Bedürfnisorientierung in der Kindererziehung vs. Perfektionismus und Überforderung

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    • Offizieller Beitrag

    Um was für Blogs etc geht es denn?

    Ich kenne die alle nicht und bin jetzt neugierig :D

    Killermuttis unter uns

    ab seite 14 fangen die rabinnen an, sich auszutoben. wirklich lesenswert.

    und für das OFFENE UMGEHEN mit den dunklen seiten bezahlt man teuer. ich weiß es, denn ich mache es...

    im privaten oder im beruflichen kontext? im beruflichen hab ich es shcon erlebt und beisse mir da so sehr auf die zunge, dass sie blau wird und trotzdem purzeln manchmal sachen aus meinem mund, die ich besser nicht sagen sollte. aber im privaten umfeld hab ich eigentlich nur positive reaktionen. und falls es negative gibt, dann hab ich sie nichtmitbekommen.

  • im beruflichen kontext lasse ich NIEMALS schwäche, überforderung, trallala raushängen. ich arbeite mich vorher in die ecke. alles andere kostet dich sofort den arsch.


    ich meine allgemein das private und soziale miteinander. auch im netz z.b., in Freundeskreisen.


    du wirst, wenn du solche dinge benennst, IMMER "dafür angeschaut". du bist die marke "loserin im bereich xyz".

    wenn man das rational betrachtet, würde jede/r sagen, dass das sympathisch ist (so lange du nicht zu penetrant jallerst), aber wir sind ja keine rationalen wesen. tief drunter ist von mitleid über fremdscham bis ekel dann alles dabei. die beziehungen sind dann nicht mehr auf augenhöhe. selbst wenn du auffälliger bist und "star-potenzial" hast, bewegen sich die anderen nicht auf einem niedrigeren level…


    lg patrick

  • Vielen Dank für den Link zu den Killermuttis!


    Ich hatte das damals schon gelesen und verfolgt, musste aber eben beim Wiederlesen so lachen.

    Viele der Beiträge waren so, so toll! Das rettet mir gerade den Tag. Danke!

  • Spannend, ich gehe offensiv mit angeblichen "Schwächen" nach außen, nehme wegen meiner psychosomatischen Geschichten kein Blatt vor den Mund, sage, wenn ich was nicht kann oder überfordert bin. Kollegen, die Konkurrenzdenken haben, belächeln einen, aber insgesamt fahre ich damit sehr gut, besonders bei älteren Koleginnen und Vorgesetzten. Auch unter Müttern gab es immer die offenen Gespräche, was nicht gut läuft. Da hatte ich eher den Eidruck manchmal, dass es ein Wettkampf ist, wer am meisten versagt und Zuspruch braucht. Aber ich glaube, ich lebe hier auch in einer Blase.

    Liebe Grüße,


    Ich, mit Tochter (2/06) und tochter (12/07).

  • bei mir hing das, was patrick beschreibt, immer stark von der sozialen umgebung ab. es gibt da welche, wo ich durchaus schwach und authentisch sein darf.


    viel häufiger (und so ist es auch hier im wohnquartier) wird extrem darauf geachtet, sich keine schwächen anmerken zu lassen und ausgezeichnet zu performen. wie man das im beruf halt auch tut. seltsamerweise gibt es in den familien hier um mich herum auch kaum schicksalsschläge, was ich überhaupt nicht begreife. gesunde kinder (2-5 stück), gesunde grosseltern, die gern kommen und eine bereicherung für die kinder sind usw. das leben ist leicht und von erfolg und ästhetik gekennzeichnet.


    ich habe aber auch schon soziale orte kennengelernt, wo es ganz anders ist.

  • Ich hab die Erfahrung gemacht, dass wenn man offen mit Problemen umgeht, viele wesentlich positiver auf einen zugehen.


    Ich sage zum Beispiel offen, wenn grad stressige Phasen sind. Wenn ich grad nicht mehr helfen kann und eben nicht als strahlender Besuch da sitze.


    Der Nachteil, ich werde oft um Rat gefragt.

    Der Vorteil, ich muss nicht ständig so tun, als sei alles super.

  • das klappt nicht überall. und es gibt die andere unbewusste ebene, die patrick beschreibt.


    aber wie gesagt, wenn man bestimmte soziale umgebungen meidet (deren mitgliedschaft auch nur mit erfolg und geld klappt), ist das sicher eine gute idee.

  • aber genaugenommen ist das jetzt fast ot. denn für den wettbewerb um zb. die natürlichste geburt (den ich jetzt zb. nicht erlebt habe) braucht es diese umgebung natürlich nicht.

  • gesunde kinder (2-5 stück), gesunde grosseltern, die gern kommen und eine bereicherung für die kinder sind usw. das leben ist leicht und von erfolg und ästhetik gekennzeichnet.

    du weisst nicht wies dahinter ausschaut. ;-).

  • Dazu Frau Sibylle:):


    In Innstädten wohnen Bänker / Die Welt verödet und verraut

    Die Reichen hocken in der Schönheit / Und haben sie vollends versaut

    ...


    Da schwebt die Schweiz mit ihren Menschen / Durchs Universum leise hin

    Sie werden alle überleben / Doch ist denn da ein Sinn darin?

    ...

    Die Schweiz wird immer weiter fliegen / Durch die Unendlichkeit des Alls / Sie werden ihre Kinder kriegen / falls sie noch welche wollen, falls.







    Wir lagen auf der Wiese und baumelten mit der Seele.


    Kurt Tucholsky (Schloß Gripsholm)

    • Offizieller Beitrag

    Manchmal kann Schwächen zugeben auf Sympathie stossen, oder auch das gegenseitige Zugeben, dass es beim Gegenüber auch schwierig ist.


    Und einerseits kenne ich Wettbewerbe, wer am laengsten stillt, oder das meiste fuer seine Kinder aufgibt, organisiert und tut, und andererseits kenne ich auch Wettbewerbe zu wem es am schlimmsten geht. Aber auch da geht es darum, was man fuer tolle Eltern sein muss, oder besonders Mutter, weil man das alles zu ertragen hat, die schwierigsten Kinder der Welt. Da will niemand Lösungen haben, da geht es nur darum, wie doof alles ist, und wie stark man sein muss. Vielleicht auch, um mit dem offenen Leid einen öffentlichen Grund zu haben, warum man nur halbtags arbeiten kann.


    Dabei waere es doch gut, dass man auch dann halbtags arbeiten kann, wenn es den Kindern gut geht, und alles super ist. Ich finde nciht, dass es dafuer Entschuldigungen brauchen sollte, wie Burnout, Uebermuedung, Selbstaufgabe, schwierige Kinder etc.


    Zum Jammern im Privaten: Ganz oft habe ich aber auch erlebt, dass es da ein limit gibt, wenn das leben sich eben nicht in absehbarer Zeit normalisiert, die Probleme sich lösen, dann ziehen die anderen sich zurueck, und wollen nichts mehr mit einem zu tun haben. Das passiert, denke ich, eher unbewusst, aber es passiert.


    Jammern im Job haette ich nie gemacht, da musste ich mich so schon genug beweisen, da waere mir jede Schwäche falsch ausgelegt worden.

  • das klappt nicht überall. und es gibt die andere unbewusste ebene, die patrick beschreibt.


    aber wie gesagt, wenn man bestimmte soziale umgebungen meidet (deren mitgliedschaft auch nur mit erfolg und geld klappt), ist das sicher eine gute idee.

    Auch die Erfolgreichen mit Geld haben Probleme.

    Und ja, auch da klappt das.

    Es gibt immer Idioten, egal in welcher Schicht.


    Und grade was Kinder angeht sitzen doch alle im selben Boot.

  • gesunde kinder (2-5 stück), gesunde grosseltern, die gern kommen und eine bereicherung für die kinder sind usw. das leben ist leicht und von erfolg und ästhetik gekennzeichnet.

    du weisst nicht wies dahinter ausschaut. ;-).

    .. oder ob das so empfunden wird.

  • Hallo,


    Ich finde immer wieder spannend, wie verschieden die Wahrnehmungen und Erfahrungen sind.


    Den hier oft beschriebenen Wettbewerb um die natürlichste Geburt usw. habe ich z.B. nie erlebt, im Gegenteil selbst heute noch sind die Reaktionen in den meisten Fällen kritisch, wenn ich vom Geburtshaus erzähle. Langzeitstillen ist eher schräg angesehen, Familienbett sowieso und unser lockerer Umgang mit den Kindern wird bis heute wenn mal was aus Sicht der jeweiligen Betrachter nicht perfekt lief/läuft (Das Kind z.b. erst mal ein Jahr alleine ins Ausland geht, statt gleich zu studieren) oft als Ursache allen Übels angesehen. Komischerweise da wo es richtig gut lauft - und das ist wirklich an den meisten Stellen(und für mich gehört das oben erwähnte Jahr ganz eindeutig in diese Kategorie) - dann liegt das natürlich nicht an unserem Umgang mit den Kindern, da ist es dann eher "Zufall", "trotz dessen...", "Glück gehabt" (Wobei ich letzteres sogar auch selber unterschreiben würde) .


    Wie schon geschrieben erlebe ich es auch eher, daß erzählt wird, wie anstrengend, schwierig, ... das Leben mit den Kindern ist, worauf man alles verzichten muss, was nicht mehr geht, wie froh man ist, daß endlich wieder Kindergarten/Schule ist.... man schämt sich fast, es anders zu empfinden und ist lieber still.


    Und selbst hier im Forum, klar geht es im großen und Ganzen in eine bedürfnisorientierte Richtung, aber ich überlege schon seit Jahren genau zu welchen Themen und was ich schreibe, weil ich deutlich gemerkt habe, daß bestimmte Ansichten bestimmte auch eigene Erfahrungen als zu radikal, zu "perfektionistisch"... angesehen werden.

    Dagegen lese ich immer wieder Stränge, in denen sich über bestimmte Erwartungen, Einstellungen, Ansprüche, Sichtweisen... lustig gemacht wird, indem z.B. imaginäre Rabenpunkte verteilt werden und man regelrecht drum wetteifert, so wenig wie möglich abzubekommen oder damit kokettiert, was man alles n i c h t erfüllt.

    Das finde ich (so lange es in gewissen Grenzen bleibt und nicht zynisch wird, was mMn auch schon gelegentlich passiert ist) nicht schlimm, ist aber für mich eben ziemlich genau das Gegenteil von dem hier beschriebenen "Wettbewerb".


    Und generell liest man meinem Gefühl nach gerade im Forum - logischerweise - in der Regel eher Dinge die n i c h t gut laufen, denn die will man sich eher von der Seele reden oder fragt nach Tipps. Phasenweise kann/konnte man von der Menge her eher das Gefühl haben, daß die Sache mit dem stillen, Familienbett, eingehen aufs Kind, Umgang mit Wutanfällen ... ganz furchtbar schwierig sei, weil es ja bei so vielen nicht gut läuft.


    Wie gesagt, spannend, wie verschieden da offenbar die Umfelder und bei gleichem Umfeld (Forum z.B.) die Wahrnehmungen sind.

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke, man muss schon abwägen wann und wo man seine Schwächen zeigt oder zugibt.


    Am besten geht das ja meist unter Menschen mit ähnlichen Erfahrungen, deshalb gibt es ja auch Selbsthilfegruppen.


    Woanders ist dann das schon heikler, weil man unter Umständen nicht auf eine miese Situation festgenagelt werden möchte. Oder weil man schon im Vorraus ahnt wie die Reaktion sein wird und das sie einem nichts bringt.

    So schaue ich schon wo ich offen sage, das meine Kinder ein AD(H)S haben, weil ich mir keine Litanei von "Modediagnose, mehr Bewegung, früher war alles besser, usw" antun möchte.


    Manchmal ist es auch so, dass manchen Menschen nicht bewusst ist, welche Ressourcen sie haben, die eben nicht selbstverständlich sind. In meinem Umfeld habe ich auch einige die Schulprobleme lösen, in dem sie ihr Kind auf eine teure Privatschule schicken. Die Betreuungsprobleme mit einer Nanny abfedern. Die Erschöpfung mit Wellnessurlaub kompensieren. Die nach schweren Zeiten eine mehrmonatige Fernreise mit der ganzen Familie machen.


    Meine Ressource sind meine Eltern. Was die für uns eingesprungen sind. Und finanziell ausgeholfen haben. Ich hätte zB. sonst nicht gewusst, wie die die 50% Zuzahlung für die Kinderpsychologische Therapie hätten meistern können.

    Aber wenn man mit keinen Ressourcen oder wenig Ressourcen in einem Umfeld sitzt, dass ganz selbstverständlich über diese Ressourcen verfügt, dann macht das einem ruhig.


    Oh, gerne wird ja dann über so Ressourcen gesagt "das ist es uns halt wert" oder "Tja, da muss man halt Prioritäten setzen" oder "wir legen halt Wert darauf".

  • gesunde kinder (2-5 stück), gesunde grosseltern, die gern kommen und eine bereicherung für die kinder sind usw. das leben ist leicht und von erfolg und ästhetik gekennzeichnet.

    du weisst nicht wies dahinter ausschaut. ;-).

    Eben.


    In der Schwiegerfamilie wird vor Einzug ins Hospiz geleugnet dass es da irgendein Problem mit einer Krankheit gäbe.


    Die spielen immer immer immer die unabhängigen, starken, gut gelaunten Leute und zerhacken mich wegen meiner zu offen liegenden Schwächen (chronisch krank, übergewichtig, hässlich, Hausfrau). Ich bin denen peinlich und das ist keine Einbildung, das wird offen kommuniziert auf "nette Tippgeber-Art" so ala man muss sich zusammenreißen, man dürfe doch nicht so verbittert sein, man könne doch mal nach schönen Klamotten gucken gehen, man müsse sich doch mal pflegen/schminken/ frisieren, man müsse doch mal zum Arzt wegen dem Gewicht, man müsse die Kinder doch mal so und so erziehen, und das Haus könnte man doch bitte professionell renovieren lassen etc.

    Einmal editiert, zuletzt von Schnickschnack ()

  • Aber vielleicht kommt deine Schwiegerfamilie ja genauso am besten mit der ja sicher sehr belastenden Situation (Hospiz) klar. Diese ganzen blöden Tipps dir gegenüber - ich würde die Technik versuchen, diese Tipps zum einen Ohr rein- und zum anderen wieder rauszulassen. Mit der Schwiegerfamilie braucht man ja eigentlich nicht befreundet sein.

    Ich glaube auch: Es gibt offenbar sehr unetrschiedliche soziale Orte, in denen unterschiedliche Dinge als "wettbewerbsfähig" gelten oder in denen es sogar keinen Wettbewerb gibt.

    Und - man muss ja nicht mitmachen beim Wettbewerb. In diesen Kleinkined-Müttergruppen fand ich es zum Beispiel recht einfach, da einfach nicht mitzukonkurrieren.

    In meinem sozialen Umfeld kann man durchaus erzählen,was alles nicht klappt (ist bei uns ne Menge ...), auch bei der Arbeit ... das scheint sehr unterschiedlich zu sein.

  • Oh, gerne wird ja dann über so Ressourcen gesagt "das ist es uns halt wert" oder "Tja, da muss man halt Prioritäten setzen" oder "wir legen halt Wert darauf".

    Wobei das auch nicht ganz verkehrt ist. Es gibt mit Sicherheit Menschen, die sich viele wichtige Dinge nicht leisten können.

    Aber wir haben einige im Bekanntenkreis, die bei vielem Jammern, wie teuer das ist und was sie sich alles nicht leisten können. - längere Elternzeit für den Papa, neue Schuhe für die Kinder, Therapien mit Zuzahlung, Teilzeit des Papas, ... - wo ich mir dann überlege, was die für Jobs haben und ungefähr verdienen. Und was sie nebenbei an Geld raushauen für Schminke, Eis, Essengehen, ... - wo ich dann auch nur sag, dass jeder seine Prioritäten wohl selbst setzt.


    Ansonsten finde ich es völlig normal, dass nicht jeder immer und überall völig offen erzählt.

    Im Büro mache ich ganz sicher nicht mehr als die gesellschaftlich anerkannte Jammerei des "endlich in Ruhe ein Kaffee" morgens beim Reinkommen.

    Bei Bekannten erzähle ich vielleicht ein bisschen mehr, aber auch gefiltert nach der Art und Weise der Bekanntschaft.

    Ich muss nicht lügen und alles toll darstellen, was es vielleicht nicht ist. Aber je nach Tagesform ist da ja auch die eigene Wahrnehmung sehr unterschiedlich.

    Selbst nach einer durchwachten Nacht mit Schreibaby (also auch nicht die erste, sondern eine von vielen in Folge) konnte ich in der richtigen Runde völlig überzeugt und fröhlich sagen, dass es mir gut geht und alles läuft. - Weil es mir in dem Moment gut ging. Und weil ich davon überzeugt war, dass das so richtig war. Und ich mich dafür entschieden hatte, nicht zu ferbern.