Kleine Kinder und der große Frust

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  • huhu ihr lieben,

    Ich hatte heute ein Gespräch und denke seitdem dran rum.

    Mögt ihr mir mal eure Gedanken dazu da lassen?


    Der möppi hat eine eher geringe Frustrationstoleranz. (Selbst für sein Alter.. 3 1/2)

    Jetzt versuche ich, ihn möglichst wenig frust aushalten zu lassen, indem ich dann die Situation verändere. Bsp: er will sich nicht abtrocknen lassen. Dann nehm ich das Handtuch, und spiele,dass es ihn "fressen" will, da lacht er, frust weg, kind trocken, ich gechillt.


    Jetzt meinte die person, dass ich ihm quasi damit "schaden" würde,wenn er es nicht lernt, den Frust auszuhalten.

    Wäre dann die Situation

    Er will nicht abgetrocknet werden. Ich sage ihm, dass er abgetrocknet werden muss.. und .. äh. Halte ihn fest? Er schreit rum, schlägt um sich, tobt, wehrt sich...

    Ich bin nassgeschwitzt, motze, muss mich schützen, ....

    Und was lernt er dabei?

    Frust aushalten?


    Es gibt am tag hundert Situationen, wo ich frust nicht vermeiden kann. (Ich muss mich erst ums baby kümmern, ich muss ihn davon abhalten, auf die Straße zu rennen, er muss warten, bis das andere kind den stift nicht mehr braucht bis er ihn nehmen darf..)

    Muss ich da wirklich noch so halbkünstliche Situationen schaffen?


    Nachdenkliche grüße

  • Nö, würde ich nicht machen.

    Wie du schon sagst: es gibt genug Situationen, wo er den Frust eh aushalten muss.

    Ich bin nicht so der Fan von abhärten, in keiner Situation.

  • Es bleibt immer noch ausreichend Frust übrig, auch wenn manche Situationen erleichtert werden, finde ich. Frust entsteht ja auch nicht nur im sozialen Miteinander, sondern schon das Erleben der eigenen Grenzen kann sehr frustrierend sein, ebenso das Durcheinander der eigenen Gefühle. Gerade kleine Kinder lernen in kurzer Zeit so viel Neues, und ich stelle es mir oft sehr frustrierend vor, Dinge noch nicht so gut zu schaffen, wie man gerne würde. Insofern halte ich Babys und kleine Kinder grundsätzlich für MeisterInnen der Frustrationstoleranz, auch wenn sich ihr Umfeld häufig noch mehr davon wünschte.

  • Ich finde es genau richtig wie Du es machst. Und solche Ratschläge sind mehr Schläge als alles andere.

    Das Leben ist so oft frustrierend für solche kleinen Menschen, da müssen wir Ihnen nicht noch mehr Steine in den Weg legen.

    Bleib ganz bei Dir und mache es so wie es für Euch passt.


    #liebdrück wenn Du magst

  • Meiner Erfahrung nach entwickelt sich Frustrationstoleranz durch übung.


    In der von dir beschriebenen Situation würde der möpp nur lernen, dass er nix machen kann.... Er fühlt sich fremdbestimmt und machtlos....


    In solchen Situationen wo möpp auf Mama warten muss, weil erbsi Grad gestillt werden muss, hat möpp unzählige Möglichkeiten den Frust zu bewältigen.

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • dabke :)

    Es ging eben auch darum, es mir einfacher zu machen , weil das rumflippen teilweise wirklich viel kraft kostet aufzufangen und ich eben nicht immer Lust habe, Handtücher zum leben zu erwecken..

    Und wenn er dann "endlich lernt" zu warten und auszuhalten habe ich es einfacher, und er damit auch.

    Ich wünsche mir für ihn, dass er aushalten kann was grade unpassend ist.

    "Anschnallen im auto ist doof. Aber muss sein. Blöd. Aber isso"

    Aber weil ich das Gefühl habe, dadurch würde sein leben leichter. Aber doch nicht durch "abhärten" . Oder?

    Will ich nen nicht-widersprechenden überangepassten phlegmaten?

    • Offizieller Beitrag

    Frust lernen durch mehr Frust?

    Ich glaube Frust lernt man auszuhalten, wenn man weiss dass Liebe da ist. Und am besten eine , die man mit dem Frust behelligen kann.

    Ja, ich kenne 2 Junge Menschen, da hab ich den Gedanken auch. Denen wird bis ins junge Erwachsenen Alter der a... nachgetragen. Hauptsache kein streit/Konflikt. Da sehe ich den Gedanken durchaus als berechtigt.

    Aber nicht bei Einem 3 jährigen, der völlig von allein schon merkt,dass das Leben nicht immer will wir er.


    Er lernt abtrocknen auch so. Da bin ich sicher ;)

  • Ich hab immer versucht so wenig Frust wie möglich zu erzeugen,

    meist eher daraus das ich es nicht ertragen wollte das die Kinder gefrustet sind da da mehr Stress und Unruhe verursacht hätte.


    Das hat sich eigentlich durch das ganze Leben meiner Kinder gezogen,

    vier Kinder finden es toll, eins eher nicht da sie angeblich nicht gelernt hat sich aufzulehnen/ Stress auszuhalten.


    Ich würde es aber auch heute wieder genauso machen, alles andere fühlt sich falsch an

  • Ich glaube, dass Dein kleiner Möpp eine so „geringe Frustrationstoleraz“ zeigt, weil er im Kopf schon so viel weiter ist als sein kleiner Körper, seine Geduld und seine Impulskontrolle. Dazu kommen dauernd solche widerlichen Tatsachen, dass abends die Sonne untergeht, und NIEMAND! kann sie daran hindern!


    Indem Du ihm mit tropfenfrrssenden Handtüchern einen Weg zeigst, eigentlich unangenehme Situationen ohne Kriese zu überstehen, bringst Du ihm echte (!) Frustrationstoleranz bei. Denn irgendwann wird er selbst in der Lage sein, sich selbst doofe Situationen schön zu reden und sie ohne große Welle auszuhalten.

  • Genau wie Runa das sagt. Bald lässt er sich abtrocknen. Das w0ird sicher von ganz allein kommen.


    Mag er denn das abgerieben-werden nicht? Oski hasst das und darum setze ich ihn nach dem baden einfach nass in ein großes Handtuch gewickelt aufs Sofa und er schaut ein kurzes Video oder ein Buch an bis er trocken ist

  • Ich habe auch ähnliche Diskussionen, und hadere auch manchmal mit diesem "Wo bin ich zu weich/ wo will ich meinem Kind kurzfristig Frust ersparen, schade ihm damit evtl aber langfristig". Ich habe keine bisher keine Lösung gefunden, habe aber diese Argumente/Vorwürfe auch eher von Menschen bekommen, die tatsächlich im Familien/Bekanntenkreis so ein klassisch "verwöhntes Gör" (m/w) haben, das mit 16 sich noch kein Butterbrot selbst schmiert, keinen Schritt ohne die Mama tut, keine Verantwortung übernimmen kann/will, Wäschewaschen/Tisch abräumen nur vom Hörensagen kennt etc.

    Und da eben immer so die Herleitung: Tue ich in manchen Situationen "zuviel" für mein Kind, mache ihm die Situation "zu leicht", baue zu viele goldene Brücken anstatt ihn selbst auf eine befriedigende Lösung kommen zu lassen? Mute ich ihm in Zukunft noch ärgere Frustrationen zu, wenn er sie dann alleine bewältigen muss (Schule, Freunde) und ich nicht als "Backup" und Hilfestellung/Ablenkung da bin, wie gewohnt?


    Ich finde das oft für mich ganz schwer einzusortieren. Jede Situation ist anders, jedes Alter ist anders, jedes Kind ist anders, jede Entwicklungsphase. Ich versuche für mich meine Kompromisse/Ablenkungen/Hilfestellungen zum Frusteindämmen/Situation leichter bewältigen sinnvoll da einzusetzen, wo ich das Gefühl habe, er ist überfordert und es ist für alle Beteiligten so leichter. Manchmal habe ich das Gefühl, es haut hin, manchmal nicht. Manchmal kommt von der Aussenwelt ein "Du betüddelst ihn zu arg!!/", das ich im Nachhinein nachvollziehen kann (Kind ist gefrustet, weil das Brotmesser beim Schmieren immer verrutscht, ich mach es kurz für ihn, weil ich keinen Nerv auf langes Gefummel hab und es spät ist), weil ich verstehe, dass ich ihm in der Situation tatsächlich einen "Lerneffekt" und "Stolz aufs selbst Geschaffte"-Gefühl verwehre, weil ich ihm nicht die Möglichkeit gebe, das jetzt in Ruhe und langsam und vielleicht mit verbaler Anleitung/ einmal bei meinem Brot vormachen/... selbst zu üben und dann auch bald selbst frustfrei zu können. Das sind so Sachen, da sehe ich es ein und versuche es in einer passenderen Situation dann nochmal anders.


    Aber bei manchem denke ich halt auch, nö, ich möchte jetzt bitte die einfache, frustfreie und für alle entspannte Version anstatt die "Ich hab jetzt einen tollen Frustrationsaushaltlerneffekt und den halben Tag schlechte Laune". Siehe sprechende Waschlappen. Oder so. Und den Möpp finde ich noch sehr sehr klein. Da kannst in zwei Jahren immer noch drüber nachdenken, in welchen Situationen du ihm evtl mal mehr Frust zumuten magst. Und wo es für euer aller Seelenheil in der aktuellen Situation wunderbar ist, wenn das Abtrocknen stressfrei geschieht und mehr Zeit für schöne Sachen bleibt.

    When you’re a kid, they tell you it’s all… Grow up, get a job, get
    married, get a house, have a kid, and that’s it. But the truth is, the
    world is so much stranger than that. It’s so much darker. And so much
    madder. And so much better.

  • Danke :)


    das abtrocknen ist eins von 100 alltäglichen Situationen.

    Er hat nicht genug Geduld, um sich abtrocknen zu lassen. Das leben muss gelebt werden.

    Er rennt sich zzt im Bademantel trocken.


    Es geht morgens mit anziehen los. Alleine. Aber du sollst mir helfen. ZUERST möpp dann baby. Möpp rennt weg. Also baby wickeln. NIIIICHT erst baby.


    Was essen? Apfel sollte nicht geachtelt werden sondern in Scheiben. In die brottdose, die in der spülmaschine ist.

    Wasser trinken oder nein, besser ist kakao. Kakao ist aber leer. Flasche oder glas?

    Dann treppe alleine laufen/getragen werden.

    Im auto anschnallen. Will möpp nicht. Muss sein.

    Esel soll mit in die Gruppe, ohne dass er ihn trägt. Ich soll ihn tragen. Und möpp auch. Und das baby. Geht nicht. Bin ja nicht pippi langstrumpf.


    Da ist er eine stunde wach.


    Es sind ganz viele Entscheidungen, die ich ihm gar nicht stelle "hier hast du ein glas wasser"

    "Nein. Will Kakao"

    "Kakao ist leer."

    * kreischt heult jammert wirft

    "Ja. Das ist wirklich traurig. Ich mag kakao auch gern. Hier, wasser"

    "Wollte ich in Flasche haben"

    "Ich fülle es um. Dann kannst du es mitnehmen ins auto"

    ...

    Er hat einen plan im kopf und das hat so zu laufen.

    Ja, er hat den ganzen Tag frust. Und ich frag mich, ob es weniger wäre, wenn ich mich anders verhalten würde...

  • Nein. Ganz bestimmt nicht.


    Oder vielleicht doch. Vorher hättest Du einen Mega-Machtkampf und dann ein gebrochenes Kind, was sich in der Pubertät dann ein Ventil sucht.


    Lies hier die Geschichten von den Erwachsenen... ich glaube, dann wirst Du zu dem selben Schluss kommen, wie ich.

    Bist Du schon, denn Du fühlst und weißt, dass Du richtig handelst.

    Deine Erschöpfung und die begründete Sehnsucht nach einfach funktionierenden Kindern lässt Dich an Deinem Gefühl zweifeln.

  • nee ich glaube dass kanalisiert sich nur in diesen Situationen. Bei Oski war/ist es so dass sein Geist ihm voraus ist. Er macht sich dann Gedanken und Pläne die er nicht umsetzen und meist auch nicht formulieren kann. Die Welt und er sind für ihn nicht so wie sie es sein sollten. Das ist sein großer Frust. Und damit kann er nicht umgehen und er entlädt sich in kleinen Alltagsfrustsituationen die er nicht kompensieren kann weil einfach keine Ressourcen mehr dafür da sind. Je mehr er kann und je besser er sich ausdrücken kann desto weniger haben wir solche Momente. Von ganz allein.


    Ich glaube mir hat da Gonzales "In Liebe wachsen" immer sehr gut geholfen. Magst Du es ausborgen?

  • Mh, ich finde das kann man pauschal gar nicht sagen. Es gibt sicher Situation, die beim Kind Frust auslösen, weil es etwas tun soll oder etwas nicht bekommt, in denen das Kind auch den Frust aushalten muss, weil es für seine Sicherheit, Gesundheit besser ist, oder man aus materiellen (monetären) Gründen dem Wunsch nicht nachkommen kann.

    In der von dir beschriebene Situation ist ja nix davon gegeben (zumindest ist es aktuell zu warm um beim „Lufttrocknen“ sich zu erkälten). Genau genommen geht es sogar darum die Grenzen des Kindes zu wahren, weil ihn einfach abzutrocknen ja doch sehr übergriffig ist, wenn er nicht will. So gesehen ist das Handtuchmonster ja auch schon grenzüberschreitend, aber immer noch besser als ihn zu zwingen. Ich würde in der konkreten Situation zum Kind sagen „Ich möchte dich gerne abtrocknen, weil ich nicht will, dass du mit deinen nassen Füßen ausrutscht, dich erkältest, die Wohnung nass machst ... (was auch immer die Beweggründe sind).“ Und dann ggf. die Alternativen anbieten zB. Handtuchmonster, selbst abtrocknen lassen etc. anbieten. Ich glaube wichtig ist, dass man dem Kind und dessen Grenzen Respekt zollt und in der Kommunikation ganz klar formuliert was man will (ich-Form) oder gerade nicht kann. Die Situation, die dann Frust auslösen sind dann immer noch genug. Wie, „ich will gerade nicht mit dir Ball spielen, weil es mir viel zu heiß ist“.

    In so einer Situation darf er auch wüten und ich würde dann auch nicht nachgeben, nur damit Frieden ist. Da dürfte mein Kind dann lernen, dass ich auch Grenzen habe und gut für mich sorge. Zumindest übe ich mich gerade darin die Grenzen unseres 3-jährigen zu respektieren aber auch meine eigenen klar abzustecken, weil ich mich im Moment etwas sehr dominiert fühle (im Sinne von „kannst du mich tragen, kannst du mich füttern, du sollst jetzt kommen, du sollst jetzt mit mir xy spielen...) Mir fehlt mittlerweile die Kraft ständige Wutausbrüche auszuhalten und auch das Affentheater Drumherum zu veranstalten sprich ihn irgendwie zu manipulieren damit er dann doch mal macht was man will (und was anderes ist es ja oft nicht), ist mir mittlerweile echt zu viel bzw. zu doof, weil es sich so auch nicht richtig anfühlt.

    Wie geht es dir denn damit, wenn du Dein Handtuchmonster Ablenkungsmanöver startest? Fühlt es sich richtig an, oder hat es irgendwie einen faden Beigeschmack?

    (Bitte nicht als Kritik/Angriff auffassen, sonder als ehrlich gemeinte und wohlwollende Frage)

  • Nee, du machst das schon ganz richtig! Die Einstellung deines Gesprächspartners ist da doch ziemlich "oldschool" im nicht so positiven Sinne, finde ich!

    Wie du (und andere) schon sagst, dein Kind erfährt genug Frust, der sich nunmal nicht vermeiden lässt Immer wenn es irgendwie möglich ist, versuche auch ich das zu vermeiden. Dein Kind ist ja auch nicht blöd, es merkt, dass du dir Mühe gibst, den Frust so gering wie möglich zu halten, das fruchtet, es dauert nur. Lass dir nix einreden, du schadest deinem Kind nicht, in dem du es nicht künstlich "Frust aushalten" lässt sondern vermeidest - ganz im Gegenteil!!! :)

  • Übrigens: Wenn es nicht gerade Hochsommer ist, freut sich mein Sohn, wenn er sich ausnahmsweise trocken föhnen lassen darf. Dann rubbel ich ihn echt nur grob ab und dann geht das Gefiepse unterm Fön los. Vielleicht ist das auch mal was? Was macht dein Kind denn eigentlich, wenn du es einfach nicht abtrocknest? Mein Großer fröstelt nach dem Baden/Duschen schnell und bittet mich immer schneller trocken zu rubbeln.

  • Zu allererst Mal: Vielen Dank für den Strang, der auch mich unheimlich in meiner Sichtweise bestärkt. Der Morgen den du, Herr Gummibär, geschildert hast, könnte hier eins zu eins genau so ablaufen, nur eben ohne Baby. Danke auch an Eiche für die sehr treffende Erklärung, auch ich sehne mich allzu oft nach einem funktionierenden Kind und stelle mir die gleiche Frage wie Gummibärchen. Abgesehen von diesen Momenten der Erschöpfung denke ich allerdings auch, dass vermeidbarer Frust eher vermieden werden sollte (wenn man das kräftemäßig irgendwie hinbekommt), einfach weil er eben so unfassbar oft unvermeidbar ist. Der unsichtbare Plan im Kopf gepaart mit der völligen Unfähigkeit ihn zu formulieren, wenn er übergangen zu werden droht ist wirklich so superanstrengend für alle Beteiligten.


    Noch dazu:

    Ich würde in der konkreten Situation zum Kind sagen „Ich möchte dich gerne abtrocknen, weil ich nicht will, dass du mit deinen nassen Füßen ausrutscht, dich erkältest, die Wohnung nass machst ... (was auch immer die Beweggründe sind).“ Und dann ggf. die Alternativen anbieten zB. Handtuchmonster, selbst abtrocknen lassen etc. anbieten. Ich glaube wichtig ist, dass man dem Kind und dessen Grenzen Respekt zollt und in der Kommunikation ganz klar formuliert was man will (ich-Form) oder gerade nicht kann.

    Ich bin auch so eine Handtuchmonsteranwenderin. Klar finde ich das Wahren der Grenzen super wichtig, aber das Problem mit dem Alternativen anbieten ist halt immer, dass diese dann (vor allem wenn schon so ein leichter Anflug des Gefühls von "der Plan in meinem Kopf wird nicht gesehen" da ist) möglicherweise alle verneint werden. Daher gehe ich genau so vor wie von dir beschrieben, biete aber die Alternativen nicht aktiv an, wenn ich mit einem "nein, das möchte ich aber nicht" in dieser Situation nicht umgehen kann. Einfach um der Hilflosigkeit zu entgehen, die dann entsteht. Hast du eine gute Idee, wie ich da dann weiterkomme?


    Wie geht es dir denn damit, wenn du Dein Handtuchmonster Ablenkungsmanöver startest? Fühlt es sich richtig an, oder hat es irgendwie einen faden Beigeschmack?

    (Bitte nicht als Kritik/Angriff auffassen, sonder als ehrlich gemeinte und wohlwollende Frage)

    Obwohl mein Handtuchmonster wie eben beschrieben auch mal einfach ungefragt übernimmt, fühle ich mich überhaupt nicht angegriffen. Denn ja, das ist ja eine total berechtigte Frage. Aber ich kann den faden Beigeschmack da tatsächlich in der Situation unterdrücken, wenn ich weiß, dass ich da für mich nur auf diesem Weg halbwegs entspannt (also dem Kind gegenüber) rauskomme. Aber wie gesagt, in Ermangelung von Alternativen in Situationen, in denen die Kraft begrenzt ist.

  • Der ganz große und gewaltige Unterschied zwischen Handtuchmonster und „sei still und halt es aus“ ist die Beziehung!

    Mit dem Handtuchmonster bietet man Beziehung und positive Interaktion an. Mit „sei still“ blockiert man jede Kommunikation.

    Das mag man sich als Elternteil wirklich oftmals wünschen, aber langfristig lohnt es sich m.E. absolut, in Interaktion und Beziehung zu investieren.

    Oben wurde noch das Brotschmier-Beispiel genannt: da geht es um Selbstwirksamkeit. So lange man den Kindern genügend Gelegenheit (=wann immer möglich) gibt, sich selbst und ihre Fähigkeiten zu erleben, darf man auch locker mal das Messer aus der Hand nehmen und fix das Brot selbst schmieren.

    Das ist etwas völlig anderes, als dem Kind zu vermitteln, die einzige Möglichkeit Probleme zu lösen ist „Mama!“ zu schreien und dem Kind den Arsch nachzutragen.

    Nach außen mag das eine wie das andere aussehen. Aber ich glaube, wir alle hier sind aufmerksam genug, den Unterschied zu erkennen.

  • Ich glaube Handtuchmonster vermitteln Frustrationstoleranz, ebenso wie Zahnputzlieder oder das Laufrad nehmen statt zu Fuß zu laufen.


    Situation ist doof, es muss aber gemacht werden (abgetrocknen, Zähne putzen, von a nach b kommen,...), also mach ich es mir so angenehm wie möglich.


    Und weil ich es noch nicht alleine kann, hilft Mama mir.

    Ist doch gut, oder?