Schreiben lernen in Norwegen

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  • Hallo,


    Naja, wenn mehr wert auf 10fingersystem wie auf Köpfchen gelegt wird, wundert mich nix nehr


    Wer sagt denn, daß es nur entweder - oder gibt?


    Es kommt sicher auch auf die Branche an, wenn selten etwas verschriftlicht werden muss, ist es sicher egal, aber wenn die Arbeit am PC einen Großteil einnimmt, finde ich es durchaus gerechtfertigt a u c h danach zu schauen. Zumal man ja, wenn es als Zugangsvoraussetzung bekannt ist, erlernen kann. Nur eben schwerer, wenn sich über Jahre falsche Bewegungs-Muster eingeschliffen haben.


    Angenommen, ich suche einen Fahrradkurrier, dann wähle ich unter eingermaßen gleich guten Leuten vermutlich auch den, der sicher Radfahren kann und nicht den, der sagt: "Och, wozu richtig Radfahren, mit dem Roller bin ich überall hingekommen" oder den der sagt "Also mit Stützrädern bin ich schon mal gefahren..."


    Wenn es bei der Handschrift darum geht, wie wichtig es ist, von Anfang an richtige Bewegungsabläufe zu vermitteln. wenn jeder Musiker dir sagt, es ist super wichtig, daß die motorische Basis am Instrument von Anfang an sauber vermittelt wird ... warum sollte das beim Tastaturschreiben (oder anderen Sachen) anders sein?

  • Latie: 14/15/16 finde ich viel zu spät - da haben sich die Schüler bereits ein ineffizientes "System Adler" angewöhnt, dass man fast nicht mehr wegbringt. Hier treten zudem die meisten Jugendlichen mit 15/16 in die Ausbildung ein und da wird flüssiges Tatstaturschreiben verlangt - wie die Handschrift aussieht, interessiert dagegen niemand.

    mag in der Schweiz anders sein, aber für mein Umfeld würde es dicke reichen. Meine 14jährige hat bisher nicht mehr als 5 Seiten (eine Geschichte und 2 oder3 Gedichte u.ä.) auf dem PC geschrieben, die 11jährige einen halbseitigen Text.

    Von "System Adler angewöhnt" kann da sicher nicht die Rede sein.


    Die Jugendliche, von denen ich oben schrieb, sind Azubis. Ich bin mir 100% sicher, dass das 10-Finger-System für die Vergabe des Ausbildungsplatzes bei ihnen keine Rolle spielte.

    Einige haben zu Hause keinen PC/Laptop zur Verfügung (außer in der Schule, aber auch da nur im Rahmen des Unterrichts, wenn genutzt).

    Was die Azubis hier in der Schule schreiben, sind die Mitschriften im Unterricht -> Handschrift und Klausuren -> Handschrift und vielleicht 2 Handouts zu 1 Seite pro Lehrjahr an PC (mit Bildern etc., also Textmenge überschaubar).

    Ihre Ausbildungsberichte schreiben sie oft mit der Hand und dann und wann am PC. Und dann schreibts oft eineR und der Rest ändert nur noch den Namen.

    Auch die Zwischen - und Abschlussprüfungen sind handschriftlich.

    Zumindest in den Berufen, mit denen ich zu tun habe, ist 10-Finger-System nicht nötig.


    Aus dieser persönlichen Erfahrung finde ich das Alter 14/15/16 ausreichend.


    Damit ich nicht falsch verstanden werde: ich finde das Schreiben mit 10-Finger-System durchaus sinnvoll (schreibe es auch, wenn ich eine echte Tastatur unter den Fingern habe). Aber nicht so früh wie weiter oben gefordert.

    Was macht ihr eigentlich, ihr flinken Sekundenhorter, mit all der Zeit, die ihr spart, wenn ihr "lg" tippt statt lieb zu grüßen?

    - aus einer Berliner S-Bahn-Station -

    Einmal editiert, zuletzt von Latie ()

  • Hier ist es sehr unterschiedlich von der Lehrperson abhängig, wie das Schreiben gelehrt wird.

    Meine Kleine hat aktuell nur die ersten Buchstaben zu Schuljahresanfang in Druckschrift schreiben gelernt, ab den Herbstferien dann schon Schreibschrift und mittlerweile sind sie parallel in der Fibel, sodass sie gleich alles in Schreibschrift schreiben können und nicht noch Druckschrift lernen müssen. Finde ich sehr sinnvoll, dass nicht doppelt gelernt werden muss.

    Hier "müssen" die Kinder bis Ende der 4. Klasse Schreibschrift schreiben, ab der weiterführenden Schule ist es egal und die meisten finden dann einen eigenen Stil.


    Ich finde es unabhängig davon sehr sinnvoll, auch das 10-Finger-System zu lehren, wäre für mich im 2. HJ der 4. Klasse gut untergebracht, damit alle Kinder schon Erfahrungen damit sammeln konnten, bevor sie es sich am Computer erst anders angewöhnen.

  • Latie: 14/15/16 finde ich viel zu spät - da haben sich die Schüler bereits ein ineffizientes "System Adler" angewöhnt, dass man fast nicht mehr wegbringt. Hier treten zudem die meisten Jugendlichen mit 15/16 in die Ausbildung ein und da wird flüssiges Tatstaturschreiben verlangt - wie die Handschrift aussieht, interessiert dagegen niemand.

    mag in der Schweiz anders sein, aber für mein Umfeld würde es dicke reichen. Meine 14jährige hat bisher nicht mehr als 5 Seiten (eine Geschichte und 2 oder3 Gedichte u.ä.) auf dem PC geschrieben, die 11jährige einen halbseitigen Text.

    Von "System Adler angewöhnt" kann da sicher nicht die Rede sein.


    Das ist hier anders. Zum einen dürfen sie schon in der Grundschule teilweise Texte am PC schreiben (z.B. für Plakate, den Handzettel für Vorträge... ), zum anderen nutzen viele Kinder schon lange vor 14 den PC, unter anderem zum Spielen. Ich glaube, Kinder, die erst mit 14 damit anfangen sind heute selten.

    Das muss man nicht gut finden, aber es ist Realität. Und zu vielen Spielen gehören auch Chats. Teamspeaks usw.


    Daher fände ich es gut, wenn durch einen Tippkurs deutlich gezeigt wird, daß ein PC eben mehr als ein Spielzeug sein kann und eben richtige Bewegungsabläufe schon früh gelernt werden.


    Warum lässt man Kinder z.B. nicht auch erst mal 2, 3 Jahre auf der Geige spielen, wie sie wollen oder am Klavier eigene Fingersätze suchen? Warum sagt man da noch auch, ach, wenn es irgendwann mal ernst wird und sie längere und schwierigere Stücke spielen, können sie ja immer noch umlernen oder auch für immer bei ihrem System bleiben, sondern legt gerade in der Anfangsphase Wert darauf, daß solche Grundtechniken sauber vermittelt werden?


    Interessant fand ich die Regelung in der Klasse meiner Kinder - Texte für Plakate (sie haben oft welche erstellt und haben das meistens auch gerne gemacht) durften getippt werden, damit alle sie gut lesen konnten. ABER man musste dem Plakat auch ansehen, daß selbst gearbeitet wurde (handgezeichnete Graphiken, kreativer Aufbau usw.), also z.B. einfach Irgendwelche Bilder oder Übersichten aus dem Internet kopieren und unkommentiert aufkleben zählte nicht.


    Bewertet wurde dann zum einen der fachliche Inhalt und die Gesamtwirkung - letzteres aber immer vom Potential des jeweiligen Kindes aus gesehen. Die Begründung war: Es geht um Inhalte, warum sollten wir jemanden abstrafen, dem das schreiben schwer fällt? Gleichzeitig ist aber eben auch Individualität und Kreaftivität wichtig - aber die drückt sich nun mal bei jedem anders aus.

    Fand ich gut.

  • Vielen Dank für Eure vielfältigen Erfahrungen, ich rufe noch mal HeikeNorge herbei.

    Danke fürs Hierherrufen Nona!


    Also, hier in WEst-Norwegen ist es genauso wie in dem Bereich, in dem Achillea lebt. Hier wird auch zuerst von Hand schreiben gelernt, logisch. Hier wurde zuerst die Druckschrift eingeführt, dann die Schreibschrift. Es wird viel geschrieben und die Kinder werden angehalten schön zu schreiben. Allerdings nicht in dem Masse wie in Deutschland, es wird in Deutschland bei weitem mehr Stress gemacht um das Schön-schreiben. auch benutzt man hier keinen Füller, sondern Bleistift, später Kugelschreiber. PC usw. wird langsam ab der 3. Klasse eingeführt. Am Anfang, um zu lernen, wie man was im Internet findet, dann ein ppar Wochen später auch, um Präsentationen zu erstellen. Meine 8-jährige hat jede Woche eine Präsentationsarbeit. Dazu muss sie Powerpoint slides erstellen UND muss sich Gedankenkarten erstellen (handschriftlich), den Inhalt und die Präsentation üben und dann vortragen. Auch in der 8 und 10 Klasse wird noch viel handschriftlich gemacht, vor allem kleine Projekte. Grössere Projekte werden aber oft auf dem PC erstellt und per Email an den Lehrer eingesendet. Schriftliches Feedback gibt es auch per Mail an die einzelnen Schüler.


    Meine Kinder schreiben alle ziemlich unterschiedlich, meine Älteste schreibt mit einer interessanten Fingerhaltung, die Zweite schribt Druckbuchstabenschrift und fängt dabei einzelne Buchstaben andersrum an, als man eigentlich denkt, die dritte schreibt Schreibschrift. Alle schreiben mehr oder weniger leserlich und definitiv nicht schlechter oder unleserlicher als ich mit jahrelangem Schönschrift und Füllertraining

    LG Heike


    Der richtige Mensch ist nicht der, mit dem immer alles toll ist, sondern der, ohne den alles blöd ist.