Muttersein in Deutschland 2018

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  • Ein wunderbare Struktur, die leicht zu finanzieren wäre, sind wirklich gute verlässliche Betreuungssituationen.


    Hier waren/sind Kindergarten (ab 1,5 Jahren) und Schule so gut, dass tatsächlich ganz viel Entlastung dar war/ist. Wir haben im Alltag keine Großeltern parat. Auch in den Ferien ist max. eins von dreien bei der Oma. Aber die Kita erfüllte ganz viel Basteln, Matschen, Musik machen, Plätzchen backen, Laterne laufen Gedöns - das musste dann nicht mehr zu Hause stattfinden. Die Grundschule hat (alles nicht von Eltern betrieben) einen tollen Garten (ernten, Bienen pflegen inkl.), Keramikkeller, Fußballfeld+Sportplatz, Chor, Yoga, Instrumentenunterricht, Bibliothek, regelmäßig tolle Ausflüge zum Schwimmbad, Theater, Kino, Eislaufen usw.. Das Gymnasien hat auch zig AGs wie Jugend forscht, Sport, Chor, Bands usw..


    Ich finde das eine ganz große Entlastung, so können wir uns in stressigen Zeiten hier voll auf die gute Betreuung verlassen. Alle pädagogischen Einrichtungen sollten finanziell viel besser ausgestattet sein, damit es nicht nur vom Engagement (Förderverein und so) abhängig ist, was angeboten werden kann.

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.


    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -

  • Das war alles damals deswegen kein Problem, weil Kinder überhaupt keinen hohen Stellenwert hatten. Wir waren Menschen zweiter Klasse und es hatte keiner Interesse daran, was wir so sagen, wie wir erzogen werden oder ob man uns für unsere Hobbys irgendwo hinfahren muss. Die waren mit Ihrer Arbeit ausgelastet, da war keine Kapazität mehr für etwas anderes.

    Also das finde ich einen gewagten Vergleich.


    Abgesehen davon das weder meine Großmutter, noch meine Mutter, noch die Mütter meiner Mitschüler (bis auf wenige Ausnahmen) vollzeit außer Haus gearbeitet haben.


    Wir waren doch keine Menschen zweiter Klasse.


    Du hast Recht, es wurde vermutlich nicht so viel für Kinder getan, wie heute.


    Aber war das schlechter?


    Ja, dann bin ich zu meinem Hobby eben zu Fuß gegangen. Gemeinsam mit meinen Freundinnen und Geschwistern.

    Ja, auch den Schulweg mussten wir alleine gehen.

    Und ob ich meine Hausaufgaben mache oder nicht, konnte ich mit meinen Lehrern ausmachen.

    Ja, uns war mal langweilig, wir

    usw.

    Ich wurde gestillt und getragen, nicht schreien gelassen, meine Eltern haben mit uns gespielt und Ausflüge gemacht.


    Trotzdem würde meine Kindheit heute vermutlich nicht mehr als optimal gelten.


    Aber woher kommt dieses Streben danach es "perfekt" machen zu wollen und woher nehmen wir überhaupt das Wissen, was perfekt ist?


    Und dann wollen wir bitte nicht nur als Mutter perfekt sein, sondern auch im Haushalt, als Partnerin, als Freundin, als Tante, als Kind, als Arbeitnehmerin, als Kollegin usw.

    Es sollte doch jedem klar sein, dass das schlicht nicht funktionieren kann.


    Selbst mit staatlicher und familiärer Unterstützung nicht.


    Und anstatt einfach mit dem dreckigen Kind und in Jogginghose in die Spielgruppe zu gehen und solidarisch falsch zu singen, stylen wir uns und das Kind, lernen den Text auswendig und nehmen am Besten noch Gesangsunterricht.


    Ja, alles etwas übertrieben.


    Aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass wenn einer mal anfängt nicht immer nur zu zeigen, wie toll er ist, viele nachkommen und es doch etwas entspannter wird...

  • Wie bereits gesagt, sind einige hier vermutlich in einer anderen Welt groß geworden und das scheint für viele hier nicht ganz greifbar zu sein.


    Mein Problem war sicher nicht, dass ich eine von einem Kind in zwei Stunden zu bewältigende Distanz nicht bestens hätte selbst zurücklegen können oder dass meine Eltern zwar sehr liebevoll, aber eben knapp in der Zeit waren. Ich wurde weder gestillt noch getragen noch haben wir mehr Ausflüge gemacht, als ich an einer Hand abzählen könnte, und meine Eltern waren am Abend so müde, dass sie einfach nur noch ihre Ruhe haben wollten. Familienbett oder sowas hatten wir auch nicht, weil meine Eltern am nächsten Tag fit und ausgeschlafen sein mussten. Aus heutiger Sicht kann ich das auch verstehen - es fehlte Ihnen an Vorbildern, sie waren sehr jung, hatten eine riesige Verantwortung, lebten am Minimum und wollten es für uns besser machen - damals schaffte ich das aber nicht.


    Als konkretes Beispiel (und jetzt wäre mir eine Verschiebung des Threads doch sehr lieb): Ich kann mich erinnern, dass ich ein einziges Mal einen Kindergeburtstag feiern durfte. Außer einem Kuchen hatte meine Mutter nichts vorbereitet oder geplant und war auch nicht anwesend. Ich weiß heute noch, wie die anderen Kinder sagten, wir sollen bitte ihre Eltern anrufen, es sei bei uns so langweilig/sie fühlten sich nicht wohl und würden gerne abgeholt werden. Bis heute feiere ich meinen Geburtstag nicht mehr.


    Bei meinem Mann war das übrigens ähnlich. Daraus resultierend haben wir das dringende Bedürfnis, das bei unseren Kindern anders zu machen und ja, wir übertreiben es, aber es ist ein schmaler Grat um das richtige Maß zu finden.

  • Doch Mata non grata ich kann mir das vorstellen.

    Auch heute noch gibt es Kinder, die ihren Geburtstag nicht feiern, keine Ausglüge machen usw.


    Wenn ich Ausflüge schreibe, dann meine ich Spaziergänge im Wald oder an einem See usw.


    Und zwischen keinem Kindergeburtstag und einer Riesenparty mit 5 Torten, 25 Gästen und Partyclown, gibt es auch noch andere Möglichkeiten.


    Wenn ich das richtig verstehe, fanden deine Freunde das auch eher ungewöhnlich oder?


    Es tut mir Leid, dass es bei dir so war.

  • Das habe ich mich auch gerade gefragt, ob meine Freunde das ungewöhnlich fanden.

    Also tatsächlich wurden Geburtstage damals selten gefeiert (oder ich war zumindest dann nicht eingeladen #confused).

    Wenn ich mal eingeladen war, dann waren die Feiern aber schon organisierte Feiern mit Programm oder es gab irgendeine besondere Aktivität, die das Programm übernommen hat. Ich kann mich jetzt konkret aber auch nur an eine Feier genauer erinnern und da waren die Eltern ziemliche Exoten. Ich erinnere mich an eine nicht arbeitende Mutter plus Au-Pair Mädchen.


    Und ich schreibe hier nicht, um Mitleid zu erzeugen. Für mich ist das durch, ich habe meinen Eltern das schon verziehen. Und sie sind sehr liebevolle, zugewandte Großeltern, die (ich würde mal tatsächlich behaupten anhand unseres Erziehungsvorbildes) mich schon ganz schief ansehen, wenn ich auch nur ansatzweise in ihre Muster falle.


    Aus ihrer Sicht war das auch bereits eine enorme Leistung, was sie bei uns vollzogen haben. Sie waren beide in ihrer eigenen Kindheit noch viel weiter entfernt von einer liebevollen Erziehung und im direkten Vergleich mit den Kindern meines Umfeldes war ich noch eine von denen, die es am besten hatten.


    Der Grund, warum ich das hier schreibe, ist, dass ich aufzeigen möchte, dass es leichter ist, eine Rolle auszufüllen, die man bereits vorgelebt bekommen hat und dass es sehr schwer ist, wenn man nichts hat, woran man sich orientieren könnte.


    Mag sein, dass es hier bei den Raben mehr Leute gibt, die das aufgrund ihrer eigenen Kindheit oder aus anderen Gründen intuitiv richtig machen. In meinem realen Umfeld erlebe ich da eine große Orientierungslosigkeit.

  • ich habe auch so ähnliche Erinnerungen wie Mata non grata .

    Wir liefen nebenbei...mein Vater hatte nen Werkstatt mit Tankstelle und meine Mutter hat da mitgearbeitet.

    Wenn was war gingen wir zu den Nachbarn oder zu Oma nebenan.

    Schule...Hauptsache kein blauer Brief...

    Geburtstage wurden in der Familie gefeiert (wenn überhaupt).

    Ich kann mich nicht erinnern, das meine Eltern mich mal nach meiner Meinung gefragt haben...

    Wenn ich bedenke was meine Freundin mit ihrem zweijährigen alles so diskutiert...



    Ich musste mal nach nem Autounfall ins Krankenhaus und kann mich noch gut an diese Ohnmacht erinnern, da den ganzen Tag alleine im Zimmer zu liegen...ich war 5Jahre und meine Eltern kamen immer erst Abends für ne halbe Stunde...

    LG paulina mit paula (11.05)
    + paul (04.08)

  • Daraus resultierend haben wir das dringende Bedürfnis, das bei unseren Kindern anders zu machen und ja, wir übertreiben es, aber es ist ein schmaler Grat um das richtige Maß zu finden.


    Hier zumindest bei mir auch so, mein Mann hat sich da lange gesperrt und ich habe auch heute noch manchmal das Gefühl, dass er ein bisschen eifersüchtig ist auf das, was ich den Kindern "biete" im Kontrast zu dem, wie das bei ihm war.


    Ich hatte es in einigen Dingen besser, in anderen schlechter als er aber als Gesamtpaket würde ich das so nie für meine Kinder wollen. Mitlaufen ist ein gutes Stichwort, Überforderung bei der Mithilfe im Haushalt (nichts wichtiger als eine blitzende Wohnung) Hängenlassen in schulischen Belangen (Nachhilfe bekommst du nicht, du bist nur faul), meine Meinung war gar nicht gefragt, Ausflüge ja aber nach dem Gusto meiner Eltern, Sparbuch kommentarlos abgeräumt, einmal Geburtstag gefeiert und da musste ich in meinem Zimmer vor der Heizung knieen und mich dann entschuldigen, weil ich mich daneben benommen habe, die Aufzähung ist endlos. Aber alles schon deutlich besser als bei meinen Schwestern, also hieß es immer "du hast es so gut, sei dankbar" und leider auch keine Möglichkeit, das mit meinen Eltern im Nachhinein zu klären (das Vorhaben habe ich auch schon lange aufgegeben).


    Ja, die mehrfach Rolle überfordert total, v.a. weil ich ja automatisch auch beruflich Erfolg haben soll, schließlich habe ich studiert (habe ich mir selbst finanziert). In diesem Durcheinander aus Vergangenheit und Gegenwart verlaufe ich mich immer wieder...

    Viele Grüße
    Elena mit Mini1 (*2004) und Mini2 (*2006)

  • Das was ihr schreibt sind aber doch schon extremere Sachen oder?



    Beim Kindergeburtstag kamen 3-6 Freundinnen.

    Es gab Kuchen, dann durften wir spielen (auch so Sachen wie Topfschlagen, Eierlauf usw) und je nach Wetter sind wir auf den Spielplatz (alleine) gegangen.

    Abends gab es dann noch Nudelsalat und Würstchen.

    Ich hab da gute Erinnerungen dran und meine Freunde haben auch ähnlich gefeiert.

    Meine Kinder feiern auch so. Und es gefällt allen.

  • Es gibt viele "früher" so wie es viele "heute" gibt. Ich glaube es ist eine Illusion, das Kinder haben "früher" einfacher war. Ich glaube es gab sowohl als Eltern als auch als Kind mehr vorgegebene Dinge zu beachten. Aber unterm Strich (Geld verdienen, Haushalt, Kinder, Eltern,...) war das Leben früher anstrengend und ist es heute auch. Die Anstrengungen sind nur andere.

    Sicher ist es richtig und wichtig zu gucken, wie kann es einfacher und weniger überfordernd sein, wie kann jede einzelne und die Gesellschaft helfen. Aber Kinder groß ziehen ist immer (zumindest) ein Stück überfordernd, sorgenvoll und lästig und das Beste was uns passieren konnte, Mütter unserer Kinder zu sein.

    Das Leben ist so.


    Ein (kurz vor der Rente Kollege) sagte in größerer Runde. "Wir sind auf dem Zahnfleisch gegangen, wenn alle mal wieder abwechseln krank waren. Und wir haben es über lebt" und eine ältere Kollegin sagte "Ja, das ist so mit Kindern. Das geht uns allen so". Und mein Chef erzählt gerne, wie er als die Kinder klein waren oft zu spät zur Arbeit kam, weil er es nicht früher schaffte. Ich finde diese Anerkenntnis " Ja, es ist anstrengend, aber das ist normal. " hilft.

  • Solange wir nicht anerkennen, dass unsere Eltern es so gut gemacht haben, wie sie es eben konnten (von extremen psychischen Beeinträchtigungen oder Störungen wie Sadismus abgesehen), verrennen wir uns in einem Machtkampf mit dieser Generation, der nur Verlierer*innen kennt. Wir wollen ihnen beweisen, dass sie uns durchaus hätten liebevoll aufziehen können - wir können das bei unseren Kindern ja auch - und setzen uns durch dieses "besser als die" unter einen unmenschlichen Druck. Eine glückliche Kindheit ist doch sowieso eher eine Ursehnsucht als etwas, das man als Elternhaus bieten kann.


    Wir lagen auf der Wiese und baumelten mit der Seele.


    Kurt Tucholsky (Schloß Gripsholm)

  • Wir wollen ihnen beweisen, dass sie uns durchaus hätten liebevoll aufziehen können - wir können das bei unseren Kindern ja auch - und setzen uns durch dieses "besser als die" unter einen unmenschlichen Druck.


    Nein, es geht nicht um einen "Beweis", das wäre bei mir auch ganz unsinnig, denn meine Eltern reflektieren das eh nicht. Ich war nur sehr unglücklich als Kind und habe davon viel in mein Leben getragen. Was ich von meiner Seite tun kann, dass meine Kinder das nicht so erleben, MUSS ich tun. Dazu gehören nicht nur materielle Dinge oder das Umsorgen sondern v.a. dass ich versuche, sie jeweils als die Person wahrzunehmen, die sie sind und mit ihnen dadurch wirklich in Kontakt zu stehen. Ab diesem Punkt kann ich aber nichts mehr umsetzen mit "weil ich halt hier das Sagen habe" sondern muss das alles im Austausch klären. Das ist anstrengend aber ich kann mir das halt auch nicht (mehr) anders vorstellen. Ich musste auch viel an mir selbst arbeiten, um alte Muster loszuwerden, das war auch für mich selbst gut aber eben: sehr anstrengend...

    Viele Grüße
    Elena mit Mini1 (*2004) und Mini2 (*2006)

  • Das was ihr schreibt sind aber doch schon extremere Sachen oder?

    Also falls Du Dich auf mein Beispiel beziehst und damit meinst, dass das innerhalb meiner Kindheit extrem wäre, dann muss ich dazu klipp und klar nein sagen. Das war nun ein Beispiel für die Vernachlässigung, bei dem ich dachte, dass es für andere gut nachvollziehbar ist. Vieles andere wird, denke ich, für jemanden, der nicht dabei war, kaum verständlich sein und es ist auch nicht geeignet, um es hier in einem so öffentlichen Forum aufzuschreiben.

    Solange wir nicht anerkennen, dass unsere Eltern es so gut gemacht haben, wie sie es eben konnten (von extremen psychischen Beeinträchtigungen oder Störungen wie Sadismus abgesehen), verrennen wir uns in einem Machtkampf mit dieser Generation, der nur Verlierer*innen kennt. Wir wollen ihnen beweisen, dass sie uns durchaus hätten liebevoll aufziehen können - wir können das bei unseren Kindern ja auch - und setzen uns durch dieses "besser als die" unter einen unmenschlichen Druck. Eine glückliche Kindheit ist doch sowieso eher eine Ursehnsucht als etwas, das man als Elternhaus bieten kann.

    Das habe ich oben ja bereits getan und ich gebe Dir Recht, dass es ein wichtiger Schritt ist.


    Ich sehe und sah mich in meiner Erziehung aber nie in Konkurrenz zu meinen Eltern. Das ist so dermaßen nicht vergleichbar, dass ich es auch nicht vergleiche, weil man sich fragen muss, ob beides überhaupt gleichzeitig unter dem Oberbegriff "Erziehung" laufen darf.


    Und es verliert doch keiner, wenn man reflektiert. Wenn ich einfach nur die Vorgehensweise meiner Eltern anerkennen und sie würdigen würde, indem ich sie unverändert übernehme, dann gäbe es sicherlich nur Verlierer. Mein Bruder macht das weitestgehend und meine Eltern leiden sehr unter seinem Verhalten ihren Enkeln gegenüber, zumal sie ja wissen, dass sie daran nicht unschuldig sind.

  • Ich meinte jetzt so Sachen wie:

    Sparbuch kommentarlos abgeräumt, neben der Heizung knien usw.


    Wie geschrieben kenne ich auch Kindergeburtstage von früher anders, nicht nur bei uns.


    Und es geht garnicht darum alles unreflektiert zu übernehmen.

    Es geht darum alles perfekt machen zu wollen und eben damit auch zu entscheiden, was perfekt ist.


    Egal wobei.

    Der Kindergeburtstag ist ja auch nur einmal im Jahr.

    Trotzdem bin ich mir sicher, dass es für das Kind im Rückblick keinen Unterschied macht, ob es zu Hause mit 5 Freunden Kuchen gegessen, gespielt und getobt hat.


    Oder mit 10 Freunden eine Motivtorte, plus Motivdekoratio, Schatzsuche, Mottospiele, Bastelevent, plus Pizza und zum Abschluss eine Zaubershow hatte.


    Wichtig ist doch, dass die Eltern da sind.


    Das fängt bei Windeln an, geht über die Wahl der richtigen Schuhe, zum Kindergarten, zur Schule, über die Hobbies, bis hin zur Berufswahl und ganz viel dazwischen.


    Das stresst. Uns und unsere Kinder.

    Zeitgleich lassen wir uns noch von ganz vielen Seiten verunsichern.

    So sicher sind wir dann doch nicht, ob es perfekt ist.


    Und diese Perfektion wollen wir auch in all den anderen Lebensbereichen haben.


    Das geht nicht.

  • Mondschein, in dem geschilderten Beispiel war die Mutter ja nicht mal anwesend.

    mein Vater war an keinem einzigen meiner Kindergeburtstage anwesend. Er arbeitete. Kindergeburtstage waren unter der Woche. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, für einen Kindergeburtstag seiner Kinder frei zu nehmen. Aber das wurde auch nicht erwartet, weder von mir noch von meiner Mutter noch von sonstwem. An kaum einem Kindergeburtstag meiner Freund*innen waren jemals die Väter anwesend.

    Heute ist das anders. Da sind die Kindergeburtstage grösstenteils am Wochenende und alle sind anwesend.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Es liegt nicht immer in unserer Hand, die Dinge zu vereinfachen oder zu machen "wie früher". Die Gesellschaft ist anders.

    Meine Kinder sind 8. Also nicht mehr klein. Ich will sie zur Selbstständigkeit erziehen. Traue ihnen was zu. Habe selbst auch nicht so viel Zeit. Und so sind die Reaktionen: mein Sohn fährt mit dem Rad zum Sport (Entfernung ca. 1,5 km) und sein Trainer bittet mich, ihn nächstes Mal selbst abzuholen.

    Ich setze meine Sohn an der Ecke beim Bäcker ab mit Geld und sage "Kauf mal 10 Brötchen", weil ich keinen Parkplatz finde. Die Verkäuferin begleitet ihn nach dem Einkauf mit nach draussen und ist erst beruhigt, als sie mich sieht.

    Die Kinder laufen zur Schule (wie es unser Kultusministerium empfiehlt) und ich kann mir blöde Kommentare anhören a la "Ich würde meine Kinder nicht alleine laufen lassen."

    Ich tue das Alles trotzdem, weil ich es richtig finde aber der allgemeine Konsens hat sich deutlich verschoben.

  • Mondschein, in dem geschilderten Beispiel war die Mutter ja nicht mal anwesend.

    An meinen Kindergeburtstagen war mein Vater bis abends weg.

    Meine Mutter war zwar da und hat auch den Topf versteckt.

    Gespielt haben wir alleine.


    Ich kenne es aus meinem Umfeld nicht, dass an Geburtstagen kein Elternteil anwesend war.

    Daher schrieb ich ja, dass ich das ungewöhnlich finde.


    Vielleicht war es aber in meinem Umfeld ungewöhnlich, weil die Mutter anwesend war.

  • Das Hauptproblem sehe ich - wie andere hier - darin, dass die Mutterrolle eben von Frauen ausgeübt wird und dass sich Frauen per se immer für alles kritisieren lassen müssen. Wenn ein Vater etwas macht, ist die Grundhaltung „wird schon OK sein so“, wenn eine Mutter etwas macht, wird es als Aufforderung gesehen, darüber nachzudenken, ob es nicht noch besser gehen würde.


    Das ist allerdings nichts Neues.


    Halbwegs neu ist ein anderer Stress-Faktor. Wir glauben kollektiv heutzutage, dass man mit Erziehung alles* wuppen könnte. Dass man Kindern nur gute Ausbildung zukommen lassen müsste, und dann hätten sie gute Chancen im Leben. Wir blenden aus, dass wir auf die ganzen „unfairen“ Faktoren eh keinen Einfluss haben.


    *abgesehen von diagnostizierten Störungen - die vor diesem Hintergrund vermutlich zugenommen haben


    Wir überschätzen die Möglichkeiten, die Eltern im Positiven haben, vielleicht auch, weil wir teilweise erlebt haben, wie schwerwiegend die Möglichkeiten von Eltern im Negativen sind, wie gründlich sie ihren Kindern Steine in den Weg legen können.


    Und wenn man dann noch die Meinung hat, dass Bildschirme der intelektuellen Entwicklung vom Kind schaden würden, dann muss man ein Verabredungs- und Rumkutschier-Programm durchziehen, mit dem man den bösen Bildschirmen etwas entgegensetzen kann. Möglicherweise auch noch belächelt von den Vätern, die keine Erziehungsliteratur gelesen haben und überhaupt nicht verstehen, wieso da so ein Aufwand nötig sein sollte.


    Das ist einfach objektiv anstrengend.