Hallo,
Ich finde, wer ein eigenes Zimmer hat, der hat auch das Recht darauf, daß seine Privatsphäre und sein Besitz respektiert wird. Ich kann total verstehen, daß das ältere Kind dann wütend ist, wenn sein - angeblich persönlicher - Bereich derart missachtet wird und sogar an seine Dinge gegangen wird. (Wer garantiert denn, daß nicht auch mal Schulkram betroffen ist ud das ältere Kind dann sogar Ärger bekommt?)
Wie ist es eigentlich, wenn es ums Ordnung halten geht? Ist es dann auch das Zimmer aller und alle müssen gemeinsam, mit aufräumen (d.h. auch der kleine Bruder bzw. die Eltern an seiner Stelle) oder ist es dann doch wieder s e i n Zimmer und vorrangig er verantwortlich?
Hätte man es anders haben wollen, hätte man mMn von Anfang an klar stellen müssen: Da steht zwar dein Bett und dein Schrank, das Zimmer ist aber trotzdem für alle Kinder da. Das ist machbar, so eine Situation hatten wir vorübergehend auch mal (hat sich aber nicht dauerhaft bewährt), aber dann wären immerhin die Regeln klar.
Das gleiche gilt für Spielzeug - darüber wer womit spielen kann, entscheidet der Besitzer.
Darum haben wir versucht, so viel wie möglich als "Allgemeinbesitz" zu haben, aber wenn einmal etwas einem Kind speziell gehörte (was bei großem Altersunterschied ja auch sinnvoll ist), dann war es eben so und musste respektiert werden.
Auch der 5-jährigen würde ich die Möglichkeit schaffen, einen Teil ihrer Dinge vorm Kleinkind in Sicherheit bringen zu können, damit sie nicht gegen ihren Willen alles eilen m u s s. Das muss kein eigenes Zimmer sein, aber ev. eine eigene Truhe, ein eigener Schrank, eine Abgrenzung durch ein Laufgitter (nicht fürs Kleinkind sondern für die Sachen des älteren, damit sie sicher vor Zerstörung sind), wenn vorhanden ... o.ä.
Zumindest in dem Moment, wo sie selbst das gerne hätte. Braucht/möchte sie das (noch) nicht, muss man natürlich nicht im vorauseilenden Ausführen von eventuellen Wünschen Räume abtrennen, aber aus der eigenen Erfahrung mit meinen Kindern heraus, würde ich solche Wünsche sehr ernst nehmen. Es hat die Geschwisterbeziehung sehr verbessert, als sie die Möglichkeit hatten, auch mal eine Tür zu - aber eben auch a u f zu machen. Interessanterweise haben meine Kinder nämlich, nachdem sie eine Weile das "Tür/Schrank... zumachen können" genossen haben, ihre Geschwister supergerne zu sich ins Zimmer geholt. Aber erstens war der Altersunterschied noch nicht so groß (instgesamt 6 Jahre, zwischen den Geschwistern immer 2) und zweitens war es eben ihre eigene Entscheidung.
Und natürlich kann es vorkommen, daß das Kleinkind da trotzdem ran/reingeht. Aber da aufzupassen und nach und nach dem Kleinen Kind zu vermitteln, daß es auch persönliche Grenzen gibt, gehört auch zu meinem Job. Ich lasse es ja auch anderswo nicht die Schränke und Taschen ausstöbern und selbst zu Hause habe ich Bereiche gehabt, an denen die Kleinkinder nichts zu suchen hatten. Die habe ich möglichst so geschützt, daß sie gar nicht erst ran kamen, aber irgendwann mussten sie auch lernen, daß z.B. den elterlichen Kleiderschank auswühlen oder die Bücher über den Fußboden verteilen unerwünscht war.
Sprich, wenn es doch passiert ist, daß der Kleine sein Zeug verwühlt hat, finde ich sollte man sich beim großen Kind eher für das nicht genug aufpassen entschuldigen (oder zumdeinst erklären, warum man es leider in dem moment nciht verhindern konnte) und nicht ihm noch Vorwürfe machen, weil es davon genervt ist.
Abzuschätzen, ob sie noch in der "Dafür bin ich verantwortlich"-Phase waren oder in der "Jetzt verstehen sie es (und ich muss trotzdem natürlich aufpassen"-Phase war unser Job als Erwachsene, finde ich, nicht der des älteren Kindes.