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  • Es wird inzwischen von den Menschrn maximale Flexibilität erwartet, was ihren Arbeits- und Wohnort angeht.

    Und mit Schulkindern oder Lehrerpartner kann diese geforderte Flexibilität einen dann vor Riesen Probleme stellen. Das ist doch bescheuert!

    Als meine Nichte in der 10. von Thüringen nach Hessen gezogen ist, gab es Riesen Probleme.

    Auch in einer zentral organisierten Bildungspolitik könnte man regionale Freiheiten einplanen. Das geht doch auch innerhalb der Bundesländer.

    Ich glaube kaum dass die Kinder in Kassel auch die Geschichte Rüsselsheim durchgenommen haben.

    We must accept finite disappointment, but never lose infinite hope.

    Martin Luther King, Jr.

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    ebura mit S (*04), E (*05) und I (*12/21)

  • Ich bin z.B. ziemlich sicher, dass ich Ende 4. Klasse gewusst habe, in welchen Jahren der 2. Weltkrieg war.

    Das wusste ich auch. So wie ich wusste, dass mindestens 80% der Leute in Deutschland Antifaschisten waren und dass das Ziel der Faschisten in erster Linie die Vernichtung der Antifaschisten und Kommunisten war und dass sie niemanden mehr fürchteten als Ernst Thälmann und dessen Ermordung das größte Verbrechen des Faschismus war. Neben Thälmann waren Lenin und Stalin die wichtigsten Guten der Geschichte. Und ich hatte ein recht großes Interesse an Geschichte und hab alles aufgesogen, was ich in die Finger bekommen habe. Was eben so für Kinder verfügbar war.

    "Stay afraid, but do it anyway. What’s important is the action. You don’t have to wait to be confident. Just do it and eventually the confidence will follow." Carrie Fisher

    LG Matilda mit Tochter (08/2004) und Sohn (09/2015)

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin ja immer wieder erstaunt, was wo als zu früh gilt. In anderen Ländern wird Geschichte halt früher gelehrt, altersentsprechend eben.

    Das ist so wie der Satz der Deutschlehrern neulich, dass Kinder bevor sie 10 sind Grammatik nicht verstehen können. In anderen Ländern halt schon. Und diese Einstellung passt ja dann auch irgendwie zur Gymnasiallehrerin m, die meinte, dass die meisten Kinder heutzutage nicht mehr zuverlässig Vergangenheitsformen, gerade 1.vergangenheit und Fälle identifizieren oder gar bilden können.

    Vielleicht versteht man manches so wirklich richtig erst später. Aber ein wenig denke ich da sich an meine Quantenmechanikprofessor der meinte, erst mal machen, regeln anwenden, das Gefühl und Verständnis kommt später dazu.

    WW 1 und 2 kam bei meinen Kindern immer mal wieder ab klasse eins dran. Sei es, dass ein Überlebender Geschichten in der Schule erzählte, ein Bunker besucht wurde oder andere historische Monumente der Gegend.

  • Wir haben in unserer Hauswand noch Einschusslöcher und Luftschutzbunkerpfeile. Vor den Synagogen steht Polizei. Bombenfunde.

    Das Thema kommt auf und muss natürlich auch altersgemäß besprochen werden.

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.

    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -

  • Ich glaube, dass unsere Generation ganz andere Kontaktpunkte hatte.

    Meinen Opa habe ich natürlich gefragt, warum er nur ein Bein hat. Dass der andere Opa zwei Jahre lang in Russland in Gefangenschaft war, auch.

    In meiner Kindheit kamen "die Amis" einmal pro Jahr zum Biwak für 4 Wochen. Das war für mich normal.

    Auf dem Schulweg kam ich immer an den Militärunterkünften der US Streitkräfte vorbei. Die Dauerstationierung ist in dem einen Ort noch nicht so lange vorbei.

    Beim anderen Ort traf ich sogar noch mit meinen Kindern im Schwimmbad hier stationierte Familien.

    Ich finde Ortsgeschichte in der Grundschule wichtiger als den 2. Weltkrieg.

  • Das waren Beispiele aus der Jetztzeit. Meine Kontakte waren natürlich noch intensiver (Antifaschist war ein beliebtes Wort in Diktaten; KZ und Migration auch ein Familienthema).

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.

    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -

  • Wir haben in unserer Hauswand noch Einschusslöcher und Luftschutzbunkerpfeile. Vor den Synagogen steht Polizei. Bombenfunde.

    Das Thema kommt auf und muss natürlich auch altersgemäß besprochen werden.

    Das haben wir hier alles nicht. Plattes Land, keine Synagogen, keine Bunker, keine Einschusslöcher. Da kommt das Thema halt nicht auf und wird dann eben auch nicht einfach so mal angesprochen.

    Als ich Kind war, war das anders. Meine Oma hat bei der Bundeswehr gearbeitet und auch viel vom Krieg erzählt.

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    Wunder 1: 07

    Wunder2: 11

  • Hier nicht Bayern, sondern Norden.
    Schule früher und Orts- bzw. in unserem Fall Stadtgeschichte gehörten zum Lehrplan in der Grundschule.

    Theoretisch lässt sich Stadtgeschichte ja auch prima allgemein mit der neueren Geschichte verbinden, allerdings fiel der ganze Themenkomplex speziell in der Klasse meiner Tochter ziemlich hinten über. Ich weiß, dass Stadtgeschichte anderswo ziemlich ausführlich durchgenommen wurde.

  • Das ist so wie der Satz der Deutschlehrern neulich, dass Kinder bevor sie 10 sind Grammatik nicht verstehen können. In anderen Ländern halt schon. Und diese Einstellung passt ja dann auch irgendwie zur Gymnasiallehrerin m, die meinte, dass die meisten Kinder heutzutage nicht mehr zuverlässig Vergangenheitsformen, gerade 1.vergangenheit und Fälle identifizieren oder gar bilden können.

    Das war ich. Das mit den Vergangenheitsformen. Aber das liegt nicht an der Schule. Jedenfalls nicht nur. In der Kinderliteratur kommt das kaum vor, Märchen werden nicht mehr vorgelesen, im mündlichen Sprachgebrauch wird es nicht mehr benutzt...

    Der Deutschlehrerin würde ich nicht widersprechen wollen, es kommt eben auf die Tiefe des Verständnisses an. Natürlich sollten sie Zeiten unterscheiden und richtig benutzen können. Vielleicht meinte sie, dass das inzwischen häufiger vorkommt, dass sie es nicht verstehen. Das würde ich unterschreiben. In vielerlei Hinsicht kann man Kindern heute kognitiv weniger abverlangen.

    Ich glaube nicht, dass das in anderen Ländern anders ist.

    In Geschichte ist es einfach so: Losgelöst von einem Zeitgerüst kann man natürlich schon einiges an Geschichte lernen in der Grundschule oder vorher. Man kann natürlich auch Zahlen und Ereignisse auswendig lernen lassen (so ist es teilweise in den USA). Aber ein Verständnis für zeitliche Abläufe (Zahlenstrahl, Entwicklungen, was folgte auf was und warum), das wird man im Grundschulalter und auch in der 5./6. Klasse nicht hinbekommen. In der 7. ist es ja oft noch schwer.

  • Es wird inzwischen von den Menschrn maximale Flexibilität erwartet, was ihren Arbeits- und Wohnort angeht.

    Und mit Schulkindern oder Lehrerpartner kann diese geforderte Flexibilität einen dann vor Riesen Probleme stellen. Das ist doch bescheuert!

    Als meine Nichte in der 10. von Thüringen nach Hessen gezogen ist, gab es Riesen Probleme.

    Auch in einer zentral organisierten Bildungspolitik könnte man regionale Freiheiten einplanen. Das geht doch auch innerhalb der Bundesländer.

    Ich glaube kaum dass die Kinder in Kassel auch die Geschichte Rüsselsheim durchgenommen haben.

    Hier unterschreibe ich mal.

    • Offizieller Beitrag

    Das wusste ich auch. So wie ich wusste, dass mindestens 80% der Leute in Deutschland Antifaschisten waren und dass das Ziel der Faschisten in erster Linie die Vernichtung der Antifaschisten und Kommunisten war und dass sie niemanden mehr fürchteten als Ernst Thälmann und dessen Ermordung das größte Verbrechen des Faschismus war. Neben Thälmann waren Lenin und Stalin die wichtigsten Guten der Geschichte. Und ich hatte ein recht großes Interesse an Geschichte und hab alles aufgesogen, was ich in die Finger bekommen habe. Was eben so für Kinder verfügbar war.

    Großartig. Und vielleicht ein ganz gutes Beispiel, warum es nicht doof ist, komplexere historische Zusammenhänge erst in höheren Klassen zu behandeln :saint:

    Ich war in der siebten und achten in den USA in der Schule - da hatten wir überhaupt kein Geschichtsunterricht, sondern Social Studies. War toll, wir haben viele spannende Sachen gemacht, die ich nicht missen möchte (so ich es noch weiß), aber definitiv kein Geschichte. Jetzt kann man trefflich diskutieren, ob es sinnvoller ist, mit dem Geschichtsunterricht oder mit anderen Themen in Klasse 1 zu beginnen - unterm Strich ist meine Erfahrung, dass die meisten US-Amerikaner nicht unbedingt mehr Ahnung von Geschichte haben (und oft ein "schwieriges", weil wenig reflektiertes Verhältnis zur eigenen Geschichte - die wird oft als "Erfolgsgeschichte" präsentiert mit wenig Rücksicht auf die weniger positiven Seiten) und Franzosen ein deutlich besseres Wissen. Allerdings hat man in Frankreich auch deutlich mehr Geschichtsunterricht (zu Lasten anderer Fächer).

  • Ich bin z.B. ziemlich sicher, dass ich Ende 4. Klasse gewusst habe, in welchen Jahren der 2. Weltkrieg war.

    Das wusste ich auch. So wie ich wusste, dass mindestens 80% der Leute in Deutschland Antifaschisten waren und dass das Ziel der Faschisten in erster Linie die Vernichtung der Antifaschisten und Kommunisten war und dass sie niemanden mehr fürchteten als Ernst Thälmann und dessen Ermordung das größte Verbrechen des Faschismus war. Neben Thälmann waren Lenin und Stalin die wichtigsten Guten der Geschichte. Und ich hatte ein recht großes Interesse an Geschichte und hab alles aufgesogen, was ich in die Finger bekommen habe. Was eben so für Kinder verfügbar war.

    na da wüsste ich ja ganz gern, in welcher dekade du so etwas in der beschriebenen art und weise gelernt hast. vor allem, was stalin betrifft.

  • Die Zweiteilung der Welt in Faschist vs Antifaschist erinnere ich auch noch dunkel. Was so im kindlichen Hirn hängenblieb. Ohne Prozentzahlen und genauere Details. Und klar, Thälmann war der Größte. Aber das war nicht spezifischer Teil des Geschichtsunterrichts, sondern allgemeiner Tenor des Schullebens - halt bei allen möglichen Gelegenheiten. "Imperialismus" war auch so ein Schlagwort. Es gab - zumindest zu meiner Zeit - sog. Agitatoren (als Teil des Gruppenrats), das waren Schüler, die das politische Geschehen nach "Aktueller Kamera" in 5 Minuten knapp umreißen sollten, vermutlich so ungefähr wöchentlich, exakt erinnere ich das nicht.

    Im Geschichtsunterricht wurde die Entwicklung der Gesellschaft behandelt: Urgesellschaft - Sklavenhaltergesellschaft - Feudalgesellschaft usw.
    Meine Kenntnisse über die Antike, zB die griechische Polis, sind leider sehr rudimentär, ich will das immer mal nachholen.

    Zum Lehrplan DDR habe ich gerade das gefunden:

    https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch…oad/10179/4030/

    (Hoffe, der Link geht, es öffnet sich eigentlich gleich das PDF.
    Geht nicht speziell um die Lehrpläne, sondern DDR- Jugendsachbücher)

    In der gymnasialen Oberstufe (Westen) musste ich dann in einer Klausur einen Geschichtstext der DDR analysieren (Quelle wurde uns natürlich nicht gesagt, das sollten wir ja herausarbeiten, es ging u.a. um historischen Materialismus). Das war lustig, denn ich konnte mich noch an die Buchseiten erinnern, die zu meinem Schulbuch 5. Klasse gehörten.

  • fürs protokoll: ich habe das so nicht gelernt.

    gern suche ich mal nach offiziellen lehrplänen der ddr. die sind sicher zu finden.

    Ich habe das so sicher auch nicht in der Schule gelernt, sondern der Schule und der mir verfügbaren Literatur entnommen und mir mein eigenes Bild daraus gebaut. Ich war zehn Jahre alt, ich konnte das nicht differenzieren. Ich hatte keinen Zugang zu Erwachsenen, die mir irgendwas erklärt hätten, habe also alles ausschließlich offiziellen Quellen für Kinder entnommen, die nicht alle auf dem damals aktuellen Stand waren. Und Stalin wurde in der älteren Literatur durchaus verehrt und wurde dann einfach nicht mehr erwähnt. Es fehlte mir also die Aufklärung über die korrigierte Geschichtswahrnehmung, denn ich war noch zu klein, um den Sputnik zu lesen.

    In meinen alten Heimatkundeheften wird übrigens Thälmann jährlich erwähnt und beschrieben, dann noch Marx und Engels, Lenin, das Manifest der Kommunistischen Partei, die Gründung der KPD, die Gründung der DDR, Wilhelm Pieck, Erich Honecker, Walter Ulbricht, Otto Grotewohl, verschiedene Parteitage der SED, die Gründung der Pionierorganisation, die Herrschaft der Faschisten, deren Unterdrückung des sowjetischen Volkes, der Kampf der deutschen Antifaschisten mit den Kommunisten als führende Kraft, die FDJ, die Nationale Volksarmee, die Grenztruppen und Kampfgruppen der DDR. Das ist zumindest alles, was ich darin über Geschichte finde (ich habe noch drei verschiedene Hefte, vermutlich Klasse 2-4). Da nervt es mich, wenn über den tollen Geschichtsunterricht für Grundschüler in der DDR berichtet wird.

    Edit: Es nervt mich noch viel mehr, wenn meine Tochter in der Schule die Deutsche Teilung als Gegensatz zwischen Diktatur und Demokratie kennenlernt, während der westliche Imperialismus unerwähnt bleibt.

    "Stay afraid, but do it anyway. What’s important is the action. You don’t have to wait to be confident. Just do it and eventually the confidence will follow." Carrie Fisher

    LG Matilda mit Tochter (08/2004) und Sohn (09/2015)

    2 Mal editiert, zuletzt von Matilda (9. Mai 2019 um 18:51)

    • Offizieller Beitrag

    krebbel, ich hatte das von einer Gymnasialdeutschlehrerin vor Ort gehoert. Sie meinte das Problem sei in den letzten 5 Jahren wirklich extrem geworden.

    Ich erstaune mich halt immer wieder, was in mir als "kann in dem Alter noch nicht verstanden werden" praesentiert wird. Ich denke schon auch, dass manches an Grammatik/Geschichte/Naturwissenschaften vielen in der Grundschule noch schwer fallen wird. Nur verstehe ich nicht so recht, warum das bedeutet, dass man es erst gar nicht unterrichtet. in Frankreich gibt es ab der 1.Klasse Grammatik, und dann schnell mehr. Da wird sehr viel Zeit drauf verwendet, in den USA gab es auch ab Kindergarten Grammatik. Wobei das von Staat zu Staat verschieden sein wird (winke zu Hermine). In Frankreich gab es Geschichtsüberblicke ab Klasse 3, klar viel das vielen schwer, aber es wurden Mit Zeitenstrahl gearbeitet und viel verglichen und ich behaupte mal, dass das so wirklich selbst viele Erwachsene noch nicht so recht verstehen - wir Menschen benutzen da halt einfach Konstrukte und Hilfsmittel.

    DH alles auch nicht, dass man es so frueh schon einführen MUSS. Nur, dass es unmoeglich ist, dass denke ich falsch.

    Man koennte dann auch darueber diskutieren, dass Kinder, die keinerlei formalen Matheunterricht vor 12 Jahren haben, dafuer aber problemlösendes Denken gefoerdert wird, die fehlende Mathe innerhalb von wenigen Wochen nachgeholt haben. Das sind auch Studien und Gedankengänge, die halt nicht in das gaengie Wissen passen.

    So viel an Schule erscheint mir ist basierend auf Traditionen und dem eigenen Lernen und der eigenen Kindheit.

    Oder dass der Kommunionsunterricht im Schulunterricht in Bayern ist - wer hat sich das ausgedacht.


    Was und wie unterrichtet wird, darueber kann man diskutieren - mir waere es nur wichtig, dass es in Deutschland relativ einheitlich waere - so wie das Ebura ja schon beschrieb.