Nicht genug Milch - stillen und zufüttern

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  • Hallo. Mein Problem wird etwas länger, ich hoffe Sie können mir trotzdem folgen. Ich bin zur Zeit zum dritten Mal schwanger. Da ich diagnostiziert nicht genug Drüsengewebe habe, und die Kinder nach der Entbindung jedesmal bis in den kritischen Bereich abnahmen, nicht "gediehen", keine ausreichend nassen Windeln usw. musste ich leider immer zufüttern.


    Ich habe nach der ersten Entbindung mit dem Medela Calma Sauger Pre Nahrung zugfüttert und sechs Wochen teilgestillt. Leider trat schnell eine Saugverwirrung durch das Zufüttern ein und mein Sohn hat schnell die Brust komplett verweigert. Ich habe Tag und Nacht abgepumpt und die Milch gesammelt, so dass ich am Abend effektiv eine Flasche Muttermilch geben konnte.


    Nach der zweiten Entbindung habe ich alle alternativen Fütterungsmethoden von Bechern, Löffeln, Fingerfeeder, Sonden usw. probiert. Leider hat das alles nicht so geklappt, so dass wir wieder bei den Flaschen inklusive Saugverwirrung gelandet sind und wieder in einem Kreis aus Abpumpen und Zufüttern waren.


    An Hausmitteln haben wir alles ausprobiert, um die Milchbildung anzukurbeln. Auch bzgl. Wechselstillen, Wechselpumpen, Power Pumping, Brustmassagen usw. sind mir die Basics bekannt. Mit meiner Nachsorgehebamme habe ich großes Glück, da diese recht lange abwartet bis sie sagt ich muss zufüttern. Ich habe in einem stillfreundlichen Krankenhaus entbunden und dort Stillberatungen bekommen. Ich war auch bei der LLL. Doch so richtig fehlt mir noch ein Gesamtkonzept.


    Jetzt habe ich im Vorfeld meiner dritten Entbindung nun einmal eine "unabhängige" Stillberatung aufgesucht und auch eine von ICBL zertifizierte Stillberaterin. An Hausmitteln kann soweit nichts mehr aufgefahren werden. Es gäbe wohl noch Möglichkeiten des Off Label Use diverser Medikamente, welche ich jedoch mit meiner Frauenärztin besprechen muss.

    Ich habe jetzt bei beiden Beratungen zwei unterschiedliche Ansätze bekommen.

    1) Da ich dem Brusternährungsset aufgrund praktischer Erwägungen (zwei Kleinkinder mit 2 und 4 Jahren im Haus, Ehemann außer Haus, ich selbst viel unterwegs, aufwändige Reinigung des Sets...) skeptisch gegenüberstehe, riet mir die ICBL Beraterin zum Habermann Sauger. Meine Milchpumpe ist von Medela und wäre mit diesem wohl kompatibel. Bei diesem Sauger kann man ja komfortabel die Durchflussgeschwindigkeit einstellen. Dieser Sauger soll wohl auch eine Saugverwirrung verhindern, da er der Brust am ähnlichsten ist. Mir erschließt sich noch nicht ganz, wie dieser Sauger der Brust ähnlich sein kann, da er ja eigentlich für Säuglinge mit Saugschwäche gedacht ist.

    *Meine Frage ist, kann dieser Sauger für uns eine Alternative sein?

    Was ich auch bedenklich finde, dass dieser zwar auf Medela Flaschen passt, nicht aber auf Weithalsflaschen.

    *Können Weithaltsflaschen eher eine Saugverwirrung verhindern?

    Als Alternative zum Habermann Sauger schlug die Stillberaterin Lansinoh Flaschen vor, welche ihrer Erfahrung nach die einzigen wären mit denen man die Chance hätte keine Saugverwirrung zu riskieren.

    *Wären Lansinoh Flaschen denn eine Alternative oder besser/schlechter zum Habermann Sauger?

    *Sind bei den Lansinoh Flaschen für Pre Milch und abgepumpte Muttermilch Sauger der Größe S oder M zu bevorzugen?


    2) Bei der unabhängigen Beratung waren die Habermann Sauger komplett unbekannt und von Lansinoh Flaschen wurde dringend abgeraten da auch diese zur Saugverwirrung führen würden. Als einzige Alternative wurde hier das Brusternährungsset vorgestellt. In den ersten Wochen würde es ja laut Packung 5-6 Pre Mahlzeiten geben müssen/sollen. Anlegen soll ja aber zwischen 8-12 mal erfolgen (nach Bedarf schon klar).

    *Hieße dass, ich würde etwa 5 mal am Tag dieses Brusternährungsset mit Pre Milch nutzen, paralel dazu die Muttermilch aus der Brust und für die restlichen Mahlzeiten (und zur Erhaltung der Milchbildung) nur die Brust?

    *Könnte ich es so takten, dass Brusternährungsset nur am Tag zu nutzen um nachts nicht mit diesem Set und den Schläuchen herumzuhantieren, und nachts dann quasie ausschließlich immer anzulegen?

    Da mein Mann in Schichten arbeitet und wie gesagt noch zwei kleine Kinder zu betreuen sind (einer Teilzeit Kita und einer komplett zu Hause und zusätzlich noch nicht durchschläft), muss es irgendwie auch machbar bleiben.


    *Wie ich es verstanden habe, muss ich mich entweder für eine "brustnahe", stillfreundliche Zufüttermethode entscheiden oder eine "brustferne" und wäre bei dieser Variante schnell wieder im Teufelskreis, dass ich Tag und Nacht abpumpen müsste?


    Was ich auf keinen Fall mehr möchte, ist mir für nachts einen Wecker stellen zu müssen, nur um regelmäßige Abpumpzyklen einzuhalten, da wäre mir das einfache Anlegen schon lieber... nur leider reicht das ja nicht.


    Welchen Ansatz können Sie empfehlen oder gibt es noch Alternativen an die ich bisher nicht gedacht habe?

  • Liebe Oolong,


    da haben Sie ja schon eine ziemliche Beratungsodyssee hinter sich und ich habe den Eindruck, dass sich dabei eher mehr Fragen aufgetan haben als beantwortet wurden.


    Zuwenig Brustdrüsengewebe ist eine Herausforderung und bedeutet oftmals, dass frau um das Zufüttern nicht herumkommen wird. In wie weit dies bei Ihnen der Fall sein wird, kann ich natürlich nicht vorhersagen, denn da kommen eine ganze Reihe von Faktoren ins Spiel. So besteht beispielsweise die Möglichkeit, dass sich mit jeder Schwangerschaft das Brustdrüsengewebe weiter entwickeln und damit auch die Milchmenge zunehmen kann, Kinder sind unterschiedlich in ihrem Saugverhalten, ich weiß nicht, wie Sie eventuell auf eine medikamentöse Unterstützung durch die von Ihnen bereits angesprochenen Präparate reagieren (bzw. ob dieser Weg überhaupt für Sie in Frage kommt) usw.


    Zum Thema Saugverwirrung muss man sagen, dass es bislang „nur“ den Erfahrungsschatz von Stillberaterinnen, Müttern usw. gibt, die dieses Phänomen bestätigen, aber keinen evidenzbasierten wissenschaftlichen Beweis dafür, dass es eine Saugverwirrung, so wie sie aus der Praxis beschrieben wird, tatsächlich gibt. Meine persönliche Vermutung geht da übrigens in die Richtung, dass vor allem dann ein Problem entsteht, wenn dem Einsatz des künstlichen Saugers bereits ein Problem zugrunde lag, sprich: aus irgendeinem Grund musste das Kind zugefüttert werden und diese Ursache wurde durch das Zufüttern mit der Flasche nicht behoben – aber es gibt nun Mal Situationen in denen es ohne Zufütterung nicht geht – und das Kind hat weiter ein Problem an der Brust, das dann aber auf den Einsatz der Flasche geschoben wird.


    Über das Thema stillfreundliche Sauger könnte man Romane schreiben. Ich zitiere hierzu einfach mal aus dem ABM-Protokoll Nr.3: Zufütterung von gesunden, reif geborenen Neugeborenen im Krankenhaus: „Einige Fachleute haben empfohlen, dass Sauger mit einer breiten Basis und niedriger Fließgeschwindigkeit versuchen, das Stillen nachzuahmen und eine Saugverwirrung oder eine Präferenz für einen Sauger zu vermeiden,(68,74) (II-2) aber es gibt nur wenige Untersuchungen zur Bewertung des Outcomes mit verschiedenen Saugern.“

    Dass die eine Kollegin den Haberman-Sauger nicht kennt, könnte daran liegen, dass dieser bereits seit längerem nicht mehr unter diesem Namen vertrieben wird sondern als „Special Need Sauger“. Es handelt sich um einen Sauger, der zum Füttern von Kindern mit Fütterungsproblemen, insbesondere bei Spaltfehlbildungen entwickelt wurde. Weil die Fließgeschwindigkeit gut regulierbar ist, wird er auch bei Frühgeborenen eingesetzt. Der Milchfluss wird durch ein dreistufiges Schlitzventil gesteuert, das gleichzeitig dem Schlucken von Luft entgegenwirkt. Ehe man sich jedoch für diesen Sauger entscheidet, sollten andere Optionen überlegt werden und daran gedacht werden, dass der Sauger relativ hart ist, vor allem, wenn er noch neu ist.


    Bei Stillproblemen gibt es selten (oder nie) nur „die einzige Lösung“. Letztlich muss man nach dem Weg suchen, der für das jeweilige Stillpaar in der speziellen Familienkonstellation passt. Es kann auch sein, dass im Laufe der Zeit auch immer wieder Anpassungen notwendig sind. Welche Option nun für Sie und Ihre persönliche Situation am besten geeignet ist, würde ich gerne in einem direkten Gespräch mit Ihnen erörtern. Ich denke nämlich, dass es durchaus noch andere Möglichkeiten gibt als „nur brustnah“ oder „brustfern“ zuzufüttern und wir auch über das für Sie optimierte Abpumpmanagement sprechen sollten. Ich schicke Ihnen meine Telefonnummer per PN, dann können Sie mich einfach anrufen.


    Liebe Grüße

    Denise Both