Meine Erstklässlerin sollte auch jeden Tag zehn Minuten lesen, das ist sogar die einzige Hausaufgabe. Allerdings hat sie bis zwei Uhr Schule, kommt um drei mit dem Bus und ist dann fertig. Eigentlich bräuchte sie Mittagsschlaf, geht ja jetzt nicht mehr. Wenn sie so müde ist, bekommt sie gar nichts mehr auf die Reihe und ich habe oft abgebrochen, damit sie vom Lesen nicht so gefrustet wird. Da wir auch gerne noch (im Hellen) raus wollen und auch mal basteln oder Zimmer aufräumen mit der verbliebenen Energie, schaffen wir es selten. Ich hatte am Mittwoch Elterngespräch und habe wirklich damit gerechnet, zu erfahren, dass sie sehr hinterher ist mit dem Lesen, weil sie es in der Schule ja auch nicht ausreichend üben. Das Gegenteil ist der Fall! Die Lehrerinnen waren begeistert, dass sie einen sehr schwierigen Text lesen konnte mit Buchstaben, 'die sie ja noch gar nicht kennt' (was natürlich Blödsinn ist, natürlich kennt sie die Buchstaben, nur eben nicht aus der Schule).
Ihre Freundin aus der Parallelklasse muss jeden Tag üben, egal wie müde sie ist und kann es noch nicht so gut. Das Mädchen zeigt auch schon Tendenzen von 'Schule ist blöd', wohingegen mein Kind total gerne hin geht.
Also: Kinder sind verschieden, nicht jedes verträgt Druck und ausschließlich Disziplin ist auch nicht für jeden der richtige Weg.
Meine Tochter ist mir diesbezüglich sehr ähnlich und ich war immer recht gut in der Schule, es war aber ganz stark motivationsabhängig. Deshalb ist mir ihre Motivation am wichtigsten und zum Glück stimmen mir ihre Lehrerinnen zu.
Na gut, ich habe nicht zugegeben, dass wir fast nie üben. Das kommt noch früh genug, dass sie ihre Nase nicht aus dem Buch kriegt. Und das wird kommen...