Muttersein in Deutschland 2018

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Ich bin bei solchen Diskussionen immer hin und her gerissen.


    Ich glaube viel Druck machen sich Mütter selber.

    Da geht es immer nur darum zu überlegen, was andere denken.

    Dadurch probieren wir ganz viel nicht aus oder lassen es uns gefallen.


    Viele sperren sich quasi mit Kind (so von 1 bis ca. 10 Jahre) ein oder aus der Gesellschaft aus, weil sie nicht stören wollen. Mich erschreckt das.


    Die Kinder selber habe ich nie als stressig empfunden. Falsch, das nicht schlafen können anfangs war stressig. Extrem stressig.

    Aber für beide, denn natürlich musste mein Mann auch was übernehmen.


    Tatsächlich ist es eher das, was ich glaube, was andere von mir erwarten.

    Da konnte ich noch nicht alles ablegen.


    Bei dem was ich abgelegt habe, habe ich aber gemerkt, dass ich mir viel Druck selber gemacht habe.


    Und was ich noch viel erschreckender finde ist, dass wir unsere Kinder dadurch selber so unter Druck setzen.

  • Vieles sind sicher auch sprachliche Gepflogenheiten. Bei dem einen heißt "mich nervt" sowas wie "es geht partout nicht mehr, ich bin völlig alle und brauche hilfe". Bei dem anderen eben nur "Ich würde gerne mal wieder ausschlafen aber sonst ist alles ok".


    Mir fällt das immer wieder auf bei Usern, die mit kleinen Kindern oder in schlechten Zeiten Threads starten mit dem Tenor, dass sie nicht mehr weiter wissen vor Erschöpfung und Stress und genervtheit. Ein paar Wochen oder Monate später ist alles ok und der Tenor ist dann eher " Ich war da ein bisschen müde, aber eigentlich ist alles doch kein Ding, man muss sich nicht stressen".


    Oft habe ich das Gefühl, dass die Verzweiflung der harten Zeiten später vergessen ist und am Schluss ein "war immer alles easy" bleibt

  • Oft habe ich das Gefühl, dass die Verzweiflung der harten Zeiten später vergessen ist und am Schluss ein "war immer alles easy" bleibt

    Dadurch wird aber auch viel mehr als stressig empfunden.


    Es wäre da bestimmt auch gut einfach mal ganz bewusst zu sagen:

    Die Zeit war extrem schlimm.


    Dann sieht man, dass andere Sachen garnicht so schlimm sind und man kommt weg davon einfach immer alles, als schlimm zu empfinden.

  • kinder zu haben ist heute etwas sehr anspruchsvolles (nett ausgedrückt). neben den grossen herausforderungen an die eltern am arbeitsmarkt, am wohnungsmarkt usw.


    es gibt weniges was ich schlimmer finde, als dass alle möglichen themen und problemlösungen der einzelnen familie angehängt werden, statt für anständige bedingungen zu sorgen. ein krasse krankheit unserer zeit. ich will nicht um jede sache kämpfen müssen. das habe ich anders kennengelernt.

    das finde ich einen total wichtigen Punkt! Die meisten Familien leben heute nicht mehr neben zwei Paar Großeltern. Die Ansprüche an Eltern sind extrem hoch, die Unterstützungen recht überschaubar und müssen zudem aktiv eingefordert werden (ich denke zb an Haushaltshilfe nach Geburt, und die kann ja auch abgelehnt werden)


    Was fehlt, ist eine gesellschaftliche Normalität, die Hilfen für Familien flächendeckend und hürdenlos zur Verfügung stellt. Und Arbeitsrealitäten, die Familien mehr Zeit zugestehen. Dieses Spannungsfeld kann eine durchweg kapitalistische Gesellschaft nicht bedienen.


    Als meine Schwägerin nach sehr kurzer Zeit ihr zweites Kind erwarte (unsere großen sind etwa gleich alt), sagte ich zu ihr dass ich mir gar nicht vorstellen könnte, jetzt noch ein Kind zu bekommen, denn ich lief zu dem Zeitpunkt echt auf dem Zahnfleisch. Sie konnte das nicht nachvollziehen und freute sich darüber, dass die Kinder so nah beieinander sein würden. Ich kam mir echt unzulänglich vor damals. Erst Monate später wurde mir klar, dass sie im selben Dorf wie beide Großeltern lebt und ihr Mann zwar viel arbeitet, aber eben von zu Hause aus. Während wir komplett ohne Hilfe in der Stadt leben und mein Mann Vollzeit arbeitete. Unterstützung im Alltag macht einfach so viel aus.

    #herzKleiner Zwerg 07/14

    #herzMinizwerg 06/17

    ticker?TT=bdy&TT1=bdy&CL=&CT=&CG=F&O=m_chick&T=t_b14&D=2017-06-07&M1=&D1=&T2=&T1=Minizwerg&T3=&CC=0&CO=FFFFFF&CO2=&W=&TS=&R=A&SC=green


  • Bei mir hat es etwas gedauert, bis ich kapiert habe, dass Müttern ständig strukturelle Defizite als eigenes Versagen oder "Herausforderung" aufgebürdet werden, wir als Mütter uns das aber auch gerne anziehen (Schuldgefühle, Versagensgefühle) ...Wie ändern? Wenn man vor lauter Erschöpfung kaum aus den Augen schauen kann? Wenn frau einfach froh ist, den Tag hinter sich gebracht zu haben?


    Ein anderer Punkt ist der Perfektionismus. Den muss man aber gesondert anschauen. Es hat nichts mit Perfektionismus zu tun, wenn alleinerziehende Mütter ohne Großeltern oder sonstwen im Hintergrund völlig am Limit sind. Und es hat nichts mit Perfektionismus zu tun, wenn berufstätige Mütter mit kleinen Kindern oder größeren Kindern, die nicht ganz windschnittig sind, am Limit sind.


    Es hat aber wohl mit Perfektionismus zu tun, wenn ich mein Kind vor allem Mangel, aller negativen Erfahrung oder Niederlagen oder auch nur "ungesunder Ernährung" bewahren will. Es hat mit Perfektionismus zu tun, wenn man mir nicht ansehen darf, wie erschöpft ich bin. Es hat auch mit Perfektionismus zu tun, wenn wir so unbedingt besser sein wollen als die Generation vor uns. Woher kommt dieser Perfektionismus, und warum finde ich den bei den Vätern so gar nicht? Weil wir uns als Töchter eher die Zuneigung unserer Eltern und Lehrer*innen erarbeiten mussten?


    Wir lagen auf der Wiese und baumelten mit der Seele.


    Kurt Tucholsky (Schloß Gripsholm)

    Einmal editiert, zuletzt von Marienkaefer ()

  • und warum finde ich den bei den Vätern so gar nicht? Weil wir uns als Töchter eher die Zuneigung unserer Eltern und Lehrer*innen erarbeiten mussten?

    Bei den Vätern hast du den dann wenn es um den Beruf und das Geld verdienen geht.

    It all started with the big BANG!


    (Big Bang Theory)

  • ich bin völlig falschen Vorstellungen erlegen. Ich dachte mit Kind käme ich zur ruhe, hätte mehr zeit und mehr freiheiten#freu#freu#freu#freu#freu


    Das wäre sicher nicht passiert, wenn wir noch in Großfamilien leben würden und ich gewusst hätte, was auf mich zukommt.


    Dazu war mein erstes Kind sehr anstrengend, viel Nähe, schnell reizüberflutet, geringes schlafbedürfnis.

    Die adhs Diagnose Jahre später hat viel erklärt.



    Ich bin eher die babymutter. Betüddeln, stillen, tragen....das ist meins.

    Jetzt sind sie älter und selbständiger, 9 und 13, jetzt ist es auch wieder ok.

    Mein Horror war die Kleinkindzeit .

    Nie im leben war ich so fremdbestimmt und musste mich mit so viel beschäftigen, was mich zutiefst gelangweilt und mir zuwider war.



    Wenn ich heute an Spielplätzen vorbeikomme, tun mir die Eltern wirklich leid, die sich dort mit ihren Kleinkindern aufhalten. Oder wenn ich sie beim einkaufen sehe.

    Auch schwangere bekommen von mir eher mitleidige Blicke. Zumindest privat.

    Ich bin ja Hebamme und an den neugeborenen kann ich mich sehr erfreuen. Nach Feierabend ist es dann ja nicht mehr mein Problem.



    Kind 1 brauchte unendlich viel Unterstützung in der Grundschule. Adhs und Legasthenie, langsames arbeitstempo, feinmotorische Schwierigkeiten und das schlimmste und für mich am belastendsten : massive soziale Probleme und ein unglückliches kind


    Dieses Kind geht seit der 5. Klasse auf eine Ganztagsschule ohne Hausaufgaben.

    Seitdem ist das schulthema entspannt.


    Ich kann und will nicht mehr die ersatzlehrerin spielen. Unsere Beziehung wäre dabei zugrunde gegangen.


    Überhaupt hat mich die Sorge und die Belastung mit diesem Kind einen teil meiner Gesundheit gekostet.

    Sie entwickelt sich zu einer wunderbaren jungen Frau mit jetzt ganz normalem, gesunden sozialleben, und so langsam habe ich Hoffnung, dass sie ihren Weg gehen wird. Und gut gehen wird. Auch wenn es schulisch immer schwierig bleiben wird.


    Auch habe ich mir wahrscheinlich den falschen mann zum Familie gründen gewählt und mir in den ersten Jahren meines mutterseins durch meine perfektionsansprüche das leben selber schwer gemacht.



    Mir war früher auch nicht bewusst, dass Frauen auch heute noch in vielem benachteiligt sind und es immer schwerer haben.


    Man könnte sich sicher vieles einfacher machen, aber ich könnte es erst mit dem Wissen und der Erfahrung die ich heute habe. Und das ist leider zu spät.

  • Bei mir hat es etwas gedauert, bis ich kapiert habe, dass Müttern ständig strukturelle Defizite als eigenes Versagen oder "Herausforderung" aufgebürdet werden, wir als Mütter uns das aber auch gerne anziehen (Schuldgefühle, Versagensgefühle) ...Wie ändern? Wenn man vor lauter Erschöpfung kaum aus den Augen schauen kann? Wenn frau einfach froh ist, den Tag hinter sich gebracht zu haben?

    das fett markierte finde ich auch einen ganz wichtigen Punkt. Zb gibt es ja momentan die #schüttelntötet Kampagne, in der gezeigt wird dass es besser ist, Gegenstände kaputt zu machen als das Baby zu schütteln. Grundsätzlich ja auch total richtig, aber wieder wird die Verantwortung allein den Eltern gegeben, zumindest hatte ich jetzt nicht gesehen, dass als Teil der Kampagne Entlastung für Familien geplant wäre, um strukturell überhaupt zu verhindern, dass Menschen in diese Situation kommen.


    Perfektionismus... Auch ein ganz anderes und komplexes Thema. Es sind ja viel mehr Zusammenhänge bekannt als zb in meiner Kindheit, oder der Kindheit meiner Eltern. Ist es dann Perfektionismus, danach auch zu handeln? Oder ist das einfach auch verantwortungsvoll? Wo ist die Grenze, ab der man sich nur noch verrückt macht?


    Und auch wie sehr stresst es mich, die Blicke anderer auszuhalten im Vergleich dazu, wir viel Stress ich mir vielleicht spare indem ich drauf schei**e...?

    #herzKleiner Zwerg 07/14

    #herzMinizwerg 06/17

    ticker?TT=bdy&TT1=bdy&CL=&CT=&CG=F&O=m_chick&T=t_b14&D=2017-06-07&M1=&D1=&T2=&T1=Minizwerg&T3=&CC=0&CO=FFFFFF&CO2=&W=&TS=&R=A&SC=green

  • das finde ich einen total wichtigen Punkt! Die meisten Familien leben heute nicht mehr neben zwei Paar Großeltern. Die Ansprüche an Eltern sind extrem hoch, die Unterstützungen recht überschaubar und müssen zudem aktiv eingefordert werden (ich denke zb an Haushaltshilfe nach Geburt, und die kann ja auch abgelehnt werden)

    wieso haben alle immer das Gefühl, Grosseltern sind das Nonplusultra? ganz ehrlich, ich bin im falle meiner Schwiegereltern gnadenlos froh, sind sie nicht in meiner unmittelbaren Umgebung. Der stress, den das bringen würde, wäre um ein vielfaches grösser, als mein stress jetzt ohne Grosseltern.

    Und: die meisten Familien früher lebten nicht mit 2 Paar Grosseltern.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Bei den Vätern hast du den dann wenn es um den Beruf und das Geld verdienen geht.

    Bist du sicher? In meinem beruflichen Umfeld erlebe ich viele Frauen als durchaus perfektionistisch, und selbstverständlich erledigen die mit den "Halbtagsstellen" die Arbeit für eine fast ganze Stelle. Die Männer dagegen kennen genau die Spielregeln und wissen sie für sich zu nutzen. Mein Kollege kennt sich sehr gut aus im Enddarm meines Chefs, würde ihm nie nie niemals Kontra geben, hat dadurch eine komfortable Position und macht bestimmt und ganz selbstverständlich die längste Mittagspause von uns allen. Wir Kolleginnen be"herr"schen diese Statusspielchen nicht so. Und ich gebe zu: Widerstrebt mir auch zutiefst. Doch ich muss auch zugeben: Auch im Job bin ich durchaus perfektionistisch. Mehr als meine Kollegen, denen eine Frau zu Hause den Rücken freihält. Ich würde diese Haltung also nicht auf den Bereich Familie beschränken. Sondern so definieren, dass den Männern die Welt gehört. Sie müssen sich nicht so anstrengen. Wir müssen uns rechtfertigen dafür, mitspielen zu dürfen...


    Wir lagen auf der Wiese und baumelten mit der Seele.


    Kurt Tucholsky (Schloß Gripsholm)

  • Zitat

    Grundsätzlich ja auch total richtig, aber wieder wird die Verantwortung allein den Eltern gegeben, zumindest hatte ich jetzt nicht gesehen, dass als Teil der Kampagne Entlastung für Familien geplant wäre, um strukturell überhaupt zu verhindern, dass Menschen in diese Situation kommen.

    Zitat

    Die Ansprüche an Eltern sind extrem hoch, die Unterstützungen recht überschaubar und müssen zudem aktiv eingefordert werden (ich denke zb an Haushaltshilfe nach Geburt, und die kann ja auch abgelehnt werden)


    Was fehlt, ist eine gesellschaftliche Normalität, die Hilfen für Familien flächendeckend und hürdenlos zur Verfügung stellt. Und Arbeitsrealitäten, die Familien mehr Zeit zugestehen. Dieses Spannungsfeld kann eine durchweg kapitalistische Gesellschaft nicht bedienen.


    genau um diese punkte geht es mir.


    ich als einzelne mutter hätte nicht viel besser machen können als ich es getan habe. der rest muss auf anderer ebene angegangen werden und ich engagiere mich gern, dass das auch passieren wird.

  • was JooBoo sagt, dass Frau so viele Dinge tun muss/musste, die sie als langweilig empfindet, war auch ganz schlimm für mich., vor allem die Hausarbeit, aber auch ewiges rumsitzen auf dem Spielplatz, Rollenspiele, mit Kleinkindern basteln.


    Da fehlt einfach komplett das Dorf. Frau ist einfach für alles zuständig, es gibt keine Möglichkeit, sich Aufgaben je nach Interessen aufzuteilen. Ich gebe echt jedem Kind gerne Nachhilfe (außer deutsch) und spiele stundenlang Lego, wenn dafür jemand anderes playmobil, basteln oder saugen übernimmt. Wie sieht‘s aus? Rhein-Main-Gebiet ?

  • Ich glaube, es wäre schon viel gewonnen, wenn Männer ihren fairen Anteil übernehmen würden. Wie schnell sich z.b. die Arbeitswelt ändern würde, wenn Väter zu gleichen Teilen Teilzeit arbeiten würden, kann ich mir kaum ausmalen. Wir Frauen haben kaum noch Stellschrauben. Wenn Männer fordern, fordert der Norm-Mensch, nicht die Abweichung, die eine extra-Wurst verlangt.

  • wieso haben alle immer das Gefühl, Grosseltern sind das Nonplusultra? ganz ehrlich, ich bin im falle meiner Schwiegereltern gnadenlos froh, sind sie nicht in meiner unmittelbaren Umgebung. Der stress, den das bringen würde, wäre um ein vielfaches grösser, als mein stress jetzt ohne Grosseltern.

    Und: die meisten Familien früher lebten nicht mit 2 Paar Grosseltern.

    grosseltern sind hier alle nett. aber meine Kinder haben die schwiegis nur 1x genommen, nach 3 tagen waren sie am ende ihrer kräfte. meine eltern dasselbe. höchstens mal ein paar stunden als sie kleiner waren. einzeln. meine Kinder sind aber auch echt anstrengend. zusammen sowieso. jetzt an weihnachten sind die wieder zusammen und obwohl sie schon 12 und 15 sind...gibt es jeden tag streit und stress.

    der winter war immer am schlimmsten, da sie dann nicht einfach rauskonnten. man musste sie ja noch anziehen, etc. 1x das weiss ich noch war ich so genervt, dass ich sie rausgeschmissen habe. da waren sie so 4 und 8. nach stunden sind sie dann wieder gekommen....aber es hatte auch schnee. heutzutage hats ja nicht mal mehr schnee. was macht man an den feiertagen mit kleinen kindern ohne Schnee?

  • Bei den Vätern hast du den dann wenn es um den Beruf und das Geld verdienen geht.

    Bist du sicher? In meinem beruflichen Umfeld erlebe ich viele Frauen als durchaus perfektionistisch, und selbstverständlich erledigen die mit den "Halbtagsstellen" die Arbeit für eine fast ganze Stelle. Die Männer dagegen kennen genau die Spielregeln und wissen sie für sich zu nutzen. Mein Kollege kennt sich sehr gut aus im Enddarm meines Chefs, würde ihm nie nie niemals Kontra geben, hat dadurch eine komfortable Position und macht bestimmt und ganz selbstverständlich die längste Mittagspause von uns allen. Wir Kolleginnen be"herr"schen diese Statusspielchen nicht so. Und ich gebe zu: Widerstrebt mir auch zutiefst. Doch ich muss auch zugeben: Auch im Job bin ich durchaus perfektionistisch. Mehr als meine Kollegen, denen eine Frau zu Hause den Rücken freihält. Ich würde diese Haltung also nicht auf den Bereich Familie beschränken. Sondern so definieren, dass den Männern die Welt gehört. Sie müssen sich nicht so anstrengen. Wir müssen uns rechtfertigen dafür, mitspielen zu dürfen...

    Ich kenne diese Haltung sowohl von meinen Eltern als auch von meinen Schwiegereltern:

    Ausreichend Geld zu verdienen ist einfach Aufgabe meines Mannes.


    Mein Mann und ich sehe das anders, aber er ist definitiv nicht frei von dem Anspruch an sich selbst genug Geld zu verdienen und beruflich weiter zu kommen. Da bin ich viel lockerer als er.

    It all started with the big BANG!


    (Big Bang Theory)

    • Offizieller Beitrag

    wieso haben alle immer das Gefühl, Grosseltern sind das Nonplusultra? ganz ehrlich, ich bin im falle meiner Schwiegereltern gnadenlos froh, sind sie nicht in meiner unmittelbaren Umgebung. Der stress, den das bringen würde, wäre um ein vielfaches grösser, als mein stress jetzt ohne Grosseltern.

    Und: die meisten Familien früher lebten nicht mit 2 Paar Grosseltern.

    grosseltern sind hier alle nett. aber meine Kinder haben die schwiegis nur 1x genommen, nach 3 tagen waren sie am ende ihrer kräfte. meine eltern dasselbe. höchstens mal ein paar stunden als sie kleiner waren. einzeln. meine Kinder sind aber auch echt anstrengend. zusammen sowieso. jetzt an weihnachten sind die wieder zusammen und obwohl sie schon 12 und 15 sind...gibt es jeden tag streit und stress.

    der winter war immer am schlimmsten, da sie dann nicht einfach rauskonnten. man musste sie ja noch anziehen, etc. 1x das weiss ich noch war ich so genervt, dass ich sie rausgeschmissen habe. da waren sie so 4 und 8. nach stunden sind sie dann wieder gekommen....aber es hatte auch schnee. heutzutage hats ja nicht mal mehr schnee. was macht man an den feiertagen mit kleinen kindern ohne Schnee?

    Meine Schwiegereltern und eigenen Eltern sind erst seit kurzem pensioniert - sogar in der Nähe hätten sie uns wenig genutzt, denn schliesslich mussten auch die einen Lebensunterhalt verdienen.

    Und wenn ich an "die gute alte Zeit" zurück denke (wir hatten es gerade heute davon, mein Mann und ich, beides Landkinder): da bedeutete Betreuung durch die Grossmutter schlicht und ergreifend: hinterherdackeln, während sie ihrer Arbeit nachging, den Hof in Schuss hielt...


    Nein, die Schwärmerei von der tollen, sich selbst organisierenden Grossfamilie passt der Politik doch einfach schön in den Kram - denn dann ist ja wieder klar, wer Schuld ist, wenn es nicht klappt: die Familie selbst. Und nicht etwa die fehlenden Strukturen, die allen helfen würden.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • @happy spider: das sehe ich auch so. also generell, bei uns persönlich nicht. mein mann ist immer über alle grenzen gegangen was die belastung angeht.

    uns hätte mit unseren problemen tatsächlich nur noch das „dorf“ helfen können.


    ob das nun grosseltern, verwandte sind (wie entlastend das ist, sehe ich ja an meiner schwägerin und auch an den familien von cousins und cousinen) oder organisierte gesellschaftliche hilfsstrukturen ist mir im endeffekt erstmal egal. nur wäre es eben schön, wenn alle eltern darauf zugreifen könnten.

    • Offizieller Beitrag

    Ich erlebe vieles sehr umfeldabhängig. Hier, wo ich lebe, sind wir gefühlt ein Blinzeln weg vom Mutterbild, die sich ganztags um die Kinderschar kümmert.


    Und obwohl viele Mütter hier Teilzeit arbeiten, sind sie oft gefangen in diesen Idealen.

    Also einerseits möchten sie emanzipiert sind, eigenes Geld verdienen, Anerkennung für ihre Ausbildung, ihre Arbeitsleistung, andererseits wollen sie auch das Mutterbild leben mit selbstgebackenen Plätzchen, liebevoll dekoriertem Haus, gebasteltem Adventskalender, möglichst viele Dingen den Kindern ermöglichen, usw.


    Und da das schlussendlich nicht wirklich geht, stecken sie in einem Dilemma des Versagens.


    Das ist dann manchmal auch von aussen nicht einfach mitzutragen. Ich habe lange Zeit in Teams mit Müttern gearbeitet. Da war es vollkommen klar, dass man die Sitzung abends verschieben musste, weil der Mann Sport machen wollte und sie auf die Kinder aufpassen musste. Es war vollkommen klar, dass sie nicht arbeiten kommen konnte, wenn ein Kind krank war. Es war vollkommen klar, das der Familienurlaub nach den Vorgaben des Arbeitgebers des Mannes geplant wurde.

    Auch da wieder dieses Dilemma: sie wollten die Anerkennung als berufstätige Mutter, aber sie gaben sie sich selber schon gar nicht. Sie lebten selber genau das, das ihre Arbeitsleistung sekundär und eher Hobby war als Berufstätigkeit.


    Auch die Männer leben diese Zwiespätligkeit: sie sind stolz, wenn die Frau noch einen "Arbeitstitel" hat, sie finden es gut, wenn noch mehr Geld reinkommt ins Familienbudget. Aber auch sie haben oft noch die Vorstellung im Kopf von der Frau, die das Heim gemütlich macht. Die sich um den KLeinkram des Alltages kümmert, die mit einem Lächeln, schnell noch die Küche aufräumt, bevor sie ins Bett geht.


    UNd das Schlimme ist, das das oft sehr unbewusste Vorstellungen sind.


    Ich weiss nicht, wo es hingehen wird.

    Entweder es gibt ein Schritt nach vorne, und wir legen die Vorstellungen der "liebevollen Hausfrau und Mutter" ad acta oder wir lassen das mit der Berufstätigkeit und brennen dafür nicht aus.

    Aber ich glaube, dieses Zwischending ist für viele gerade schwer aushaltbar.

  • Wir haben die Grosseltern fast nebenan. Das ist super. Die arbeiten zwar auch noch und hier ist Kinderbetreuung auch oft die Kinder mit"dackeln" lassen. Ich finde es aber OK, lernen sie wenigstens das echte Leben kennen.

    Warum wohnt Ihr nicht bei Euren Eltern/Schwiegereltern?

    Ich kenne hier viele, die aus unserem Städtchen weggezogen sind und nun immer noch mit Kindern die Grossstadt bevorzugen. Obwohl die Eltern teilweise alt sind und ein grosses Haus haben und die Kinder bitten, zurück zu kommen, tun sie es nicht. Wir hier auf dem Land sind einfach zu uncool.

    Die waren Alle Weihnachten hier und haben sich bekochen lassen und nun sind sie Alle wieder weg.

  • Also wenn in einen meiner Kurse eine Mutter ihr Kind mitbringt, dann kann sie sich darauf verlassen, dass die anderen Kursteilnehmer (im übrigen Männer wie Frauen), sich um die KInder kümmern. Die werden da ganz einfach von den anderen Erwachsenen akzeptiert, weil Kinder nach ihrem Verständnis dazu gehören. Wäre das in Deutschland so, wären sicher auch die deutschen Mütter entspannter.

    Das Problem ist defninitv nicht nur in Deutschland dem deutschsprachigen Raum so. In Nordamerika fand ich das alles noch viel krasser. Die dortigen jungen Erwachsenen sind im wesentlichen der Meinung, nur Profis könnten sich fachgerecht mit Kindern beschäftigen. Abgesehen von der Mutter, die die Babypflege und Kinderaufzucht durch Schwangerschaftsmagie lernt schlagartig kann.


    Wer mit einem Kind weder verwandt ist, noch fürs Babysitten bezahlt wird, und sich trotzdem gerne mit ihm beschäftigen würde, setzt sich dem Verdacht aus, pädophil zu sein. Wobei, wenn ich so darüber nachdenke: Das ist hier inzwischen ja auch so.


    Es hat auch mit Perfektionismus zu tun, wenn wir so unbedingt besser sein wollen als die Generation vor uns. Woher kommt dieser Perfektionismus, und warum finde ich den bei den Vätern so gar nicht?

    Wichtige Frage.

    Ich glaube, dass da internalisierte Frauenverachtung zum Tragen kommt. Es gibt auch heute noch genug Frauen, die glauben, dass die Feministinnen „übertreiben“. Aus einer ähnlichen Haltung heraus kommen junge Frauen auch oft zu dem Schluss, dass die (älteren) Mütter, die sich über ihre Belastungen beklagen (beklagt haben), sich einfach ungeschickt anstellen. Und dann will man es eben besser machen.


    Der andere Punkt, den ich aus dem Feature noch ansprechen wollte, war die Frage mit der zugeschriebenen Mütterlichkeit.

    Zitat

    „Und bei der Mutterschaft, bei Familienmodellen ist das in der Moderne auch bei Geschlechterfragen ganz stark ein Thema. Die Idee ist, es gibt einen Teil der Menschheit, der von der Natur aus durch die Ausstattung mit einer Gebärmutter dazu prädestiniert ist, mütterlich zu sein. Also fürsorglich, einfühlend, kommunikativ. All dieses.“

    Eine Vorstellung, die nach wie vor Wirkung zu entfalten scheint. Wie ließe sich sonst erklären, dass Mütter in der Regel viel länger in Elternzeit gehen als Väter, dass sie, sobald sie Kinder haben, eher in Teilzeit arbeiten als Väter?

    Das ist überhaupt nicht der Punkt! Frauen sind nicht deshalb natürlicherweise für die Babys zuständig, weil sie dafür in jedem Fall die besseren Voraussetzungen hätten als der zugehörige Vater. Sondern deshalb, weil sie ins Baby anfangs erheblich mehr investiert haben und einen unterbewußten - aber eigentlich sehr rationalen - Drang haben, ihre Investition zu beschützen. Das lässt sich auch mit noch so viel Gleichstellungspolitik nicht beseitigen. Statt dessen wäre die Aufgabe der Politik da, diese Ungleichheit anzuerkennen und die Mütter ordentlich zu unterstützen.