Spendenbereitschaft Gebäude vs. Menschen

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  • ja, mir gehts auch so. Es scheint mir mit viel Prestige verbunden zu sein, für ein solches Gebäude zu spenden.


    Man hat ja auch keine politischen Debatten, etc. darum. Das ist vielleicht auch ein Punkt, warum es sich so einfach öffentlichkeitswirksam spenden lässt.

    Eine extrem hohe Geldspende für eine katholische Kirche, nationales Symbol noch dazu, ist ein sehr deutliches politisches Statement. Ein Statement in einer Dimension, die mich annehmen lässt, dass damit auch Erwartungen an politische Entscheidungsträger verbunden sind. Eine Hand wäscht die andere...

    Vor allem ist es ja nicht so, dass die katholische Kirche kein Geld hat.

    Nein, ich verstehe das wirklich auch ganz und gar nicht.

    Interessanterweise gehört Notre Dame aber wie fast alle großen französischen Kirchen dem Staat, der nicht mal eine Brandschutzversicherung dafür gemacht hat. Die deutschen katholischen Kirchen gehören dem jeweiligen Bistum.

    Jetzt fehlt mir wieder Schlehe#hmpf. Wie gerne würde ich jetzt ihre Einschätzung lesen.

    Nichtsdestotrotz könnte sich ja die katholische Kirche zur Schadensregulierung bereit erklären.

  • mich wundert ja, dass der whataboutismus Vorwurf noch nicht kam....



    Ich finde es pervers. Aber die Menschheit im gesamten ist pervers (nicht das Individuum ) und deshalb passt es.

    Und weil ich eine beschissene Meinung über die Menschheit an sich habe, finde ich auch ihre Kulturgüter nicht besonders erhaltens oder schützenswert. Also ich ganz persönlich. Bitte keine grundsatzdiskussion. Das ist nicht mal eine Meinung, das ist einfach mein empfinden. Und ich kann es akzeptieren und damit leben, dass andere das anders sehen und empfinden.



    Der französische Staat hätte massig Geld, würden die Firmen, denen diese Milliardäre ihren Reichtum zu verdanken haben korrekt ihre steuern zahlen.

    Aber da es ja genug Schlupflöcher gibt, wie man das verhindern kann, kann man jetzt den großen Gönner und Retter geben. Ist gleichzeitig auch noch tolle Werbung.


    Und vielleicht gibt es dann auch noch ein hübsches gedenktäfelchen, wo all die ach so edlen Spender namentlich genannt werden. Werbung für die nächsten Jahrhunderte oder zumindest bis zum nächsten Brand.

    So genial


    Dass für Menschenleben niemals diese spendenbereitschaft vorhanden sein wird passt doch. Mich wundert das null und das wird sich auch nie ändern. Denn siehe oben, die Menschheit ist pervers.....

  • Ich finde es einerseits unglaublich wichtig, dass solche Bauten bestehen bleiben und nach Katastrophen gerettet werden. Davor zu stehen zeigt uns, was Menschen möglich machen können. Was WIR können, wenn wir Träume und Visionen haben. Wir würden geistig allesamt verarmen ohne diese Beweise der menschlichen Kunst im Denken und Schaffen.

    Andererseits zucke ich bei den bereitwilligen Spenden auch bis ins Mark zusammen, wenn man im Gegensatz dazu mal anschaut, was einzelne Hilfsorganisationen teilweise bekommen, um welche Kleckerbeträge (vergleichsweise!) es teilweise geht, wenn es heißt: Wir müssen Flüchtlingslager XY die Hilfen reduzieren, die Leute kriegen jetzt pro Tag nur noch zwei Kartoffeln pro Person statt drei. usw.


    Andererseits: Jeder entscheidet selbst, was er mit seinem Geld macht, und die Annahme "würde Familie ABC das Geld nicht für Notre Dame spenden, könnten sie damit 3 Flüchtlingslager mit Essen und Bildung absichern" ist eben eine Milchmädchenrechnung, denn seien wir ehrlich: Würden sie es nicht für Notre Dame spenden, blieben sie einfach auf ihren Kohlen sitzen. AUßER, sie wollen humanitär spenden. Dann tun sie es ohnehin.


    Es ist prestigeträchtig, für so ein kulturell wichtiges Bauwerk zu spenden. Prestigeträchtig und politisch unverbildlich - niemand kann ihnen etwas vorwerfen, keiner wird deshalb die Geschäftsbeziehungen einstellen.

    Dazu finanziert man sehr viel mehr Positives als nur ein Bauwerk: Da werden nun für viele Jahre viele Menschen Arbeit finden, vom Professor in Kunstgeschichte bis zum Maurerlehrling.

    Und es ist nicht das Fass ohne Boden, das man zu spüren bekommt, wenn man für humanitäre Zwecke spendet. Selbst wenn man mit seiner Spende einem Menschen oder einem Dorf das Leben rettet (!), passiert gefühlt überhaupt nichts, weil Million andere Menschen und Dörfer genau so verrecken, als hättest du exakt nichts getan. Dazu kommt die Frage: Kommt meine Spende überhaupt an? Oder greift das der Diktator auf dem Weg ab, holen es sich die Extremisten, überstütze ich womöglich den Terror, wenn ich gutgläubig gebe?
    Die Kathedrale dagegen ist ein definiertes Ziel, das Geld wird ankommen, sie wird in absehbarer Zeit fertig sein. Man bekommt ein Ergebnis, kann sich freuen, das Ding angucken und sagen "meine 5 Euro haben das mit möglich gemacht". Für humanitäre Zwecke zu spenden oder zu arbeiten bedeutet, jeden Tag damit klarzukommen, dass man nur Tropfen auf heiße Steine sprenkelt.

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
    Selbst RTL hat Ninja Warrior!

    Einmal editiert, zuletzt von Ohnezahn ()

  • 1. Es ist bei allen Dingen so - für eine Grundinvestition, wo man nachher was Schönes sieht, lässt sich immer sehr viel leichter Geld sammeln, als für den Unterhalt von was auch immer (sei es eine alte Kathedrale, die im Unterhalt auch viel Geld verschlingt oder ein seit Jahren bestehendes Flüchtlingslager).
    Hier weiß man, dass eine bestimmte Summe nötig ist und in x Jahren steht die Kirche wieder und die Großspender werden zum feierlichen Eröffnungsgottesdienst und anschließenden Empfang eingeladen. Das ist alles klar umgrenzt mit einem deutlich definiertem Ziel und man kann sich nachher am Ergebnis freuen.


    2. Bei Spenden spielt generell die mediale Öffentlichkeit ein große Rolle - da, wohl viele Kameras stehen, wird die Not eher gesehen und eher gespendet.


    3. Außerdem spielt die persönliche Verbundenheit, irgendeine persönliche Beziehung eine wichtige Rolle. (Deshalb haben viele Hilfsorganisationen ja auch Patenschaftsprogramme, die zwar mehr bürokratischer Aufwand sind (und damit auch mehr Verwaltungskosten verursachen), aber genau dadurch wird eine persönliche Beziehung hergestellt.)


    Nichtsdestotrotz könnte sich ja die katholische Kirche zur Schadensregulierung bereit erklären.

    Die katholische Kirche in Frankreich ist ziemlich arm. Letztlich steht auch in D die Kirche vor der Frage, ob sie Geld für Gebäude oder für Menschen ausgibt. Aus gutem Grund trennt sich die Kirche in D von vielen Gebäuden.

  • Zitat:

    "Hätten die drei reichsten Familien Frankreichs gar nichts gemacht und sich eine neue Yacht gekauft, anstatt Geld für Notre-Dame zu spenden - niemand hätte sich beschwert."

    Ja, weil man weiter verdrängt hätte, dass es Menschen gibt, die andere Menschen und unser aller natürliche Ressourcen derart ausbeuten, dass sie so viel Geld haben können. Mir zumindest geht es so, dass wenn ich das nicht 95% der Zeit verdrängen würde, müsste ich andauernd kotzen ... oder gucken, ob es die RAF noch gibt.

    "Stay afraid, but do it anyway. What’s important is the action. You don’t have to wait to be confident. Just do it and eventually the confidence will follow." Carrie Fisher

    LG Matilda mit Tochter (08/2004) und Sohn (09/2015)

  • Woher kommt das eigentlich das immer gesagt wird, die Kirchen sind reich? #weissnicht


    Also unsere ist es nicht. Der neue Kindergarten, der gebaut werden musste weil der alte marode war inkl Schimmelbefall und weil die Stadt forderte wir müssten eine U3 schaffen, für die kein Raum vorhanden war ( an den Kosten beteiligt wurde sich aber nicht großartig was ich immer noch unfassbar finde), konnte nur deshalb entstehen weil über Jahre hinweg in Gottesdiensten dafür gespendet wurde.

    Die Kirche bei uns ist echt so arm, das wir die immer wieder eingeschmissenen Buntglasfenster an der Kirche nicht ersetzen konnten, weil ja alles Geld in die Kita ging. #crying Erst nachher ging das wieder (ebenfalls durch Spenden).

  • Zitat:

    "Hätten die drei reichsten Familien Frankreichs gar nichts gemacht und sich eine neue Yacht gekauft, anstatt Geld für Notre-Dame zu spenden - niemand hätte sich beschwert."

    Ja, weil man weiter verdrängt hätte, dass es Menschen gibt, die andere Menschen und unser aller natürliche Ressourcen derart ausbeuten, dass sie so viel Geld haben können. Mir zumindest geht es so, dass wenn ich das nicht 95% der Zeit verdrängen würde, müsste ich andauernd kotzen ... oder gucken, ob es die RAF noch gibt.

    Die RAF? Dein Ernst? Weißt du nicht wieviel Leid sie über einige Familien gebracht hat. Ernsthaft.

  • Die RAF? Dein Ernst? Weißt du nicht wieviel Leid sie über einige Familien gebracht hat. Ernsthaft.

    Nein, ist nicht mein Ernst. Ich kann bloß die Wut und die Hilflosigkeit, die zu ihrer Entwicklung und Popularität geführt hat, nachvollziehen.

    "Stay afraid, but do it anyway. What’s important is the action. You don’t have to wait to be confident. Just do it and eventually the confidence will follow." Carrie Fisher

    LG Matilda mit Tochter (08/2004) und Sohn (09/2015)

  • Zitat:

    "Hätten die drei reichsten Familien Frankreichs gar nichts gemacht und sich eine neue Yacht gekauft, anstatt Geld für Notre-Dame zu spenden - niemand hätte sich beschwert."

    Ja, weil man weiter verdrängt hätte, dass es Menschen gibt, die andere Menschen und unser aller natürliche Ressourcen derart ausbeuten, dass sie so viel Geld haben können. Mir zumindest geht es so, dass wenn ich das nicht 95% der Zeit verdrängen würde, müsste ich andauernd kotzen ... oder gucken, ob es die RAF noch gibt.

    Ja, es ist richtig, dass Menschen nur zu großen Reichtümern kommen, weil andere Menschen nicht das Geld bekommen, das sie bräuchten, um den Gegenwert dessen zu kaufen, was sie hergestellt haben.

    Auch zu kleinen Reichtümern kommt man nur so.

    Gerecht ist das nicht.


    Das hat aber eher wenig mit den Spenden für den Wiederaufbau der Kathedrale zu tun. Hier wird nur deutlich, dass jemand viel mehr Reichtum hat, als gerecht wäre. Das ändert in meinen Augen nichts daran, dass es schön ist, wenn jemand davon abgibt, um etwas zu ermöglichen, das vielen Menschen am Herzen liegt und zunächst einmal inoffensiv ist.

    Ich freue mich, dass es die Möglichkeit gibt, dieses Gebäude wiederr aufzubauen. Da bedeutet nicht, dass es mir egal wäre, dass Menschen hungern oder fliehen müssen oder unter unwürdigen Bedingungen arbeiten.

    Ich bin keine Christin, aber ich denke, in den Büchern da, da stehen eine Menge kluger Sachen, z.B.:


    Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein.

    Fiawin mit d9be21343ykoa.gif

    age.png



    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.


    Lass die Hoffnungswaschmaschine laufen!


    Whatever you want, it isn't me.

    Other people's ambitions are not my specialty.

    Sometimes I can see from here clear to the ocean.

    Sometimes I'm blind.

    Als die Vielfalt ging, entzündete die Einfalt ein Freudenfeuer.

  • Ja, weil man weiter verdrängt hätte, dass es Menschen gibt, die andere Menschen und unser aller natürliche Ressourcen derart ausbeuten, dass sie so viel Geld haben können. Mir zumindest geht es so, dass wenn ich das nicht 95% der Zeit verdrängen würde, müsste ich andauernd kotzen ... oder gucken, ob es die RAF noch gibt.

    Unterdessen verstehe ich, warum die sehr reichen Familien in D verhältnismäßig wenig spenden und lieber zurückgezogen leben, als das Geld für das Gemeinwohl zu inverstieren....

  • Ja, weil man weiter verdrängt hätte, dass es Menschen gibt, die andere Menschen und unser aller natürliche Ressourcen derart ausbeuten, dass sie so viel Geld haben können. Mir zumindest geht es so, dass wenn ich das nicht 95% der Zeit verdrängen würde, müsste ich andauernd kotzen ... oder gucken, ob es die RAF noch gibt.

    Unterdessen verstehe ich, warum die sehr reichen Familien in D verhältnismäßig wenig spenden und lieber zurückgezogen leben, als das Geld für das Gemeinwohl zu inverstieren....

    Ja, das kann ich auch verstehen. Diese Neiddebatte ist einfach <X Jeder kann spenden, wofür er auch immer möchte. Punkt. Das hat hier niemand vorzuschreiben und niemand hat sich dafür zu rechtfertigen. Punkt. Ende der Diskussion.

    "Erstens, ich wollte dich nicht wegschicken, sondern töten. Zweitens, weißt Du, wie man Kaffee kocht?" Simon, TWD

  • ich finde die ganze diskussion im detail müssig, denn die grundsatzfrage - für mich - ist die frage nach der verteilung von materiellen gütern (und damit natürlich im gegenzug von ausbeutung und verschuldung) auf der erde.

    wir haben einen grad an kapitalakkumulation bei einzelnen marktakteuren erreicht, der schlicht und einfach falsch ist.