Leistungsabfall im Job durch Mutterschaft

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  • Hallo,


    Das ist, denke ich, die Ausnahme. In vielen Berufen sind wir als Arbeitnehmende austauschbar und bekommen eben die o.g. befristeten Verträge, damit "kaputtgespielte" unkompliziert ersetzt werden können.

    Ich arbeite ja als Lehrerin an einer Berufsschule - das ist nicht das, was ich von den Unternehmen mitbekommen: Die sind ziemlich daran interessiert, ihre Auszubildenden aufzubauen, damit sie langfristig einen "passenden" Mitarbeiter haben.


    Vielleicht, weil ihnen zumindest bei minderjährigen Auzubildenden sonst schnell das Jugenschutzgesetz um die Ohren fliegt? Oder es eben doch in der jeweiligen Branche eben nicht qualifizierte Leute wie Sand am Meer gibt?


    Das es als normal angesehen wird, daß man immer und unter allen Umstanden 100% Leistung bringt, ist ja auch hier mehrfach zu lesen gewesen.


    Leistungsabfall im Job durch Mutterschaft habe ich auch so verstanden, dass (unabhängig von der Stundenzahl) mit dem Vorhandensein eines oder mehrerer Kinder nicht mehr die normal zu erwartende Leistung im Beruf erbracht werden kann.


    Auch. Und ich finde es normal und auch nicht schlimm.

    Immerhin reden wir hier laut Ausgangspost von "Schusselfehlern" und dem Gefühl überlastet zu sein (was dem AG völlig egal sein kann, damit muss man nun mal als Familie alleine klar kommen). Nicht davon, daß jemand seinen Job überhaupt nicht mehr sinnvoll ausüben könnte.


    Aber "gut" ist eben nicht gut genug, es müssen unbedingt die 100% des Möglichen sein...


    Zitat

    100% Leistung sind für mich immer auf die anteilige Arbeit zu sehen. Eine Ärztin in Teilzeit arbeitet vielleicht nur an einem Tag in der Woche, macht ihren Job in der Zeit aber gut. Unabhängig vom Kind. Das ist für mich dann doch kein Leistungsabfall.


    Doch. Aber wenn mein AG aber eigentlich 40 Stunden MÖCHTE, dann sind das, was ich ihm geben kann keine 100% des Erwartete. (da wie gesagt die Dichte der einstellbaren Leute nicht so groß ist, ist es vom AG ein Kompromiss, trotzdem einzustellen). Hätte es genug Leute gegeben, die 40 Stunden gewollt hätten,. wäre er ganz sicher bei seinen Erwartungen geblieben, das zeigen die aktuellen Aufforderungen, ob man nicht doch mit den Stunden hochgehen will (wenn nicht , könnte auch eine entsprechende Dienstanweisung ans Team kommen...) .

    Nein, der Preis ist mir zu hoch (2 Arbeitsstellen im Wechsel bzw. kompletter Stellenwechsel von einer sehr guten zu einer komplett ungewissen Stelle) , ich will es nicht. Damit erfülle ich definitiv nicht zu 100% die Erwartung meines AG. .


    Und wenn ich dann noch bestimmte, im Vertrag eigentlich festgeschriebene Randdienste nicht übernehme, dann sind es auch nicht die erwarteten 100%.

    Und trotzdem finde ich es völlig in Ordnung, für junge Familien Möglichkeiten zu schaffen, eben nicht 6 Uhr anfangen zu müssen oder bis 18 Uhr da sein zu müssen, denn es ist mit kleinen Kindern auch noch anstrengend genug, wenn man 7 Uhr da sein muss.

    Obwohl eigentlich pro Bereich nur soundsoviele Leute gleichzeitig Urlaub nehmen dürfen, ist jeder auf Arbeit meines Mannes froh, daß es so organisiert wird, daß möglichst ALLE mit Schulkindern in den Ferien Urlaub haben können.- Auch wenn das nicht die i den 100% Leistung erthaltene eigentlich erwartete Flexibilität ist.


    usw.

    Ich bin froh, daß an diesen Stellen Menschlichkeit offenbar dich vor Erwartung geht.

  • nö @casa - das ist keine Leistungsabfall... das ist schlicht und ergreifend Überlastung.


    Ein vernünftiges Modell wäre gewesen.. .so aus der Ferne:


    die Zahnärztin ein reduziertes Pensum mit x Stunden (vermutlich hätte sie dann aber eine Angestellte entlassen müssen) oder hätte sich eine andere Ärztin mit in die Praxis geholt


    Vater dann auch reduziert.


    der Vater redet auch völligen Quark... sorry... aber ist es mal nicht interessant, wenn Männer sich mit Frauenproblemen rumschlagen müssen? Wenn jemand anfängt Teilzeit zu arbieiten, muss eben auch die Arbeit angepasst werden.

    Geb ihm doch mal den guten Tipp, dass er darüber mit seinem Chef redet#freu

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Hätte es genug Leute gegeben, die 40 Stunden gewollt hätten,. wäre er ganz sicher bei seinen Erwartungen geblieben,

    sowas nennt man in BWL Vorlesungen: Angebot und Nachfrage regeln den Markt :)


    ich ermutige Dich, Dir Deiner Macht als Arbeitnehmer bewusst zu sein

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

    • Offizieller Beitrag

    Oder es eben doch in der jeweiligen Branche eben nicht qualifizierte Leute wie Sand am Meer gibt?

    letzteres. Die sind alle schon volljährig.


    @casa: Ausbildungen im kaufmännischen Bereich. Ärztinnen. Versicherungsangstellt. Sozialarbeiterinnen. Mitarbeiterinnen auf Verwaltungsebene im Touristikbereich. Pädagogische Angestellte beim Museum. Noch mehr Versicherung. Letzteres ist das private Umfeld. Alle mit festen Verträgen angestellt.


    Es gibt total viele, die mit befristeten Verträgen arbeiten müssen und das ist oft ein Modell, um auszunutzen auf den Rücken der Arbeitnehmer. Aber wenn ich hier lese, hat man den Eindruck, in Deutschland herrsche der fieseste Manchester-Kapitalismus und alle AN seien Opfer. Das stimmt zumindest mit meiner privaten Umgebung nicht überein. Hier gibt es jede Menge AN, die sichere Jobs haben - auch ohne sich selbst total zu verausgaben.

  • Hallo,


    Hätte es genug Leute gegeben, die 40 Stunden gewollt hätten,. wäre er ganz sicher bei seinen Erwartungen geblieben,

    sowas nennt man in BWL Vorlesungen: Angebot und Nachfrage regeln den Markt :)


    ich ermutige Dich, Dir Deiner Macht als Arbeitnehmer bewusst zu sein


    Zum einen ging es darum, daß man die Erwartungen des AGs unabhängig von persönlichem, zu 100% erfüllen müsste und daß "Kinder haben, Mutte/Vater sein dabei nicht als Ausrede zählt.


    Mache ich an der Stelle aber nicht und ja, mein "Mutter kleiner Kinder sein" WAR die Ursache, denn vorher waren Vollarbeit, Randdienste blöd, aber sonst kein Problem.


    Und welche Macht habe ich, wenn z.B. eine Dienstanweisung kommt? Klar, ich kann hoffen, es auf eine Kollegin abwälzen zu können. Das ist aber nicht fair, denn wollen will keine. Oder ich kann meine "Macht" zeigen und kann kündigen. Was habe ich davon, wenn bei den anderen AGs rundrum die Rahmenbedinungen noch schlechter sind?

    Auch da ist mein "Mutter sei" tatsächlich ein Mit-Grund, denn wenigstens so lange wir noch Jugendliche im Haus haben, die noch nicht auf eigenen finanziellen Füßen stehen, ist mir eine einigermaßen stabiles finanzielle Lage wichtig, wenn ich mir darum auch noch Sorgen machen müsste... Puh.


    Auf jeden Fall erfülle ich auch damit nicht die Erwartungen meines AGs.


    edit: Ein weiteres Beispiel: Mein AG erwartet eine Menge Schreibkram und hat sehr genaue Vorstellungen, wie der auszusehen hat. Inzwischen macht mit ein (eher kleiner) Teil davon sogar Spaß, der andere ist lästig, aber meist machbar (auch wenn ich definitiv keine 100% aufwende)


    Als ich angefangen habe, habe ich gerade so viel gemacht, daß mit "keiner was konnte", mehr war einfach nicht drin. Weil ich weniger Zeit und Ruhe hatte und weil es durch die dauerhafte Überlastung und die damit verbuden verringerte Konzentration auch im Einzelnen viel länger gedauert hat.

    Da es eh nur für den Schrank war, habe ich damit keinem wirklich geschadet und habe daher auch kein schlechtes Gewissen, da bei weitem nicht 100% des Erwarteten geleistet zu haben...

  • Kleinere Betriebe übernehmen auch gern mal Azubis in befristete Verträge, damit sie eine Weile qualifizierte und günstige Arbeitskräfte haben und damit diese danach auf dem Arbeitsmarkt besser weiterkommen (weil sie dann Berufserfahrung vorweisen können). Dauerhaft unbefristet übernehmen können sie diese nicht, weil zu teuer, zumal wenn die "Gefahr" besteht, daß so ein junger Mensch dann irgendwann auch noch ausfällt wegen Mutterschutz, Elternzeit etc. - das ist für kleine Betriebe schwer zu stemmen.


    (Und das liegt nicht daran, daß die Arbeitgebenden böse Menschen wären! Das System ist so.)

  • der Vater redet auch völligen Quark... sorry... aber ist es mal nicht interessant, wenn Männer sich mit Frauenproblemen rumschlagen müssen? Wenn jemand anfängt Teilzeit zu arbieiten, muss eben auch die Arbeit angepasst werden.

    Geb ihm doch mal den guten Tipp, dass er darüber mit seinem Chef redet

    Das finde ich zynisch.


    Diesen "Quark" höre ich auch von anderen, Frauen wie Männern, und habe es einmal selbst so erlebt in einem Angestelltenverhältnis als wissenschaftliche Hilfskraft, daß ich (damals auf Wunsch der Projektleitung, da Drittmittel gestrichen wurden) eigentlich Stunden reduziert, aber tatsächlich dann ziemlich viel in (unbezahlten!) Überstunden nachgearbeitet habe. Einfach weil ich das Pensum sonst nicht geschafft hätte und es mir schon ein Herzensanliegen war, das Projekt zu einem guten Ende zu bringen. (So viel zum Thema: für die Arbeit brennen... je mehr ich für was gebrannt habe, desto näher kam ich auch immer dem Ausbrennen...) Auf Dauer hat mir das nämlich gar nicht gut getan. (Und damals hatte ich noch nicht mal Kinder.)


    Meine Macht als Arbeitnehmerin bestand in diesem Fall darin, zu kündigen.


    Edit: Um ehrlich zu sein: Meine Macht als Arbeitnehmerin bestand in diesem Fall, zusammenzubrechen und zu kündigen. Und das kurz bevor ich in der Psychiatrie gelandet bin, d.h. ich war danach sog. "freiwillig krankenversichert" (zu horrenden Beträgen übrigens) und hatte damit keinen Anspruch auf Krankengeld.

    Einmal editiert, zuletzt von casa ()

  • Wenn ich mit dem Muk bin, bin ich mit dem Muk, wenn ich arbeite, bin ich bei den Schülern oder im Konzert, wenn ich Hausarbeit mache mache ich das was ich tue und nicht 200 weitere Sachen.

    DAs kenne ich so tatsächlich vorangig von Männern und finde das gut. Auch sagt mein Exfreund immer "ich schaffe was ich schaffe, der rest geht eben nicht, damit müssen alle leben". Recht hat er!

    Seitdem bin ich meist ungestresst und schaffe alles ganz einfach.

    #top. ich bin so wie dein exfreund. ;-). habe das aber erst lernen müssen. war früher viel zu perfektionistisch. heute bin ich meist sehr im reinen mit meinem leben und was ich tue. und mache das meiste mehr für mich und nicht für die anderen.

  • Mir ist das hier für einiges zu öffentlich, nur soviel:


    Mir fällt es tatsächlich nie schwer umzuschalten von Kind auf Arbeitsmodus und umgekehrt, egal was jeweils vorgefallen ist und ob noch Aufgaben offen sind. Ich bin auch sehr froh darum, normalerweise bin ich nämlich schon jemand, dem es schwerfällt im Moment zu leben.


    Evt. Leistungseinbußen würde ich eher Schlafmangel und sonstigen Stressoren in meinem Leben als der Mutterschaft per se anrechnen.

    Ich bekomme bei Gesprächen mit KollegInnen genug aus deren Leben mit...Umzüge, Trennungen, kranke Haustiere, Pflege von Angehörigen, eigene Krankheiten etc., ich glaube nicht, dass ich als Mutter eines kleinen Kindes da besonders stark beeinträchtigt wäre.


    Die Erwartung möglichst bald wieder Vollzeit zu arbeiten kenne ich aber auch, das hat hier im Osten einfach mit der DDR-Sozialisation zu tun denke ich.

  • Hey ihr,

    hab bis jetzt still mitgelesen und mag nun auch ein paar Gedanken da lassen...

    Ich hab den Eindruck, dass in der Ausgangsfrage (und in vielen Beiträgen) das Spannungsverhältnis zwischen zwei verschiedenen Geschlechter-Arrangements sichtbar wird.

    Da ist zum einen die traditionelle patriarchale Ordnung, die der Mutter die Sorge für die Familie auferlegt und den Mann in der äußerhäusigen Sphäre verortet und zum anderen eine neoliberale Ordnung. Letztere vermittelt Frauen* sie können, dürfen und sollen(!) im Job leistungsfähig sein und sich am besten selbst verwirklichen . Dabei ist die Sorgearbeit nicht von geschlechtlichen Zuordnungen befreit, kann aber marktförmig delegiert werden.

    Das ist jetzt erstmal sehr kurz und schematisch. Beide Ordnungen sind je nach spezifischem Kontext modifiziert, regionale Gegebenheiten, rassistische Differenzlinien und Klasse spielen eine Rolle bei der Frage, wer sich darin wie einbringen kann und muss.

    Fakt ist aber, dass beide Ordnungen nach wie vor wirksam sind und beide zu Ungunsten von Frauen* wirken. Vor diesem Hintergrund finde ich es wichtig, die individuellen Umgangsstrategien und Erfahrungen, die die Rabinnen* hier beschreiben, nicht abzuwerten oder gegeneinander auszuspielen.

    Gleichzeitig finde ich es wichtig, nach gesellschaftlichen Umgangsstrategien zu suchen. Kapitalismus und Patriarchat überwinden, z.B. Und auf dem Weg dahin: Sorgearbeit auf mehrere Schultern verteilen und über die klassische Kleinfamilie hinaus organisieren, sich Konkurrenzen in Mutter*schaft und Job entziehen, solidarisch sein, Probleme nicht individualisieren, auf gesellschaftliche Ansprüche und Anforderungen scheißen... Das sollen allerdings keine neuen Imperative werden, die es als reflektierte, coole Mutter* unbedingt zu befolgen gilt. Nur ein paar Ideen am Sonntagmorgen.

  • Wow. Studierst du in die Richtung? Hast du mir vielleicht Literaturtipps, Blogs.....

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Hallo,


    Ich frage mich, ob jemand, der sagt, daß er/sie durch die Pflege eines Angehörigen oder durch die Sorge um einen kranken Partner/Partnerin derzeit weniger Leistungsfähig ist, auch zu hören bekäme:

    "Also du musst NUR X tun.", "(Also ich verstehe nicht, was daran schwer sein soll) MIR fällt es schließlich ganz leicht, es einfach Y.... zu machen.", " Mache einfach Z... Dann klappt das schon mit 100% Leistung und Karriere." , "Pflegender/Angehöriger sein ist nur eine Ausrede, weil man nicht 100% leisten will"...


    Oder:

    "Egal was zu Hause ist, dein Arbeitgeber bezahlt dich und da hast du immer und unter allen Umständen 100% zu liefern!".


    Oder

    "Wie kannst du in der männlichen/weiblichen Version sprechen (auch wenn du selber ein Mann/eine Frau bist), schließlich geht das anderen (dem anderen Geschlecht, Diversen, Transmenschen) genau so?


    Oder:

    "Dein Leistungabfall hat vielleicht was mit Schlafmangel zu tun, aber NICHTS damit, daß deine Frau krank ist, du einen angehörigen pflegst usw."


    Wenn ich müde bin, dann WEIL ich kleine Kinder habe, eine kranke Person pflege, mir Sorgen um ein schwer krankes Familienmitglied mache... hat das natürlich mit meinem Leistungsabfall zu tun. DEnn die Sorgenlast, der SChlafmangel, ... kommen nun mal nicht aus dem Nichts.


    Ohne diese Ursache gäbe es ihn in dem Falle nicht.

    Hätten wir kein Asthmakrankes Kind gehabt, wären unsere Nächte viel früher viel ruhiger gewesen. Hätte wir nicht 4 Kinder gehabt, die mindestens einer von uns morgens erst mal wecken und "losgehfertig" machen müssen, wäre unser Morgen als Einzelperson/erwachsenes Paar viel schneller gegangenen. Hätte wir nicht die Kinder erst in Kindergarten/Frühhort bringen müssen, hätte wir beide problemlos gleichzeitig Frühdienst haben 6 Uhr anfangen können.


    Ohne Kinder hätte eine Bekannte die vom AG erwarteten spontanen Überstunden oder Spätdienste leisten können. MIT Kindern dagegen nicht.


    Warum darf man das nicht benennen? Warum um den heißen Brei herumreden und alle möglichen anderen Ursachen herbeizitieren oder vom "Kinder haben" losläsen, statt klar sagen zu dürfen: "Ich habe kleine Kinder, es ist mir wichtig, daß es denen gut geht UND daß ich Zeit mit ihnen verbringe, deshalb kann ich XY nicht leisten." Oder: "Ich habe durch meine kleinen Kinder teilweise wenig Schlaf, darum passieren mir manchmal Schusselfehler. Ich bemühe mich, es so gut zu machen, wie ich kann, aber perfekt" ist mir derzeit nicht möglich." , "Ich habe heute morgen ein weinendes krankes Kind bei der Oma abgegeben, die mit den Symptomen auch überfordert ist. Kann ich heute bitte ganz pünktlich gehen, auch wenn die (nicht ganz so wichtige) Teambesprechung da vermutlich noch nicht zu Ende ist?"


    Das hinterlässt das Gefühl, daß man sich schämen muss, wenn man mit Familie eben zeitweise mal nicht 100% im Job leistet - und mit dem verbliebenen Rest der Kraft selbstverständlich auch noch Familie wuppt - oder zumindest emotional kein Problem damit hat, es hier und da nicht zu können.


    Wenn da unter den Eltern untereinander schon das Verständnis und die Solidarität fehlt, wird kaum eine Änderung "im größeren" in Richtung "mehr Verständnis für Familien" zu erwarten sein. :(


    Yuri

    Ich kann nur von uns reden - bei uns hat es definitiv beide Elternteile betroffen. Sowohl die Last der familiären Aufgabenverteilung als auch das "Zeit mit den Kindern haben WOLLEN" - als auch das "ausgebrannt sein".

    • Offizieller Beitrag

    Ich sehe diese 100% gar nicht auf die Zeit die ich in der Arbeit bin, sondern was ich an mentalem Einsatz bringen kann.

    Also mir geht es in diesem Post nicht um Mehrarbeit wie Besprechungen, Überstunden oder sonstwas, sondern um die "Kernarbeitszeit", die ich mit meinem Chef im Vorfeld festgelegt habe.

    IN DIESER finde ich schon, dass mein Gegenüber, Chef, Kunde, Schüler etc es verdient, dass ich voll bei der Sache bin.

    Die zahlen für diese Arbeit schließlich Geld und ich finde, sie verdienen, dass ich meinen Job gut mache.

    Klar gibts DInge, da geht das nicht. Als ich krank war war ich eingeschränkt, Wenn was mit dem Muk ist kann ich es manchmal nicht schaffen mich direkt davon zu lösen, in der Trennung von meinem Freund hab ich auch nicht alles geben können. Manches davon hat mit meinem Kind zutun, anderes nicht.

    Aber ich bin jeden Tag mit der Einstellung zur Arbeit gegangen, ganz bei der Sache sein zu wollen.

    Und wenn es dann nicht geklappt hat, muss ich dafür grade stehen. Wenn es nur mich betrifft, dann nur vor mir, wenn es SChüler oder so betrifft, dann notfalls entschuldigen, eine mißlungene Stunde nachholen, was weiß ich.


    Problematsch wird es, wenn ich langfristig nicht voll bei der SAche sein kann. Dann müssen Lösungen her, die ganz verschieden aussehen können.

    Weniger, oder nicht mehr arbeiten, Kinderbetreuung verändern, Familiensituation verändern, mental an der Einstellung arbeiten, das kann alles sein.


    Aber direkt hergehen und sagen (und nochmal, ich meine nicht die Arbeitszeit oder Sonderdinge das wird hier gard wundervoll vermischt! sondern rede von der Grundarbeitszeit) mir reicht es, wenn ich 80% bei meinen Schülern bin gedanklich, oder bei Konzerten ist es völlig ok, einigermaßen korrekt zu spielen, nein das sehe ich nicht so. Es kann passieren, das ist menschlich und ok, aber mein Anspruch ist ein anderer.

  • Runa, das sehe ich ähnlich. Es kommt auch ganz gewaltig darauf an, wo die 20% am Schluss dann fehlen - wenn mit der Friseur die Haare komplett schräg schneidet, so dass es mir damit oll geht oder ein lehrermensch schnell ungeduldig wird, so dass ein Schüler, der ohnehin schon schwierig ist noch unsicherer im Verhalten wird hat es eben auch schon ganz gravierende Auswirkungen, auch wenn die Arbeit grob in Ordnung absolviert wird.


    Der perspektivwechsel vom leistungserbringer zu demjenigen, der die Leistung erhält hilft da schnell, zu sehen, ob das noch ok ist oder nicht.


    Ist ein bisschen so das Phänomen, das Menschen, die sich trotz Krankheit zur Arbeit schleppen dort besondere Rücksichtnahme erwarten. Schließlich sind sie trotz Erkrankung arbeiten und hätten statt dessen auch zu Hause sich erholen können.


    Ich finde das ganze echt schwierig. Eine gratwanderung. Aber dadurch, dass man das Thema der doppelbelastung einfach ignoriert wird es nicht einfacher

  • Hallo,


    IN DIESER finde ich schon, dass mein Gegenüber, Chef, Kunde, Schüler etc es verdient, dass ich voll bei der Sache bin.


    Und ich finde, daß Menschen auch in einem Arbeitsumfeld "verdient" haben, daß ihnen menschlich begegnet wird und akzeptiert wird, daß sie keine Roboter sind.


    Klar ist es blöd, wenn man sich im Konzert verspielt. Aber wenn jemand sagt: "Leute, tut mir leid, daß ich heute in der Probe einige Schusselfehler hatte, mein Kind ist krank und ich habe kaum geschlafen" würde ich erwarten, daß da Verständnis herrscht und derjenige/diejenige nicht gesagt bekomme, Kinder haben wäre nur eine Ausrede und man habe immer und unter allen Umständen 100% da zu sein.


    Wenn ich in der Unterrichtsvorbereitung (in meinem Fall diversen Protokollen und Auswertungen) zeitweise Abstriche mache, nicht am inhaltlichen sondern am reinen verschriftlichen und statt der vom AG gewünschten 3 Seiten phasenweise nur 1,5 Seiten (die eh keiner außer mir anschaut) liefere, aber trotzdem meine Arbeit gut mache, finde ich(!) das auch völlig akzeptabel und würde es auch anderen so zugestehen und nicht sagen: Du musst nur mit der richtige Einstellung rangehen!".


    Wenn ich eher "Dienst nach Vorschrift" mache, also gerade das was nötig ist, um die Arbeit GUT zu machen, aber einiges, was ich vorher (und später wieder) auch noch im Rahmen der bezahlten Arbeitszeit und Bezahlung (also innerhalb der 100%) geleistet habe, weil mir einfach mit Familie die Kraft fehlt, finde ich das absolut OK. UNd andersrum ist es so lieber als Kolleginnen und Kollegen, die irgendwann vor lauter Überlastung ins Burnout rasseln. (oder erzählen bzw. in Foren schreiben müssen, daß sie gerade gar keine Nerven für ihre Kinder haben, weil ihnen alles zu viel wird...)


    Es geht hier absolut nicht darum, daß jemand sagt: "Och, ich hab keinen Bock, mich anzustrengen, ich mah halt nur noch halbe Fahrt". Auch nicht darum, ob jemand überhaupt noch in der Lage oder willig ist, seinen Beruf auszuführen.

    Es geht darum, was jemand an verschiedenen Stellen leisten KANN und ob es menschlich ist, sich z.Bunter den Umständen im Ausgangspost belastet zu fühlen und auch mal Schusselfehler zu machen.

    Meine Antwort darauf ist und bleibt: "Ja, das ist völlig normal und menschlich".

  • Ich vermute, dass im Hinterkopf des AGs oft noch tickt: Elternschaft = selbst ausgesucht. Kranke Angehörige = ungeplanter Schicksalsschlag.

  • Hallo,


    Ich vermute, dass im Hinterkopf des AGs oft noch tickt: Elternschaft = selbst ausgesucht. Kranke Angehörige = ungeplanter Schicksalsschlag.


    Ja, aber hier schreiben ja wenige aus der Position eines Arbeitgebers heraus, die meisten schreiben als Eltern.


    Ich gebe zu, würde ich ähnliche Antworten wie hier (siehe oben, man muss nur die richtige Einstellung haben, das hat gar nichts mit der Pflege zu tun, die Pflege ist nur eine Ausrede, man muss nur ... ) in einem Forum für pflegende Angehörige o.ä. von anderen Angehörigen lesen bekommen, wäre ich ziemlich... verwundert.

  • hm, wir sind auch in einem Forum, in dem über unprofessionelles Verhalten von Lehrern berichtet wird und über Fehler bei der Zustellung von Paketen.


    Jeder Mensch der ein elter ist hat auch andere Funktionen, Trin

  • Ich bin durch das Eltern-werden im Job besser geworden. Bäm :D


    Ich bin verständnisvoller für andere Eltern und generell toleranter und geduldiger ggb. meinen Mitmenschen - und mit mir selbst. Ich habe ein viel besseres Verständnis für Kinder entwickelt und dank viel Zeit auf Spielplätzen auch praktische Erfahrungen im Umgang mit ihnen (und ihren Eltern...) gesammelt.

    Ich habe gelernt, auch mit wenig Schlaf zu funktionieren und dabei auch noch freundlich zu bleiben. Ich kenne aber jetzt auch meine körperlichen und psychischen Grenzen und schütze sie besser als früher. (Was im Hinblick für meine langfristige Gesundheit ja sehr schön für meinen Arbeitgeber ist) Ich bin deutlich organisierter geworden und habe eine realistischere Zeitplanung entwickelt, weil ich mit Kind gelernt habe, dass alles immer länger dauert als gedacht und Zeitdruck unnötig stresst.

    Ich habe von meinem Kind gelernt im Moment zu leben und während langer Einschlafbegleitung und Zahnnächte gelernt, auch in sehr stressigen Momenten ruhig zu bleiben und positiv zu denken.

    Ich verzettele mich seltener in Details und kann auch bei 100 Unterbrechungen immer besser meine aktuelle Aufgabe im Kopf behalten.


    Und klar, ich bin flexibel wie ein Stein, wenn es darum geht, spontan abends oder am Wochenende was extra zu machen. Und ich vergesse auch mal was und bin in meiner Freizeit nicht jederzeit erreichbar. So what? Das sind genügend andere Leute ohne Kinder aus anderen Gründen genauso - oder haben andere "Schwachstellen" - wobei ich das Wort ganz falsch finde, weil es ja eher die Eigenschaften/Eigenheiten des Arbeitnehmers beschreibt, die natürlich idealerweise zum Job passen sollten. Ich wäre mit meinem Profil zum Beispiel in vielen Bereichen der Medienbranche völlig fehl am Platz und auch eine katastrophale Wissenschaftlerin, aber das war vor dem Kind auch nicht anders.