Wie die Erziehung der NS-Zeit uns bis heute beeinflusst....

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  • Das Buch "Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind" wurde hier schon öfter diskutiert.Diesen - neuen - Artikel dazu möchte ich gerne teilen.

    In keinem anderen europäischen Land scheint das "Kriegskinder"-Thema so präsent wie in D. Vermutlich war gar die Erfahrung des Kriegs das größte Problem der Kinder, sondern eher der emotionslose Umgang zu Hause miteinander, der es unmöglich machte, schwere Ereignisse zu verarbeiten.


    Zitat:

    "Ob es um die geringe Geburtenrate geht, die vielen Menschen, die geschieden sind oder allein leben, die starke Verbreitung von Burn-out, Depressionen oder psychischen Erkrankungen im Allgemeinen – manche Forscherinnen, Ärzte oder Psychologen spekulieren darüber, dass eine ganze Reihe von Phänomenen mit der antrainierten Bindungs- und Gefühlslosigkeit in Verbindung stehen könnte."



  • Puh... Ganz schön beklemmend. Ich hatte schon einmal einen Artikel darüber gelesen, aber ich finde es immer wieder schockierend...


    Krass fand ich den Rat aus dem Buch von Johanna Haarer: "Gleich nach der Geburt sei es empfehlenswert, das Kind für 24 Stunden zu isolieren" Was für eine grausame Vorstellung!!! Ich habe nach meinem KS meinen Sohn erst nach ca 3,5 Stunden zu mir bekommen und fand das schon ganz furchtbar...

    Aber auch sonst... Wenn man sich überlegt, dass da eine ganze Generation von Müttern (bzw. ja sogar mehrere Generationen) eingetrichtert bekam, gegen ihre Intuition zu handeln...

    Gut, dass es auch Mütter gab, die ihrem Bauchgefühl gefolgt sind!

  • Zufällig habe ich neulich in der ARD Mediathek eine Dokumentation, ursprünglich vom BR, über eine Tochter von Johanna Haarer gesehen. Insgesamt fand ich die sehenswert, auch wenn ich mir mehr kritische Auseinandersetzung mit Johanna selbst gewünscht hätte. Die Tochter wirkte auf den ersten Blick recht sympathisch, aber hat sicher ihr Päckchen zu tragen.


    Es waren auch verschiedene Bilder von ihrer Mutter zu sehen. Für mich sah Johanna Haarer hübsch und nicht unsympathisch oder so hart aus, wie ich sie mir ausgemalt habe. Man sieht den Menschen ihre Einstellung eben doch nicht immer an der Nasenspitze an...

  • Krass fand ich den Rat aus dem Buch von Johanna Haarer: "Gleich nach der Geburt sei es empfehlenswert, das Kind für 24 Stunden zu isolieren" Was für eine grausame Vorstellung!!! Ich habe nach meinem KS meinen Sohn erst nach ca 3,5 Stunden zu mir bekommen und fand das schon ganz furchtbar...

    Das war aber in der DDR (und auch im Westen) üblicher Umgang auf den Säuglingsstationen. Die ersten 24h sahen die Mütter die Babies gar nicht (haarsträubende Begründung: "Mutter und Kind müssen sich beide erstmal von der Geburt erholen und Milch kommt am Anfang ja auch noch nicht!")

    Dann durfte die Mutter ihr Kind alle 4h zum Stillen haben - nachts 8h gar nicht.

  • Krass fand ich den Rat aus dem Buch von Johanna Haarer: "Gleich nach der Geburt sei es empfehlenswert, das Kind für 24 Stunden zu isolieren" Was für eine grausame Vorstellung!!! Ich habe nach meinem KS meinen Sohn erst nach ca 3,5 Stunden zu mir bekommen und fand das schon ganz furchtbar...

    Das war aber in der DDR (und auch im Westen) üblicher Umgang auf den Säuglingsstationen. Die ersten 24h sahen die Mütter die Babies gar nicht (haarsträubende Begründung: "Mutter und Kind müssen sich beide erstmal von der Geburt erholen und Milch kommt am Anfang ja auch noch nicht!")

    Dann durfte die Mutter ihr Kind alle 4h zum Stillen haben - nachts 8h gar nicht.

    Wenn man amerikanische Filme ansieht dann war das Konzept in den USA aber wohl auch ziemlich erfolgreich.

    • Offizieller Beitrag

    Krass fand ich den Rat aus dem Buch von Johanna Haarer: "Gleich nach der Geburt sei es empfehlenswert, das Kind für 24 Stunden zu isolieren" Was für eine grausame Vorstellung!!! Ich habe nach meinem KS meinen Sohn erst nach ca 3,5 Stunden zu mir bekommen und fand das schon ganz furchtbar...

    Das war aber in der DDR (und auch im Westen) üblicher Umgang auf den Säuglingsstationen. Die ersten 24h sahen die Mütter die Babies gar nicht (haarsträubende Begründung: "Mutter und Kind müssen sich beide erstmal von der Geburt erholen und Milch kommt am Anfang ja auch noch nicht!")

    Dann durfte die Mutter ihr Kind alle 4h zum Stillen haben - nachts 8h gar nicht.

    lt meiner mutter war das in österreich in den 70ern auch noch üblich.

    • Offizieller Beitrag

    meine grosseltern sind alle in den 1920-jahren im ausland geboren. vor dem krieg. ohne harrer-bücher. diese lieblose, auf gehorsam und angst fussende erziehung haben meine eltern auch genossen.


    das im artikel beschriebene phänomen der loyalität zu den eltern und kein kritisches hinterfragen kenne ich vor allem von meinem vater. meine mutter war immer überfordert, wenn ich besondere zuwendung brauchte bei trauer, krankheit etc. körperpflege war grob. meine oma war bei der körperpflege auch grob.


    ich glaube, eine große rolle spielt in d und ö, dass über die nazi-vergangenheit nicht geredet wurde. alle anderen durften über die zeit des wkII reden, in d und ö taten alle so als wären die nazis mit ende des kriegs verschwunden. dieses große verschweingen von teilweise sehr heftigen erlebnissen und schuld macht sicher viel mit der psyche und den nachfolgenden generationen.

  • meine grosseltern sind alle in den 1920-jahren im ausland geboren. vor dem krieg. ohne harrer-bücher. diese lieblose, auf gehorsam und angst fussende erziehung haben meine eltern auch genossen.

    Eine der Grundideen bei den moderneren pädagogischen Ideen der Nachkriegszeit war ja - soweit ich weiß-, dass die rigiden, auf Obrigkeitshörigkeit ausgerichteten Erziehungsmethoden am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts den Gräueltaten verübenden Nazi besonders leicht hervorgebracht hat.


    (Und ich glaube auch definitiv, dass Kinder, die Fehler machen dürfen und die wissen, dass Fehler menschlich sind, nicht so leicht auf die Idee kommen, anderen ihr Menschsein abzusprechen.)


    Aber dass nach dem Dritten Reich kaum Aufarbeitung stattgefunden hat, hat es sicher Menschen, die sich schuldig fühlten/gemacht haben, nicht leichter gemacht, neu anzufangen. Sich wirklich mit seinen Taten auseinander setzen zu können (zb weil nicht direkt alles für erledigt erklärt wird) ermöglicht es ja auch, von „Ich bin böse“ zu „Ich habe Böses getan“ zu kommen. Und dass macht es doch einfacher, sich zu ändern, finde ich.

  • Weiß jemand, ob es Untersuchungen gibt, inwieweit es da Unterschiede zwischen Ost und West gibt? Da ist es nach 1945 ja doch ziemlich unterschiedlich weiter gegangen. Ich bin auch nicht sicher, ob das Buch im Osten auch weiter aufgelegt wurde - vermutlich eher nicht. Andererseits war da zumindest zeitweise der Druck ja auch sehr groß, schon kleinste Babies ganztags in Betreuungseinrichtungen zu geben.

  • Nach beiden Geburten hab ich von - noch gar nicht soo alten Hebammen - gehört ich solle mich erholen und mein Kind über Nacht ins Säuglingszimmer geben...

  • Ich weiß nicht, ob das Buch im Osten aufgelegt wurde, aber die im Westen später erhältliche Version war sehr harmlos.

    Schon sehr auf Sauberkeit bedacht, aber an die wirklich harten Sachen kann ich mich nicht erinnern.

    (Also keine Aufforderung, das Kind wirklich schreien zu lassen oder ähnliches.)

  • na ja ich habe nahe Verwandte, die immer noch an das alle 4 Stunden stillen glauben oder das Baby wird verwöhnt, wenn man es gleich auf den Arm nimmt, lass es doch erstmal weinen....

    In der DDR gab es auch noch die wochenkrippen.

    Zu dem Buch kann ich allerdings nix sagen.

  • Eine Freundin von mir hat mir neulich erzählt, dass sie bei Bekannten zu Besuch waren, die wenige Tage zuvor ein Baby bekommen hatten. Die Mutter hat das Baby ins Bett gebracht. Das sah so aus, dass sie es ins Bett gelegt hat, raus gegangen ist und die Tür zugemacht hat. Baby hat geschrien. Auf eine vorsichtige Nachfrage, ob sie denn nicht mal nach ihrem Kind schauen will, meinte die Mutter nur gelassen: "Sie hat noch ein bisschen Probleme beim Einschlafen. Aber sie wird schon bald ihren Rhythmus finden." #haare#heul

  • Ich weiß nicht, ob das Buch im Osten aufgelegt wurde, aber die im Westen später erhältliche Version war sehr harmlos.

    Schon sehr auf Sauberkeit bedacht, aber an die wirklich harten Sachen kann ich mich nicht erinnern.

    (Also keine Aufforderung, das Kind wirklich schreien zu lassen oder ähnliches.)

    So explizit bösartig ist das in dem Buch auch gar nicht formuliert. Ich war nach der Lektüre auch etwas verstört, weil es doch eher "nett" geschrieben ist und vermutlich deshalb auch viele erreicht hat. Da habe ich ganz andere Erziehungsbücher - bis in die 80er - z.B. in der Bibliothek gefunden, die waren deutlich krasser formuliert als die 30er Jahre Ausgabe von "Die deutsche Mutter...".

    • Offizieller Beitrag

    Danke, sehr spannend.

    Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht!


    Aber es hilft ungemein, wenn man ihm im Rahmen seiner Möglichkeiten Wasser gibt, ab und an etwas Dünger und gute Erde zur Verfügung stellt und ihm Schatten spendet wo die Sonne zu stark scheint