Zwischenzeugnis - kennt sich jemand aus?

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  • hello,


    ich möchte mich beruflich umorientieren und habe meinen chef um ein zwischenzeugnis gebeten. er war richtig aufgeschreckt und hat mir viel honig um den bart geschmiert, dass ich doch bitte gerne sagen soll, wenn mir was nicht gefällt etc. pp. und er sei ja so happy mit meiner arbeit und hätte mir ja mehrfach schon gesagt, dass ich unersetzbar sei...

    seinem "personaler" hat er jetzt mitgeteilt, das zeugnis möge doch im stil mit der note "2" sein. also nicht "erledigt die ihr übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit" sondern "volle" Zufriedenheit und stets "gute" Leistungen (anstatt von "sehr gut"). irgendwo steht noch frecherweise "sie ist fachlich kompetent" - ähm, ja, was sonst?? ich meine, da müsste mindestens "sehr" rein! sonst könnte ich ja wohl einpacken...


    ich bin ehrlich gesagt enttäuscht und fürchte, dass ich auf so ein zeugnis eher verzichten kann.

    oder bin ich zu kritisch??


    dankbar für ne idee... trost... meinungen?!

    julbats

  • Ich finde es ziemlich frech, dass er dir mündlich mitteilt, dass deine Arbeit sehr gut ist, dir aber kein sehr gutes Zeugnis ausstellt. Kannst du da noch Mal mit ihm reden?

    Trillian grüßt






    “Isn't it enough to see that a garden is beautiful without having to believe that there are fairies at the bottom of it too?“ (Douglas Adams)

  • Für diese Formulierungen kannst Du Dir ja problemlos ergoogeln, welcher Note sie jeweils entsprechen. Ich hatte auch mal ein Zeugnis mit "2", und hab mir dann detailliert erklären lassen (ich glaube, das müssen AG sogar), warum es im Bereich "Fachliche Kompetenz" Abzug gab, warum im Bereich "Menschlich", und so weiter. Alles, was der AG dann nicht anhand konkreter Beispiele erklären konnte, wurde angepasst.


    Wichtig finde ich immer, dass die Aufgabenbeschreibung korrekt bzw. "Oberkante" ist. Also viel mit "eigenverantwortlich", "Budgetverantwortung" und so weiter, und natürlich alles, was mit Kunden- und Außenwirkung zu tun hat. Zusammen mit "verlässt uns auf eigenen Wunsch" macht das m.E. ganz klar, dass man gute Arbeit geleistet hat und es keine ernsthaften Probleme gab. Abstriche in innerbetrieblichem Krams finde ich immer relativ leicht erklärbar. Allerdings ist das evtl. für Deinen Bereich überhaupt nicht passend...?

    ~~ Luxa


    Sometimes something will change and that change

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  • Ich finde es ziemlich frech, dass er dir mündlich mitteilt, dass deine Arbeit sehr gut ist, dir aber kein sehr gutes Zeugnis ausstellt. Kannst du da noch Mal mit ihm reden?

    Ganz genauso.

    Ich würd ihn fragen, ob er nicht findet, dass das inhaltlich nicht zusammen geht und wie er das erklärt.


    LG,

    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • Hi julbats,


    ich würde dem Chef in einem Gespräch vermitteln, dass Du zur Zeit gar nicht konkret die Firma verlassen möchtest, nur findest Du, dass jetzt ein guter Zeitpunkt für ein Zwischenzeugnis ist. Dir gefällt x, y und z, und dann gibt es ja auch innerhalb der Firma Entwicklungsmöglichkeit a, b oder c (wenn das stimmt, und wenn sie Dich interessieren; denn wenn Dein Chef gut ist und Dich wirklich gern behalten möchte, ist er da bestimmt hellhörig geworden)

    Und dann würde ich mit der HR Abteilung das Zeugnis durchgehen und versuchen, einige der „Zweien“ zu „Einsern“ zu machen :)

    Das klingt jedenfalls sehr gut, wie Du da rangehst. Viel Glück ?

  • Mir hat eine Personalerin mal gesagt, dass Zeugnisse mit ausschließlich sehr guter Bewertung unglaubwürdig sind.

    Das finde ich ja gediegen, was war denn das Argument?

    Dass auch ein Abizeugnis mit 1,0 unglaubwürdig ist oder eine bestandene theoretische Führerscheinprüfung mit 0 Fehlern?


    LG,

    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • Weil Zeugnisse oft selbst geschrieben (kenne ich aus mehreren Unternehmen) und dann nur noch abgestempelt und unterschrieben werden. Bei den anderen Zeugnissen sind es ja reale Noten aus echten Prüfungen.

  • Weil Zeugnisse oft selbst geschrieben (kenne ich aus mehreren Unternehmen) und dann nur noch abgestempelt und unterschrieben werden.

    Aha, danke.

    Aber selbst wenn: Der Unterschreibende sollte schon lesen, was er unterschreibt, oder? ;)

    Sollte er nicht dazu stehen können, muss er mit der Verfasserin nocheinmal drüber sprechen, Sorgfaltspflicht und so.

    Ansonsten: Das Wort gilt. Aus die Maus.


    Woran erkennt die Personalerin, ob es ein selbstgeschriebenes oder ein vom Arbeitgeber geschriebenes Zeugnis ist?


    LG,

    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • Wenn Dein Chef Deine Leistung sehr gut findet und Dich für nicht ersetzbar hält, hast Du Anspruch auf ein Arbeitszeugnis, das genau das dokumentiert. Schlechtere Bewertungen reinzuhauen, um Dir das Verlassen des Arbeitgebers zu erschweren, ist Sauerei.


    Habt Ihr Zielvereinbarungen? Gibt es regelmäßige Mitarbeitergespräche? Dokumentationen von Mitarbeitergesprächen und Grad der Zielerreichung könnten wichtige Anhaltspunkte für Bewertungen enthalten.

    Bei sehr guten bis guten Arbeitszeugnissen kann ich unterscheiden, ob es sich hinsichtlich Aufbau, Inhalten, Formulierungen etc. um ein im Personaler-Sinne professionelles Arbeitszeugnis handelt, aber nicht, von wem es verfasst wurde. Letztlich ist das auch gleichgültig. Arbeitszeugnisse im sehr guten bis guten Bereich sind meist eine Co-Produktion von Arbeitgeber und Arbeitnehmer, ein Verhandlungsprodukt.


    Befriedigende und schlechtere Arbeitszeugnisse schreibt sich niemand selbst, die kommen vom Arbeitgeber.


    Und dann gibt es noch Arbeitszeugnisse, die eigentlich sehr gute bis gute Bewertungen enthalten, aber von Leuten geschrieben wurden, die keine Ahnung davon haben, sodass unbeabsichtigt falsche Formulierungen gewählt, Aspekte in die falsche Reihenfolge gebracht oder ausgelassen wurden. Diese Art von Zeugnissen lässt sich klar identifizieren.

  • Bei sehr guten bis guten Arbeitszeugnissen kann ich unterscheiden, ob es sich hinsichtlich Aufbau, Inhalten, Formulierungen etc. um ein im Personaler-Sinne professionelles Arbeitszeugnis handelt, aber nicht, von wem es verfasst wurde. Letztlich ist das auch gleichgültig. Arbeitszeugnisse im sehr guten bis guten Bereich sind meist eine Co-Produktion von Arbeitgeber und Arbeitnehmer, ein Verhandlungsprodukt.

    Du hast das, was ich denke, wunderbar auf den Punkt gebracht, danke dafür.


    Ich mag das noch einmal unterstreichen:
    Bei uns kann man tatsächlich an den Ergebnissen der jährlichen Bewertungsgespräche gut festmachen, ob die Leistung nun "gut" und "zur vollen Zufriedenheit" war oder doch eher "sehr gut" und "zur vollsten Zufriedenheit".

    Wenn man eine sehr gute Leistung hatte, gehört das auch so ausgedrückt und nicht heruntergespielt, weil es evtl. "zu gut" sein könnte, um wahr zu sein.

    Eine professionelle Formulierung hilft sehr dabei, das zu identifizieren, so wie es rheinländerin gut beschrieben hat.


    Es soll ja auch tatsächlich arbeitende Menschen geben, die wirklich supergut performen #zwinker.

    Sollen diese Personen dann ein schlechteres Zeugnis bekommen, als ihre Arbeitsleistung es gebietet?!


    LG,

    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • Annie Ich konnte es nur so wiedergeben, wie es mir erzählt wurde, aber wahrscheinlich war es so gemeint, wie rheinländerin geschrieben hat.

    Ja, das hab ich auch schon so verstanden.

    Vielleicht kam ich etwas schroff rüber? Das tut mir dann sehr leid, ich weiß ja, dass das nicht Deine Aussage war.

    Ich fand nur, dass die Personalerin sich damit irgendwie selbst abqualifiziert hat. Mehr wollte ich gar nicht ausdrücken.


    Nichts für ungut und liebe Grüße,

    Anne

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  • Ich glaube das ist ein Stück weit eine Sache der Persönlichkeit... Es soll ja auch Personaler geben, die aus Prinzip keine Leute einladen, die auch nur die kleinste Unebenheit im Lebenslauf haben. Andere laden genau die KandidatInnen gezielt ein, weil sie sie für spannender und potentiell leistungsfähiger halten.

    Ich hab ja nun schon einige Stationen hinter mir und habe für mich die Einstellung gefunden: Wer mich wegen meines sehr guten Zeugnisses oder wegen meines Werdegangs nicht einlädt, vertritt oft auch eine Mentalität in der Firma, mit der ich mich nicht wohlfühle. Ich war schon zweimal "Nachrückerin" und bekam von den Personalern entsprechende Kommentare (einmal fürs Zeugnis, einmal für den Lebenslauf), und beide Male war der Job nicht inhaltlich, sondern firmen-stimmungsmäßig der Totalreinfall.

    ~~ Luxa


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  • huhu,

    ich wollte nochmal erzählen, wie es "ausgegangen" ist.

    also mein chef selbst liegt wegen einer herz-op im krankenhaus, und hat den rest des zeugnisses seinem "personaler" überlassen, mit dem bin ich sogar recht freundschaftlich, aber sprachlich hat er da echten murks zum teil reingeschrieben, den ich ihm noch austreiben konnte (gegen viel widerstand ehrlich gesagt, weil er total davon überzeugt ist, der fachmann zu sein, er legte mir wiederholt seinen personal-wälzer aus 2001 vor, in dem nunmal alles drinsteht... dazu hat er von meiner branche (öffentlichkeitsarbeit, marketing) keine ahnung und hat mir haarsträubende sachen unterstellt... anyway...


    ich habe ihm nach dem dritten tag voller diskussionen viel schokolade auf den schreibtisch gelegt, mit einem augenzwinkern, für all die mühe, die er sich gegegeben hat.


    und ihn gebeten, weitgehend doch bitte meine formulierungen (was ich wie genau gemacht habe) zu übernehmen. wollt ihr ein beispiel? da stand drin: "sie hatte stets ein gutes verhältnis zu ihrem vorgesetzten" - da schüttelts mich echt. das klingt ja fast zweideutig... der klassiker ist nunmal - so habe ich im netz gefunden und das steht in allen meinen anderen zeugnissen: "ihr verhalten gegenüber vorgesetzten und kolleginnen war stets einwandfrei"...

    die "zwei" ganz am ende hab ich naütrlich nicht angerührt. und die umformulierungen - abweichungen von "so macht das unser laden aber immer" - in hinblick auf meine armen personaler, der irgendwie tun wollte, was mein chef ihm aufgetragen hat und meinem absoluten widerwillen, die formulierungen so anzunehmen - auf "meine kappe" genommen.


    wenn mein chef denn von seiner herz-op zurückkommend, als erstes mein zwischenzeugnis sehen will. nunja, was soll er dann noch machen... ich brauchte das zeugnis dringend, um die bewerbungsfrist einhalten zu können.

    achja und ja - auch mein chef vertritt die auffassung, dass quasi ein "sehr gut" niemand wirklich haben kann. das thema wertschätzung ist eh nicht so seins. auch ein grund, weshalb ich in dem laden nicht mehr sein will.

    bitte drückt mir die daumen, ja??

    ich möchte wirklich gernegernegerne...

    es dankt nochmal mit vielen grüße

    julbats

  • Das hast Du super hingekriegt, diplomatisch und gleichzeitig sehr bestimmt #super.

    Daumen sind gedrückt, das Ding rockst Du!


    LG,

    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe