Liebe Raben,
eine Frage, die nun wirklich schon länger durch meinen Kopf geistert ist: Für wie rabig haltet ihr die Ansätze von Jesper Juul? Natürlich weiß ich, dass es in einem Forum mit so vielen Nutzern da nicht die Antwort geben kann. Aber es geht mir ja auch um unterschiedliche persönliche Einschätzungen.
Ich komme in Gedanken immer mal wieder auf diese Frage. Als wir frisch Eltern geworden sind, habe ich das ein oder andere Buch von Juul gelesen und muss sagen, dass mir vieles von seinen Ansätzen total zugesagt hat und ich mir oft dachte, dass ich das vernünftig finde. Richtig gut finde ich seinen Ansatz, persönlich direkt und authentisch mit dem Kind zu kommunizieren. Und dass Kinder eher persönliche Grenzen kennen lernen und respektieren lernen müssen (die dann natürlich auch von Mensch zu Mensch verschieden sein können), als dass sie lernen sollten was „Man“ macht und was nicht.
Interessant finde ich den Ansatz, dass er sagt, die Eltern sollen führen. Wobei ich ihn da manchmal nicht so ganz greifen kann und mir dazu auch gerne noch mal das neu von ihm/seinen Schülern neu aufgelegte Buch „Leitwölfe sein“ zu gemüte führen will.
Ich meine, mich zu erinnern, dass er in der Einführung zu „Mein kompetentes Kind“ von einem Fall berichtet, an dem er illustriert, was er damit meint. Er beschreibt, dass er seinen Sohn zu lange Zeit nicht ins Bett gebracht hat und dass er irgendwann fest gestellt hat, dass a) er selbst das nicht richtig findet b) der Sohn das partout nicht wollte und c) er es ändern möchte. Quintessenz des Absatz ist, dass der Sohn sich daran gewöhnt hat, dass Mama es immer macht, es aber völlig okay ist, diese Gewöhnung aufzuheben und etwas neues einzuführen. Außerdem bringt er die Komponente ein, dass es für die Vater-Kind Beziehung wichtig ist und sie beide davon profitieren werden. Ebenfalls mit dieser Situation verknüpft er, die Unterscheidung von Wunsch und Bedürfnis: Wunsch Mama, Bedürfnis: liebevolle Einschlafbegleitung. Zu guter letzt sagt er, dass es in einer solchen Situation an den Eltern ist, den Weitblick zu haben und die Führung zu übernehmen und mit dem Hinblick auf ein langfristiges gutes auch eine kurzfristige Frustration/Unzufriedenheit bei dem Kind in Kauf zu nehmen.
Tja ihr lieben Raben, wie seht ihr das. Also a) Juul und rabig ganz generell und b) speziell die geschilderte Situation? Ich bin gespannt.
PS: Mich beschäftigt es, weil wir zu Hause gerade im Chaos und in emotional sehr aufreibenden Situationen versinken.