welches risiko hat ein arbeitgeber bei einer potentiellen schwangerschaft einer mitarbeiterin?

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  • den jobwechsel versuchen wir durch gute Bezahlung und ein nettes Klima zu verhindern. Eine chronische erkrankung, mit der man dauerhaft nicht mejr arbeitsfähig ist, ist zum glück deutlich seltener, als dass eine Frau zwischen 20 und 40 schwanger wird.

    es gibt auch krankheiten, die nicht chronisch sein müssen und die lange behandlungen nach sich ziehen. ich kenne ein paar motorradfahrer, die ewig lange behandlungen nach unfällen hinter sich haben. krebs gibts immer öfter und immer öfter auch bei menschen mittleren alters, bandscheibenvorfälle betreffen immer mehr junge menschen, etc. das sind alles krankheiten, die nicht auf dauer einschränken, aber auf längere zeit.



    so gesamtgesellschaftlich betrachtet ist es ein drama. kinder kriegen ist wirtschaftlicher wahnsinn, für alle beteiligten, aber wir jammern, weil die gesellschaft überaltert ist und wir zuwenig arbeitskräfte haben, die ins sozialsystem einzahlen.

    Naja, die durchschnittliche AU-Zeit schwankt seit Jahren um die 15 Tage pro Jahr. Wenn man alle Altersgruppen nimmt. Bis 40 sind es gerade mal um die zehn Tage pro Jahr.


    Fast 70% der Au-Schreibungen sind Max zwei Wochen lang. Und über die Hälfte aller Versicherten ist gar nicht AU.


    Warum möchtest du unbedingt belegen, dass das Risiko für junge Leute, lange krank zu sein, ähnlich hoch ist wie das Risiko einer Frau unter 40 schwanger zu werden? Um die frauenfeindlichkeit der arbeitgeber zu belegen? patrick*star hat diesen ganzen Mist, der auf einen zukommt, wenn es in einer Gruppe zu viele Schwangere gibt, beschrieben. Es ist einfach nur bedingt zu kompensieren, wenn es sich um bestimmte Jobs handelt oder der Betrieb sehr klein ist.


    Bei meinem frühern Arbeitgeber, einem Krankenhaus, führten kleine "Schwangerschaftsepidemien" regelmäßig zu großen Problemen für die Abläufe dort. Wenn von 15 Ärzten nur noch 10 für Nachtdienste zur Verfügung stehen, weil der Rest schwanger ist oder stillt, ist das für diese 10 eine mittelgroße Katastrophe. Noch einer krank und zwei im Urlaub und der Rest arbeitet plötzlich 50 oder 60 Stunden in der Woche. Das will niemand. Und hier eine personalreserve zu schaffen ist unmöglich. Nicht mal die jetzt offenen Stellen sind besetzbar, weil es zu wenige Ärzte gibt

    • Offizieller Beitrag

    Warum möchtest du unbedingt belegen, dass das Risiko für junge Leute, lange krank zu sein, ähnlich hoch ist wie das Risiko einer Frau unter 40 schwanger zu werden? Um die frauenfeindlichkeit der arbeitgeber zu belegen? patrick*star hat diesen ganzen Mist, der auf einen zukommt, wenn es in einer Gruppe zu viele Schwangere gibt, beschrieben. Es ist einfach nur bedingt zu kompensieren, wenn es sich um bestimmte Jobs handelt oder der Betrieb sehr klein ist.

    ich will es nicht belgen. ich frage nach, weil ich die stammtisch-reflex-aussage, fauen in gebärfähigem alter einzustellen, sei wirtschaftlich nicht tragbar, nicht einfach so glauben will. so wie ich zb. ebenfalls auf die suche gegangen bin, warum als beikostanfang hier in mitteleuropa karotte empfohlen wird, obs da irgend einen wissenschaftlichen ansatzpunkt dafür gibt. (for the records: soweit ich das für mich rausgefunden habe, dürfte es eine reine glaubensfrage sein und karotte als gemüsebeilage in deutschland traditionell sehr häufig gewesen sein, sprich praktisch, weil sowieso gekocht und das kind wird gleich an den geschmack gewöhnt.) damit wollte ich niemanden schlecht machen, der dem kind als erste beikost karottenbrei anbietet. ich wollte nur das warum für die allgemeine empfehlung wissen.


    ich meine mein nachfragen nicht als angriff auf wirtschaftstreibende, ich will es nur hinterfragen und verstehen. ich bin keine buchhalterin oder personalerin, keine arbeitgeberin, ich war entweder freiberuflerin oder angestellt. ich weiss nicht, was da für ausgaben sind, ich hab zb. noch nie eine stellenanzeige geschalten, ich weiss nicht, wieviel der arbeitgeber tatsächlich für eine voll produktive stunde in summe zahlen muss, also wenn alle lohnfortzahlungen anteilsmässig aufgerechnet werden auf eine produktive stunde.


    ich weiss schon, dass es mühsam ist, wenn leute wegfallen. ich hab das ein paar mal miterlebt, allerdings war die einzige schwangerschaft, die ich im berufsleben hautnah mitbekommen habe, meine eigene. dass es sich bei der unwirtschaftlichkeit beim kinderkriegen um ein gesellschaftliches strukturproblem handelt und sowohl politik als auch wirtschaft bessere bedingungen für familien schaffen müssen, wissen wir. wie diese aussehen könnte, dafür fehlt mir die wirtschaftliche phantasie.

  • ganz genau. deshalb frage ich ja. ich sehe schwangerschaft als eines von vielen risiken, wenn man menschen einstellt und nicht, wie oft suggeriert wird, als ein erhöhtes risiko, dass ein arbeitgeber eingeht, wenn er frauen in gebärfähigem alter einstellt. es könnte aber sein, dass ich irgendwas nicht verstehe, übersehe oder so, deshalb der thread.

    Wie andere schon schrieben, das Ausfallrisiko wegen Schwangerschaft kommt auf alle anderen Risiken obenauf.

    In Deutschland werden ca. 80% aller Frauen Mütter, bekommen also mindestens ein Kind. Sagen wir mal vereinfacht, jede bekommt nur ein Kind, und das zwischen 20 und 40 Jahren. Dann hast du, wenn du eine Frau zwischen 20 und 35 einstellst, eine Chance von ca. 20 %, dass sie schwanger wird und dann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit (ca. 90 %) mindestens ein Jahr ausfällt. Und du kannst es als Arbeitgeber nicht steuern, was bei Ausfällen durch Sabbaticals schon der Fall ist.

    Elternzeit und deren Folgen fürs Unternehmen würde ich nicht als spezielles Risiko bei der Einstellung von Frauen betrachten, es kann genauso sein, dass ein männlicher Mitarbeiter z. B. ein Jahr Elternzeit nimmt.

    Theoretisch ja, tatsächlich ist der Anteil der Männer, die 1 Jahr Elternzeit nehmen, verschwindend gering.

    im Normalfall muss der Arbeitgeber einen Ausweichbereich zur Verfügung stellen, was in normal grossen Unternehmen eigentlich machbar sein sollte.

    Ein normal großes Unternehmen hat unter 20 Mitarbeitende, die sicherlich nicht alle austauschbar in allen Bereichen einsetzbar sind.


    ich will nur verstehen. raucher sind statistisch gesehen öfter krank als nichtraucher. es gibt menschen die sind diabetes gefährdet, es gibt menschen mit psychischen problemen, die öfter ausfallen, etc. aber bei all diesen menschen wird nicht geschrien, dass die ein wirtschaftliches risiko sind.

    Je nach Branche und Position schon. Vor einer Verbeamtung musst du in Deutschland zum Amtsarzt. Rauchen ist kein Problem (sieht man ja auch nicht), aber z.B. psychische Probleme oder Übergewicht sehr wohl (einzelfallabhängig).


    Wenn es um Partnerschaften/Teilhaberschaften geht, ist es zumindest in größeren Kanzleien durchaus üblich, einen Gesundheitscheck zu verlangen. Die Gebärmutter auf den Tisch legen muss man hingegen nicht ;) und es kommt immer mal wieder vor, dass Frauen kurz nach der Ernennung zur Partnerin mit Anfang 40 noch schnell schwanger werden.

    dieses reflexhafte "wirtschaftliches risiko" höhre ich immer nur bei jungen frauen, alle anderen risikogruppen scheinen nicht so ins gewicht zu fallen. wobei ich das einarbeiten nicht als risiko empfinde, sondern als natürlichen vorgang in einem betrieb.

    Woran machst du dieses Empfinden fest? Unternehmt ihr in eurem Betrieb nichts, um Fluktuation zu vermeiden? Ich kenne das definitiv als Thema. In der Kanzleiwelt ist gender diversity als Thema gerade absolut en vogue, und ein Teilaspekt ist, dass viele junge Rechtsanwältinnen mit Anfang/Mitte 30 aus der (Groß-)Kanzleiwelt verschwinden, und dass das aus verschiedenen Gründen sehr ärgerlich ist, u. a. weil man in den ersten Jahren so viel Zeit und Geld in die Ausbildung investiert. Viele zieht es früher oder später in den Staatsdienst, und dort klagen die Männer und kinderlosen Frauen inzwischen über die Menge an Kolleginnen, die nach relativ kurzer Zeit in die Elternzeit verschwinden und bestenfalls in Teilzeit wiederkommen.

    wieviel Prozent eines Jahrgangs bekommen Kinder? Ich weiß es nicht, aber zum Glück sind das deutlich mehr, als ernsthaft über längere Zeit krank ausfallen in dem Alter.

    Ca. 80% in Deutschland.

    Versicherungsfachangestellte haben allerdings, wenn man sie als Bauarbeiter anstellt, sicherlich ein höheres Verletzungsrisiko als gelernte BauarbeiterInnen...


    Ich würde die Gewichtung etwas anders legen als Patrick:


    Ja, bei Frauen im gebährfähigen Alter besteht wegen des Schwangerschaftsrisikos ein höheres Ausfallrisiko als bei vielen anderen Gruppen. Aber danach negativ zu diskriminieren ist unfair der Einzelnen gegenüber, die vielleicht gar keine Kinder kriegen will oder kann. Und im Übrigen sind Schwangerschaften etwas, wovon wir letztlich alle profitieren, also muss es darum gehen, die Belastungen möglichst fair zu verteilen. Die Schwangere trägt normalerweise sowieso die Hauptlast.

    • Offizieller Beitrag

    Woran machst du dieses Empfinden fest? Unternehmt ihr in eurem Betrieb nichts, um Fluktuation zu vermeiden?

    ich weiss nicht, ob das branchenabhängig ist, aber ich kenne es schon so, dass viele menschen in ihren zwanzigern und dreissigern alle paar jahre die firma wechseln. einarbeitungszeit, ausser bei lehrlingen, habe ich nicht länger als 1 monat erlebt, danach kamen etwas mehr nachfragen als von erfahreneren kollegen, aber das wirklich wer abgestellt werden musste für die betreuung ist meist weniger als ein monat gewesen.

  • Warum möchtest du unbedingt belegen, dass das Risiko für junge Leute, lange krank zu sein, ähnlich hoch ist wie das Risiko einer Frau unter 40 schwanger zu werden? Um die frauenfeindlichkeit der arbeitgeber zu belegen? patrick*star hat diesen ganzen Mist, der auf einen zukommt, wenn es in einer Gruppe zu viele Schwangere gibt, beschrieben. Es ist einfach nur bedingt zu kompensieren, wenn es sich um bestimmte Jobs handelt oder der Betrieb sehr klein ist.

    ich will es nicht belgen. ich frage nach, weil ich die stammtisch-reflex-aussage, fauen in gebärfähigem alter einzustellen, sei wirtschaftlich nicht tragbar, nicht einfach so glauben will.

    Aber warum stellst du dann die ganzen Beiträge hier, die zT mit Zahlen belegt und aus der berufsrealität ganz unterschiedlicher Bereiche sind in ihrer Bedeutung im Frage?


    Argumentativ gegen eine Benachteiligung anzugehen indem man suggeriert, die Sachgründe seien nicht vorhanden und die Arbeitgeber würden aus misogyner Motivation heraus so handeln bringt nicht weiter.


    Das Problem zu benennen und zu überlegen, mit welchen Rahmenbedingungen schwangerschaftsbedingte Probleme kompensiert werden können ist da sicher zielführender als so zu tun, als gäbe es kein Problem

  • Woran machst du dieses Empfinden fest? Unternehmt ihr in eurem Betrieb nichts, um Fluktuation zu vermeiden?

    ich weiss nicht, ob das branchenabhängig ist, aber ich kenne es schon so, dass viele menschen in ihren zwanzigern und dreissigern alle paar jahre die firma wechseln. einarbeitungszeit, ausser bei lehrlingen, habe ich nicht länger als 1 monat erlebt, danach kamen etwas mehr nachfragen als von erfahreneren kollegen, aber das wirklich wer abgestellt werden musste für die betreuung ist meist weniger als ein monat gewesen.

    wie lange eingearbeitet werden muss hängt sicher von vielen Faktoren ab. Wie patrick*star oben schrieb gibt es eben oft viel soziales metazeug, Netzwerke, die funktionieren müssen usw.

    • Offizieller Beitrag

    Der finanzielle/organisatorische Faktor scheint schon sehr landesabhängig zu variieren. Für knappe 4 Monate umzuorganisieren ist schon was Anderes als für mehr als ein Jahr.


    Was ich mich immer frage: gerade in den Branchen, in denen es am meisten "knirscht", wenn eine Schwangerenepidemie ausbricht scheint ja auch ansonsten ein Personalmangel zu herrschen - warum hat da noch niemand Strategien entwickelt, die das ändern könnten? Gerade das Wiedereinsteigen scheint ja oft nur Vollzeit oder unter schlechteren Bedingungen möglich... Gäbe es nicht Organisationsformen, die es auch anderen "Problemfällen" erleichtern würden, mitzuhalten - aber das würde eben bedeuten, dass wir vom reinen Gedanken des "Leistungsträgers", wie ihn Patrick so schön beschreibt, wegkommen müssen.


    Susan Sto Helit - Kleinbetriebe: für alles eignet sich nicht jeder, aber mit etwas gutem Willen auf beiden Seiten ist viel möglich. Die Firma meines Mannes ist so ein Betrieb. Als da letzthin ein junger Mann eine Arbeitszeitreduktion brauchte, hat man sich halt zusammengesetzt und überlegt, was ansteht. Er hat eine handwerkliche Ausbildung, inkl Grundlagen im Zeichnen - wunderbar: die Projektleiter sind entlastet, können einfachere Sachen abgeben und er bleibt weiterhin da. Unterdessen wieder voll fit, motiviert und im normalen Job zurück.


    Das geht nicht immer - bevor die Stimmen kommen, die mir das geduldig erklären wollen - aber es häufiger, als man sich manchmal vorstellt. Und solche Unternehmenskulturen würde ich mir für meine Kinder und ihre Zukunft wünschen!


    Was mir - sehr subjektiv - auffällt: es scheint mir tatsächlich so, dass je mehr Männer in der Branche "Elternzeit" (gibt es hier so ja nicht) nehmen, desto flexibler ist man auch schwangeren/wiederkehrenden Frauen gegenüber.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Bei deinem Beispiel geht es um genau einen Mitarbeiter, Talpa. Ich denke, die wenigsten Betriebe hätten Probleme den Ausfall eines einzigen Menschen zu kompensieren. Die meisten Firmen werden es so handhaben, dass man versucht, die Bedürfnisse von Arbeitnehmer und Arbeitgeber unter einen Hut zu bringen. Gerade dann, wenn es eben nur eine kleine Firma ist und man sich gut kennt.


    Wir sind zehn Leute. Für eine bestimmte, aber sehr zentrale Funktion habe wir nur eine Mitarbeiterin, weil wir uns schlicht nicht zwei gleichzeitig leisten können. Ausbilden können wir diesen beruf nicht selber. Diese eine Mitarbeiterin hat ihre Kolleginnen schon so weit es möglich ist, in ihre Funktionen eingearbeitet. Aber alles geht nicht. Sie plant in ein oder zwei Jahren ein Kind zu bekommen. Wir wissen nicht, wie wir den Ausfall kompensieren sollen. Wahrscheinlich wird es darauf hinaus laufen, dass wir deutliche Abstriche bei den Einnahmen hinnehmen müssen.


    Wie in den Beispielen oben genannt wird es genau dann haarig, wenn plötzlich viele, die Hälfte oder mehr wegbricht.

    • Offizieller Beitrag

    Janos, zur selben Zeit kamen in der Firma eine Vaterschaft (mit Pensenreduktion), ein Komplettausfall wegen Krankheit, einer wegen Unfall, die übliche winterliche Krankheitswelle und ... you name it.. dazu. Menschen halt, die haben ihre Unplanbarkeiten. Und ja, das ist eine Belastung für den Betrieb und das Team (wir arbeiteten die letzte Woche mit rund 50% der Besetzung, kein Spass).


    Es geht mir um zwei Aspekte in der Sache: die Wahrnehmung dieser "ärgerlichen, lästigen Schwangerschaften im Betrieb (was habe ich mich gefreut, als ein Chef mich einfach ehrlich erfreut in den Arm genommen hat!), die persönlich einfach schade finde und die Frage nach Möglichkeiten, die Belastung zu reduzieren: was würde Euch im Team helfen, was dem Betrieb?


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • na wie gesagt, das Risiko eines krankheitsbedingten ausfalls ist deutlich geringer als das einer Schwangerschaft.


    Uns würde helfen, wenn wir für ein Jahr jemand anderes mit der Funktion einstellen könnten. Aber der Markt ist leer gefegt. Da gibt es niemanden. Udn wenn, dann nicht für ein Jahr. Und dieser Mensch müsste dann natürlich nicht nur die spezielle Funktion ausüben können, sondern auch das, was die aktuelle Kollegin sonst noch kann was aber nichts mit ihrer Ausbildung zu tun hat, sondern daraus resultiert, dass sie seit einigen Jahren bei uns arbeitet.


    Wir freuen uns natürlich, wenn die Kollegin schwanger wird! Aber sie weiß ja selbst, was ihr Wegfall für uns bedeutet.

    • Offizieller Beitrag

    Ich stelle mal die These auf, dass es einen Grund gibt, warum der Markt leer gefegt ist - das könnte der Grund sein, warum so viele junge Mediziner beiden Geschlechts hierher zum Arbeiten kommen: weil die Arbeitsbedingungen für medizinisches Fachpersonal in D zurzeit einfach fast untragbar sind?


    Ich will nicht leugnen, dass Schwangere die Betriebe vor Probleme stellen. Ich möchte nur betonen, dass ich das Problem nicht auf der Seite "Schwangerschaft" sehe, sondern auf der Seite "heutige Arbeitswelt".

    Mir ist klar, dass dies in der Praxis als Kollegin der Schwangeren ein rein akademisches Problem ist und nix an der täglichen Belastung ändert.


    Liebe Grüsse


    Talpa

    • Offizieller Beitrag

    Aber warum stellst du dann die ganzen Beiträge hier, die zT mit Zahlen belegt und aus der berufsrealität ganz unterschiedlicher Bereiche sind in ihrer Bedeutung im Frage?


    Argumentativ gegen eine Benachteiligung anzugehen indem man suggeriert, die Sachgründe seien nicht vorhanden und die Arbeitgeber würden aus misogyner Motivation heraus so handeln bringt nicht weiter.


    Das Problem zu benennen und zu überlegen, mit welchen Rahmenbedingungen schwangerschaftsbedingte Probleme kompensiert werden können ist da sicher zielführender als so zu tun, als gäbe es kein Problem

    wo habe ich zahlen in frage gestellt? wo argumentatiere ich, dass sachgründe nicht vorhanden sind? wo behaupte ich, arbeitgeber würden aus misogyner motivation heraus handeln? des weiteren war mein ursprungsanliegen dieses threads nicht, rahmenbedingungen zu ändern sonder zu verstehen, ob dem wirklich so ist, dass eventuelle schwangerschaft ein wirtschaftlich erhöhtes risiko bedeutet.

    vieles, was wir tun und sagen und als gegeben hinnehmen, ist oft gewohnheiten, dinge, die nachgesagt werden. das erlebe ich hier in österreich gerade sehr vermehrt in der politik. ich habe in meinem arbeitsumfeld, ausser bei mir selber, eben noch keinen engpass wegen schwangerschaft erlebt. wegen sabbatical, wegen heftigerer krankheit, wegen jobwechsels, das ja. und auch freundinnen, die teilweise in typischen frauenberufen arbeiten, höhre ich nicht jammern, dass eine kollegin in karenz ist. die jammern, weil grundsätzlich zu wenig personal in ihren firmen vorhanden ist. also meine erlebniswelt suggeriert etwas ganz anderes, als das, was patrickstar, tannemarie oder auch susan geschrieben haben. und genau deshalb frag ich nach und frage auch, wie es eben mit anderen risikofaktoren aussieht. ja, die durchschnittlichen krakenstände eines arbeitnehmers hätte ich in irgendwelchen statistiken nachsehen können und auch, wieviele frauen in österreich kinder kriegen, wie oft jüngere arbeitnehmer im durchschnitt job wechseln. trotzdem hab ich hier gefragt.


    wieso ärgerst du dich so über meine postings?

  • Ich hatte doch auch was geschrieben licht ;)



    Talpa ach der Markt ist so oder so leergefegt. Nicht nur im medizinischen Bereich. Mein Mann sucht auch händeringend immer wieder Fachpersonal und bekommt es nicht. Es liegt weniger an der Bezahlung als an der Struktur (Region/Nähe zu anderen Regionen die Mitarbeiter eher anziehen)


    Das ist ein insich ganz schwieriges Feld und eine schwangere Frau ist eben nicht mit dem kranken Kollegen vergleichbar. Die Krankheit kommt "unerwartet" und ist nicht bewusst herbei geführt, die Schwangerschaft schon und die dauert dann auch länger ... also wenn wir 10 Frauen und 10 Männer haben, dann kann man bei 80% der Frauen mit einer Schwangerschaft rechnen, eher mit 2en innerhalb von 4 Jahren, bei den Männern wird vll 1 ausfallen wegen BurnOut/Depression ect. - wobei man dies ja versucht zu vermeiden durch gutes Arbeitsumfeld, also vll noch der 1 Kollege der Krebs bekommt ...


    Das ist halt einfach schwer vergleichbar. Die Frau steht dann über eventuell 1 Jahr nicht als Arbeitskraft zur Verfügung. Aber den Job musst du ihr danach wieder anbieten, also kannst du die Stelle (die du mit viel Kosten verbunden ausschreibst) nur befristet besetzten. Also nimmst du, wie Janos sagt, wahrscheinlich auch Einnahmeneinbußen in Kauf, weil die niemand findest, der es so gut macht wie die Mitarbeiterin. Ect. pp.

  • licht, ich ärgere mich nicht über deine Beiträge, sondern wundere mich, warum du immer wieder dieselbe Frage stellst (Welche handfesten folgen hat es denn, wenn eine frau schwanger wird?) und demselben Argument, dass auch andere Gründe dafür auftreten können, dass jemand ausfällt, auch wenn mehrere User das schon beantwortet haben

  • Ich glaube, ein Problem aus Arbeitgeber_innen-Sicht ist, dass junge Frauen das normale Risiko für schwere Krankheit, Unfall, Burn-out etc. haben PLUS das große Risiko, wegen Schwangerschaft auszufallen.


    Ein Beispiel aus meiner Arbeit:

    Mitarbeiterin darf in der Schwangerschaft nur eine eingeschränkte Stundenzahl pro Tag arbeiten. Aushilfen sind erforderlich, um den Rest aufzufangen. Eine Vertretung darf erst ab Mutterschutz eingestellt werden. Mitarbeiterin arbeitet die Vertretung ein, diese springt nach 3 Monaten ab. Neue Vertretung beginnt ohne Einarbeitung 2 Monate später. Mitarbeiterin verlängert Elternzeit, Vertretung möchte keine Verlängerung. Also: wieder 3 Monate mit Aushilfen überbrücken. Dumm gelaufen.


    In meinem Beruf werden Elternzeitvertretungen übrigens oft von Student_innen oder Berufsanfänger_innen übernommen.

    • Offizieller Beitrag

    janos ich stell die fragen unterschiedlichen menschen aus unterschiedlichen branchen und unterschiedlich grossen firmen. patricks erlebnisse mit zwei schwangeren, die sie kompensieren musste, teile ich zb. nicht. ich habe tendenziell eher männer als unzuverlässige arbeitskräfte erlebt, die jede zweite woche in krankenstand waren, aber kündigen war eher schwierig und bis ersatz kam, hats auch gedauert. ich persönlich würde einen mann zwischen 20 und 30 als größeres risiko einschätzen, weil die mehr party machen und nicht so pflichtbewusst sind bzw sich eher trauen, die gesetzeslage für sich auszunutzen. alles nur mein subjektives empfinden. ich denke auch, wenn man teamverantwortung hat oder eine firma selber führt, dass man ein ganz anderes empfinden (und auch zahlen!) über krankenstände, mitarbeiterfluktuation usw hat, als wenn man immer nur einfaches teammitglied war. und natürlich frage ich nach, wenn mir bei den ausführungen ein paar teilaspekte fehlen. mein nachfragen ist doch kein zeichen, dass ich argumente nicht gelten lasse?

  • Hermine: in der Schweiz ist BV wirklich selten - ich kenne persönlich keine Frau, die das hatte und auch Krankschreibungen jetzt auch nicht sooooo extrem viele (also die Schwangeren, die mit mir gearbeitet haben, hatten insgesamt nicht mehr Kranktage als der Durchschnittsangestellte).

    Der Mutter bzw. Schwangerenschutz ist hier ( in D) recht ausgiebig, nicht in allen Fällen nachvollziehbar und manchmal etwas übertireben, da wären einzelfallentscheidungen sicher angebrachter, aber insg. ist das recht gut.

    so gesamtgesellschaftlich betrachtet ist es ein drama. kinder kriegen ist wirtschaftlicher wahnsinn, für alle beteiligten, aber wir jammern, weil die gesellschaft überaltert ist und wir zuwenig arbeitskräfte haben, die ins sozialsystem einzahlen.

    Ja, Kinder kriegen ist auf allen Ebenen wirtschaftlicher Harakiri in D, nicht umsonst gelten Kinder las DAS Armutsrisiko Nr. 1. Das gepaart mit der Jammerei über eine Überalterung der gesellschaft ist nachgerade zynisch...

    wo behaupte ich, arbeitgeber würden aus misogyner motivation heraus handeln?

    Ich schwinge mich allerdings durchaus auf den Ast, dass einige AG aus misogyner Motivation handeln...zusätzlich ist es eben einfacher jungen Frauen das Risiko an zu sehen...chronische Erkrankungen, psycische Erkranken, sieht man den Arbeitsnehmern nicht immer an geschweige denn das Risiko an einer solchen zu erkranken, jungen Ffrauen siht amn allerdings an, dass das Risiko besteht zu "erschwangern" und mit 1-2 geschickten fragen im Vorstellungsgespräch kommt man dem auch ganz ohne die konkrete und nicht zulässige Frage auf die Spur.


    Ich war v.k. mit dem Joe bei einer entsetzlichen Weihnachtsfeier, bei der ich mich mit einem "älteren Herrn" so richtig in die Wolle bekam, nachdem er äusserte, keine jungen Frauen mehr einstellen zu wollen, da er keine Lust habe, dass die ihm nach der Einarbeitung gleich "weg-gebum..t" werden...ich bin fast geplatz und ja da existiert mehr misogyne Motivation als man denkt.

  • Jono: Eine interessante Studie, aber die Zahlen sind kaum direkt übernehmbar aus genau dem Grund, den du schon selbst anbringt.


    Ansonsten ist bei ganz vielen AGs sicher nie wirklich gerechnet worden, da ist das Bauchgefühl, dass das so ist. Punkt.

    So, wie man im baumarkt den männlichen Mitarbeiter anspricht wegen Werkzeug und die weibliche für die badvorleger.


    Re Einarbeitung: hier sind das um die 6 Monate, die ein neuer Mitarbeiter braucht, um wirklich produktiv und eigenständig Arbeiten zu können. Davor braucht er viel Unterstützung und kostet eigentlich nur.


    Vielleicht ist ein Grund auch die unplanbarkeit des Verlaufs? Ein Mitarbeiter mit einem Unfall: da ist nach Bekanntwerden anzusehen, wie lange es dauert. Bei einer Schwangerschaft ist nicht abzusehen, wann die Mitarbeiterin wieder kommt. Und dann muss sie sich für 2 Jahre festlegen und kann dann das 3. Jahr spontan mit Vorlauf von 6 Wochen einreichen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich schwinge mich allerdings durchaus auf den Ast, dass einige AG aus misogyner Motivation handeln

    Ich glaub, dass widerspricht dem zuvor ausgeführten nicht. Bisher haben wir ja - gemäß der Fragestellung - eher die negativen Folgen einer Schwangerschaft für die AN besprochen. Aber das ist ja eine reduzierte Sichtweise - AN profitieren ja auch ganz vielen Ebenen davon, wenn sie nicht nur kinderlose Singles einstellen. Und auch wenn sie Mütter einstellen - über längere Verbleibdauer (und damit eine Kompensation des Ausfalls während der EZ), zusätzliche Skills und mehr Erfahrungen - profitieren sie.

    • Offizieller Beitrag

    so gesamtgesellschaftlich betrachtet ist es ein drama. kinder kriegen ist wirtschaftlicher wahnsinn, für alle beteiligten, aber wir jammern, weil die gesellschaft überaltert ist und wir zuwenig arbeitskräfte haben, die ins sozialsystem einzahlen.

    Ja, Kinder kriegen ist auf allen Ebenen wirtschaftlicher Harakiri in D, nicht umsonst gelten Kinder las DAS Armutsrisiko Nr. 1. Das gepaart mit der Jammerei über eine Überalterung der gesellschaft ist nachgerade zynisch...

    Das finde ich auch auffällig.

    Himmel, und dann noch meistens von denselben Leuten geäussert: die erst über Fachkräftemangel xy jammern und im gleichen Atemzug darüber, dass ihnen die Frauen abspringen - aber zu überlegen, dass beides evt. ein bisschen zusammenhängen könnte, so weit geht es nicht.


    Um beim Beispiel Medizin zu bleiben: ja, eine Vollzeitmedizinerin ist eine tolle Sache in einem kleineren Betrieb. Aber wäre es üblicher, auch vor und nach Schwangerschaft mit unterschiedlichen Pensen zu jonglieren (weil zum Beispiel die Väter im Betrieb AUCH Carearbeit zuhause leisten), dann würde das auch Ganzzeitausfälle (aka Schwangerschaft) besser abfedern. So zumindest meine persönliche Erfahrung in durchaus vergleichbaren Gebieten, in denen die Arbeit auch nicht einfach aufgeschoben werden kann.

    Ich schwinge mich allerdings durchaus auf den Ast, dass einige AG aus misogyner Motivation handeln

    Ich glaub, dass widerspricht dem zuvor ausgeführten nicht. Bisher haben wir ja - gemäß der Fragestellung - eher die negativen Folgen einer Schwangerschaft für die AN besprochen. Aber das ist ja eine reduzierte Sichtweise - AN profitieren ja auch ganz vielen Ebenen davon, wenn sie nicht nur kinderlose Singles einstellen. Und auch wenn sie Mütter einstellen - über längere Verbleibdauer (und damit eine Kompensation des Ausfalls während der EZ), zusätzliche Skills und mehr Erfahrungen - profitieren sie.

    Da würde ich mir eben gesamtgesellschaftlich eine andere Sicht wünschen - dass der Schwangerenschutz nicht als Belastung gesehen wird, sondern als Selbstverständlichkeit, genauso wie das "Mitnehmen" anderer Arbeitnehmer, die vielleicht nicht volle Leistung in Gebiet xy bringen, aber dafür sehr viele andere positive Seiten haben.


    Liebe Grüsse


    Talpa