Frage zum Grad der Behinderung und Krebserkrankung

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  • Hallo zusammen,


    Ich brauche Rat. Mein Schwiegervater leidet seit vielen Jahren unter der Menière-Krankheit. Daher hat er einen Behindertengrad von 80%. Jetzt ist er an einem Hirntumor erkrankt und die Frage ist ob wir uns um eine neue Einstufung kümmern sollten. Im Moment kommt er noch ganz gut zurecht, aber es wird schnell Richtung Pflege und laut Prognose nach Hospitz gehen. Ich bin grad etwas ratlos. Die Zuzahlungen sind halt heftig und er sagt, er kann das alles nicht absetzen, da das mit einer Pauschale abgegolten ist. Ich habe keine Ahnung und das ist grad alles irre viel.


    Hat jemand Rat für mich?


    Viele Grüße

    Soorma

  • Hi du,

    Also es gibt den GdB, die 80% die dir das Versorgungsamt gibt plus diverser Hilfskennzeichen und es gibt den Pflegegrad, den du bei der Kasse beantragst. Dazu kommt der MdK raus und stuft ein. Dieser entscheidet nach der Einstufung.

  • Das ist hart :(


    Lasst euch mal insgesamt beraten z.B. bei einem Pflegestützpunkt, falls es das in eurem Bundesland gibt.


    Ich denke er bekommt einen höheren GdB, Krebserkrankungen sind auf drr Bearbeitungsprioritätsliste auch sehr weit oben (Manche Hirntumore glaub ich erste Priorität, sollte also schnell gehen).


    Wg. Zuzahlungen kann er eine Befreiung beantragen. Bei chronischer Erkrankung muss er bis zu 1% seines Einkommens jährlich ausgeben (inkl. Krankenhausaufenthalte) und ist danach dann befreit.


    Hospiz wird komplett von der Krankenkasse bezahlt, damit hat er keine Kosten, auch keine Zuzahlungen.


    Einen Pflegegrad kann er beantragen, sofern er in irgendeiner Form Pflege braucht. Man kann Pflegegradrechner nutzen für einen ersten Einblick ob ein Antrag lohnen könnte. Vermutlich wird bei seiner Diagnose eher großzügiger entschieden als üblich (da die Krankheit ja recht schnell Verschlechterung erahnen lässt).


    Das mal als Kurzversion (wg. Handy). Wenn du keinen Pflegestützpunkt findest, kannst du dich auch gern bei mir melden per PN.

  • Danke euch schonmal. Ich bin halt auch sehr überfahren.


    Den Pflegestützpunkt hatte ich schonmal am Telefon, das fand ich wenig hilfreich. Dann muss ich das noch mal erfragen. Im Moment haben wir noch keinen Bedarf an Pflege von aussen. Daher hab ich das auf die lange Bank geschoben. Ist einfach auch für mich eine Frage von Aufwand und Nutzen. Das geht alles so schnell. Und er will das alles nicht.

  • Das tut mir leid.


    Am unkompliziertesten ist die Zuzahlungsbefreiung. Hier braucht man die Bestätigung des Arztes, dass eine chronische Krankheit vorliegt. Dadurch sind die Zuzahlungen auf 1 % des Bruttoeinkommens beschränkt. Der Antrag wird bei der Krankenkasse gestellt.


    Zuzahlungsbefreiung:

    https://www.verbraucherzentral…ei-der-krankenkasse-11108


    Gibt es bereits einen Pflegegrad oder Unterstützung eines Pflegedienstes? Zu dem Thema kann ich dir diese Seite empfehlen:

    https://pflege-dschungel.de/meine-beratungswuensche/


    Hier gibt es Informationen zum GdB. Finanziell würde sich wohl nur der Pauschbetrag erhöhen. Deshalb hätte das für mich eher keine Priorität.


    https://www.smartlaw.de/rechts…-vorteile-bei-behinderung


    Wenn du spezielle Fragen hast, kannst du gerne Fragen.


    Der VDK berät in der Regel zu den Themen sehr kompetent.

  • Den Pauschalbetrag hat er wohl schon. Soviel hab ich bisher verstanden.

    Der Rechner von MaidenMotherCrone spuckt Pflegegrad 2 aus. Heute. Ich weiss nicht wie es morgen ist.


    Er hatte eine OP, vorher war vom "Bemerken der 1. Anzeichen" zu "Keinen Satz mehr rausbringen" 10 Tage... Er ist ein sehr ruhiger Mensch der keine Umstände machen will, nimmt sich total zurück und würde nie Klagen. Ich muss ihn genau beobachten um Veränderungen zu bemerken, wobei ich nicht weiss was er überhaupt selbst bemerkt.


    Ich will ihn halt auch nicht übergehen. Und er blendet diesen ganzen Scheiß aus. Immerhin haben wir inzwischen Vollmachten.


    Vielen Dank für Eure Hilfe. Ich fürchte, ich muss in naher Zukunft noch mehr fragen. Ich rufe morgen nach Rücksprache nochmal den Stützpunkt an,

  • Ich reiche noch einen Link zu den Vollmachten nach. Die Broschüre ist sehr informativ. Banken haben in der Regel ihre eigenen Vordrucke.


    https://www.bmjv.de/DE/Themen/…echt/Betreuungsrecht.html


    Ich habe dir mal noch die Übersicht für die Pauschbeträge herauskopiert. Die mindern das zu versteuernde Einkommen. Priorität hätte für mich da in finanzieller Hinsicht der Pflegegrad.


    Übersicht über die Pauschbeträge

    Bei einem Grad der Behinderung von

    beträgt der Pauschbetrag

    25 und 30

    310,00 €

    35 und 40

    430,00 €

    45 und 50

    570,00 €

    55 und 60

    720,00 €

    65 und 70

    890,00 €

    75 und 80

    1.060,00 €

    85 und 90

    1.230,00 €

    95 und 100

    1.420,00 €

  • Bei Pflegegrad 2 bekämt ihr ohne Inanspruchnahme eines Pflegedienstes monatlich 316 Euro. Das Budget für einen Pflegedienst beträgt 689 Euro. Beides kann auch prozentual kombiniert werden.


    Der soziale Dienst im Krankenhaus hilft auch bei der Beantragung eines Pflegegrades weiter, falls dein Schwiegervater noch im Krankenhaus ist. Erfahrungsgemäß erfolgt das dort oft unkomplizierter und manchmal auch nur aufgrund Aktenlage.

  • Vielleicht kannst du ihn dann doch überzeugen einen Pflegegrad beantragen zu lassen. Wenn er nicht mehr im Krankenhaus ist, kann auch der Hausarzt da ein erster Ansprechpartner sein.

    Wenn ein Pflegegrad ausserhalb des Krankenhauses beantragt wird, dauert das halt relativ lange bis der MDK kommt und das kann dann im Zweifel auch zu spät sein, wenn man relativ kurzfristig Unterstützung benötigt. Wenn du also im Rechner jetzt schon einen Bedarf ermittelt hast, wäre es vielleicht sinnvoll sich jetzt schon zu kümmern.

    Krankenhäuser können, wenn der Pat. stationär liegt, einen vorläufigen Pflegegrad beantragen, der aber nicht so hoch ist (PG 2 , mein ich) und dann kommt der MDK zur Feinjustierung dann auch nach hause. Das zielt aber im Prinzip darauf ab, erstmal Kurzzeitpflege in einer Einrichtung zu ermöglichen. Trotzdem ist der Weg für den Patienten natürlich auch gut, weil der Sozialdienst dabei helfen kann und erstmal nur nach Aktenlage entschieden wird.

    LG Miriam mit 2 Jungs (2004 und 2006)

  • Die Frist, die die Kassen einhalten müssen bis zur Erteilung eines Bescheids bzgl. Pflegegrad ist ab Antragsstellung 25 Arbeitstage. Die Kassen sind sehr bemüht sich daran zu halten, da sie sonst für jed angefangene Woche Verzug 70€ Strafe an den Antragsteller zahlen müssen. Wenn er nun nicht mehr im KH ist, dann könnte auch der Hinweis auf den schnell voranschreitenden, möglicherweise terminalen Hirntumor helfen, dass das schneller geht.


    Ich schreib dir noch eine PN.

  • Schit, klar! Der soziale Dienst im KH, die muss ich nochmal nerven.


    Er ist bis Donnerstag im KH und dann weiter ambulant zur Bestrahlung. Das bereitet mir zwar auch Sorgen, ich denke aber, es ist besser für ihn, heim zu kommen. Da kann er sich besser berappeln, da ist im Moment noch viel Potential. In dem KH wird man ja auch depressiv irgendwann. Die Leute da raffen halt auch alle nicht, das er kaum noch was hört, das frustriert ihn sehr. Heute war eine von den grünen Damen da und hat ihn ohne Punkt und Koma zugetextet. Er wusste gar nicht was das jetzt soll. Und ist irgendwann total zusammen gesunken.


    Komunikation funktioniert zwischen uns beiden grade sehr gut und ich bin total dankbar für die Woche hier. (zur Erklärung: wir hatten Urlaub geplant, eigentlich mit meinem Schwiegervater. Und ich habe meinen Mann mit den Kindern allein los geschickt.)


    Ich habe das Gefühl, es ist auch gut jetzt hier zu schreiben. Wir werden noch viel Kraft brauchen, fürchte ich.


    Danke für eure Ratschläge. Das hilft mir wirklich sehr.

  • Für die Fahrten zur Bestrahlung kann er einen Fahrdienst in Anspruch nehmen. Wenn ich mich richtig erinnere, benötigten wir damals dafür eine Verordnung vom behandelten Arzt. Selbst muß man die Zuzahlungen dazubezahlen.


    Die Bestrahlung an sich kann auch körperlich sehr anstrengend werden. Viele Patienten werden auch sehr müde und schlafen bei der Heimfahrt an. Ich hatte das im Vorfeld bei meiner Mutter total unterschätzt.


    Bei Appetitlosigkeit wäre ggfs. auch unterstützend Trinknahrung eine Möglichkeit.


    Je nach der weiteren Entwicklung wäre auch die Kontaktaufnahme mit einer Hospitzgruppe auch für dich als Angehörige eine gute Idee.


    Ich wünsche euch von Herzen alles Gute.

  • Mist. Da ist was schief gegangen. Ich schreibe es nochmal rein:


    Hallo zusammen,


    ich wollte mal melden, was ich erreicht habe.



    Ich war beim sozialen Dienst. Da wird jetzt erstmal die Reha als Anschlussheilbehandlung angekurbelt. Dann habe ich mit dem Arzt gesprochen und dafür gesorgt, das der dem Dienst alles zukommen ließ, was der dafür braucht. Und kontrolliert das das geklappt hat. Da bin ich mal gespannt. Kleine Anekdote am Rande. Ich habe seit dem ersten Kontakt mit diesem KH gefragt, was mit Reha oder weiterem Verlauf nach der Bestrahlung ist. Ich hatte da schon im Krankenhaus, in dem mein Schwiegervater operiert wurde, Erfahrung gesammelt... Ich wurde beschwichtigt, da würden sie sich schon kümmern. Nix ist bis heute passiert. Aber immerhin sind sie weiter zusrändig, auch wenn er ambulant kommt.



    Pflegegrad wird beantragt, sobald die Genehmigung für die Reha durch ist, den Papierkram habe ich auch schon. Sonst gibts unter Umständen keine Reha. Und die würde ich im Moment nicht ganz schlecht finden. Das wird eine onkologische Reha.


    Der Sozialdienst hat mich dann auch noch zur Krankenkasse geschickt wegen des Fahrgeldes. Das müsste vorher beantragt werden. Nein, das wird hinterher abgerechnet, Vorkasse ist das Zauberwort. Immerhin habe ich auch Zeug zum ausfüllen bekommen, für den Fall, das ich ihn fahre. Für die Taxifahrten benötigt man eine "Verordnung über Krankenbeförderung". Die Dame sagte, die könnte ich mir schon geben lassen.


    Also ab zum Strahlentherapiezentrum. Dort wurde mir gesagt, das ich die auf Station bekomme. Dort angekommen wurde ich zurück zum Zentrum geschickt. Aber die bekommt er erst, wenn er das das erste Mal ambulat kommt. Wie in Asterix...



    Ich weiss nicht mal, wie das mit Taxifahrten gehen wird, geschweige denn, das mein Schwiegervater an Papierkram denken kann. Er vergisst immer wieder wo er grad hin wollte. Er erinnert sich dann auch gleich dran, aber wer sagt mir, das das so bleibt?


    Wie soll das ein Patient wie mein Schwiegervater schaffen soll, wenn er allein ist? Er hätte schon längst aufgegeben. Allein das Gespräch mit dem Sozialdienst hätte ihm den Rest gegeben.



    Nun ja, jetzt schauen wir mal, das wir diese Woche hinbekommen, dann folgt die nächste. Ich nehme noch Wetten an, ob irgendetwas wie geplant funktionieren wird...

  • Da bist du heute ja ein gutes Stück weitergekommen.


    Wie geht es dir? So eine Diagnose ist ja für alle sch......wierig.


    Edit:

    Ich wette nicht dagegen. Hier kümmern sich die Taxifahrer sehr gut um ihre Patienten.


    Denkt daran die Belege für die Zuzahlungsbefreiung zu sammeln. Ein Kundenkonto bei der Apotheke macht das einfacher.

  • Es ist schwer. Wir sind die letzte Woche noch mal schön zusammen gewachsen, haben viel geredet. Das freut mich ganz, ganz sehr. Aber es macht den Abschied auch schwieriger.


    Dazu kommt, das er meiner Meinung nach sehr abbaut. Er verschwindet wieder, täglich ein bischen mehr. Ich habe nix gesagt, er will so sehr heim morgen. Gibt sich solche Mühe und ich will sein Vertrauen nicht misbrauchen. Er hat gesagt, ich soll den Schwindel nicht melden, dass sei eh der Menière. Im KH würde er ganz schnell verkümmern, habe ich den Eindruck - weiss ich. Und ich hoffe, das er sich zuhause noch mal ein bischen berappelt. Aber ich glaube es nicht.


    Meinem Mann habe ich das nicht gesagt. Wir können es nicht ändern, nur begleiten. Und er soll die Tage mit den Kindern nochmal geniesen. Die nächsten Wochen werden hart genug.


    Ich weiss nicht, ob wie den ganzen Kram da noch brauchen werden. Ich versuche einfach, so gut es geht vorzubereiten, was ich kann.

  • Die Situation ist so schon schwer und dann muß man sich noch mit dem ganzen Papierkram beschäftigen. Es ist gut, dass du das erledigst.


    Bei uns hat das Taxiunternehmen direkt mit der Krankenkasse abgerechnet.


    Ich verstehe, dass er nach Hause möchte. Allerdings ist die ambulante Bestrahlung mit der täglichen Fahrerei auch sehr anstrengend. Bei meiner Mutter war nur am Wochenende Pause.


    Hoffentlich habt ihr auch noch viele schöne Momente. #knuddel


    Lieblingsessen, vertraute Düfte, Lieblingsmusik, alte Fotos....