Alles anzeigenDas ist alles nicht so einfach...
Für Biologicals gilt der Begriff „Generikum“ nicht, weil dort nicht ganz banal die chemische Struktur, ein definiertes Molekül eine Rolle spielt, sondern auch der gesamte Herstellungsprozess. Biologicals sind komplexe dreidimensionale Eiweißstrukturen, Antikörper und sowas. Es gibt Original-Biologicals, dann gibt es bei den Nachahmern (nach Ablauf des Patentschutzes) Bioidenticals und Biosilimilars. Die einen mit dem selben Geschirr, mit den selben Zutaten, nach dem selben Rezept hergestellt, die anderen sind einfach auch „Kartoffelsuppe“.
Für welche Indikation ein Hersteller sein Produkt zulässt, ist seine eigene Entscheidung - er muss die Wirksamkeit und die Unbedenklichkeit bei jeder einzelnen Indikation belegen. Das dauert natürlich und ist teuer, weil diese Arzneimittel auch in der Produktion sehr teuer sind (Bioidenticals und Biosimilars sind übern Daumen nur etwa 10-20% günstiger als das Original, bei „normalen“, niedermolekular-chemischen Wirkstoffen kosten die Generika oft nur etwa 20% vom Originalpreis).
„Das Generikum“ ist übrigens nicht einfach der selbe chemisch definierte Wirkstoff, sondern die fertige Tablette/Inhalator/Pen/Salbe/Pflaster... was ich sagen will: Der Weg vom Wirkstoff zum fertigen Arzneimittel braucht eine Menge knowhow, und da gibt es gewaltige Unterschiede, die sich auch in der Wirkung niederschlagen können.
Wenn ein Arzt außerhalb der Zulassung ein Medikament verordnet („off label“) haftet er persönlich für alle Risiken. Die gesundheitlichen Risiken beim Patienten, aber auch für die finanziellen Risiken für einen Regress (weil die Kasse nicht zahlt).
Jetzt kommt zu den Biologicals ja auch noch die Gentherapie hinzu, von der man sich erhofft, dass nur einmal für das ganze Leben behandelt werden muss.
Hierzu müssen patientenindividuell Zellen entnommen, aufgearbeitet, Genabschnitte an den richtigen Stellen eingefügt, vermehrt und getestet, und anschließend wieder zurückgeführt werden. Mit aller Sorgfalt, die dafür nötig ist. Das kostet. Viel.
Und da der Hersteller für die Risiken haftet, möchte er dieses Risiko natürlich in die Kalkulation mit einfließen lassen.
Zolgensma - Wieso ist das so teuer?
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Ich vermute, dass zuvor Millionen in die Forschung investiert wurden, die wieder rausgeholt werden sollen.
Milliarden. Ich arbeite in der Branche.
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Man könnte natürlich drüber nachdenken Wirkstoffforschung bzw. Medikamentenentwicklung als staatliche Aufgabe zu verstehen und entsprechende Strukturen schaffen. Pharmafirmen wäre dann nur noch die Hersteller und Vertreiber.
Im übrigen, ja Pharmafirmen investieren viel in Forschung und Entwicklung. Aber sie investieren, wenn ich die Zahl richtig im Kopf habe, zehn Mal so viel in Marketing.
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Aber sie investieren, wenn ich die Zahl richtig im Kopf habe, zehn Mal so viel in Marketing.
Ernsthaft?
Ist das dann irgendwie zielgruppenspezifisches Marketing? Rabatte, kostenlose Bereitstellung von Medikamenten in manchen Ländern (würde das unter Marketing fallen) oder sowas in der Richtung? "Förderung" von Stiko-Mitglieder und ähnlichen Personen?
Das bisschen Werbung, das mich als kaum-Medikamente-Verbraucherin erreicht - gelegentlich mal ein Werbespot für irgendein Schmerzmittel - kann jedenfalls nicht die Welt kosten .
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Man könnte natürlich drüber nachdenken Wirkstoffforschung bzw. Medikamentenentwicklung als staatliche Aufgabe zu verstehen und entsprechende Strukturen schaffen. Pharmafirmen wäre dann nur noch die Hersteller und Vertreiber.
Im übrigen, ja Pharmafirmen investieren viel in Forschung und Entwicklung. Aber sie investieren, wenn ich die Zahl richtig im Kopf habe, zehn Mal so viel in Marketing.
Ich fände es auch gut wenn der Staat da mehr investieren würde.
Andererseits ist genau das ja auch Sinn der Krankenkassen
Was mich auch ankekst ist dass es Krankheiten in armen Ländern gibt die "leicht" therapierbar wären aber die bringen halt keine Kohle
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Aber sie investieren, wenn ich die Zahl richtig im Kopf habe, zehn Mal so viel in Marketing.
Ernsthaft?
Ist das dann irgendwie zielgruppenspezifisches Marketing? Rabatte, kostenlose Bereitstellung von Medikamenten in manchen Ländern (würde das unter Marketing fallen) oder sowas in der Richtung? "Förderung" von Stiko-Mitglieder und ähnlichen Personen?
Das bisschen Werbung, das mich als kaum-Medikamente-Verbraucherin erreicht - gelegentlich mal ein Werbespot für irgendein Schmerzmittel - kann jedenfalls nicht die Welt kosten .
Ich weiß nicht mehr wo ich diesen Faktor 10 her habe. Aber grundsätzlich ist es schon ein Riesenbudget
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Interessant - mehr als das Marketingbudget für Handyverträge und Süßwaren zusammengenommen. Wieso begegnet mir dann dauernd Werbung für Handyverträge, aber praktisch nie welche für Medikamente? Konsumiere ich einfach die falschen Medien, weil ich nicht in der Zielgruppe bin, oder machen die Medikamentenhersteller was falsch?
Das mit dem Faktor 10 scheint aber trotzdem nicht zu passen. In deinem Artikel steht was von 5 Mrd./Jahr in den USA für die gesamte Pharmabranche, in diesem Artikel steht was davon, dass allein Pfizer in 2015 knapp 8 Mrd. für F&E ausgegeben hat.
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Nicht sicher ob das die Auflösung ist, aber als ich auf Tagungen war, die auch von Ärzten besucht wurden, gab es dort Werbegeschenke von Pharmazien, die ich, als Sozialpädagogin erschreckend teuer fand. Ärzte haben natürlich ein anderes Gehalt und dementsprechend werden die das eventuell weniger gefühlt haben. In Massen hochwertige Kulis, Spiele mit Werbung und ein Dinge die ich nicht mehr weiß. Das war wie auf einer Messe, wo Leute hinterm Tisch standen und die Geschenke präsentierten und Gespräche führten, obwohl die Medikamente mit dem Thema selbst relativ wenig zu tun hatten - aber sie hätten in dem Bereich halt angewendet werden können.
Wie das dann im 1:1-Kontakt (die haben ja Leute die Ärzte, teils über Jahre regelmäßig in der Praxis besuchen) aussieht weiß ich nicht. Aber das Gehalt der Person die die Besuche ausführt muss ja noch zusätzlich bezahlt werden. -
Ich habe am Flughafen am CheckIn gearbeitet, es gab regelmässig komplette Flieger zu "Tagungen" die rein mit Ärzten/innen besetzt waren. Mit netten Destinationen, plus Partner, plus "Rahmenprogramm" vor Ort. Keine Ahnung ob das immer noch so gehandhabt wird, ich fand es erschrecken, kann mir aber vorstellen, dass das teurer ist als reguläre Werbeetats. Wobei, läuft das dann unter "Werbung"? Vielleicht schon, Werbung und PR?
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wären pharmafirmen keine privatwirtschaftlichen unternehmen mit dem zentralen ziel der profitmaximierung, sondern würde der staat forschung und entwicklung betreiben, würde das medikament anders bepreist werden.
dass dann die innovationskraft leiden würde, halte ich bei diesem thema für reine speklation.
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ich lehne dieses system, in dem lebenswichtige funktionen über einen kapitalistischen markt organisiert werden, ab und halte es für absolut inakzeptabel.
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Ich vermute einfach, die an Konsumenten gerichtete Werbung ist nur ein Teil, dazu kommt die an Ärzte, Apotheker und Heilpraktiker.
Beim Faktor 10 lasse ich mich gerne belehren.
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Ich habe am Flughafen am CheckIn gearbeitet, es gab regelmässig komplette Flieger zu "Tagungen" die rein mit Ärzten/innen besetzt waren. Mit netten Destinationen, plus Partner, plus "Rahmenprogramm" vor Ort. Keine Ahnung ob das immer noch so gehandhabt wird, ich fand es erschrecken, kann mir aber vorstellen, dass das teurer ist als reguläre Werbeetats. Wobei, läuft das dann unter "Werbung"? Vielleicht schon, Werbung und PR?
Man denke dann noch an so Geschichten über solche Fahrten wie bei einer Versicherung mal raus gekommen ist, dann könnte ich mir den Faktor 10 sehr gut vorstellen.
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Es gibt aus gutem Grund den Verein Mezis. https://mezis.de/
Wofür mein AG so sein Geld ausgibt:
-außendienst
-kostenlose proben
-broschüren
-Webseite
-videos
-vortragssponsoring
-Fortbildungsveranstaltungen
-parties
-Messen u. Ä.
-Anzeigen in Fachzeitschriften
-werbegeschenke
-wettbewerbe
Wir sind ein ganz kleiner Player im Medizinproduktebereich. An Patienten und Patientinnen wenden wir uns nicht. Wichtig sind vor allem die sogenannten key opinion leaders. Doie werden persönlich betreut. Unsere Konkurrenz verkauft im Grunde das gleiche wie wir. Werbegeschenke etc. sind seit 2016 durch das antikorruptionsgesetz im Gesundheitswesen reguliert.
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Man könnte natürlich drüber nachdenken Wirkstoffforschung bzw. Medikamentenentwicklung als staatliche Aufgabe zu verstehen und entsprechende Strukturen schaffen. Pharmafirmen wäre dann nur noch die Hersteller und Vertreiber.
Im übrigen, ja Pharmafirmen investieren viel in Forschung und Entwicklung. Aber sie investieren, wenn ich die Zahl richtig im Kopf habe, zehn Mal so viel in Marketing.
Das Schlimme ist ja, dass bereits heute viel von der staatlichen Forschung in privaten Arzneimittelzulassung mündet, ohne dass dies auf den Preis Einfluss nimmt. Zolgensma wurde an der University of Philadelphia entwickelt und dann privatisiert. Novartis hat die kleine Firma AveXis aufgekauft - und jetzt gibts für die das große Geld. Tatsächlich haben die kaum Studiendaten, nur wenige Babys in einer Phase 1/2-Studie, aber mit beeindruckendem Ergebnis und geringsten Nebenwirkungen. Das Ganze wurde Ende 2017 veröffentlicht, und bereits jetzt gibts die beschleunigte Zulassung. Damit sind die von der Firma im Rahmen der Studienentwicklung bezahlten Fälle sehr gering und es geht schnell in die Massenanwendung - zu Lasten der Kostenträger bei exorbitantem Preis, aber eben auch (hoffentlich) zugunsten der betroffenen Kinder.
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Zitat
Zolgensma wurde an der University of Philadelphia entwickelt und dann privatisiert. Novartis hat die kleine Firma AveXis aufgekauft - und jetzt gibts für die das große Geld.
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Zitat
Zolgensma wurde an der University of Philadelphia entwickelt und dann privatisiert. Novartis hat die kleine Firma AveXis aufgekauft - und jetzt gibts für die das große Geld.
Ich weiß nicht wie es in diesem Fall war, aber der typische Fall wäre, dass die Hochschule die Patente für die Erfindung hält und dann auslizensiert. Die Hochschule profitiert dann über Lizenzzahlungen. Das ist insoweit sinnvoll, da eine Hochschule nicht über die Möglichkeiten verfügt ein Medikament zur Marktreife zu bringen.
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in einem anders organisierten system (also das ich mir wünsche) hätte sie diese.
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VivaLaVida Mag sein, auch wenn ich glaube, dass egal in welchem System das unterschiedliche Einheiten wären. Ich wollte bloß dem Eindruck entgegenwirken, dass die Hochschulen tolle Dinge erfinden und diese dann von privaten "geklaut" werden.
Im übrigen gibt es auch Firmen mit dem Geschäftsmodell Wirkstoffe entwickeln und dann auslizensieren.
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wie gesagt, bei themen wie gesundheit, wohnen, nahrung, bildung ... wünsche ich mir gar keine privaten akteure.
tattostudios zb. dürfen meinetwegen gern dem marktmechanismen unterliegen. ;))