Welcher Typ Kind ist für die Waldorfschule geeignet?

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  • Liebe Raben

    Hier gibt es doch einige Waldorfschuleltern. Mich würde interessieren, ob man sagen kann, dass Waldorfschule für manche Kinder besser geeignet ist, als für andere? Gibt es Kinder, denen das vom Wesenstyp her gar nicht liegt? Was sind eure Erfahrungen?

    Liebe Grüße

    Sunny

    Scheint die Sonne auch für Nazis? Wenn's nach mir geht tut sie es nicht!!! ( DBBDW)


    Es gruesst die Sunny mit der Hummel an der Hand, dem Möpsken im Arm und dem Sternchen im Herzen! #love

  • Liebe Sunny,

    ich habe leider nicht viel Zeit, würde aber sagen, dass wenn man sich mit der Waldorfpädagogik identifiziert, man diese für alle Kinder für sinnvoll hält. Ich habe zwei sehr verschiedene Kinder an der Waldorfschule und beide profitieren auf verschiedene Arten sehr davon.

    Liebe Grüße, Julisa

  • Ich denke auch, dass prinzipiell jedes Kind profitieren kann. Ich habe aber auch schon mitgekriegt, dass bei manchen 'verhaltensorginellen' Kindern Schwierigkeiten auftauchen, weil nicht jeder Lehrer damit gut umgehen kann. Aber das ist sicher an jeder anderen Schule auch so.

    Ich würde von Fall zu Fall entscheiden,ob die Voraussetzungen zusammen passen.

  • Huhu,


    wir hatten uns mit der Frage im letzten Jahr auch eingehender beschäftigt. Sowohl auf unser Kind bezogen, als auch auf das Kind einer guten Freundin.

    Ich war selber an einer Waldorfschule und hab daher etwas Erfahrung mit dem System.


    Ich denke, bei den beiden Kindern passt die Schule für das eine sehr sehr gut: das Kind beobachtet alles sehr genau, liebt es, Dinge vorgegeben zu bekommen und nach zu machen. Es ist sehr Aufmerksam und an seiner Umgebung orientiert. Geht total in der herrschenden Stimmung auf. Es mag so Sprüch, Gedichte und Geschichten total gerne und freut sich, wenn es diese fehlerfrei wiedergeben kann.


    Bei dem anderen Kind hätte ich meine Zweifel, ob es an einer Waldorfschule glücklich geworden wäre: dieses Kind ist viel mehr auf sich bezogen, weiß ganz genau, was es will und was nicht. Wenn irgendwas es nicht interessiert, hat man keine Chance, es ihm schmackhaft zu machen. Dieses Kind lässt sich von seiner Umgebung wenig bis kaum beeinflussen. Es greift sich genau das raus, was bei ihm gerade dran ist, der Rest perlt quasie vom Kind ab. Ich könnte mir vorstellen, dass es damit z.B. mit dem Epochenunterricht nicht gut harmoniert hätte und evtl. in der Klasse eher zum "Störrfaktor" hätte werden können. Wenn es sich auf die jeweilige "Stimmung", die gerade "für die Klasse dran ist", nicht hätte einlassen können, meine ich - irgendwie.

    Mit einer Lehrperson, die es geschaft hätte dieses Kind voll und ganz zu begeistern, wäre es bestimmt auch für dieses Kind toll gewesen. Aber auf so einen Glücksfall zu hoffen?


    Das waren so ungefähr meine Gedanken dazu. Also, speziel zu diesen beiden Kindern. Daher denke ich schon, so ganz real gibt es Kinder, zu denen die realen Waldorfschulen besser oder schlechter passen.

    "Konzentrier dich auf die kleinen Dinge und mache die gut!"

  • Wichtig ist, daß die Eltern das Konzept mittragen und daß der Klassenlehrer der richtige ist. Es steht und fällt mit dem Klassenlehrer.

    Isr zumindest unsere Erfahrung mit 3 Kindern an der Waldorfschule.

    Die langweiligsten Frauen haben die ordentlichsten Haushalte...

  • Das grundlegende Konzept der Waldorfpädagogik passt nicht zu hochintelligenten Kindern. Man kann Glück haben und Lehrpersonen finden, die es akzeptieren, wenn ein sechsjähriges Kind sich schon mit Elektrik oder mit Astronomie befasst. Mit etwas Pech hört so ein Kind aber die ganze Schulzeit lang, mit diesem wunderbar interessanten Stoff werde sich die Klasse in drei Jahren befassen. Dann ist das hochintelligente Kind aber längst wieder gedanklich voraus und der Unterricht wird elend langweilig.

    Das ist im Wesentlichen der Grund, warum für unseren Spezialisten die Waldorfschulen nicht in Frage kommen.

  • Wir hatten Glück und unsere Mittlere ist an Lehrer geraten die genau mit diesem Problem super umgehen. Aber das hätte auch anders laufen können.....

    Die langweiligsten Frauen haben die ordentlichsten Haushalte...

  • Das grundlegende Konzept der Waldorfpädagogik passt nicht zu hochintelligenten Kindern. Man kann Glück haben und Lehrpersonen finden, die es akzeptieren, wenn ein sechsjähriges Kind sich schon mit Elektrik oder mit Astronomie befasst. Mit etwas Pech hört so ein Kind aber die ganze Schulzeit lang, mit diesem wunderbar interessanten Stoff werde sich die Klasse in drei Jahren befassen. Dann ist das hochintelligente Kind aber längst wieder gedanklich voraus und der Unterricht wird elend langweilig.

    Auch im staatlichen Schulsystem kann das ein Problem sein, weil doch irgendwie alle das Gleiche üben müssen und weil die Lehrerin - gerade an der GS - auch nicht soviel über Elektrik und Astronomie weiß (oder u.U. sogar weniger als ein einschlägig interessiertes hochbegabtes Kind, das von den Eltern entsprechende Förderung erhält).

    ...gut, ab Klasse 5 gibt es die Möglichkeit ans Gymnasium zu gehen (was ich auch schon von Waldorfschulen gehört habe, dass einige Eltern ihre Kinder dann doch rausnehmen und ab Klasse 5 ans Gymnasium schicken):

  • Ich bin nicht Silbermöwe, habe es aber exakt so erlebt in dem großen Kreis der Waldorflehrer, die ich privat erleben durfte, immer so erfahren. Der Lehrplan sieht genau vor, in welchem Alter welche Inhalte und welche Art zu lernen richtig sind. Es ist alles sehr an die Lebensjahre gekoppelt. Mittlerweile rücken einige Schulen davon ab, soweit ich das mitbekommen habe. Aber das System sieht es nicht vor, nach eigenen Interessen und im eigenen Tempo zu lernen. In einem bestimmten Alter ist man in einer bestimmten Klasse und da wird das und das gelernt. Und nur das.

    Liebe Grüße,


    Ich, mit Tochter (2/06) und tochter (12/07).

  • So habe ich es auch erlebt, wobei ich mir sicher bin, dass es auch Lehrerinnen und Lehrer gibt, die das nicht so streng sehen.


    Hier hat das Schuljahr vor drei Monaten begonnen und in der Waldorfklasse wird immer noch mit den viereckigen Wachsmalkreiden geschwungen. Mein Nachbarskind würde so gerne Buchstaben schreiben und lesen lernen, aber es ist eben noch nicht dran. Das finde ich schon schwierig, weil es manche Kinder unterfordert- wobei mir klar ist, dass es ein schmaler Grat ist, Überforderung ist ja genauso blöd fürs Kind. Aber in diesem Fall und für dieses Kind finde ich es nicht optimal.

  • woher weisst du das in dieser bestimmtheit, Silbermöwe?

    Ich bin selbst während meiner gesamten Schulzeit an Waldorfschulen gewesen und habe unter diesem Problem gelitten. Stellte ich zuhause Fragen, die im Lehrplan vorgesehen waren, bekam ich ebenfalls oft diese Antwort - es war halt "noch nicht dran". Nur für außerschulische Fragen gab es interessengemäße Antworten, falls meine Eltern die Antworten wussten. So bald ich fließend lesen konnte, stillte ich meinen Wissensdurst aus der Stadtbibliothek... In der Oberstufe gab es dann auch drei Lehrkräfte, die offen für weiterführende Fragen waren, sofern ich den Rest der Klasse nicht damit belästigte.

    Daran hat sich seitdem nicht viel geändert:

    Als unser kleiner Spezialist, zu dem Zeitpunkt im Ruhrgebiet im Waldorfkindergarten, sich mit drei Jahren die Buchstaben und Ziffern selbst beibrachte, meinte die Kindergartenleiterin sehr erschrocken "Na, das wollen wir aber besser noch bleiben lassen!"

    Die von mir darauf angesprochenen Lehrkräfte der nächstgelegenen Waldorfschule sahen das genau so wie die Kindergartenleiterin, seine Gruppenerzieherinnen, die Heileurythmistin - niemand außer uns freute sich mit dem lernbegierigen Kind über seine neuen Fähigkeiten.

    Auch an der Waldorfschule meiner Nichten und Neffen in Berlin gibt es nur wenig, was sehr gut begabten Kindern entgegen kommt. Ihre Elten fördern sie dementsprechend viel außerschulisch. Und die mir bekannten heutigen Lehrkräfte an unterschiedlichen Waldorfschulen sind entsprechend dem anthroposophischen Menschenbild und der Entwicklungslehre Steiners ausgebildet oder fortgebildet worden und halten sich weitgehend daran - auch, weil bei einer Klassengröße von 35 Kindern individuelle Lernstandserhebungen und echter individualisierter Unterricht einen riesigen Kraftakt bedeutet. Das ist kaum zu schaffen.

    Es gibt inzwischen einen kleinen waldorfpädagogischen Fachkräfte-Arbeitskreis (oder gab ihn, die Info ist etwa ein Jahrzehnt alt), welcher sich mit dem Thema intellektueller Hochbegabung befasst, und an den Schulen der Lehrkräfte aus diesem Arbeitskreis auch entsprechende Forder- und Fördermaßnahmen. Das ist aber wirklich nur an einzelnen Waldorfschulen zu finden, weit entfernt von pädagogischem Allgemeingut.

    Daher vertrete ich die von Dir zitierte Meinung so eindeutig - bis zum Beweis des Gegenteils. Letzteres würde mich sehr freuen! Denn dann wäre es die richtige Schulform für meine Kinder.

  • In jedem Ballungsraum mit mehreren Waldorfschulen eine, die sich die Förderung hochintelligenter Kinder auf die Fahnen schreibt - so, wie es "Schulen für Seelenpflegebedürftige Kinder" gibt. An Waldorfschulen außerhalb der Ballungsräume hätte ich gern mindestens eine entsprechend fortgebildete Lehrkraft und bei Bedarf Kleingruppen für Schnelllerner entsprechend der Förderklassen. Viele Waldorfschulen haben in der Oberstufe z.B. einen Schweißerlehrgang für die Jugendlichen, welche keine zweite Framdsprache schaffen und deswegen kein Abi machen werden - nach diesem Muster könnte man Kindern, die intellektuell mehr Futter brauchen, auch welches bieten.


    Vor allem dürfte mir in Gesprächen mit anthroposophisch gebildeten Menschen aber keine Abwehr mehr entgegen kommen, weil der Spezialist mit sechs fragt, warum Elektronen lieber das Kabel entlang hüpfen als durch die Batteriesäure zu schwimmen (und in der Lage ist, die Antwort zu verstehen). Mir fehlt da die Freude an den kindlichen Entdeckungen! Das Thema gehört in die sechste Klasse, keinesfalls ins erste Jahrsiebt. Ist nun mein Kind falsch oder hakt etwas Grundsätzliches im Weltbild?

    Es gibt, wie gesagt, Lehrkräfte, die offen für kindliches Vorausdenken sind. Mehr als eine Handvoll davon ist mir noch nicht begegnet, Wäre die Relation andersherum, gingen meine Kinder zur Waldorfschule.


    Erinnere ich es richtig, dass Deine Kinder in Berlin zur Waldorfschule gingen? Tun sie das am aktuellen Wohnort ebenfalls? Du fragst so gezielt, was sind Eure Erfahrungen?

  • nein, meine kinder gingen nie an eine deutsche waldorfschule. die schule war eher so ziemlich das gegenteil davon und trotzdem gut. sie gehen jetzt in der schweiz an eine. seit knapp 5 jahren.

  • ich habe es ähnlich erlebt wie Silbermöwe (Waldorfschule in Mittelhessen 1992-2005).


    Nicht nur wenig Binnendifferenzierung, sondern eben vor allem die Abwehr bzgl. Dingen, die nicht "dran" sind.


    Wobei ich nicht überzeugt bin, dass es insgesamt an einem normalen Gym damals unbedingt besser gewesen wäre.


    Off topic:

    "Seelenpflegebedürftige Kinder" als Ausdruck für Kinder mit Behinderungen finde ich unverschämt bis schräg.

  • ja, im wesentlichen sind wir zufrieden. und wenn kritik besteht, dann eher andere als dass kinder nicht individuell genug gefördert werden. aber wir haben auch kein kind mit einem iq über 140, insofern kann ich vielleicht manches problem auch nicht beurteilen bzw. nachvollziehen.

  • Ich habe ein Kind das ideal an einer Waldorf Schule klar gekommen wäre. Und das zweite würde dort verzweifeln.

    Ein Kind braucht denke ich eine gute Portion Anpassungsfähigkeit und darf nicht zu wissbegierig sein. Eine zu hohe Intelligenz wäre hier auch hinderlich.

    Und eine gute Aufmerksamkeit.

    Die Klassen sind riesig, es gibt nur Frontalunterricht und der Stoff wird nicht differenziert. Das Tempo in den ersten Jahren ist sehr gemächlich.

    Meine Tochter hätte sich denke ich dort sehr wohl gefühlt.

    Wir allerdings nicht.

    Und für meinen Sohn wäre es gar nichts. Hier nehmen sie aber nur die ganze Familie.

    ****Glitzer mit der schnecke (05/06), dem bär (11/08 ), dem hulk (06/13) und findus (04/17) #love ****