Halal-Fleisch in Schulkantine

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  • Talpa Ja, ein Kind muss in die Schule, aber nicht in den Hort. Wir haben hier keine verpflichtende Ganztagsschule.

    Damit muss es auch nicht in der Kantine essen. Die Schule hat keine Verpflichtung, die Kinder zu ernähren.

    Die Nachmittagsbetreuung ist rein unser privates Problem der Betreuung beschuldet.

    Es gibt hier einfach keine Auswahl an verschiedensten Caterern. Da muss man froh sein, wenn man überhaupt einen findet. Aktuell wird der, der für die paar Kinder der RS das Essen liefert, von den Eltern bestürmt weil es GENAU EIN Essen pro Tag gibt. Nix Komponenten, nix Auswahl, nix glutenfrei oder fruktosearm. Die Schule versucht, einen anderen zu finden. Ist aber nicht erfolgreich. Es gibt schlichtweg keinen anderen Caterer hier in der Kleinstadt, der so wenig Mittagessen überhaupt liefern möchte.

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    Wunder 1: 07


    Wunder2: 11

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin froh, ist die Grundeinstellung unserer Betreuung - die übrigens auch nicht verpflichtend ist - eine andere.

    Ich finde es furchtbar, wie sich die bei Euch aus der Verantwortung schleichen.

    Wenn sich der Caterer wegen zuwenigen Kindern an dem Tag nicht lohnt, kocht der Hort hier selbst - das setzt natürlich genügend Personal voraus... Aber Himmel, es geht um KINDER!!!


    Echt, macht mich stellvertretend wütend.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Hier muss der einzige in der ganzen Stadt existierende Hort (für weiterführende Schulen) von 3 Gruppen 2 schließen weil kein Personal gefunden wird. Soviel zu genügend Personal ;)

    Kochen in der OGS ist schlicht aus räumlichen Gründen nicht möglich. Es gibt nichts, wo gekocht werden könnte. Das Essen wird warm geliefert.

    Wenn die Infrastruktur nichts hergibt, wie soll das gehen? Oder kocht der Hort bei Euch in den Klassenzimmern auf Kochplatten? Das ist schon rein vom Gesundheitsamt her nicht zulässig.

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    Wunder 1: 07


    Wunder2: 11

  • Aber genau das ist doch das Problem: Wo zieht man die Grenze der Zumutbarkeit? Ist es z.B. noch zumutbar, halal-zertifiziertes Fleisch zu organisieren, aus der nächsten Kleinstadt? Wenn ja, warum ist es nicht zumutbar, etwa aus der nächsten Großstadt ein koscheres Gericht zu ordern. Könnte mur vorstellen, dass eine jüdische Familie angepiekst ist, wenn ersteres mit Aufwand machbar ist, zweiteres aber nicht mehr. Da werden doch Religionen gegeneinander ausgespielt.

    • Offizieller Beitrag

    Das ist jetzt ziemlich OT, aber die Betreuungssituation in meiner Stadt ist äusserst angespannt und es ist nicht leicht, die Kinder alle zu versorgen - die einzelnen Schuleinheiten müssen jonglieren und jede Menge neuer Ideen einbringen.

    ABER: es ist klar, dass es geleistet werden muss - und dann muss halt in die ehemalige Hausmeisterwohnung, die jetzt der Mittelstufenhort ist eine den Vorschriften entsprechende Küche eingebaut werden. Und die Personalsituation wird mit diversen Einsatzprogrammen entschärft, die Bezahlung ist auch brauchbar, was - oh Wunder - wieder mehr Personal anzieht...


    Ich verstehe, dass es bei Euch sehr schwierig ist - aber es macht mich wütend, dass die Verantwortlichen ihren Arsch nicht hochkriegen und für etwas sorgen, was meiner Meinung nach völlig selbstverständlich ist. Nämlich dass auch Kinder mit einer Allergie ganz normal und gesund zur Schule gehen können und dort was zu essen kriegen. Viel wichtigere Prioritäten als unsere Kinder haben wir ja eigentlich nicht in unseren Kommunen - auch wenn man es manchmal meinen könnte.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Da unterschreibe ich. Allerdings finde ich auch, dass man etwas tolerant sein muss, wenn man seine Kinder auswärts verpflegen lässt - weshalb auch immer. Der eine findet Kartoffeln mit Quark nicht ausgewogen, für den zweiten gehört Fleisch täglich auf den Tisch und der dritte findet nur vegan gangbar. So geht es nicht. Es braucht einen Kompromiss und zwar von allen Seiten. Ich weiss ehrlich gesagt nicht, ob es für meine Tochter immer eine wirkliche vegetarische Alternative gibt. Ja nu, dann isst sie halt mal nur Nudeln und Salat. Das ist keine Katastrophe. Man kann es einfach nicht allen 100% recht machen. Ausgenommen sind da selbstverständlich Unverträglichkeiten. Dass dein Zölliakie-Kind eine Sonderbehandlung braucht, ist selbstverständlich. Aber genau wegen solchen notwendigen "Extra-Würsten" kann man nicht auf jeden Spleen Rücksicht nehmen.

    • Offizieller Beitrag

    Nämlich dass auch Kinder mit einer Allergie ganz normal und gesund zur Schule gehen können und dort was zu essen kriegen.

    Das ist hier ebenfalls sehr schlimm - hier gibt es ein Essen fuer alle Schulkinder der Stadt, auf Allergien und Intoleranzen wird keine Rücksicht genommen und die Eltern muessen sich da privat organisieren, denn eigenes Essen mitbringen ist nicht erlaubt. Immerhin gibt es hier 2 Fleischlose Tage pro Woche. Einzig gute ist, dass sie wirklich ausgewogene Mahlzeiten anbieten, und auch immer mal was neues einführen und Testtage fuer die Kinder haben.

    • Offizieller Beitrag

    Ich weiss recht gut, was kosher ist, danke.


    Mögliche Varianten: es gibt in dieser Kleinstadt erstaunlicherweise nur 3 Kinder, die kosher essen (was per se schon eher unwahrscheinlich ist, denn religiös lebende Menschen wohnen aus verschiedenen Gründen eher in Gemeinschaften) und keine Möglichkeit, zu koscheren Nahrungsmitteln zu gelangen - dann könnte (wahrscheinlich in Absprache mit dem zuständigen Rabbinat) Tiefkühlkost angeboten werden, zur Not sogar auf Wegwerfgeschirr.

    Ich denke, wenn es nötig wäre und der Wille da wäre, dann wäre sehr, sehr viel möglich.


    Genauso wie es ja durchaus möglich ist, gesunde, vegetarische Kost zu kochen, die auch Kindern schmeckt - aber offenbar ist halt vielerorts der Wille nicht da....


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • "notwendig" vs. "spleen" ist genau das problem.


    jemand, der streng religiös ist (und ja trotzdem schulpflichtig) wird dir mit dem nackten arsch ins gesicht springen, wenn du seinen glauben als "spleen" bezeichnen würdest.


    ich selbst würde das höchstpersönlich tun, wenn irgendwer vegetarische/vegane ernährung so nennen würde.


    es müssen also verbindliche, gangbare regelungen gefunden werden. ein größter gemeinsamer nenner. anerkennen der probleme derjenigen, die hinten runter fallen und angebot von ausnahmen für sie.

    • Offizieller Beitrag

    So ist es: ja, Kompromisse muss man eingehen, wenn man sein Kind auswärts verpflegen lässt.

    Aber andere Leute darüber entscheiden lassen, ob vegetarisch, schweinefrei oder was auch immer "nicht wichtig genug" ist, um es zu beachten, muss man nicht.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich finde ehrlich gesagt nicht, dass die Allgemeinheit die Verantwortung für induviduelle Essensvorlieben tragen sollte - zumindest dann, wenn es mit einem immensen Aufwand verbunden ist. Ich fände es gut, wenn mehr auf kindgerechte vegetarische Küche gesetzt werden würde. Es gibt viele sparsame und nicht zu aufwändige Gerichte, die ohne Fleisch auskommen. Das als Alternative anzubieten, wenn es auch Fleisch gibt, finde ich absolut wichtig und in Ordnung.


    ABER: ich finde nicht, dass darüber hinaus noch auf spezielle Wünsche eingegangen werden muss. Fleischkonsum ist m.E. Privatsache, und wenn es dann auch noch koscher oder halal sein soll (wo sich dann nichtmal die Muslime einig sind und gar nicht alle abgedeckt werden, weil sich das Verständnis da nochmal in zig Teile aufsplittert), wird das einfach zu kompliziert. Deshalb finde ich gutes vegetarisches Essen einen gesunden Mittelweg. Und jeder, der darüber hinaus was anderes will, gibt das mit oder isst es zu Hause. Beispiel: Wenn ein Kind "einfach so" (ohne religiösen Aspekt) aus dem Elternhaus beigebracht kriegt, dass sie kein Schweinefleisch essen, dann sollte die Familie auch nicht erwarten, dass es in der Kantine deshalb Rind gibt. Ich finde, dann kann die entsprechende Familie die vegetarische Alternative wählen und ihr Rind zu Hause essen.


    Wenn ich als Nicht-Fleischesserin irgendwo hingehe, trage ich auch Sorge für meine Ernährung. Wenn es also als Alternative nur Kartoffeln und Möhren gibt, so what? ich erwarte nicht, dass mir stattdessen was mit Tofu gereicht wird. Wenn eine ausgewogene vegetarische Mahlzeit als Alternative zur Fleischkost in der Schule angeboten wird, finde ich das ausreichend.


    Es geht schließlich auch um Praktikabilität - ich finde z.B. eine Kennzeichnungspflicht das Mindeste (in Hinblick auf Allergien und Unverträglichkeiten), möglichst Nahrungsmittelangebote ohne die krassesten Allergieauslöser (Erdnüsse usw.) und wenn dann statt Fleisch auch eine appetitliche vegetarische Alternative angeboten wird, ist das meiner Meinung nach schon ziemlich gut. Ich finde, dass kleinere Gruppen durchaus das Recht haben, zu wollen, dass man etwas "weglässt" (z.B. nicht-halales Fleisch) und eine Alternative (vegetarisch) anbietet. Ich finde aber nicht, dass die Allgemeinheit dann zusätzlich noch etwas bereithalten muss, dass NUR für diese Gruppe bestimmt ist. Für die eigene Ernährung ist man immernoch selbst zuständig und verantwortlich und kann dann seine Spezialkost zu Hause essen, wir reden ja hier nicht von einem Internat, wo man sonst verhungern müsste, weil man wochenlang nichts anderes bekommt, sondern von einer normalen Schule, oder?

    • Offizieller Beitrag

    wir reden ja hier nicht von einem Internat, wo man sonst verhungern müsste, weil man wochenlang nichts anderes bekommt, sondern von einer normalen Schule, oder?

    Idealerweise sollten vegetarische Gerichte genauso ausgewogen sein, dass sie eine echte gesunde Alternative darstellen, die nicht zu Mangelerscheinungen führt.

  • Nachtkerze Das setze ich auch voraus. Wenn ich an unsere Schulbelieferung in der Grundschule denke, war da aber kaum IRGENDWAS ausgewogen. Und die Fleischgerichte schon gar nicht. Geschnetzeltes in Rahmsoße mit Nudeln ist eben auch nicht ausgewogen, oder Schnitzel mit Pommes. Oft fehlte bei den Fleischgerichten die Gemüsekomponente (und Kartoffeln oder Nudeln zähle ich nicht dazu ;) ) vollständig. Insofern glaube ich, dass man vegetarisch sogar ausgewogener essen kann - bei der Herstellung wäre es grundsätzlich gut, umzudenken und nicht nur diese 08/15-Schnellschnell-totgekochten Gerichte im Repertoire zu haben.

  • Ohnezahn Es geht bei der Mittagsverpflegung, die halal sein soll, in unserem konkreten Fall um ein nicht erforderliches Merkmal des Angebots, da hier kein einziger Moslem die Schule besucht (wir leben hier in einer zu meinem großen Bedauern bemerkenswert homogenen Bevölkerungsansammlung).

    Das Argument ist aber, kein Kind auf der Grundlage religiöser Zugehörigkeit zu diskriminieren. Unter diesem Standpunkt und ohne vorhandene Zielgruppe für eine Verpflegung auf halal- Grundlage muss man sich schon fragen, ob man nicht genauso gut Rücksicht auf potenziell andere Traditionen legen müsste, also rein philosophisch, wenn du so willst. Wenn deine Grenze sich am Machbaren entlangzieht, dann macht es das aus der Sicht nicht besser.

    Und grundsätzlich ist es doch moralisch total verwerflich halal-Essen anzubieten und niemand der Konsumenten hier an der Schule weiß, was darunter überhaupt verstanden wird.


    Wir haben 10 Jahre im Ausland gelebt. Das Thema halal war in keiner der Schulen präsent, an denen ich gearbeitet habe oder die ich über ehem. Kollegen oder Freunde kenne (sicherlich wird es das noch, in Deutschland war es bis hierher auch ein Prozess). Ob sich das in den letzten zwei Jahren grundsätzlich verändert hat, wage ich zu bezweifeln. Es gab Würstchen und Waffeln zu jeder festlichen Gelegenheit bei Schulfesten. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dass alles halal sein müsse, um niemanden zu diskriminieren. In der Kantine wurde, wenn es Würstchen gab, von den muslimischen Schülern und Lehrern das vegetarische Essen ausgewählt, das wurde gar nicht diskutiert (die Qualität war nicht besonders).

    Unsere Schule hatte einen Ausländeranteil von über 50%, wer den östlichen Teil Oslos kennt, weiß, dass es sich dabei um überwiegend muslimische SuS handelt. Unsere Schulleitung hat sich damals über mein vorgebrachtes Argument, wir könnten den Moslems mehr entgegenkommen, gewundert und gesagt, dann müsse man denjenigen Sikhs Rechnung tragen, die sich rein vegetarisch ernähren würden und Fleisch grundsätzlich vom Speiseplan streichen, was allgemein nicht erwünscht war.

    Sind wir hier ein bisschen... Anstrengend? Das frage ich mich wirklich gerade.

    Ich habe uns damals im Vergleich als "bewusst(er)" wahrgenommen, aber damit saß man ich nur auf dem Elfenbeinturm, während ich eine Avocado auslöffelte und ernsthaft dachte, das wäre unbedenklich.

    Einmal editiert, zuletzt von Lie ()

    • Offizieller Beitrag

    Das war mir bei der Ausgangsfrage dieses Threads nicht bewusst.

    Klar, ohne Grund würde ich jetzt auch keine Änderung vornehmen...


    Ob ich jetzt die norwegische Variante besser finde - die skandinavischen Länder fahren bei der Immigration eine stark auf "Assimilation" setzende Linie - oder doch lieber etwas bewusster sein möchte, wie Du so schön schreibst, weiss ich noch nicht. Ich tendiere dazu, beim Essen nicht wirklich auf Zwang zu setzen, es gibt durchaus Punkte, da bin ich unerbittlicher.


    Liebe Grüsse


    Talpa



  • Bei Zumutbarkeit ist halt immer die Frage, was sich anbietet. Türkische oder arabische Metzgereien mit deutschem Halal-zertifikat haben wir hier an jeder Ecke. Das wäre kein Aufwand.

    Täglich zwei Mittagessen aus 25 Kilometern Entfernung aus einem Restaurant zu ordern, vermutlich deutlich mehr. Der Caterer muss ja sowohl die Fahrtkosten bezahlt bekommen als auch die Arbeitszeut des Fahrers. Das wird einfach unglaublich teuer und ist außerhalb der Verhältnismäßigkeit. Die Kinder *müssen* da nicht zwangsweise essen. Sie können mit einer Elternerlaubnis in der Pause nach Hause gehen oder sich eigenes Essen mitbringen. Hat meine Tochter über Jahre getan, weil sie die Mensa eklig fand.


    Und da kommt eben auch die Nachfrage ins Spiel.

    Es ist ja nicht unfair, etwas nicht anzubieten, wonach noch nie jemand gefragt hat, weil es den Leuten nicht so wichtig ist. #weissnicht

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
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  • Ohnezahn Es geht bei der Mittagsverpflegung, die halal sein soll, in unserem konkreten Fall um ein nicht erforderliches Merkmal des Angebots, da hier kein einziger Moslem die Schule besucht (wir leben hier in einer zu meinem großen Bedauern bemerkenswert homogenen Bevölkerungsansammlung).


    Das ist wirklich schräg und für mich gar nicht nachvollziehbar.

    Da scheint jemand im vorauseilenden Gehorsam krampfhaft zu versuchen, irgendwie besonders offen zu erscheinen.


    Vielleicht kann die Schule eher mit einer Aussage wie "auf persönliche Ernährungsbesonderheiten verschen wir bei Bedarf Rücksicht zu nehmen". Und dann erst mal schauen, ob überhaupt jemand nach Halal oder Koscher fragt.

    Die meisten Muslime und Juden hier tun es nämlich überhaupt nicht.

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  • Ich hatte das schon so verstanden, drum habe ich ja gefragt, wie es denn um die Diskriminierung von chronisch kranken Kindern mit Unverträglichkeiten bestellt ist. Wird da auch soviel Aufhebens drum gemacht? Kinder mit Zöliakie reagieren vielleicht nicht so extrem wie ein Erdnussallergiker, der einen Notarzt braucht.

    Trotz allem ist auch hier die absolute Nulldiät zwingend notwendig.

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