Bedürfnisorientierung in der Kindererziehung vs. Perfektionismus und Überforderung

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  • Ich hatte ja irgendwann hier gesagt, dass ich mit Offenheit gut fahre. Da hier nun immer wieder jammern im Büro kommt: nein, jammern würde ich da nicht. Aber ich sage zB, dass ich aufgrund einer Traumatisierung noch Recht schreckhaft bin oder Schwierigkeiten damit habe, wenn mehrere Gespräche durcheinander gehen. Und sowas wird ganz gut angenommen. Für mich gehört das zur Selbstfürsorge und zur Fremdfürsorge. Denn es ist nicht lustig, mich zu erschrecken. Das führt zu einem weiteren hohen Stresshormonlevel und da werde ich nicht frad einfacher mit

    Liebe Grüße,


    Ich, mit Tochter (2/06) und tochter (12/07).

  • Es geht ja auch nicht darum, dass man ständig jammert, wie schlecht alles ist.


    Aber auch im Büro kann man ja sagen:


    Mir geht es grad nicht gut. Das Kind hat die ganze Nacht geweint.

  • völlig richtig, und das, was ich sage, das widerspricht dem auch nicht.


    ich selber haue ja auch ziemlich harte sachen offen raus. wie gesagt, dafür erhalte ich auch zuspruch und dank.

    und ich weiß trotzdem, dass mir auf einer verborgenen ebene mit sensationslust, fremdscham, ablehnung, augenrollen bis hin zu ekel begegnet wird.

    das wird mir niemand ins gesicht sagen, und es wird vor allem von sich auch niemand glauben. aber es ist da. und es hindert in einer politisch korrekten bzw. darauf bedachten umgebung niemanden daran, mit mir freundlich umzugehen, mich im gespräch ernst zu nehmen, mir was abzukaufen und so weiter. es verändert aber, wie sich menschen mir gegenüber fühlen. nicht wohl, komfortabel, sicher und gleich. und das wird ganz sicher auch auswirkungen haben. machen kann dagegen niemand was, glaube ich.



    das mittel der wahl, um das wegzukriegen, ist offenheitoffenheitoffenheit undsoweiter, noch 5.000 jahre lang. aber alle, die in der zwischenzeit dazu beitragen, diesen scheiß abzuschleifen, werden seinen negativen Auswirkungen anheimfallen.



    lg patrick

  • Es geht ja auch nicht darum, dass man ständig jammert, wie schlecht alles ist.


    Aber auch im Büro kann man ja sagen:


    Mir geht es grad nicht gut. Das Kind hat die ganze Nacht geweint.

    Genau, solche sachlichen Infos erleichtern ja auch dem Umgang miteinander, weil das gegenüber weiß, dass man nicht per se schlechte Laune hat und schon gar nicht wegen eines fehlverhaltens des gegenübers, sondern schlichtweg müde ist



    Was in meinem Leben prinzipiell nicht funktioniert erzähle ich allerdings kaum jemanden. Und schon gar nicht den Nachbarn beim Spazierengehen oder den Kollegen beim Kaffee. Finde ich auch völlig deplatziert. Mag ich auch nicht, wenn mir das jemand erzählt.


    Ich hoffe mal, dass deswegen keiner denkt, ich führe hier ein superleben voller erquickung und Reichtum....

  • Das ist ja auch sehr kulturell bedingt. Ich war im Januar beruflich in den Niederlanden, dort berichteten Kolleg*innen, dass sie deutlich offener mit persönlichen Dingen umgehen als wir hier.

    Liebe Grüße,


    Ich, mit Tochter (2/06) und tochter (12/07).

  • Genau, solche sachlichen Infos erleichtern ja auch dem Umgang miteinander,

    Ja, sachliche Informationen, die auch als solche behandelt werden.

    Mit Kollegen, die deutlich autoritärer erziehen, das Baby sich mal die Lunge stark schreien lassen und dergleichen halte ich mich mit so etwas aber auch oft zurück. Weil dann oft Kommentare a la "selbst schuld" kommen. Das mag dann eine sachliche Information von mir sein, die aber nicht den Umgang miteinander erleichtert, weil diese Kollegen dann IMO Grenzen überschreiten. Da bin ich dann immer noch insoweit offen, dass ich durchaus sage, dass ich Strafen für nicht sinnvoll oder zielführend halte, ... aber die persönliche Ebene (also die direkten Auswirkungen auf mich) vermeide ich.

  • Das ist ja auch sehr kulturell bedingt. Ich war im Januar beruflich in den Niederlanden, dort berichteten Kolleg*innen, dass sie deutlich offener mit persönlichen Dingen umgehen als wir hier.

    Findest du das erstrebenswert?


    Ich finde es schrecklich, wenn mein Umfeld von mir erwarten würde, mein Leben mit hinz und kunz zu reflektieren.

  • Es geht nicht um reflektieren, sondern darum, mitzuteilen, wie es einem geht. Und wenn zu Hause Krise ist, dann macht man vielleicht die leichteren Aufgaben. Wird entlastet

    Ja, ich finde es erstrebenswert, mich den Leuten mitzuteilen, mit denen ich direkt und viel zu tun habe. Ich halte das für gesund und genau das schützt vor Erkrankung. Habe das aber auch erst gelernt. Es geht mir seitdem besser. Es geht mir auch besser, wenn ich weiß, dass es einen Grund hat, warum mein Gegenüber so schlecht drauf ist und ich einfach alle Fünfe gerade sein lassen sollte. Und wie gesagt, es geht nicht um jammern.

    Liebe Grüße,


    Ich, mit Tochter (2/06) und tochter (12/07).

  • Möwe, wenn auf ein "Ich schlafe schlecht " kommt, dass ich doch endlich abstillen soll oder sowas, dann sage ich, dass ich eben im Moment ich stille und einfach mal schauen möchte, wie lange ich das noch mache. Auch wenn Kind schon deutlich über 2 ist.


    Ich habe da noch nie was missionarisches oder abfälliges rausgehört. Klar, Verwunderung darüber, dass ich das so mache, aber das ist auch gut.

  • janos: Die Verwunderung kenne ich auch. Finde ich manchmal nervig, aber stört mich nicht wirklich.

    Aber diese besserwisserischen Tips von Menschen, die mir teilweise einfach auch noch unsympathisch sind, die muss ich nicht auch noch selbst provozieren.

  • Es geht nicht um reflektieren, sondern darum, mitzuteilen, wie es einem geht. Und wenn zu Hause Krise ist, dann macht man vielleicht die leichteren Aufgaben. Wird entlastet

    Ja, ich finde es erstrebenswert, mich den Leuten mitzuteilen, mit denen ich direkt und viel zu tun habe. Ich halte das für gesund und genau das schützt vor Erkrankung. Habe das aber auch erst gelernt. Es geht mir seitdem besser. Es geht mir auch besser, wenn ich weiß, dass es einen Grund hat, warum mein Gegenüber so schlecht drauf ist und ich einfach alle Fünfe gerade sein lassen sollte. Und wie gesagt, es geht nicht um jammern.

    Ich habe auch so Kollegen. Ich empfinde das definitiv nicht als jammern, aber es fängt schon damit an, dass ich nicht finde, dass es sich zwischen Tür und Angel (also in der kantine oder so) klären lässt, wie es einem geht . Zu kurz, zu unruhig für ein ernsthaftes Gespräch.


    Und dann finde ich, dass zB Probleme in der Partnerschaft einfach kein Thema für alle sind. Klar, der lieblingskollege, mit dem man abends auch mal ein Bier trinken geht - auf jeden Fall. Aber der zufallskollege, mit dem man ein Zimmer teilt?


    Mich setzen solche vertrauensvollen Äußerungen a la "Ich kann meinen Mann im Moment echt überhaupt nicht ab. Gestern...." auch total unter Druck - eine Antwort wie "das tut mir leid für dich " finde ich arg trivial. Aber das karnickel aus dem Hut zaubern während ich meine Kaffee trinke kann ich eben auch nicht. Will ich auch nicht, weil dann so viel oberflächlich gekratzt wird und man gar nicht da hin kommt, wo es weiter hilft. Liegt vielleicht auch am Job, der diverse häusliche Katastrophen und deren Lösungen als Alltag bietet. Da wirkt es einfach wenig zielführend, das alles mal kurz anzureißen.


    Das ist in meinen Augen nicht besser als Smalltalk übers Wetter.

  • janos: Die Verwunderung kenne ich auch. Finde ich manchmal nervig, aber stört mich nicht wirklich.

    Aber diese besserwisserischen Tips von Menschen, die mir teilweise einfach auch noch unsympathisch sind, die muss ich nicht auch noch selbst provozieren.

    Ich glaube, die habe ich bislang noch nicht getroffen. Oder sie haben sich beherrscht in meiner Gegenwart so zu reden.

  • Du hast "auch solche Kollegen", hm, das finde ich grad hart. Nein, nicht: mein Mann nervt mich grad voll. Sondern: wir haben grad viele Auseinandersetzungen zu Hause, das strengt mich sehr an. Vielleicht wirke ich manchmal deshalb angeschlagen oder reizbar. Das hat nichts mit dir zu tun.

    Aber wie gesagt, da hat auch eine kulturelle Komponente, von daher wirst du viel Gesellschaft haben. Ich fahre damit gut und mir geht es damit gut. Bisher.

    Liebe Grüße,


    Ich, mit Tochter (2/06) und tochter (12/07).

    Einmal editiert, zuletzt von CaRoSo ()

  • Ich wollte es nicht hart klingen lassen, CaRoSo, nur ausdrücken, dass mir diese Art der Kommunikation nicht unbekannt ist. Als Gegenpart im Gespräch nehme ich solche Situationen eben als wenig hilfreich für beide Seiten wahr. Aber das hat bestimmt viel mit dem sozialen umfeld zu tun oder mit dem persönlichen Erfahrungen, die man gemacht hat

  • also ich finde es durchaus erstrebenswert, im alltag räume für begegnung zu schaffen, wo es möglich ist, sich zu zeigen mit dem, was ist. ich bin immer ganz berührt und dankbar, wenn sich solche gespräche ergeben. wenn sich mir jemand anvertraut. wirklich anvertraut, nicht nur oberflächlich rumjammert oder motzt. sondern sich zeigt, verletzlich macht. und / oder mich einlädt, mich ebenfalls zu zeigen, zuzumuten. das tut doch gut? mir jedenfalls sehr.


    und es ist so selten, leider. und wenn, dann erlebe ich es eigentlich nur mit menschen, die so ähnlich ticken wie ich.


    genau das ist übrigens ein grund dafür, daß ich hier im forum lese und schreibe. hier erfahre ich nämlich auch mal was von menschen, mit denen ich sonst nicht in kontakt komme und die mir im realen leben wahrscheinlich nicht so viel von sich preisgeben würden wie sie es hier tun. das ist sehr erhellend für mich.

  • CaRoSo ich fand deine worte auch toll und kann, glaube ich, gut verstehen was du meinst.

    wir würden uns sicher auch im RL einiges zu erzählen haben. :)


    irgendwie merke ich auch, wenn mir eine person gegenübersteht, die diese sehnsucht nach offenen, ungeschminkten begegnungen in sich trägt. und ich spüre es auch, so hoffe ich, wenn jemand lieber unverbindlich bleibt, sich nicht offenbaren möchte. und auch das ist okay, dann ziehe ich mich auch zurück.


    grade heute habe ich in der aktuellen ausgabe der zeitschrift OYA mehrere interviews gelesen, in denen es genau darum ging: mit menschen ins gespräch zu kommen, die man nur am rande kennt. mit diesen menschen über themen zu sprechen, die sonst nicht besprochen werden. politisches, persönliches. und fast alle interviews enden mit dem fazit, daß es inspirierende begegnungen waren und die menschen einander näher gekommen sind, einige sind im gespräch auch über sich selbst in einigen punkten klarer geworden etc.


    das ist übrigens auch etwas, das ich an kindern so liebe (und früher gefürchtet habe): die verstellen sich nicht. die sind so, wie sie sind, und zeigen das.

  • Danke!

    Der letzte Absatz, jaaa, das war das, was ich an meiner Zeit bald Erzieherin so geschätzt habe. Authentizität.

    Ich glaube, mit der Offenheit kann man tatsächlich aus eigentlich jeder Begegnung was mitnehmen. Der Artikel Kortison sich gut an.

    Ich glaube, damit sind wir auch wieder beim Thema. Authentizität. Das hat auch was mit Perfektionismus und Überforderung zu tun.

    Liebe Grüße,


    Ich, mit Tochter (2/06) und tochter (12/07).

    Einmal editiert, zuletzt von CaRoSo ()