Sie beißt mit 6 Monaten

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  • Guten Tag Frau Both,


    meine 6 Monate alte Tochter hat derzeit die Angewohnheit mich in die Brustwarze zu beißen und das tut mit ihren beiden Zähnen echt weh. Es ist glücklicherweise nicht bei jedem Stillen, aber irgendwie wird es häufiger. Heute Abend ist es etwas eskaliert: Sie war müde und ich wollte einschlafstillen machen. Sie stillt im Liegen vor sich hin und ich habe etwas gelesen (das mach insbesondere abends fast immer). Irgendwann beißt sie mich wieder. Ich habe laut Aua gerufen (tat auch echt weh), ihr sofort die Brust weggenommen und geschimpft, dass sie das nicht machen soll, weil ich sie dann nicht mehr stillen will. Klar weiß ich, dass sie in dem Alter für Argumente noch nicht empfänglich ist, aber ich hab gehofft, sie merkt am Tonfall, dass sie das nicht darf. Sie grinst allerdings nur. Ich gucke ernst und sage "nein, nicht lustig." sie grinst wieder und lacht. Ich gehe davon aus, dass sie mich damit wieder zum Lächeln bringen will, aber irgendwie kommt man sich dann doch etwas doof vor... Also nochmal "Nein!". Als sie dann aufgehört hat zu grinsen, habe ich ihr die Brust wieder gegeben. Kurze Zeit später beißt sie wieder. Also wieder "Aua!" gesagt, Brust weggenommen und Kind liegen gelassen. Erstens, weil ich denke sie hat dann keinen Hunger mehr und zweitens war ich auch etwas genervt. Hab mich dann erstmal um das Essen gekümmert, als sie länger gemeckert hat, ist dann mein Mann zu ihr um sie etwas zu beruhigen. Nachdem das Essen fertig war, bin ich wieder zu ihr und hab sie wieder stillen wollen, weil man merkte, dass sie doch noch Hunger hat. Sie geht an die Brust (dieses Mal ohne Buch, falls sie einfach meine Aufmerksamkeit wollte), guckt mich an, grinst und beißt gaaaanz langsam zu. Ich wieder geschimpft und Brust weggenommen. Nach kurzer Zeit das gleiche Spiel wieder. Ich habe dann gehofft, es liegt vielleicht daran, dass die Brust leer ist und habe die andere angeboten. Wieder das gleiche. Da war ich dann wütend, weil sie wieder richtig zugebissen hat und ich hab sie liegen gelassen um selbst etwas zu essen. Sie hat dann etwas geschrien (aber noch nicht heftig), aber ich brauchte Abstand und mein Mann meinte "wieso sollte ich hin? Ich kann ihr grade eh nicht helfen." Nach einer Pause in der ich dann gegessen habe, bin ich wieder hin und habe nochmal gesagt, dass sie einfach nicht beißen soll. Also wieder angelegt und sie beißt richtig heftig. Hab sie dann von mir geschoben und geschimpft und jetzt hat sie richtig gebrüllt. Hab sie dann beruhigt und mit ruhiger Stimme auf sie eingeredet. Sie war wahrscheinlich auch ziemlich müde, konnte aber ohne Brust nicht in den Schlaf finden (wobei sie das mittags kann). Als sie sich beruhigt hatte, hat sie dann auch ohne Beißen gestillt und ist eingeschlafen.


    Ich habe ein ziemlich mieses Gewissen, weil ich sie das eine Mal habe Schreien lassen, aber es hat mich so wütend gemacht und ich brauchte den Abstand, sonst wäre ich wahrscheinlich aggressiv geworden. Ich hasse es, wenn sie mir weh tut. Sie kratzt und tritt auch öfter, wobei das Treten mir irgendwie wie Milchtritte vorkommt und das Kratzen ist irgendwie ein sehr ungelenkes Festhalten wollen, daher ist das auch irgendwie okay (auch wenn mein Gesicht derzeit etwas zerkratzt ist, wenn auch nicht schlimm). Und sie zieht gerne an meinen Haaren, wobei sie da schon reagiert, wenn ich ihr sage, sie soll loslassen. Ich schwanke zwischen "sie macht es ja nicht mit Absicht", "sie muss es lernen, sonst verziehe ich sie und sie macht es weiterhin" und einer Wut, wenn ich alles für sie tue und sie mir nur weh tut (die Wut insbesondere, wenn sie mich nachts wachhält und dann noch weh tut).


    Haben Sie irgendwelche Tipps für mich? Nach heute Abend war ich wirklich am Überlegen, sie abzustillen, auch wenn ich sie eigentlich gerne stille...

  • Liebe Anatinae,

    auch Mütter sind Menschen und haben demzufolge bessere und schlechtere Tage mit besserem und schlechterem Nervenkostüm und üblicherweise mag es kein Mensch, demzufolge auch keine Mutter, sich Schmerzen zufügen zu lassen. Und ja, es ist sinnvoll, Kindern die Hände festzuhalten und ihnen zu sagen „das tut weh“, wenn sie kratzen oder an den Haaren ziehen, aber nicht, weil sie sonst „verzogen“ würden oder weil das Kind „aus (böser) Absicht“ handelt, sondern einfach als normaler Lernprozess, beim dem wir dem Kind spiegeln „das mag ich nicht, das geht so nicht“. Doch wie so viele Lernprozesse, braucht auch dieser Zeit und Wiederholungen.

    Es ist auch legitim und gut, sich als aufgeregtes oder verletztes Elternteil aus der Situation herauszunehmen (wenn die Möglichkeit dazu gefahrlos besteht) und sich zu beruhige und wieder zu sich selbst zu finden, statt die Situation weiter eskalieren zu lassen.

    Und nun auch noch etwas zum Grinsen: Nein, das Kind macht das nicht um zu provozieren, dazu ist ein sechs Monates altes Baby noch gar nicht in der Lage. Recht gut erklärt ist das in diesen beiden Texten

    https://www.gewuenschtestes-wu…att-provozieren-soll.html

    https://rabeneltern.org/index.…rtes/1239-freches-grinsen

    Und nun endlich zum Beißen beim Stillen.

    Beißen an der Brust kann verschiedene Ursachen haben. Zahnende Kinder beißen manchmal, es kommt auch vor, dass Kinder aus Versehen beißen, weil sie noch nicht gelernt haben, was sie mit den Zähnen so tun können oder wie sie sich beim Stillen verhalten wenn sie Zähne haben. Doch nochmals: in keinem Fall ist es so, dass ein Kind aus böser Absicht die Mutter beißt, weil es ihr weh tun will.

    Üblicherweise beißen die Kinder nicht während dem Stillen, denn es ist nicht möglich gleichzeitig zu saugen und zu beißen, da muss eine (kurze) Pause zum „Programmwechsel“ dazwischen liegen. Wenn deine Kleine schon gleich zubeißt, wenn sie an die Brust gelegt wird, also ehe sie überhaupt angefangen hat zu saugen, kann es sein, dass sie zu den wenigen Fällen gehört, bei denen Kinder beißen, weil sie feststellen wollen, ob sie die Reaktion der Mutter, die es beim ersten Beißen gab, auf diese Weise nochmals hervorrufen können.

    Der erste Schritt ist deshalb, dass Du mit deinem Kind darüber sprichst, dass dir das Beißen weh tut und dass Du das nicht möchtest. Nimm es - so wie Du es bereits getan hast - auch sofort von der Brust ab, wenn es beißt und sage ihm deutlich, dass Du das nicht akzeptierst. Sicher wird es Leute geben, die von dieser Methode abraten, weil es einen Stillstreik provozieren könne, aber als Mutter bist Du keine Masochistin und die Wahrscheinlichkeit, dass dein Kind so die Brust verweigert ist geringer als die Wahrscheinlichkeit, dass deine Brust verletzt wird.

    Erkläre deinem Kind nochmals, dass dir das unangenehm ist und dass es vorsichtig sein soll. Achte auf optimales Anlegen und darauf, dass es seinen Mund weit öffnet und die Zunge beim an die Brust bringen die untere Zahnleiste komplett bedeckt. Geschieht diese Bewegung schnell, so haben auch die Zähne des Oberkiefers keine Chance mehr, zuzupacken, da sie bereits „sicher" im Bereich des Brustwarzenhofes, der weniger empfindlich ist als die Brustwarze selbst, liegen.

    Wichtig ist, dass du dein Kind in der nächsten Zeit gut beim Stillen beobachtest und nicht nur „so nebenbei" stillst. Kinder hören meist nicht unvermittelt mit dem aktiven Saugen auf, um dann zuzubeißen, sondern nuckeln meist zuvor, hampeln rum oder machen einen gelangweilten Eindruck. Dann kannst Du rechtzeitig einschreiten und das Kind von der Brust nehmen bzw. einen Finger in der Nähe des Mundwinkels liegen haben, denn Du dann schnell zwischen die Zahnleisten schieben kannst.

    In aller Regel, lernen die Kinder recht schnell, dass das Beißen weder ein Spiel noch überhaupt lustig, sondern absolut unerwünscht ist – und dann steht auch einer schönen weiteren Stillzeit nichts mehr im Weg.

    Liebe Grüße

    Denise