Gehorsamkeit, weils bequemer ist?

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  • Ich habe einen 10jährigen Jungen. Er ist sehr lebhaft, erzählt gerne, ist sehr aufgeschlossen, selbstbewusst, spielt gerne und verhält sich meiner Meinung nach wie ein Junge in seinem Alter sich nun mal verhält. Seit dem Kindergarten, seit dem er 3Jahre alt ist, gibt es immer wieder Auseinandersetzungen im Kindergarten und in der Schule mit seinen Erziehern und den Lehrern. Ich bin so zufrieden mit meinem Sohn, wir haben eine sehr tiefe Bindung zueinander, wir vertrauen uns gemeinsam. Wenn es mal Streit gibt, dann wird er ruhig geklärt mit den Worten: Ich liebe dich und du bist so wie du bist.
    Ich habe sehr oft das Gefühl, dass Erzieher und Lehrer Kinder mögen, dich sich anpassen können, die ruhig da sitzen, spielen und sich verhalten wie Erwachsene. Mein Sohn entspricht nicht diesem "Ideal". Er rauft auch mal gerne, er streitet sich auch mal mit Kindern und gerät immer wieder an Erzieher und Lehrer.
    Im Kindergarten wurde gesagt, er macht immer wieder Streit, hält sich nicht an Regeln und Grenzen. In der Schule das Selbe. Mein Sohn fühlt sich oft ungerecht behandelt und ich weiß oft nicht, wie ich darauf noch reagieren soll, weil meine Erziehung und meine Vorstellung von Begleitung eines Kindes durch das Leben eine komplett andere ist, als das was die Erzieher und Lehrer wollen. Klar, gibt es Grenzen aber für mich ist das normales Verhalten. Wenn mein Streit mal Streit mit einem anderen Kind hat, schreibt die Lehrerin einen Zettel. Gestern kam ein Zettel, wo drauf stand: Ich habe als zwei Kinder sich gestritten haben, zu den beiden Kindern gesagt: Stopp, hört auf damit. Er hat es mehrfach gesagt während des Ende des Unterrichtes. Dieser Zettel lag mir gestern vor, ich musste mich schwer zusammen zu reißen um nicht vor Wut die Lehrerin anzurufen. Die Lehrerin meinte zu meinem Sohn: Er hätte nichts sagen sollen, dann wäre es besser gewesen. Ich finde das kein Verhalten, was bestraft werden sollte. Wobei ich von solchen Zetteln überhaupt nichts halte, weil ich damit nichts anfangen kann. Ich sollte ihn unterschreiben. Ich habe das Gefühl, dass mein Sohn nicht akzeptiert wird so wie er ist, sondern ständig versucht wird, ihn so zu formen, wie es für die Lehrer oder Erzieher am bequemsten ist. Er soll sich ruhig verhalten, am besten nichts sagen, nur wenn er gefragt wird und ja kein Streit haben, denn das gehört sich nicht. Ich bin manchmal wirklich sehr verzweifelt und ich Angst habe, dass ihn da zu sehr prägt. Ich bin mir nicht sicher, wie ich damit umgehen soll, wenn die Lehrer ihn so "erziehen" und ich eben ganz anders. Ich kann und will meinem Sohn nicht sagen: Ja, die Lehrer haben Recht und ich steh auf deren Seite. Ich habe aber auch Angst, dass er verwirrt ist, wenn ich nicht an einem Strang mit den Lehrern ziehe. Was soll ich tun? Was mach ich falsch?

  • Hallo MamaK,


    ich kenne dieses Problem leider auch. Ebenfalls bei einem meiner Söhne.
    Die Dinge, die man in der Schule bei ihm kritisiert, kenne ich zwar, nehme sie aber nicht annähernd so ernst, wie die Schule das tut. Sprich, für mich ist es nicht so sehr ein Problem wie für die Schule, ich nehme meinen Sohn so wie er ist.


    Allerdings ist mir auch klar, dass Schule anderen Dingen unterliegt als wir hier zuhause. Wenn es also ein Verhalten ist, mit dem er den Unterricht stört, ist es dort ein Problem, wo es für mich zuhause keines ist. Das muss man erst mal unterscheiden und akzeptieren.
    Sind es aber Dinge, so wie du sie beschrieben hast, die also Grenzen bei dir überschreiten, da hilft es erst einmal, wenn man das direkte Gespräch mit dem Lehrer sucht. Diese Zettel helfen mir dabei auch nicht, weil sie zu eindimensional sind.
    Manchmal erzählen meine Kinder Dinge, wo ein Teil des Gesamten fehlt. Es ist ihre Wahrnehmung.
    Manchmal erzählen diese Zettel Dinge, wo ein Teil des Gesamten fehlt. Es ist die Wahrnehmung der Lehrerin. Ich kann das zusammensetzen. So haben wir oft Dinge aus der Welt räumen können. Nicht immer ganz friedlich, aber doch konsequent.


    Wo bei mir aber deutliche Grenzen überschritten werden, da mach ich meine Meinung ebenfalls deutlich klar und sage auch, dass ich damit nicht einverstanden bin. Damit ecke ich natürlich auch an, deftig sogar. Das ist und bleibt eine Gratwanderung.


    Ich musste aber auch lernen, dass meine Kinder im Laufe der Grundschulzeit auch lernen mussten, dass es Dinge gibt, mit denen man leben muss. Alles kann man nicht ändern und die Erfahrung lehrt, dass die Kinder durchaus klar kommen. Vorausgesetzt, es ist nicht so gravierend.
    Als Beispiel seien da nur Ungerechtigkeiten genannt, die aufkommen, wenn zwei Kinder gegensätzlich Aussagen zu einer Missetat machen und der Lehrer einfach beide abmahnt. Oft genug vorgekommen. Kann ich nicht ändern.


    Wir sind aber immer und grundsätzlich dabei, all diese Dinge mit unseren Kindern besprechen, damit sie Raum haben, es loszuwerden. Und meine Kinder haben auch gelernt, dass ich längst nicht mit allem, was ein Lehrer so tut oder sagt, einverstanden bin. Heißt aber auch nicht, dass ich bei allem und jedem einschreite. Ich frage sie meistens, ob sie das möchten, dass ich es kläre.
    Ganz oft möchten sie es nicht, sie möchten es eher erst mal loswerden und können es dann auch wegstecken. Immer abhängig davon, was es ist.
    Wenn sie es möchten, dann tue ich das. Denn dann weiß ich, die Not ist groß.


    Und eines darf man auch nicht vergessen. Die Schule hat andere Kinder als wir zuhause. Wir kennen mitunter das Schulkind nicht so richtig und die Lehrer kennen unsere Kinder nicht so richtig. Denn sie verhalten sich an unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Bedingungen anders.


    Ich habe hier auch die Erfahrung machen müssen, dass man meine Kinder gerne zu konformen Wesen formen möchte. Aber da arbeite ich nur äußerst bedingt mit. Denn ich möchte Kinder, die den Mut haben, für sich zu reden und damit Ecken und Kanten haben. Die sind nicht gerne gesehen und haben es dort eher schwer. Ich fördere es trotzdem, aber eben auch mit Bedacht. Denn manche Bedingungen kann ich nicht ändern, auch wenn ich es gern wollte.


    Gruß

  • Hallo Kokosnuss,


    danke, für deinen Beitrag. Ja, du sprichst mir aus der Seele. Genau, so fühle ich auch. Ich nehme diese Dinge nicht so Ernst, weil es für mich nicht relevant ist und ich teilweise denke, dass bestimmtes kindliches Verhalten in der Grundschulzeit normal! ist. Ja, ich erlebe meinen Sohn anders hier und es ist sicher so, dass er woanders wieder anders ist. Mich nervt nur, wenn Lehrer dies nicht so sehen können. Sie sind so überzeugt von dem, was sie tun. Mich nervt so, denn diese Zettel damit kann ich überhaupt nichts anfangen, weil ich der Lehrerin auch schon versucht habe, zu erklären, dass mir dies nichts bringt. Ich frag meinen Sohn danach und für mich ist es so super lächerlich, mir fällt es schwer Ernst zu bleiben, weil es so am Leben vorbei geht. Es ist wie als würde auf dem Zettel stehen: L. ist aufgestanden und während des Unterrichtes auf die Toilette gegangen. Ich beurteile dieses Verhalten als normal und die Lehrerin bauscht es hoch, wo eigentlich nix los ist und erwartet, dass ich mit ihm rede zu Hause und es zur Kenntnis nehme.
    Ich finde es toll, Kokosnuss, dass du es schaffst, locker zu bleiben und ja, vielleicht kommt es mit der Zeit, dass ich auch so drüber stehen kann. Bloß was kann ich konkret zu meinem Sohn sagen? Meist frage ich ihn, was da war, er spricht ehrlich mit mir, manchmal lässt er vielleicht auch was weg. Dann sage ich ihm, dass in der Schule andere Regeln sind, als Zu Hause und andere Dinge wichtig sind und das er sich daran halten muss. Aber ich komm mir so verlogen dabei vor, weil ich ihn eigentlich in den Arm nehmen würde und ihm sagen würde: Frau X findet das so. Ich seh das nicht so schlimm, ich bin anderer Meinung, leider musst du dich da an die Regeln halten, wenn Frau X das so will. Ich liebe dich und du bist gut so wie du bist.

  • Aber ich komm mir so verlogen dabei vor, weil ich ihn eigentlich in den Arm nehmen würde und ihm sagen würde: Frau X findet das so. Ich seh das nicht so schlimm, ich bin anderer Meinung, leider musst du dich da an die Regeln halten, wenn Frau X das so will. Ich liebe dich und du bist gut so wie du bist.


    Aber was hindert dich denn daran, genau das zu tun?
    Genau das tue ich. Meine Kinder dürfen ruhig wissen, dass ich nicht immer einer Meinung mit Lehrern bin. Gleichzeitig sage ich aber auch, dass deshalb nicht frech oder respektlos sein dürfen. Aber denken dürfen sie, was sie wollen.


    Ich bin jetzt ruhig. Aber ich musste da auch hineinwachsen. Und es gab Zeiten, wo weder mein Mann noch ich ruhig waren und man uns in der halben Schule hören konnte. Aber das waren wesentlich größere Geschichten, die uns das Leben schwer gemacht haben.
    Jetzt sind die Kinder alt genug, um viele Dinge besser zu verstehen und wollen das meiste allein regeln. Das macht das Leben dann auch leichter, so dass man selbst ruhiger bleiben kann.


    Gruß

  • Gute Frage, was mich daran hindert? Ich weiß es nicht. Angst davor, dass die Lehrerin denkt, ich bin unkooperativ. Aber da, ich keine Lust mehr drauf habe, werd ich genau meinem Bauchgefühl folgen.
    Ich versuche ruhig zu bleiben. Und ja, du hast Recht, so bald man kritisch ist oder eben sagt, was man denkt, eckt man an und das tue ich mit dieser Lehrerin, die selber keine Kinder hat(was ja eigentlich kein Problem darstellt) und meiner Meinung nach deshalb voll am Leben mit Kindern vorbei läuft, seit der ersten Klasse. Jetzt noch 6 Monate dann ist der Spuk auf dieser Grundschule vorbei. Es ist schwer, da nichts zu machen, da die Lehrerin offensichtlich Lieblingskinder hat, ja leider auch die, wo die Eltern Elternvertreter sind und mehr die Lehrerin selber vertreten als die Eltern, weil es ja schöner ist, mit der Lehrerin Eins zu sein, dann haben es die Kinder einfacher und werden bevorzugt in allen Bereichen.
    Ich habe das Gefühl, es fehlt einem als Elternteil manchmal die Möglichkeiten, etwas zu tun. Gerade, wenn Dinge so versteckt sind und immer wieder Grauzonen da sind, die man selber ständig wahrnimmt und aber nichts unternehmen kann. Ich wäre auch noch daran interessiert, was die fachliche Meinung, die Pädagogin oder die Psychologin hier im Beratungsforum dazu sagt.
    Ich danke dir, liebe Kokosnuss für deine klaren Worte, denn es hilft mir jedenfalls schon zu wissen, dass es anderen Müttern mit Söhnen auch manchmal so ergeht und das mein Bauchgefühl, meine Intuition nicht ganz für die Katz ist ;)

  • Klar, gibt es Grenzen aber für mich ist das normales Verhalten.

    ich weiß nicht, ob ich dich richtig verstehe - was genau ist die grenze? und was ist "normales verhalten"?


    "normales verhalten" heißt ja eigentlich nur: "der norm entsprechend". "die norm" in der schule ist - sofern man nicht alternative lernformen erlebt - die kinder sitzen an ihren plätzen. laufen nicht einfach im klassenzimmer rum. gehen in den pausen auf klo. reden nicht mit dem nachbarn und beteiligen sich am unterricht.


    das ist - mit abstrichen - auch sinnvoll, wenn man 25 kinder auf einem haufen sitzen hat.


    das ist mit sicherheit eine größere einschränkung,. als ein kind sie zuhause erfährt, wo es weit mehr freiheiten hat.


    Ich habe das Gefühl, dass mein Sohn nicht akzeptiert wird so wie er ist, sondern ständig versucht wird, ihn so zu formen, wie es für die Lehrer oder Erzieher am bequemsten ist. Er soll sich ruhig verhalten, am besten nichts sagen, nur wenn er gefragt wird und ja kein Streit haben, denn das gehört sich nicht.

    ich denke, es geht nicht darum, dass *dein sohn* nicht akzepotiert wird, "wie er ist" sondern, dass das verhalten, das er in der schule zeigt, nicht akzeptiert wird - weil es den unterricht stört.


    wenn du das zuhause-verhalten deines sohnes als "er ist so = das kann er nicht ändern" definierst, dann wird es natürlich schwierig, ihm zu vermitteln, dass man sich im unterricht anders verhalten muss, als zuhause.

    Mich nervt nur, wenn Lehrer dies nicht so sehen können. Sie sind so überzeugt von dem, was sie tun.

    ich vermute mal, dass den lehrern deines sohnes schon klar ist, dass sein verhalten zuhause nicht problematisch gewichtet wird - aber das ändert vermutlich nicht ihren standpunkt, dass in der schule andere regeln gelten als zuhause.


    Es ist wie als würde auf dem Zettel stehen: L. ist aufgestanden und während des Unterrichtes auf die Toilette gegangen. Ich beurteile dieses Verhalten als normal und die Lehrerin bauscht es hoch, wo eigentlich nix los ist und erwartet, dass ich mit ihm rede zu Hause und es zur Kenntnis nehme.

    kannst du dir vorstellen, wie es ist, wenn 25 schüler jederzeit auf klo gehen? das ist, als würde man unterricht auf einem bahnsteig machen. da kann sich niemand konzentrieren - weder schüler, noch lehrer.


    das ist nicht "nichts". es nervt tierisch (so, mal aus lehrersicht) wenn schüler es nicht schaffen in den pausen auf klo zu gehen. das übe ich momentan mit meinen erstklässlern. nach der pause alle auf klo. oder in der 5-minuten pause. aber nicht mitten im unterricht.


    jedesmal, wenn ich das versucht habe, endet es im chaos. sobald einer auf klo darf, müssen drei andere plötzlich auch. sobald die ersten wieder im klassenraum eintrudeln, müssen die nächsten vier los. und dann jammern die ersten, dass es so laut ist und sie nicht arbeiten können.


    ichz weiß nicht, ob die möglichkeit besteht - aber hast du schon mal überlegt, einen vormittag lang zu hospitieren?


    Aber ich komm mir so verlogen dabei vor, weil ich ihn eigentlich in den Arm nehmen würde und ihm sagen würde: Frau X findet das so. Ich seh das nicht so schlimm, ich bin anderer Meinung, leider musst du dich da an die Regeln halten, wenn Frau X das so will. Ich liebe dich und du bist gut so wie du bist.

    das mache ich - jetzt mal aus elternsicht - mit meinem sohn ganz genau so.


    seine Kl ist z.B. der meinung, er soll ihr bescheidsagen, wenn er mittwochs seinen HA wochenplan abgearbeitet hat - dann bekommt er zusatzaufgaben.


    so ein unfug. wozu soll er sich dann ins zeug legen und mo-mi mehr arbeiten, wenn kein HA freier donnerstag dabei rausspringt?


    also habe ich ihm erlaubt der KL nicht bescheid zu sagen, wenn er fertig ist.


    ich sehe auch überhaupt keinen widerspruch darin (s)einem kind zu sagen: hier zuhause ist es o.k. - aber in der schule kannst du das nicht so machen.


    oder auch andersherum. wenn ihr das in der schule dürft, von mir aus - aber hier bei mir lässt du das bitte bleiben.


    das kriegen kinder auf die reihe. ganz sicher. bei unterschiedlichen freunden gelten ja auch unterschiedliche hausregeln.

    Denn Gott in seiner Weisheit hat es den Menschen unmöglich gemacht, mit Hilfe ihrer eigenen Weisheit Gott zu erkennen.
    Stattdessen beschloss er, alle zu retten, die einer scheinbar so unsinnigen Botschaft glauben. 1 Kor 1,21

  • Hallo Carlotta,


    ohne dich anzugreifen, aber ich glaube nicht, dass du mich verstehen kannst. Es geht um offensichtliche!!! Bevorzugung anderer Kinder, es geht um meinen Sohn, der nicht akzeptiert wird, weil diese Lehrerin es bequemer findet, sich nicht damit auseinander zusetzen, sondern es ihr lieber ist, Kinder zu haben, die einfach still und ruhig in der Ecke sitzen und angepasst sind. Ich kann mir gut vorstellen, dass es manchmal nicht leicht ist für Lehrer, aber das ist ihr Beruf. Normales Verhalten? Für mich ist normal, wenn man auf die Toilette muss. Meinst du, dass Erstklässer ihre Blase schon soweit immer steuern können, dass sie nicht mal im Unterricht müssen? Wie übst du das mit ihnen? Für mich ist es normal, wenn man auch mal im Unterricht muss. Ich bin angeh. Hebamme und selbst in unserem Hebammenkurs gehn erwachsene Frauen während der Unterrichtes auf die Toilette. Selbstverständlich sind unsere Unterrichtseinheiten länger, dennoch müssen auch Erwachsene zwischen durch mal auf die Toilette. Was machst du, wenn ein Kind eine schwache Blase hat bzw. eigentlich auf die Toilette muss und sich dann fast in die Hose macht, weil die Regel ja ist, bis zu Pause zu warten. Meinst du wirklich, dass diese Regel sinnvoll ist? Was ist wenn ein Kind leichten Durchfall hat oder eine Blasenentzündung und öfter die Toilette aufsuchen muss? Willst du dann vorab in der Klasse sagen: Hört zu, Kind X darf heute ausnahmsweise auch im Unterricht auf die Toilette, weils ne Blasenentzündung oder Durchfall oder sonst was hat?
    Zudem finde ich es normal, dass Kinder öfter mal ermahnt werden müssen. Kinder sitzen nun mal nicht immer ruhig da und der lehrer rasseln ihr zeug runter. Es ist normal, wenn Kinder sich nicht immer an Regeln hatten. Wieso weißt du, dass mein Sohn den Unterricht stört??? Wie kommst du darauf?
    Ich finde einen Zettel schreiben, obwohl mein Sohn sogar ein Streit schlichten wollte und der Lehrerin somit helfen wollte, dass die Streitkinder sich beruhigen sogar sehr lobenswert und sollte doch nicht betadelt werden? Das ergibt keinen Sinn und ist eine logische, unpädagogische Folge.
    Nur weil es im Unterricht war. Wenn zwei sich da streiten oder nicht aufpassen und mein Sohn sagt: Stopp, ruhig jetzt. sagt man freundlich als Lehrerin: L. danke, es ist nett, dass du den streit schlichten möchtest, aber es ist Unterricht und ich kläre das, nicht du. FErtig. da muss man nix aufbauschen, dass ist eine ansage und dann wars das. da muss man kein zettel schreiben, alle verrückt machen, wegen einer nichtigkeit und dem schüler das gefühl geben, er hat was falsch gemacht, er muss sogar getadelt werden. Es ist eben nicht immer als richtig und hat seine Berechtigung als Lehrerin. Nur weil man 25 Schüler vor sich hat, ist es noch lange keine Berechtigung dafür, jedes unpädagogisches Verhalten als Elternteil hinzunehmen.

  • Nachtrag: Es geht nicht um andere Regeln zu Hause und in der Schule. Es geht um Dinge, wie unnötige, sinnlose Zettel, um unpädagogisches Verhalten. Das hat wahrlich nichts mehr mit Regeln zu tun.
    Das dort andere Regeln gibt, ist nicht! DAs thema und nicht das Problem.

  • Liebe MamaK,

    praktischerweise hast Du bereits ein Feedback aus der Sicht einer Mutter, die ähnliche Erfahrungen im Zusammenhang mit ihrem Sohn machen musste, und aus der Sicht einer Mutter, die Lehrerin ist, erhalten. Ich denke, in beiden Antworten sind einige Aspekte zu finden, die überlegenswert sind bzw. die Dir dabei helfen könnten, die Situation, in der Du Dich mitsamt Kind und Schule befindest, etwas distanzierter zu sehen und entsprechend Dein bisheriges Umgehen damit zu überprüfen und vielleicht sogar etwas anzupassen.

    Ich persönlich finde es zunächst einmal großartig, dass Du Deinen Sohn so klar unterstützt und ihm das Gefühl vermittelst, dass sein Verhalten, seine Person an sich, grundsätzlich liebenswert und in Ordnung sind.


    Du hast bereits seit seiner Kindergartenzeit wiederholt die Erfahrung machen müssen, dass Dein Sohn mit seinem Verhalten mitunter auch aneckt. Welches Feedback hast Du im Laufe der Jahre von anderen Eltern, anderen Kindern hinsichtlich dem Verhalten Deines Sohnes erhalten? Wie sieht Dein Mann die Situation, wie Dein Kind selbst? Gäbe es vielleicht tatsächlich bestimmte Verhaltensweisen, die Dein Sohn verändern oder erlernen sollte, um es in einem sozialen Gruppengefüge etwas einfacher zu haben und weniger Streitereien zu erleben?

    Ich gehe nun einfach mal davon aus, dass Du diese Fragen für Dich bereits beantwortet hast und zu dem Ergebnis gekommen bist,dass Du schon im Kindergarten das Pech hattest, in einer, beispielsweise der Gruppengröße geschuldeten, eher funktional ausgerichteten Einrichtung gelandet zu sein.
    Es spricht für Dich, dass Du in erster Linie Deinem Kind gegenüber loyal bist und bleibst. Oftmals ist es eine Gratwanderung, die vielen Eltern phasenweise recht schwer fällt: auf der einen Seite möchte man sein Kind bestärken, unterstützen und zu einem gewissen Teil auch schützen; auf der anderen Seite steht die Frage, inwieweit man sich den Forderungen des Kindergartens bzw. der Schule anpassen sollte, um die Situation für das Kind nicht zusätzlich zu erschweren.


    Die Frage, nach den Irritationen und Unsicherheiten, die auftauchen können, wenn die Eltern offensichtlich eine andere Richtung vertreten, als die Lehrerin dies tut, hast Du Dir ja selbst schon gestellt. Für viele Eltern spielt ebenfalls die Sorge mit hinein, ob ihr Kind durch die Intervention der Eltern nicht von Lehrerseite noch zusätzlich benachteiligt werden könnte, und letztlich besteht natürlich, wie Kokosnuss es auch schon angesprochen hat, die Frage, ob das Kind das Vermitteln von Elternseite überhaupt benötigt oder einfordert.


    Letzteres möchte ich aufgreifen, da dies meiner Meinung nach ein entscheidender Punkt ist: was genau braucht Dein Sohn von Dir? Ist er in der Schule mit dem Verhalten seiner Lehrerin tatsächlich überfordert, fühlt er sich hilflos und wünscht sich, dass Du ihn konkret unterstützt?
    Oder reicht es ihm, wenn er zu Hause von seinen Erlebnissen berichten kann und selbst für sich Lösungen entwickelt?
    Es kommt auch gar nicht so selten vor, dass Kinder das Verhalten von Lehrern und Betreuern schlicht als „unvermeidliches Übel“ akzeptieren, was zunächst einmal schlimmer klingt, als es tatsächlich ist. Es bedeutet letztlich nur, dass das Kind die Rolle seiner Lehrerin (um bei diesem Beispiel zu bleiben) recht gut erfasst und ihr entsprechend ein bestimmtes Verhalten, das aus Elternsicht ärgerlich oder ungerecht ist, gar nicht besonders übel nimmt. Die Lehrerin MUSS Hausaufgaben aufgeben, Kinder ermahnen und mitunter strenge Blicke und Tadel austeilen – schließlich ist sie die Lehrerin und das ist ihr Job.
    In diesem Fall nimmt das Kind die Handlungen seiner Lehrerin nicht persönlich und ist entsprechend nicht verletzt oder ernsthaft gekränkt. (Das gemeinsame Augenrollen über die „vielen Hausaufgaben“ gehört für die Schulkinder beispielsweise ja fast schon zum guten Ton. ;) )

    Wenn Du allerdings weißt, dass Dein Sohn Deine Hilfe tatsächlich braucht, dann wäre es wichtig, Dich über die Zettelchen hinweg zu setzen (die ich übrigens auch furchtbar finde), und um ein persönliches Gespräch mit der Lehrkraft zu bitten. Du erhältst dann zunächst einmal den notwendigen „zweiten Teil“, nämlich die Sichtweise der Lehrerin, und den wiederum benötigst Du für Dein Gesamtbild. Die Erfahrung zeigt, dass es oft sehr gewinnbringend für beide Seiten sein kann, wenn man zu Beginn nur die unterschiedlichen Sichtweisen aufzeigt und von konkreten Forderungen und vor allem von Vorwürfen absieht.


    Du schreibst, dass andere Kinder „offensichtlich bevorzugt“ werden, führst dies aber nicht näher aus. Sollte Dein Sohn dies genauso empfinden (fühlt er sich benachteiligt?), dann würde ich Dir raten, die Lehrerin auf diesen Punkt sachlich anzusprechen, da Dir dies besonders auf der Seele zu liegen scheint. Versuche, Dir zunächst einmal nur die Sicht der Lehrerin zum Thema anzuhören. In vielen Fällen besteht die „Bevorzugung“ und entsprechend auch die „Benachteiligung“, in der leider recht schwer aufzulösenden Situation, dass im Regelschulablauf sehr viele Kinder pauschal GLEICH behandelt werden – und dies den unterschiedlichen Bedürfnissen und den aktuellen Lebenssituationen der Kinder nicht wirklich gerecht werden kann.

    Es ist übrigens sinnvoll, sich im Vorfeld einige Notizen zu den Punkten zu machen, die man gerne ansprechen möchte.


    Sollte das Gespräch unbefriedigend verlaufen oder aber die Situation für Dein Kind weiterhin schwierig bleiben, dann würde ich Dir, vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Dein Sohn in einem halben Jahr ohnehin die Schule wechseln wird, zu keinen größeren Aktionen mehr raten. In diesem Fall würde ich sehr klar und sehr deutlich weiterhin bei Deiner gegenwärtigen Strategie bleiben: unterstütze und bestärke Dein Kind.



    Zitat

    Aber ich komm mir so verlogen dabei vor, weil ich ihn eigentlich in den Arm nehmen würde und ihm sagen würde: Frau X findet das so. Ich seh das nicht so schlimm, ich bin anderer Meinung, leider musst du dich da an die Regeln halten, wenn Frau X das so will. Ich liebe dich und du bist gut so wie du bist.

    Wie auch Kokosnuss und Carlotta sehe ich keinen Widerspruch darin, Deinem Sohn sehr klar Deine Sicht der Dinge vor Augen zu führen. Ein zehnjähriges Kind ist durchaus in der Lage, unterschiedliche Bewertungen, Urteile und Verhaltensweisen zuzuordnen und sich davon nicht allzu sehr verwirren zu lassen.
    Wenn Du dabei so neutral bleibst, wie Du es hier geschrieben hast, dann glaube ich nicht, dass Du Deinen Sohn damit in einen Interessenkonflikt bringst. Er muss dann ja nicht gegen das Verhalten seiner Lehrerin Stellung beziehen, sondern Du vermittelst ihm, dass er immer wieder auf Menschen treffen wird, deren Ansichten und Einstellungen von seinen vertrauten Mustern abweichen. Damit umzugehen würde ich langfristig unter „Lebenserfahrung“ verbuchen.


    Ich wünsche Dir aber natürlich, dass es letztlich nicht so weit kommt.

    Alles Gute für Dich und Deine Familie!