Gewaltfreier Widerstand gegen Rassismus: Ideen-Sammel-Thread

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  • Hallo!
    Ich möchte gerne Ideen sammeln, wie man gewaltfrei - passiv - und vielleicht sogar mit ein bisschen Humor, Widerstand bieten kann gegen Rassismus.

    Was man im Alltag aber auch mit gezielte "Aktionen" machen könnte.


    Auslöser für meine Frage:

    - ich komme vermehrt in Kontakt mit "Alltagsrassismus" seitdem ich in Berlin wohne;

    - wir ziehen bald um nach Köpenick, wo es, laut vielen Nachbarn und Bekannten, noch "schlimmer" ist;

    - wir sind selber Ausländer - das merke ich vor allem in meinem Beruf regelmäßig, am Telefon (man sieht es nicht aber hört es schon), und in manche Ämter;

    - und ganz konkret: unsere zukunftige Nachbarn haben eine rassistische Flagge im Vordergarten.


    Ich möchte so gerne was tun. Aber ich habe nicht so viele Ideen.

    - in Demos mitlaufen, na klar,

    - eine Regenbogenflagge im Vordergarten hängen??? Wobei das schon deutlich "gegen" den Nachbarn war...

    - in Facebook anti-Rassismus-Sachen teilen; wobei ich nicht so ein Facebook-teilen-Mensch bin

    - etwas multikulturelles organisieren; ich habe schon ein internationaler Kochabend organisiert hier im Gebäude. Und dann auch die Nachbarn da einladen?

    - ich habe von was sehr tolles gelesen in den Niederländen: "Wijksafari", das bedeutet "Kiez-safari". Eine Theatergruppe kommt im Kiez, sammelt Geschichten von den Einwohner, und zusammen machen sie eine Vorstellung daraus, Fokus auf multikulturelles Zusammensein

    - "Tag der Nachbarn" organisieren; Spielstraße im Sommer organisieren

    - Mitglied werden von einem Verein: NaturFreunde Berlin oder so?

    - Immer hübsche Blumenaufkleber dabei haben um Hakenkreuze zu überkleben

    ...


    Aber es gibt bestimmt noch Sachen, oder? So ganz einfache Sachen die man machen könnte, ohne viel Aufwand. Habt ihr noch Ideen?

    #blume#blume#blume

    Flämische Belgierin in Berlin (und Deutsch-Tipps sind immer noch willkommen :)).

  • - "Tag der Nachbarn" organisieren; Spielstraße im Sommer organisieren

    Sowas finde ich am besten. Besser "für" etwas, als "gegen" etwas. Ich glaube, dass "gegen" erzeugt vor allem Widerstand.


    Der erste Erfolg wäre ja, wenn die Nachbarn über Euch sagen: "Die sind zwar Ausländer, aber trotzdem nett!". Klingt vielleicht blöd, geht aber, denke ich, nur so.

  • genau sowas wollte ich schreiben. als erstes mal mit den konkreten nachbarn sprechen und schauen, was die sich eigentlich für ein weltbild zusammengezimmert haben.


    und das dann zum wanken bringen.

  • "Hallo! Wir sind die neue Nachbarn! Warum habt ihr diese Flagge im Garten?"

    Ich stelle mir das ziemlich... uhm... schwierig vor, mit den mal "zu sprechen".

    Ich meinte nicht nur "gegen" diese Nachbarn gerichtet etwas machen - genau. Das mit dieser Regenbogenflagge war nicht so ernst gemeint.


    Ich meinte auch eher im allgemeinen, was man tun kann. Ich höre ständig Geschichten von Menschen die ich begegne, und begegne auch ständig Menschen die mir komische Sachen sagen. Mein deutsch ist auch nicht gut genug um dann sofort sehr klug etwas darauf zu sagen.

    Also, eher so Zeichen die man irgendwie setzen kann oder so? Ich bin wahrscheinlich sehr undeutlich, ach ja.

    Flämische Belgierin in Berlin (und Deutsch-Tipps sind immer noch willkommen :)).

    Einmal editiert, zuletzt von Appelstien ()

  • "Hallo! Wir sind die neuen Nachbarn!" Finde ich auf jeden Fall einen guten Anfang. Und die Flagge würde ich eher nicht erwähnen. Aber sowas wie "Wir wollten uns mal vorstellen. Wenn ihr Lust habt könnt ihr mal auf einen Kaffee und Kuchen vorbeikommen." Oder sowas in der Art... Vielleicht lassen sie sich drauf ein und merken, dass ihr voll nett seid! Also, so würde ich es euch auf jeden Fall wünschen!

  • Ich hätte vielleicht nicht das vom Nachbarn dazuschreiben mussen - also, es geht mir jetzt nicht wirklich direkt um diesen Nachbarn (er hat eine confederate states flagge - steht für White Power und so), das war so ein von vielen Sachen...

    Aber ich meine wie man so im Alltag was gegen Rassismus machen kann. Ich kriege es irgendwie nicht deutlich rüber.

    Flämische Belgierin in Berlin (und Deutsch-Tipps sind immer noch willkommen :)).

  • Doch, ich hatte es schon richtig verstanden. #ja

    Aber ich dachte mir, bei den direkten Nachbarn anzufangen, ist ja vielleicht auch nicht verkehrt.

    Und ich finde du hast eh schon voll gute Ideen!

  • Ansprechen wenn jemand eine Naziflagge im Garten hat? Da würde ich ganz sicher nicht nett hingehen .. *sry* Diese Leute kann man auch nicht "umstimmen".


    Also ja, vorstellen so... aber sonst?


    White Power ist ja nun auch grad nicht.... harmlos... das hängt sich kein AfD Anhänger in den Garten. Mit dem könnte man wahrscheinlich noch reden.

  • Aber ich meine wie man so im Alltag was gegen Rassismus machen kann. Ich kriege es irgendwie nicht deutlich rüber.

    Die Ideen mit den Blumenaufklebern und dem Straßenfest finde ich sehr schön und Offenheit und Toleranz vorzuleben, ist natürlich das einfachste und effektivste. Ansonsten habe ich die Erfahrung gemacht, dass Rückfragen mehr bewirken, als wenn ich Dinge erklären will. Menschen, die irgendwelchen Blödsinn nachplappern, kommen dann nämlich u.U. ins grübeln und damit ist ja schon viel gewonnen. Das funktioniert aber natürlich nur bei Menschen, die (noch) kein gefestigtes rechtes Weltbild (und entsprechende Flaggen im Vorgarten) haben.

  • Iverna Ja, so ein Gefühl habe ich auch. Ich spüre auch so ein bisschen Angst bei solche Sachen wie die Flagge, auch Leute mit bestimmte Tattoos und Sachen auf ihren Klamotten. Ich glaube, da möchte ich vor allem was gegen tun - also, Wege finden, um nicht immer sofort diese Angst Gefühle zu haben, sondern etwas anderes :/...

    Flämische Belgierin in Berlin (und Deutsch-Tipps sind immer noch willkommen :)).

  • Wenn es recht ist, hole ich den Thread mal hoch.



    Ich hatte letztens ein intensives Gespräch mit einer Freundin, wo wir darüber gesprochen haben, wie schwer es als White-Privilegierter Mensch es ist, sich dem Alltagsrassismus entgegen zu stellen.


    Insbesondere, wenn mir gegenüber andere Menschen herabgesetzt werden. Sowas wie pauschal Migranten bestimmte Fähigkeiten und Kompetenzen zu unterstellen oder abzusprechen. Dann schaffe ich es allermeistens nicht mehr, als zu sagen "Das sehe ich anders"


    Oder ich habe als Erzieherin eine Mutter darin bestärkt, ihr Kind vorzeitig aufs Gymnasium zu schicken.... Mit der Begründung, dass das Kind aufgrund des Namens eher Chancen hat, vorzeitig angenommen zu werden, als später, wenn alle GRundschulkinder auf die Oberschulen wechseln.

    Ich habe ihr also klar gesagt, dass ich strukturelle Diskriminierung im Schulsystem aufgrund von Namen sehe.

    MEine Freundin findet das extrem mutig. Als Teil des Systems strukturellen Rassismus benennen ist auch meiner Meinung nach, nicht wirklich einfach.


    Ich sehe allerdings: das sind so kleine minikleine Schritte, die nicht wirklich was bewirken.

    Habt ihr Ideen, was man noch machen kann, um als Teil des Systems sich dagegen zu stellen?

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Ich weiß nicht, ob es hilft, aber was ich schon gemacht habe, ist, Leuten eine Referenz zu schreiben. Durchaus auch in der Hoffnung, dass es jemandem mit Migrationshintergrund hilft, wenn die Rechtsanwältin Doktor Bildungsbürgertumsvorname Deutschernachname auf hübschem Papier in hübschen Sätzen schreibt, wie wunderbar sie xy fand.


    Das geht ein bisschen in die Richtung einer App, die sich mal jemand überlegt hatte (als traurigen Scherz), wo man Migrant:innen seinen deutschen Namen zur Verfügung stellen konnte, für Bewerbungen und Wohnungssuche.

  • Ich weiß nicht, ob es hilft, aber was ich schon gemacht habe, ist, Leuten eine Referenz zu schreiben. Durchaus auch in der Hoffnung, dass es jemandem mit Migrationshintergrund hilft, wenn die Rechtsanwältin Doktor Bildungsbürgertumsvorname Deutschernachname auf hübschem Papier in hübschen Sätzen schreibt, wie wunderbar sie xy fand.


    Das geht ein bisschen in die Richtung einer App, die sich mal jemand überlegt hatte (als traurigen Scherz), wo man Migrant:innen seinen deutschen Namen zur Verfügung stellen konnte, für Bewerbungen und Wohnungssuche.

    Coole Idee, mit der Referenz

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"