Fördert Latein die Konzentration und Herleiten von Zusammenhängen in anderen Fächern????

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  • "Bildung ist Ländersache" schlägt auch hier voll zu.

    Ebenfalls 10. Klasse. 60min Physik, gemittelt 90 min Chemie, 60 min Bio. Macht 210 min NaWi.

    180min Englisch, gemittelt 150min Spanisch. Macht 330 min Sprachen.

    Profil gibt's nicht, also keinerlei Wahlmöglichkeiten. Der einzige Informatiklehrer geht im Sommer in Rente.

    LG H. mit J. (volljährig) und S. (Teenie)

  • Ich finde es auch nicht angemessen, nur eine Jahrgangsstufe zu vergleichen. Insgesamt gehen die Naturwissenschaften bis auf Bio hier alle später los als zu DDR Zeiten obwohl sie ganz sicher nicht weniger wichtig geworden sind. Dafür beginnt die 2. Fremdsprache hier schon in der 6. Klasse statt wie früher üblich in der 7. Hinzu kommt ja auch noch der in der heutigen Form recht sinnlose Fremdsprachenunterricht an der GS.

    Außerdem finde ich auch einen nicht zu vernachlässigenden Aspekt, dass man mathematisch-naturwisdenschaftlich Begabten mit LRS den Weg zum Abi wahnsinnig schwer macht obwohl man sie später sehr gut in entsprechenden Berufen gebrauchen kann, auch wenn sie nur Englisch als Fremdsprache wirklich brauchen.

    Ich habe zunehmend den Eindruck, dass uns da die Tradition des humanistischen Gymnasiums den Weg in die moderne Zeit echt schwer macht.

  • Ich schließe mich Jette an.
    Ich hatte bspw. bis zum Abitur Chemie, Physik und Bio, Kunst und Musik, Englisch, Russisch, Französisch und Latein und dafür nur zwölf Jahre Zeit.
    Das muss doch irgenwie gehen. Ich verstehe es bis heute nicht 🙈.
    Einen breiten Einblick in viele Gebiete finde ich unendlich wichtig. Wichtiger, als Feinheiten der Genetik in einem Bio -LK zu durchdringen. Das kann ich dann bei Interesse im Studium machen m.E.

  • Ich habe leider zunehmend den Eindruck, dass in der modernen Zeit der klassische humanistische Wertekanon zu wenig Beachtung findet und viel zu wenig Bewusstsein oder um es neudeutsch zu sagen Mindset für diese Werte vorhanden ist. Humanistische Bildung ist Herzensbildung und nicht nur an einem bloßen Zweck orientiert.

  • Ich habe leider zunehmend den Eindruck, dass in der modernen Zeit der klassische humanistische Wertekanon zu wenig Beachtung findet und viel zu wenig Bewusstsein oder um es neudeutsch zu sagen Mindset für diese Werte vorhanden ist. Humanistische Bildung ist Herzensbildubg nmubd nicht nur an einem bloßen Zweck orientiert.

    Ja, aber wir wollen doch wertvolle Arbeitnehmer:innen ausbilden! *Ironie*

    Nicht selten fragen Eltern "Was soll mein Kind denn später da und damit anfangen?!"

    Ich verstehe diese Herangehensweise auch nicht.

  • Jette, das Argument mit LRS und das für sie jede zusätzliche Sprache Belastung ist, stimmt schon. Aber im Gegenzug bleibt auch vielen mit Dyskalkulie der Weg zum Abi versperrt, weil man Mathe, Physik, und andere Fächer nicht in der Gesamtheit abwählen kann. Dafür ist das Abitur nuneinmal eher breit aufgestellt.

  • Ich habe leider zunehmend den Eindruck, dass in der modernen Zeit der klassische humanistische Wertekanon zu wenig Beachtung findet und viel zu wenig Bewusstsein oder um es neudeutsch zu sagen Mindset für diese Werte vorhanden ist. Humanistische Bildung ist Herzensbildung und nicht nur an einem bloßen Zweck orientiert.

    Mit dem letzten Satz hadere ich als humanistisch ausgebildeter Mensch. Ich habe eher vermittelt bekommen, dass ethische Reflexion zwar nötig ist, man damit aber auch zu wirklich fiesen, sehr herzensfernen Schlüssen kommen kann. Ethik auf Basis von Bildung geht über alles. Und da kommt es schwer drauf an, wessen Ethik man folgt. Man kann auf Basis des humanistischen Wertekanon ebenso libertär werden.

    MMn wird die Sprache da deutlich überhöht. Meine Kinder haben Fächer wie Europäisches Denken und Rhethorik, die mMn einen Wertekanon mit Herzensbildung besser und moderner transportieren als die alte Sprachen. Und das sage ich, obwohl ich Freude an Altgriechiach hatte.

    LG, Kalliope

    Und bist du nicht willig, so brauch ich Geduld! (Prof. Peter Kruse) tap.gif

  • Bildung um der Bildung willen ist gut, wenn die wichtigsten Grundlagen sicher vermittelt wurden.

    Das Problem ist, dass unsere Welt heute um vieles komplexer ist, als vor 30 Jahren oder weiter zurück. Es wird immer mehr erwartet, was Kinder in der Schule lernen sollen und das sprengt die Kapazität, die Kinder sinnvoll aufnehmen können. Deswegen ist eine Reform der Lerninhalte längst fällig, in meinen Augen auch weg vom Auswendiglernen von Inhalten, hin zur kritischen Auseinandersetzung mit Themen, v.a. auch den Themen, die aktuelle Herausforderungen sind.

    Mich regt es genauso auf, wenn die Kinder in Klasse 5 mehrere Monate in Bio die Anatomie des Fischs auswendig lernen müssen, aber z.B. auf Umweltaspekte, die unsere Gewässer betreffen dann nur mal in einer Stunde eingegangen wird. Aber das Lehrbuch ist halt die x-te Auflage eines Buchs, mit dem schon vor 20 Jahren unterrichtet wurde.

    Hier ist es auch so, dass in der 7. Klasse 8 Unterrichtsstunden auf die Fremdsprachen entfallen, und 5 auf die Naturwissenschaften (Bio, Physik, Chemie).

  • MMn wird die Sprache da deutlich überhöht. Meine Kinder haben Fächer wie Europäisches Denken und Rhethorik, die mMn einen Wertekanon mit Herzensbildung besser und moderner transportieren als die alte Sprachen. Und das sage ich, obwohl ich Freude an Altgriechiach hatte.

    Aber exakt DAS sind doch Themen, die immer im Lateinunterricht drin sind, sogar im Kerncurriculum festgezurrt.

    Toleranz ist der Verdacht, dass der Andere Recht hat - Kurt Tucholsky

  • MMn wird die Sprache da deutlich überhöht. Meine Kinder haben Fächer wie Europäisches Denken und Rhethorik, die mMn einen Wertekanon mit Herzensbildung besser und moderner transportieren als die alte Sprachen. Und das sage ich, obwohl ich Freude an Altgriechiach hatte.

    Aber exakt DAS sind doch Themen, die immer im Lateinunterricht drin sind, sogar im Kerncurriculum festgezurrt.

    Ja. Aber die Sprache ist dennoch nicht nötig dafür. Es sollte zugänglich sein OHNE dass dafür Sprache gelernt werden muss. Und das ist möglich.

    LG, Kalliope

    Und bist du nicht willig, so brauch ich Geduld! (Prof. Peter Kruse) tap.gif

  • Jette, das Argument mit LRS und das für sie jede zusätzliche Sprache Belastung ist, stimmt schon. Aber im Gegenzug bleibt auch vielen mit Dyskalkulie der Weg zum Abi versperrt, weil man Mathe, Physik, und andere Fächer nicht in der Gesamtheit abwählen kann. Dafür ist das Abitur nuneinmal eher breit aufgestellt.

    total... ich bezweifle, dass mein kind2 (diagnostizierte Dyskalkulie und vermutete AD(H)S) abi machen wird - das liegt ganz eindeutig am system hier, das ja dann nochmal ein bissl anders ist als in D und in der Tat viel breiter. Wenn man keine Allrounder*in ist, dann ist fertig Gymnasium hier.

    und aufgrund der erfahrungen mit diesem kind muss ich ein bisschen schmunzeln...breitgefächerter Bildungskanon ist so weit weg von Teilen ihrer Klassenkamerad*innen, das ist krass, das war bei kind1 im gymnasialen Zug und jetzt auf dem Gymi ganz anders, da war der breitgefächerte Bildungskanon schon von zuhause aus den meisten mitgegeben. Bei kind2 kann man die an einer hand abzählen, beim rest hatten schon die eltern nix breites.... lässt auch tief in die klassenbildung namens bildungssystem blicken, jedenfalls hier.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12

    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.

    #rose 49,7

  • Na klar, - doch nicht jede Schule ändert den Fächerkanon ab, -> aber eine Lateinlehrkraft dezent darauf hinzuweisen, dass gerade Rhetorik und Europa ganz klar geforderte "Lehrplan"-Themen sind, sollte an jeder Schule mit Latein als Fach möglich sein.

    Toleranz ist der Verdacht, dass der Andere Recht hat - Kurt Tucholsky

  • Na klar, - doch nicht jede Schule ändert den Fächerkanon ab, -> aber eine Lateinlehrkraft dezent darauf hinzuweisen, dass gerade Rhetorik und Europa ganz klar geforderte "Lehrplan"-Themen sind, sollte an jeder Schule mit Latein als Fach möglich sein.

    Und jemand mit einer anderen Fremdsprache bekommt dann keinen Unterricht in Rgetorik und Europa? Ich halte diese Argumentationskette ehrlich gesagt für ziemlich weit hergeholt. Wichtig wäre das doch für alle Schüler (und auch nicht nur Gymnasiasten).

  • Na klar, - doch nicht jede Schule ändert den Fächerkanon ab, -> aber eine Lateinlehrkraft dezent darauf hinzuweisen, dass gerade Rhetorik und Europa ganz klar geforderte "Lehrplan"-Themen sind, sollte an jeder Schule mit Latein als Fach möglich sein.

    Und jemand mit einer anderen Fremdsprache bekommt dann keinen Unterricht in Rgetorik und Europa? Ich halte diese Argumentationskette ehrlich gesagt für ziemlich weit hergeholt. Wichtig wäre das doch für alle Schüler (und auch nicht nur Gymnasiasten).

    Es ist fast ein Grund gegen die Sprache, wenn sie zur Exklusivität beiträgt. Meine Kinder haben Zugang zu diesen Fächern, weil sie in einer Modellklasse sind. Aber eigentlich sind das Fächer, die nicht exklusiv sein dürfen. Und wie ich an meinen Kindern sehe funktioniert es auch ohne die Sprache.

    LG, Kalliope

    Und bist du nicht willig, so brauch ich Geduld! (Prof. Peter Kruse) tap.gif

  • Das ist tatsächlich auch eine sehr auf Westeuropa zentrierte Sichtweise, für Arabisch, Japanisch oder Mandarin bringt Latein nichts.

    So verallgemeinernd lässt sich das nicht sagen. Latein vermittelt einem ein Gefühl für Satzstrukturen. Das kann auch in Sprachen wichtig sein, die ganz anders funktionieren. Ich habe mal Chinesisch studiert, und zumindest beim klassischen Chinesisch haben sich viele wieder an ihre Lateinstunden erinnert. Wenn man die Satzkonstruktion nicht checkt, kommen wilde Geschichten bei raus. Das beginnt schon bei der Frage, wo der Satz anfängt und wo er aufhört.

    Natürlich wird das so nicht gesprochen, aber "tot" wie Latein ist es nun auch nicht, weil zumindest in der gehobenen Schriftsprache viele Idiome, berühmte Zitatwendungen etc. nach wie vor die Sprache durchziehen. Man säuft quasi von Fußnote zu Fußnote im chinesischen Bildungskanon ab. (Ob der mittlerweile so in Frage gestellt wird wie hier der humanistische, weiß ich allerdings nicht. Bin da nicht mehr so nah dran.)

  • Das Abitur ist eine allgemeine Hochschulreife. Niemand muss Abitur machen. Es gibt auch andere Abschlüsse.

    Es ist ja heutzutage nun nicht mehr schwer Abitur zu machen. Sonst würden es ja nicht jedes Jahr so viele Menschen machen. Und die Noten werden ja auch immer besser.

    Jetzt streichen wir noch ein paar Fächer, damit noch mehr Leute ein noch besseres Abitur machen. Das ist schon irgendwie merkwürdig finde ich.

    Wer Probleme hat mit bestimmten Fächern kann ja Fachabitur machen oder eben die mittlere Reife.

    Ich schreibe meine persönlichen Erfahrungen und über mein persönliches Umfeld. Manchmal schreibe ich auch davon, was mir Familie oder Freunde so berichten, das steht dann aber dabei.
    Ich schreibe nicht über ein anderes Umfeld oder andere Erahrungen und tatsächlich nicht über ein ganzes Land oder die ganze Welt.
    Dafür bin ich viel zu klein und unwissend, als dass ich der Meinung sein könnte, dass ich weiß, wie es überall so funktioniert. #herzen

  • So verallgemeinernd lässt sich das nicht sagen. Latein vermittelt einem ein Gefühl für Satzstrukturen.

    Ich habe Latein ab der 9. Klasse als 3. Fremdsprache gelernt und kann bestätigen, dass es mir noch mal einen ganz anderen Zugang zu Sprachen gegeben hat als ich es ohne Latein gehabt hätte. Weil ich wirklich Sprachstrukturen noch mal ganz anders durchdrungen habe als ich das als jüngeres Kind bei Grammatikunterricht (sowohl auf Deutsch als auch in den beiden ersten Fremdsprachen Russisch und Englisch) getan habe. Dafür haben mir aber mir 4 Jahre gereicht und ich denke, der Effekt wäre deutlich kleiner gewesen, wenn ich es ab 5./6./7. Klasse gehabt hätte. Meine 4. Fremsprache Französisch ist mir leichter gefallen als alle in der Schule gelernten Sprachen, weil ich (1) durch Latein einen ganz anderen Zugang zu den Verbindungen zwischen den Sprachen hatte und (2) es dank Birkenbihlmethode (in Kombination mit Sprachkursen) auch ganz anders gelernt habe.

  • Es geht mir überhaupt nicht darum, dass es "einfacher" werden soll, das Abitur zu erlangen. Sondern dass heutzutage die Prioritäten für die Erlangung eines Abiturs in meinen Augen anders gesetzt werden müssten.

    Wenn ich einen frischen Abiturienten zu seiner Meinung zur Landtagswahl frage und bekomme die Antwort: "von Politik habe ich keine Ahnung und das interessiert mich auch nicht", dann raufe ich mir die Haare, auch wenn derjenige dafür gutes Französisch spricht.

    Ja, und ich finde auch, dass man die wichtigen Wurzeln der Demokratie nun nicht unbedingt im Lateinunterricht vermitteln sollte, sondern eher im Politikunterricht für alle.

    Ich schrieb ja auch schon, dass hier alle Kinder am Gymnasium ab der 6. Klasse die zweite Fremdsprache lernen. Das hat überhaupt noch nichts mit Abitur zu tun. Da sind die Kinder noch in der Orientierungsphase.