hab ich zum gewinnen gekämpft. Um danach mit ihnen zu feiern bzw weiter freundesachen zu machen.

    genau. ich halte es sogar für eine gute Eigenschaft, die winner-mentalität. haben übrigens alle grossen sportler. federer war als kind ganz extrem und heute ist voll gechillt. die meisten tenniskollegen meines sohnes spielen ja schon auf einem sehr hohen Niveau, (besten der schweiz), da gibts extra mentalunterricht, damit man das besser kanalisieren kann.

  • ich hab mal wo gelesen oder gehört, dass es leichter ist, im mannschaftssport zu verlieren, weil man da gemeinsame sache macht, zu einer gemeinschaft dazu gehört. bei kartenspielen oder brettspielen spielt man meistens alleine und verliert alleine. das gefühl beim verlieren ähnelt einem ausschluss aus der gemeinschaft der gewinner bzw. nicht-verlierer. das macht es oft so schwer zu verlieren, weil wir menschen einen sehr tief verankerten wunsch haben dazuzugehören.

    interessant.

  • Ich bin eine gute Verliererin. Und nicht, weil es mir egal ist, sondern weil ich den Prozess des sich Messens mag und weil es mir Freude macht, mit einer würdigen Gegnerin ein Spiel auszutragen.
    Wenn es ein gutes Spiel gewesen ist, ist es nicht so wesentlich, wer es gewonnen hat. Ich kann anderleuts Können gut anerkennen und freue mich dann mit über deren Sieg, selbst wenn das bedeutet, dass ich selbst verloren habe.

    Du hast sehr schön ausgedrückt, was ich so unbeholfen zu sagen versuchte. Vielleicht wird es ja jetzt für manche verständlicher/nachvollziehbarer :)

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05

  • ich hab mal wo gelesen oder gehört, dass es leichter ist, im mannschaftssport zu verlieren, weil man da gemeinsame sache macht, zu einer gemeinschaft dazu gehört. bei kartenspielen oder brettspielen spielt man meistens alleine und verliert alleine. das gefühl beim verlieren ähnelt einem ausschluss aus der gemeinschaft der gewinner bzw. nicht-verlierer. das macht es oft so schwer zu verlieren, weil wir menschen einen sehr tief verankerten wunsch haben dazuzugehören.

    interessant.

    Das scheint mir aber nicht sehr logisch. Bei einem Brett oder Kartenspiel gibt es ja in der Regel die Gemeinschaft der Verlierer/nicht-Gewinner und die eine Aussenseiterin, die halt gewonnen hat. Wenn es um "dazugehören" geht, ist man als Gewinnerin doch eher angeschmiert...

    the nature of this flower is to bloom

    (alice walker)

    • Offizieller Beitrag

    Naja, es kommt drauf an. Ist es eine gute Mannschaft, die Zusammenhält, gemeinsam alles gegeben hat, und dann kann man die Niederlage gemeinsam vrpacken.

    Bei Brettspielen o.ä. ist man ja keine eingeschworene Mannschaft, die dann zusammenhält, sondern mehrere verlierende Einzelpersonen. Ich denke, dass das mental einen riesen Unterschied macht.

    Anders ist es, wenn in einer Mannschaft so ein paar Flitzpiepen dabei sind, die sich nicht anstrengen und einfach keinen Bock haben und nur so mittraben mit einer "egal, hauptsache wir waren dabei"-Einstellung. Das zerreißt eine Mannschaft. Dann wird verlieren auch echt blöd, weil man weiß, wo es gehakt hat.

    Letzteres hatten wir beim Handball damals immer (mein 1. Sport vorm Kampfsport). Da waren 3 Spielerinnen, die einfach nur so mitgerannt sind , kein bemühen, kein Einbringen ins Spiel... boah war das nervig für uns übrigen.

    Daher bin ich im Kampfsport mehr zu Hause. Was da auf der Matte passiert ist MEINE Verantwortung und das ganz allein. DA kann ich mit Niederlagen viel viel besser umgehen.

  • Es geht aber um Kinder.



    Das heißt: ich als Erwachsene kann das auch (inzw.) und kann das Gefühl "mögen" :)


    Auch das "verausgaben und messen" ..



    Aber für Kinder gibt es ja oft nur schwarz und weiß, extreme Gefühle... deshalb geht es für Kinder nunmal erstmal nur um "Tore zählen" und "gewinnen".


    Kinder können nicht sofort "verlieren" auch etwas gutes abgewinnen ;).


    Deine Kritik an Eltern/Trainern teile ich, deshalb haben wir uns bspw. einen Fussballverein gesucht, der in der Jugend seine Mannschaften mischt und grundsätzlich alle angemeldeten Kinder mit zum Turnier nimmt. Wo auch die Elternschaft dieses System lebt und am Spielfeldrand niemand brüllt.. (maximal "jubel" oder "oh" ..)


    Und Edit: Weil Runa es schrieb: Wir haben auch so "flitzepiepen" dabei, die spielen gern Fussball, das "messen" auf dem Platz im Turnier ist eher nicht ihrs. Die Jugendmannschaft von Kind 1 hat also jedes Turnier verloren, jedes Spiel. Beim letzten Turnier haben die Trainer gesagt: Heute nehmen wir die topp Spieler mit, und stellen nur die auf. Die, die motiviert sind, die sich zerreißen und die am besten für die Position sind. Wie eine Nationalmannschaft. Das war für alle (Trainer und Kinder) wichtig. Die waren plötzlich richtig motiviert und haben ganz viel mitgenommen. Und! die Trainer haben das recht gut an die Kinder kommuniziert. (also nicht so drastisch wie ich es schrieb.. das war uns Eltern aber klar) und das braucht es auch. Man kann nicht 20 Spiele machen und alle verlieren. Das demotiviert.


    Aber, was ich immer versuche zu sagen, dass Spiel an sich ist kompetetiv und man muss den Kindern zugestehen, dass dies ein Entwicklungsprozess ist. ;) Und es reicht ja, wenn mein 2. Klässler nach Hause kommt und sagt: Nur das goldene Sportabzeichen ist etwas Wert Mama! - Von uns hat das Kind das nicht. Das ist alleine schon dadurch entstanden, dass es nunmal Gold, Silber und Bronze gab und das Kind Bronze bekam. "nur" in seinen Augen, in aller Kinderaugen.

    Wyrd bið ful aræd!


    Einmal editiert, zuletzt von Iverna ()

  • Vielen Dank ihr Lieben,

    Das war sehr spannend zu lesen!

    Aus Eurer Erfahrung klingt es so, dass "verlieren können" wohl eine Charaktersache ist, dass man aber als Erwachsener einfach besser seine Gefühle kontrollieren kann. Besonders beeindruckt hat mich der Beitrag von Genmaicha zu ihren zwei ganz unterschiedlichen Kindern.


    Als Kind habe ich übrigens auch Monopoly durch die Gegend geworfen. Nun als Erwachsene geht es mir wie einigen der Eltern hier, denen es nichts ausmacht, gegen Kinder zu verlieren, sondern sich stattdessen tierisch freuen, wenn die Kinder sich freuen. Vielleicht gibt es für uns Erwachsene drei Trigger:

    1) Vielleicht freut man sich für die Kinder, wenn sie gewinnen, weil man sie nicht als ebenbürdiger Gegner wahrnimmt und sie eh den Kinderbonus haben.

    2) Wenn ich gegen meinen Mann spiele, habe ich auch sehr viel Ehrgeiz, weil er ein ebenbürtiger Gegner ist. In manchen Bereichen auch viel besser ist als ich, aber nett ist. Da zählt dann aber der Spaß am Spiel und seine eigene Leistung aus sich raus zu locken.

    3) Wenn ich gegen Leute spiele, die sich während des Spiels wegen ihres Erfolges brüsten und mich als doof darstellen, dann bin ich plötzlich auch ein schlechter Verlierer und kann das bittere Gefühl meiner Kinder total gut verstehen.


    Ich glaube es gibt schon Wege dazu, den Kindern zu zeigen, wie man faire Gewinner wird.

    Kooperativ Spiele und Team Spiele gehen bei uns auch gut. Aber sobald unsere Kinder Einzelkämpfer sind, sind sie anscheinend ihren Gefühlen völlig ausgeliefert. Bin mal gespannt, wie es weitergeht. Ich werde mal mehr Energie rein stecken, dass wir gemeinsam als Team spielen.

    Danke für die Tipps.

  • Es geht aber um Kinder.

    Ich habe Beispiele aus der Gegenwart eingefügt, weil die mir präsenter sind. Ich war aber schon immer so.


    Mir geht es auch gar nicht darum zu sagen, dass es bei vielen so wäre, oder dass man das irgendwie antrainieren könnte oder so. Sondern nur gegen die Absolutheit der Aussage, dass es sowas nicht gäbe, und wer das von sich sagt, der lügt.


    Ich schließe mich @Tagmaries Einschätzung an:

    Aus Eurer Erfahrung klingt es so, dass "verlieren können" wohl eine Charaktersache ist, dass man aber als Erwachsener einfach besser seine Gefühle kontrollieren kann.

    Und auch bei mir ist es nicht so, dass ich IMMER gerne verliere.


    Sowohl in einer solchen Situation:

    3) Wenn ich gegen Leute spiele, die sich während des Spiels wegen ihres Erfolges brüsten und mich als doof darstellen, dann bin ich plötzlich auch ein schlechter Verlierer und kann das bittere Gefühl meiner Kinder total gut verstehen.

    als auch bei sowas hier:

    Anders ist es, wenn in einer Mannschaft so ein paar Flitzpiepen dabei sind, die sich nicht anstrengen und einfach keinen Bock haben und nur so mittraben mit einer "egal, hauptsache wir waren dabei"-Einstellung.

    macht Verlieren auch mir überhaupt keinen Spaß mehr.

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05