Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod .... Und er Dativ tötet auch dem Akkusativ?

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  • "dort unten" ;) ist man ja auch gestanden, statt hat. In Baden steht man etwas wohin und hebt sich fest.


    Ich finde es schade, dass im Norden so wenig Dialekt geblieben ist. Wobei der regionale Standard, den ich spreche, also das hochdeutsch meiner Region, viele spezifische ausdrücke hat, die woanders unbekannt sind. Was mir aber nicht bewusst war, bevor ich in Süddeutschland gelebt habe

    Was heißt "hebt sich fest"?


    Ich habe erst durch meinen Umzug nach Westfalen gemerkt, wie dialektgeprägt die Sprache meiner Familie noch ist, obwohl wir keinen Dialekt sprechen können.


    Richtig seltsam war der Moment, als ich zu meiner Mutter und meinem Bruder sagt, das Wetter sei so usselig. Mein Bruder, der in Bochum wohnt, kannte den Begriff. Meine Mutter schaute mich nur fragend an. Nach einer Erklärung meinte sie: aber das heißt doch fisselig! (Es nieselte zu dem Zeitpuntk). Mir war vorher nicht bewusst gewesen, dass ich da einen regionalen Begriff aus NRW in meinen aktiven Wortschatz aufgenommen habe.

    Als mein Mann in einer Schweizer Klinik arbeitete, flippte er fast aus, als ihm die Krankenschwester berichtete, dass die Patientin gut "aufgestellt" sei. Sie sollte nämlich noch auf keinen Fall aufstehen.

    Kann es sein, dass niemand den Witz daran verstanden hat?

    "Aufgestellt" heißt in der Schweiz gut gelaunt, gut drauf sein. Mein Mann aber dachte, dass die Patientin sozusagen "hingestellt" wurde obwohl sie liegen sollte. Das Team kam aus dem Lachen nicht mehr heraus, als sich das Missverständnis aufklärte.

    ich hab's halbwegs verstanden, allerdings wird "gut aufgestellt sein" in meinem beruflichen Umfeld verwendet im Sinne von "gute Voraussetzungen haben", zB für eine Marktentwicklung oder Verhandlung. Die Bedeutung "gut gelaunt" kannte ich nicht.

  • Festheben kenn ich aus Schwaben für festhalten. Sich festheben soll das Kind sich z.b. am Klettergerüst

    So take courage, hold on, be strong, remember where your help comes from.

    • Offizieller Beitrag

    Festheben müssen sich meine Kinder, wenn sie irgendwo am Abgrund stehen.

    Das ist aber definitiv Dialekt und wenn ich es schriftdeutsch schreiben würde, hiesse es: "Halt dich fest, Talpita. Es geht steil runter" - Wirklich sage ich aber: "Heb di fescht, Talpita. Es isch gääch döt."


    Ich werde nie den Arbeitskollegen meines Mannes vergessen, der immer gerne den Schwank aus seiner ersten Arbeitswoche "dort unten" (aka Schwaben, er selbst war aus der Hamburger Gegend): Sein Chef steht zuoberst an der Leiter und ruft (schon halb hochdeutsch, weil der arme Kerl ja nix versteht): "Heb mal die Leiter, Thomas". Der stutzt, nach nochmaliger Aufforderung krempelt er die Ärmel hoch - zum Glück ein echer norddeutscher Wikinger - und hebt die Leiter an, samt Chef. Den Schrei hat er nicht so schnell vergessen.

    "Heben" ist schlicht halten, nicht "lupfen".


    Eigentlich ist eine Patientin nur "ufgstellt", das heisst einfach gut gelaunt. Kinder sind oft sehr "ufgstellt" oder manchmal auch etwas "überstellig", das ist überdreht.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Der stutzt, nach nochmaliger Aufforderung krempelt er die Ärmel hoch - zum Glück ein echer norddeutscher Wikinger - und hebt die Leiter an, samt Chef. Den Schrei hat er nicht so schnell vergessen.

    "Heben" ist schlicht halten, nicht "lupfen".

    #lol


    Das hätte mir nicht passieren können. Ich wäre nämlich am Gewicht der Leiter gescheitert ;)

  • mein ersten Arbeitstag in Bayern war Dialektmäßig auch interessant.

    Erst wurde gefragt, wer alles noch "a Gwand" bräuchte, .... in meinem westfälisch/ norddeutschen Srachgebrauch ziehen Priester und Meßdiener ein Gewand an, und ich hab mich gewundert, warum das so in die Runde gefragt wird, so viel Krankenhausseelsorger wird doch nicht geben....


    Dann sagte mein Chef zu mir :" Heut auf d'nacht, kommst noch mal zu mir!"

    Da wurde mir auf zweierlei Art unwohl:

    Nacht???? Wielange soll ich arbeiten?

    Nacht??? Was will der mit mir nachts machen?


    Er meinte halt kurz vor Dienstschluss so gegen 17.00 Uhr.

    Und Gwand war einfach Berufsbekleidung...


    Sich festheben hab ich auch hier gelernt oder es hebt, wenn man was erfolgreich fedtgeklebt hat.

    Antauchen für anschubsen beim Schaukeln...

    Immer wieder spannend der Dialekt.

    Nona mit großer (03) und und kleiner (05) Tochter und kleinem Sohn (2008 )

  • "Anschubsen" heißt hier "andeuen". Und "usselig" für dieses Wetter heißt hier "üsselig". (Bergisches Land).


    Talpa, das mit der Leiter...#freu Und bei"auf d'nacht" hätte ich mir ebendiese Fragen auch gestellt.

    • Offizieller Beitrag

    Bei uns gibt es auch so Dialektwörter, die sind so stark, dass man oft überlegen muss, wie es denn im Hochdeutschen, bzw. Standarddeutschen heisst.


    Arbeitskleidung im Sinne von Arbeitshosen, wie man sie auf dem Bau trägt sind "Übergwändli". Aber ein Ärztekittel ist zb. auch Arbeitskleidung, aber kein Übergwändli. Der "Blaumann" eins Mechanikers hingegen schon. Da muss ich dann schon grübeln, wenn ich jemanden, der nicht Mundart spricht erklären will was ich meine. Dann überlege ich zb. an einer Wortwörtlichen Übersetzung rum "Hmm, Überbekleidung? Klingt komisch.." und versuchen dann den Begriff zu umschiffen.


    Ich komme auch bei "Znüni" ins Stocken. Da weiss ich auch nie recht, was ich nehmen soll.


    Für mich ist es eine gute Übung im Rabenforum zu schreiben. Ich nutze sonst kaum Standarddeutsch. Also sonst nur wenn ich Medien konsumiere, also passiv. Aber im Alltag spreche ich es kaum und beim privaten Whatsappkram und so schreibe ich auch Mundart.

  • Daroan, manchmal gibt es wohl keine direkte Übersetzung. Hab ich auch gemerkt beim Vorlesen hochdeutscher Bücher mit Direktübersetzung ins Schweizerdeutsch, braucht manchmal eine Umschreibung. Sonst klingt es wie die schweizer Radionachrichten, die 1:1 wörtlich aus dem Standarddeutsch übersetzt werden. Nnnng :wacko:


    Oder es liest sich blöd auf Hochdeutsch. Auf Schweizerdeutsch hätte ich diesen Satz begonnen mit "Es dunkt mi, dass es mängisch..."

  • Für mich ist es eine gute Übung im Rabenforum zu schreiben. Ich nutze sonst kaum Standarddeutsch. Also sonst nur wenn ich Medien konsumiere, also passiv. Aber im Alltag spreche ich es kaum und beim privaten Whatsappkram und so schreibe ich auch Mundart.

    Das illustriert die Dominanz des Norddeutschen ganz gut. Während die Norddeutschen so schreiben dürfen wie ihnen der Schnabel gewachsen ist weil's ja schließlich eh jeder versteht, schalten die Süddeutschen für die bessere Verstehbarkeit in norddeutschen Dialekt um.


    (Gleichzeitig nimmt man damit natürlich den Norddeutschen auch die Möglichkeit zu lernen!)

    • Offizieller Beitrag

    Ich freue mich immer sehr, wenn ich am „Hochdeutschen“ Schreibstil in Büchern die Herkunft der Autoren erraten kann. In soweit glaube ich gar nicht, dass es wirklich nur ein Hochdeutsch gibt. C Nöstlinger, M Ende, E Kästner fallen mir als eindeutige Beispiele ein, die wir im Sommer zusammen lasen.

  • In soweit glaube ich gar nicht, dass es wirklich nur ein Hochdeutsch gibt.

    Es gibt auch nicht nur ein hochdeutsch. Soweit ich weiß wird in Deutschland 'Bundesdeutsch' gesprochen und geschrieben, oder?


    Edit: Also neben den Dialekten und Regiolekten natürlich! Aber in Abgrenzung zum Österreichischen und zum Schweizer Hochdeutsch.)


    Nochmal Edit: https://de.wikipedia.org/wiki/Bundesdeutsches_Hochdeutsch

  • Das wiederum wusste ich nicht. Ich bin bisher in dem Glauben groß geworden, dass es Hochdeutsch=Schriftdeutsch, Umgangssprache für den Alltag und Dialekte gibt.

    Da bist du sicher nicht die einzige (Deutsche). Ich vermute allerdings dass diese Annahme in Ö und CH eher selten ist?

    • Offizieller Beitrag

    Das wiederum wusste ich nicht. Ich bin bisher in dem Glauben groß geworden, dass es Hochdeutsch=Schriftdeutsch, Umgangssprache für den Alltag und Dialekte gibt.

    Da bist du sicher nicht die einzige (Deutsche). Ich vermute allerdings dass diese Annahme in Ö und CH eher selten ist?

    Stimmt, weil es in diesen Ländern zum Schulstoff gehört. Ich habe in meiner österreichischen Schulzeit mindestens zweimal das Thema "Herkunft deutsche Sprache" gehabt.

    Ich wusste aber auch, dass du Österreicher ein anderes „Hochdeutsch“ haben - wie nennt sich das?

    Hochdeutsch #freu


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Laut Wikipedia Österreichisches Deutsch. Ist wie das Schweizer Hochdeutsch und das Bundesdeutsche Hochdeutsch eine Varietät der "neuhochdeutschen Standardsprache". Von Leuten, die Bundesdeutsches Hochdeutsch gewohnt sind, werden das Österreichische und Schweizer Hochdeutsch häufig als falsch / ungültig empfunden. Sind sie gar nicht, sie gelten genauso wie die Bundesdeutsche Variante.

  • Schweizerdeutsch: für das schweizer Hochdeutsch gelten die gleichen Nachschlagewerke wie für D: Wahrig, Duden...


    Für die schweizer Mundart gibt es meines Wissens kein Regelwerk. Also es gibt Regelbücher, z.B. "Bärndütschi Schrybwys“ von Werner Marti. Aber das kennen eher wenige. Und im Alltagsgebrauch wird kein bestimmtes Regelwerk beachtet. Das war auch nie Thema in der Schule. Also wenn du nicht vom Fach bist oder Mundart-Schriftstellerin werden willst, kommst du kaum damit in Berührung.

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin ja eigentlich süddeutsch geprägt. Insoweit fühle ich mich da sehr wohl. Österreichische Wurzeln habe ich auch noch.


    Ich habe gesessen klingt in meinen Ohren so als ob man im Knast war. Und ich habe gestanden, als ob ich ein Verbrechen beichtete. Dass dass in. Norddeutschen Ohren anders klingt, wusste ich nicht.


    Ich mag reichhaltige Sprache, mag es wenn Ei. Wort unterschiedlich geprägte Nuancen hat, die auch nur zT vom Duden wiedergegeben werden können.


    Ich tue mir schwer, wenn es nur ein richtig geben soll.