Frauenbild in Deutschland...warum nur so konservativ ?

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  • Nochmal Astarte hat hier denn tatsächlich Eine geschrieben, Frauen die keiner Erwerbstätigkeit nachgehen seinen per se unemanzipiert?


    Ich bin beim eröffnen des Strangs von einem Vergkeich ausgegangen bei dem es um ein traditionelles Frauenbild ging. Es würde doch immer wieder betont, dass es nicht notwendigerweise dieses traditionelle Frauenbild sein muss, dass der individuellen Entscheidung „zu Hause“ zubleiben zu Grunde liegen MUSS. Sondern dass es unterschiedliche Gründe dafür gibt.

    • Offizieller Beitrag

    Ehrlich gesagt gab es auch hier im Forum schon (vielleicht nicht unbedingt hier im Thread) Kommentare und Beitraege, die genau das implizierten - wer zu Hause bleibt, ist unemanzipiert, folgt gedankenlos dem patriarchischem Rollenbild. Ich habe mich da schon deutlich unwohl in eine Ecke gedrängt gefühlt, nur weil ich derzeit in meinem Leben Hausfrau bin. Vor einigen Jahren war ich voll berufstätig mit zwei kleinen Kindern.


    Und ich halte mich fuer emanzipiert, backe dennoch gerne Kuchen - aufräumen und putzen hingegen koennte ich anderen ueberlassen.

  • Auch ich backe gern Kuchen...? wär ja nich schöner wenn Kuchen backen ein Symbol für unemanzipiert wäre...tatsächlich gibt es noch mehr Dinge die ich mag, die man in diese Kategorie einordnen könnte...wenn man unbedingt wollte....

    • Offizieller Beitrag

    Auch ich backe gern Kuchen...? wär ja nich schöner wenn Kuchen backen ein Symbol für unemanzipiert wäre...tatsächlich gibt es noch mehr Dinge die ich mag, die man in diese Kategorie einordnen könnte...wenn man unbedingt wollte....

    Ich koche sehr gerne und auch gut, backen kann ich auch und mit etwas Mühe sieht es auch schon aus. Letzte Woche habe ich zu einem Anlass für KollegInnen gebacken und was kam ständig: DU kannst so backen??? Das hätte ich ja nicht gedacht! Nee, ist klar: Frau mit Karriere MUSS in häuslichen Dingen auf jeden Fall ein Totalausfall sein, anders ist das nicht zu erklären... gnraf....



    Ehrlich gesagt gab es auch hier im Forum schon (vielleicht nicht unbedingt hier im Thread) Kommentare und Beitraege, die genau das implizierten - wer zu Hause bleibt, ist unemanzipiert, folgt gedankenlos dem patriarchischem Rollenbild. Ich habe mich da schon deutlich unwohl in eine Ecke gedrängt gefühlt, nur weil ich derzeit in meinem Leben Hausfrau bin. Vor einigen Jahren war ich voll berufstätig mit zwei kleinen Kindern.


    Und ich halte mich fuer emanzipiert, backe dennoch gerne Kuchen - aufräumen und putzen hingegen koennte ich anderen ueberlassen.

    Ja, so bekommen wir halt alle unserere Schublade. Ich habe die von dir genannte sicher hier im Forum auch schon aufgemacht. Da nutzt dann natürlich auch der Disclaimer, der genauer beschreiben soll, wer gemeint und vor allem wer nicht gemeint ist, oft nichts. Verstehe ich, geht mir im umgekehrten Falle ja auch nicht anders...

    Ich finde trotzdem, dass es möglich sein sollte, Aussagen über andere Lebensmodelle zu treffen, und man dazu vom Gegenüber verlangen darf, dies auch differenziert zu betrachten. Es ist - um mal auf die Hausfrau zu kommen - eben oft tatsächlich genau das was du beschreibst: Viele Paare entscheiden sich für die klassische Rollenteilung und machen sich zu wenig Gedanken. Sie verteilen die Risiken nicht gerecht und kümmern sich wenig/gar nicht darum, dass der gewählte Zustand eine Benachteiligung der Frau darstellt. Da ist nicht das zu Hause bleiben das Problem und auch nicht, dass sie die Care-Arbeit erledigt, sondern die Tatsache, dass sie gegen Risiken, die mit einer ziemlich hohen Eintrittswahrscheinlichkeit vorhanden sind, nicht abgesichert ist, dass sie sich in existenzielle Abhängigkeit begibt und sich nicht absichert.


    Das kann eigentlich nicht sein, denn die steuerliche Begünstigung ist eine direkte Ableitung aus dem Grundgesetz und ich (nur ein klitzekleinwenig juristisch bewandert auf einem gaanz anderen Gebiet.... also total ahnunglos hier) vermute, der Schutz von Ehe und Familie kann hier nicht ersatzlos gestrichen sondern nur im Sinne eines Zeitgemäßen Verständnis angepasst werden.


    Wie kommst du denn immer darauf, dass es ersatzlos gestrichen würde? Das ist gerade bei dem Thema wirklich der allerunwahrscheinlichste Fall, nicht nur wegen s.o. sondern auch wegen der enormen politischen Bedeutung.



    Hast du schon mal überlegt, dass es vielleicht genau das ist, was nicht in allen Beziehungen klappt? Meine Ehe ist leider daran gescheitert, ich weiß also recht sicher, dass nicht jeder bei sich selbst anfangen kann... und nein, das war nicht absehbar, denn vor dem Kind waren wir selbstverständlich gleichberechtigte Partner auf Augenhöhe - ich sogar so emanzipiert, dass mir gar nicht in den Sinn gekommen wäre, dass irgendwas anderes als 50:50 in alle Lebenslagen das Modell der Wahl ist.


    Was jetzt passiert ist, ist noch verrückter: Mein "neuer" Mann und ich leben so, alles 50:50 und zwar aus einem tiefen Selbstverständnis heraus, aber leider hat die Welt sich trotzdem nicht verändert... mmmh.... also nein, ich gebe vielen die Schuld, aber mir geb ich sie nicht. Ich bin auch die Gesellschaft, aber mein Lebensmodell und die Einstellung meines Mannes ist trotzdem scheinbar nicht mehrheitsfähig und sie hat keine Strahlkraft. Um mich herum verändert sich leider nix...


    Dein "würden das alle so machen" macht im Prinzip die Frage zur Antwort. Denn die Frage ist ja: Warum machen das nicht alle? Darauf zu antworten: Wenn das alle so machen würden, würden es alle so machen ist irgendwie... äh, keine Hilfe.... Weil es eben nicht die Lösung ist sondern das Ergebnis, welches wiederum dazu führen würde, dass der Zustand stabil bleibt...


    Verstehe ich ehrlich gesagt gar nicht. Also, warum ist das so auf Väter gemünzt, worum geht es dabei? Die juristische Frage ist ja eigentlich: Was konstituiert Elternschaft und was für Rechte/Pflichten hängen daran. Dein Vorschlag ist eher die Abschaffung der Vaterschaft (auf Wunsch) was wiederum ein massiver Eingriff in das Recht des Kindes ist.

    Ich verstehe auch ehrlich den Zusammenhang nicht...

    Ich stimme zu, dass sowas wie eine Unterhaltspflicht des Staats gegenüber Kindern - im Prinzip ein bedingungsloses Grundeinkommen für Kinder - ein konsequenter Schritt wäre. Das geht in eine ähnliche Ecke wie Familiensplitting etc. denn Ziel ist ja immer die Existenzsicherung. Hat dann auch nichts damit zu tun, ob die Eltern getrennt oder zusammen sind....


    Ich persönlich habe kein Interesse daran, Väter qua biologistischer Annahmen aus der Pflicht zu lassen. Ich hätte kein Kind bekommen, wenn mein damaliger Mann nicht dazu gestanden hätte, das mit mir gemeinsam durchzuziehen. Ich finde Kinder haben Recht auf beide Eltern (und hilfsweise zu allen festen Bezugspersonen). Ich fände, er hätte theoretisch auf die selben "Rechte" am Kind, bzw. finde ich, wer sich kümmert, darf auch mitbestimmen. Da wird es dann oft schwierig, in unserem Fall kümmert er sich nicht/kaum, da ist die Gesetzeslage einfach schlapp, denn im Zweifel bliebe mir nur ein Sorgerechtsstreit.

    Ich finde mich als Mutter schon wichtig für mein Kind, aber ich finde den Vater genauso wichtig.

  • Arnoli74 , irgendwie finde ich das jetzt ein bisschen mühsam. Aber ich versuch es trotzdem mal.


    Das Kind hat im Augenblick zwei wichtige Rechte in Bezug auf seinen Vater: Erstens Unterhalt, zweitens Wissen wer er ist - und damit die Möglichkeit, bei beiseitigem Willen Kontakt aufzunehmen bzw. zu halten.


    Ich will den ersten Teil durch einen Anspruch an den Staat ersetzten und den zweiten Teil lassen wie er ist. Hat das Kind dann weniger Rechte? Oder hat nicht eher die Vater-Kind-Beziehung viel bessere Chancen darauf, sich positiv zu entwickeln, weil sie nicht mehr von finanziellem Stess und Machtspielchen überlagert wird?

  • Arnoli74 ich kenne mich juristische nicht aus. Daher kann ich nicht beantworten, ob eine steuerrechtliche Änderung/Abschaffung gegen das Grundgesetz verstoßen würde.


    Warum ich davon ausgehe, dass etwas ersatzlos gestrichen wird?

    Nun ja, weil es in der Vergangenheit öfter schon vorkam, dass es erst hieß, es gibt keine Nachteile für die Menschen und dann wurde es doch nachteilig geändert.


    Also der Politik vertraue ich in dem Fall nicht für 2 Sekunden.

    Wie gesagt, ob es grundsätzlich überhaupt möglich ist weiß ich nicht.

    • Offizieller Beitrag

    ch finde trotzdem, dass es möglich sein sollte, Aussagen über andere Lebensmodelle zu treffen, und man dazu vom Gegenüber verlangen darf, dies auch differenziert zu betrachten. . Es ist - um mal auf die Hausfrau zu kommen - eben oft tatsächlich genau das was du beschreibst:

    Wir waren doch schon weiter... Klar kann man ueber Gesellschaftsmodelle diskutieren. Aber dabei muss man doch ganz und gar nicht Emanzipation und Berufstaetigkeit gleichsetzen. Auch nicht bei der Wahl des Hausfrauendaseins. Darum geht es doch. Es gibt sehr viele emanzipierte Hausfrauen, wirklich, es gibt sogar emanzipierte Frauen in der Rentenfalle. Und es gibt Frauen, die arbeiten voll und leisten viel ausser Haus und sind so gar nicht emanzipiert.


    Emanzipiertheit ist doch nicht nur auf einen kleinen Teilaspekt des Lebens zu beschränken.



    Letzte Woche habe ich zu einem Anlass für KollegInnen gebacken und was kam ständig: DU kannst so backen??? Das hätte ich ja nicht gedacht! Nee, ist klar: Frau mit Karriere MUSS in häuslichen Dingen auf jeden Fall ein Totalausfall sein, anders ist das nicht zu erklären... gnraf....

    Eben. In den Köpfen ist nicht drin, dass Frauen verschieden sind, und nicht nur einem bestimmten Modell unterliegen. Das gefällt dir anscheinend ja auch nicht.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • Xenia Ich weiß das Du es mühsam findest, aber ich halte die Variante die Väter lediglich am -vulgär gesagt- „Fick“ zu beteiligen und ansonsten aus jeder Verantwortung zu entlassen in vielerlei Hinsicht für völlig falsch....aber das haben wir ja schon mehrfach an anderer Stelle diskutiert...;)

  • Xenia Ich weiß das Du es mühsam findest, aber ich halte die Variante die Väter lediglich am -vulgär gesagt- „Fick“ zu beteiligen und ansonsten aus jeder Verantwortung zu entlassen in vielerlei Hinsicht für völlig falsch....aber das haben wir ja schon mehrfach an anderer Stelle diskutiert...;)

    Wäre das nicht auch irgendwie total unfair?

    Also die Mutter ist dann verpflichtet zum Unterhalt, der Vater aber nicht.

    Ach wobei das ist ja bei den lächerlichen Unterhaltsleistungen eigentlich jetzt schon der Fall....

  • Xenia Ich weiß das Du es mühsam findest, aber ich halte die Variante die Väter lediglich am -vulgär gesagt- „Fick“ zu beteiligen und ansonsten aus jeder Verantwortung zu entlassen in vielerlei Hinsicht für völlig falsch....aber das haben wir ja schon mehrfach an anderer Stelle diskutiert...;)

    Wäre das nicht auch irgendwie total unfair?

    Also die Mutter ist dann verpflichtet zum Unterhalt, der Vater aber nicht.

    Ach wobei das ist ja bei den lächerlichen Unterhaltsleistungen eigentlich jetzt schon der Fall....

    Ich habe es so verstanden, dass die Mutter in Xenias Modell auch die Wahl hätte, ob sie das Kind bekommt und behält (und damit die Unterhaltspflicht hat) oder nicht.

  • Xenia Ich weiß das Du es mühsam findest, aber ich halte die Variante die Väter lediglich am -vulgär gesagt- „Fick“ zu beteiligen und ansonsten aus jeder Verantwortung zu entlassen in vielerlei Hinsicht für völlig falsch....aber das haben wir ja schon mehrfach an anderer Stelle diskutiert...;)

    Wäre das nicht auch irgendwie total unfair?

    Also die Mutter ist dann verpflichtet zum Unterhalt, der Vater aber nicht.

    Ach wobei das ist ja bei den lächerlichen Unterhaltsleistungen eigentlich jetzt schon der Fall....

    Ich habe es so verstanden, dass die Mutter in Xenias Modell auch die Wahl hätte, ob sie das Kind bekommt und behält (und damit die Unterhaltspflicht hat) oder nicht.

    Das geht durch Abtreibung.


    Aber es gibt ja auch noch die Möglichkeit, dass sich ein Mann und eine Frau ganz bewusst dazu entscheiden gemeinsam ein Kind zu bekommen.

    Warum sollte der Vater dann irgendwann sagen können: Keibe Lust mehr, die Mutter aber nicht?



    Oder hat der Vater nur innerhalb der ersten 12 Wochen Zeit sich gegen das Kind und eine Unterhaltspflicht zu entscheiden?

  • Nein, es ist viel einfacher. Ich finde, es soll einfach eine Grundsicherung für Kinder geben und damit keine Unterhaltspflichten mehr.


    Auswirkung hat das dann hauptsächlich auf unwillige Väter. Denn die praktische Sorge ist davon ja nicht betroffen, die muss ja auch in dem Fall noch jemand (=der nichtunwillige Teil der Eltern) machen.

  • Ich bin aufgrund eines Urlaubs jetzt erst durch diesen ganzen Thread durch und ähmmm... ich möchte ihn wieder hochholen, weil ich auch noch ein paar Punkte zu ergänzen habe, die mir in der Dikussion bisher gefehlt haben #hmpf (bitte nicht tippern dafür):



    Gerade die ersten 9 monate nach der geburt ist die zeit der Mutter. Das ist die zeit des vollzeitstillens, die zeit der Rückbildung (körperlich und hormonell) und die zeit der Bindung und Erholung. Die Frauen gehören geschützt, indem ihre Arbeitsstelle ruht und der wiedereinstieg gesichert wird. Und auch die babies gehören geschützt, indem so eine 1:1 Betreuung ermöglicht wird.

    Das klingt wunderbar. Ganz ehlich. Beim Lesen bekomme ich da etwas Neid, weil mir das warme Gefühl im Bauch dabei nicht so sehr vergönnt war, OBWOHL ich sogar 12 Monate nach der Geburt zu Hause war, auch länger als die ersten 6 Monate vollstillend, als ganz bewusst gefällte Entscheidung. Und das bei beiden Kindern, also jeweils.


    Aber das mit der 1:1 Betreuung klappt NUR, wenn es das erste Kind ist, oder?

    Beim zweiten, dritten oder vierten Kind, ist es gleich viel tubulenter zu Hause und das Szenario verliert viel von diesem behaglichen Gefühl, sondern wird (zumindest war es in meiner Familie mit 2 Kindern so) zum Gefühl von "das zweite kann ich nicht so genießen, das muss mehr zurück stecken".


    Klar kann man wie Kiwi diesen schutz nicht annehmen und wie bekloppt zwei Vollzeitstellen in die babyzeit packen oder sein kind mit 8 wochen in die Vollzeitbetreuung geben. Das darf jeder selbst entscheiden, aber es wäre eine Katastrophe, wenn es zum flächendeckenden ist-Zustand würde.

    Vom flächendeckenden Zustand sind wir meilenweit entfernt.


    Ich finde das wichtig, es zu erwähnen, weil damals, als 2007 der KiTa-Ausbau durch Frau von der Leyen so voran getrieben wurde, grob mit einem Bedarf von 1/3 aller Kinder kalkuliert wurde. Das heißt, 2/3 aller Kinder würden eh keinen Betreuungsplatz haben, weil man davon ausging, dass die Mehrheit der Mütter [sic!] die Kinder nicht durch "fremde" Menschen betreut haben wollen.


    Wie man mittlerweile weiß, ist die 1/3 Kalkulation viel zu niedrig angesetzt worden, dass es immer noch unglaublich viele Mütter gibt, die keinen KiTa-Platz finden, obwohl sie mittlerweile sogar ein gesetzlich verbrieftes Anrecht darauf haben.


    Nur, um die momentane Relation nochmal klar zu benennen.


    Kiwi: Sorry „bekloppt“ war das falsche wort. Es drückt nur meinen frust aus, mit welcher Selbstverständlichkeit du hier einen weg postulierst, der bitte nie nie nie die norm sein sollte.

    Dein Frust ist menschlich total verständlich.

    Es kommt immer drauf an, auf welcher Seite des Zaunes man steht.

    Der von @Kiwi postulierte Weg ist noch lange nicht die Norm. Er stellt immer noch die Ausnahme dar: eine Frau, die ihren Job so sehr liebt, dass sie ohne ihn nicht sein mag, selbst, wenn sie ein Baby hat und eigentlich die "Mutterfreuden genießen" sollte.



    Ich lese aus deinen Zeilen, dass du stolz darauf bist, euren weg gewählt zu haben und er dass alles geklappt hat.


    Ich frage mich trotzdem die ganze zeit: wie hätte man dir und deinem Mann helfen/unterstützen können, damit ihr die Anfangszeit hättet ruhiger angehen können.

    Mich hätte man gar nicht anders untertsützen können, denn ich fand die Babyzeit wirklich extremst fordernd und ich empfand die paar Stunden, die ich in TZ wieder arbeiten ging als absolute Wohltat für mich als Mensch, mal die Verantwortung los zu sein, mal in Ruhe auf Klo gehen zu können, mal meinen Kaffee nicht kalt trinken zu müssen, sondern warm.


    Ich weiß, nicht alle Mütter tun sich so schwer mit den persönlichen Einschränkungen der Babyzeit. Die allermeisten finden diese Zeit so schön, dass sie froh sind, diese Zeit mit ihrem Baby haben zu können. Sie empfinden das als Geschenk, ja sogar als Luxus. Auch wenn es mir ganz anders ging, so kann ich das gut verstehen.


    Aber ich bin auch sicher, dass ich kein Einzelfall bin. Soooo selten ist es auch wieder nicht, schon gar nicht, wenn eine Mutter einen Job hat, der sie wirklich erfüllt und kein "ich muss ja arbeiten, weil es finanziell sonst nicht reicht, ansonsten ist mir meine Arbeit scheißegal"-Job ist.


    Es gibt so viele unterschiedliche Lebensmodelle, entstanden aus den unterschedlichsten Lebensumständen. Und das ist gut so.


    Nicht gut allerdings ist, dass viele Eltern oder auch im speziellen Mütter, nicht so entscheiden können, wie sie eigentlich wollen:

    Da gibt es den finanziellen Zwang erwerbsarbeiten zu müssen, weil es sonst finanziell nicht reicht, obwohl die Mutter eigentlich lieber beim Kind bleiben würde.

    Und es gibt den umständehalber vorhandenen Zwang, seinen Job zu kündigen, weil die Eltern/Mütter keinen qualitativ guten und bedarfsgerechten Betreuungsplatz bekommen.


    Beides ist nicht gut, denn beides schränkt die Wahlfreiheit der Eltern massiv ein.

    Nun müsste man schauen, welcher Zwang häufiger vorkommt und an dieser Stellschraube dann verstärkt drehen.


    Hat hier jemand Zahlen dazu?


    Was hat euch zu diesem Weg gezwungen?

    Mein Unvermögen, in der Mutterrolle völlig aufzugehen.


    War es wirklich komplett aus freien Stücken?

    Ja! (wenn man davon absieht, dass ich meine Arbeit echt vermisst habe, diese Selbstbestimmtheit, diese Befriedigung dabei)


    Weil Kiwi unfassbarerweise einfach ihren Job liebt und arbeiten wollte? Was genau ist denn daran jetzt so unverständlich?

    Ich glaube, dass das sehr von der eigenen Perspektive abhängt.

    Wer die Babyzeit ätzend findet, kann vielleicht kaum nachollziehen, wie man schreiende, sabbernde und den Tagesrhythmus torpedierende Babys erfüllend finden kann.

    Und wer in der Mutterrolle sein Baby anschaut und denkt "davon möchte ich noch eine ganze Fußballmannschaft, auch wenn sie alle gleichzeitig schreien", der kann vielleicht kaum nachvollziehen, wie man freiwillig sich von seinem Baby trennen kann, um aushäusig für einen kapitalistischen Arbeitgeber tätig zu sein.



    Warum stellen wir so oft „die Entscheidung der Frau“ infrage (die vermutlich ja in sehr vielen Fällen eine gemeinschaftliche Entscheidung war/ist)?

    Weil es eben zum einen für viele undenkbar ist, dass jemand Situationen völlig anders einschätzt als wir selbst.

    Und weil zum anderen das Leben oft unplanbar ist, man nicht alles wirklich bis ins Detail vorher sehen kann.

    Und vor allem das Elternsein so ziemlich die tiefgreifendste Änderung in einem Menschenleben ist, dessen ganze Wucht man sich auch bei vielen vorher geführten gemeinschaftlich Diskussionen nicht wirklich vorstellen kann.


    Ich bilde mir ein, schon recht reflektiert und keinem romantischen "Babys sind ja soooo süß"-Gefühl aufgesessen zu sein, aber ich gebe ehrlich zu, ich hab doch sehr unterschätzt, was das Muttersein noch an subtilen, aber starken Wirkungen auf mein/unser Leben hat.


    Hätte mir vorher jemand diese Punkte vor Augen geführt - ich weiß nicht, wie meine Entscheidung ausgefallen wäre. Zumindest hätte ich einige Parameter mehr zum Abklopfen gehabt, wäre auf Punkte vorbereitet gewesen, die mich in der Realität eiskalt erwischt haben.

    Und dabei hatten wir schon ganz offen im Freundes- und Familienkreis VORHER darüber diskutiert, was so eine bewusste Entscheidung für ein Kind so mit sich bringt (bringen kann).


    Wie mag es da allen denjenigen gehen, die von den Überraschungen des Lebens einfach überrollt wurden?

    Die eine Schwangerschaft weder geplant noch gemeinschaftlich entschieden haben?

    Die einfach das beste aus den gegebenen Umständen machen mussten, auch wenn diese, rein rational betrachtet, nicht wirklich optimal waren?


    Es gibt so viele Antworten auf diese Fragen, wie es unterschiedliche Lebenssituationen gibt.


    Die Antwort auf Deine Frage ist für mich zusammen gefasst: "weil es so unendlich schwer ist, sich völlig in die Schuhe eines ganz anderen Menschen zu stellen, sich völlig in seine/ihre Situation einzufühlen und dabei die eigenen Maßstäbe komplett außen vor zu lassen".



    So, ich hoffe, meine Kommentare haben noch einen Mehrwert bringenden Effekt für diese Diskussion. Und wenn nicht, ist mein Beitrag eben der letzte zu diesem ewig langen Strang ;)


    LG,

    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • Er stellt immer noch die Ausnahme dar

    nochmal: im westen.


    ich werde da penetrant bleiben.

    Du hast Recht - mea culpa.


    Wobei ich mittlerweile auch verstanden habe, dass es z.B. in Leipzig auch einen Sechser im Lotto gleicht, einen guten udn passenden Betreuungsplatz zu bekommen.


    LG,

    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • Ich möchte nur mal sagen, dass man als Alleinerziehende oft nicht die Wahl hat sondern arbeiten muss.

    Ich kann mich wegen Betreuungsplätzen aber nicht beklagen. Ich habe es so erlebt, dass man als Alleinerziehende immer oben auf den Listen steht und mit als Erste einen Kitaplatz kriegt. Das ist auch gut und richtig so, denn man ist drauf angewiesen. Allerdings ist man sehr abhängig von der Qualität der Betreuung, da man nicht Alles zuhause auffangen kann.

    Bei uns war es in der Kindergartenzeit wirklich gut. Leider ist die Betreuung in der Schule mies, was auf dem Rücken der Kinder ausgetragen wird. Hier in NRW scheint mir der Kita Ausbau wesentlich weiter und besser zu sein als der Ausbau der OGS.