Mittagsschlaf ohne Einschlafstillen

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  • Hallo Frau Both,


    Ich hoffe, ich bin mit meiner Frage bei Ihnen richtig: Mein Sohn ist 14 Monate alt, isst bereits seit einigen Monaten normal vom Tisch mit, wird allerdings noch in den Schlaf gestillt und auch nachts in den Schlaf zurück gestillt. Da er nicht zu den Kuschelkindern gehört, genieße ich diese Nähe auch sehr.


    Der Mittagsschlaf gestaltet sich nun so, dass er entweder im Kinderwagen schläft und ich 2 Stunden marschiere oder er auch hier in den Schlaf gestillt wird. Allerdings hat er tagsüber einen so leichten Schlaf, dass ich neben ihm liegen bleiben muss und er immer wieder andockt. Im Gegensatz zur Nacht ist an Ablegen nicht zu denken (nachts stille ich in unserem Bett und lege ihn schlafend problemlos in seins).

    Da ich aber weder Eltern noch Schwiegereltern in greifbarer Nähe habe, bin ich nicht nur mit Kind, sondern auch mit Haus und Garten unter der Woche komplett auf mich gestellt. Daher wäre es großartig, wenn ich meinem Sohn tagsüber das Einschlafen im eigenen Bett beibringen könnte, so dass ich 1-2 Stunden am Tag auch mal etwas anderes schaffen könnte. Lege ich ihn hin, steht er allerdings sofort wieder auf und rennt im Bett herum. Lege ich ihn immer wieder hin, fängt er irgendwann an zu weinen. Lasse ich ihn laufen, läuft er 2 Stunden später allerdings immer noch also fällt der Mittagsschlaf komplett ins Wasser und ab dem späten Nachmittag bekomme ich dafür die Quittung...

    Gibt es hier Tipps und Tricks, wie ich vorgehen könnte? Oder ist das ganze Unterfangen unsinnig weil er nicht einmal mit Brust und einmal ohne einschlafen kann? Erwarte ich hier für ihn unmögliches oder haben Sie einen Rat?

    Vielen Dank und freundliche Grüße

    Stephanie

  • Liebe Stephanie,


    eure Situation schildert das Dilemma, in dem sich viele Familien befinden: das Kind hat ein großes Bedürfnis nach Nähe und kann in bestimmten Situationen nicht (längere Zeit) alleine schlafen und die Mutter kämpft mit ihrem schlechten Gewissen, weil doch so viel zu tun wäre. In diesem Dilemma befinden sich allerdings nicht nur stillende Mütter, auch Mütter, die schon lange abgestillt haben oder nie gestillt haben, kennen diese Situation.


    Eine Patentlösung gibt es hier wohl nicht, aber Wege, wie frau sich das Leben einfacher machen kann. Dabei ist aus meiner Sicht ein ganz wichtiger Punkt der, dass wir uns klar machen, dass diese Phase im Leben eines Kindes auf unser gesamtes Leben gesehen doch recht kurz ist und vieles von dem, was wir "unbedingt erledigen müssen" oftmals gar nicht so wichtig ist. Ein perfekter Haushalt und Garten ist mit Kindern ohnehin eine Illusion (es sei denn, es gibt entsprechende Personal;-))


    Kinder können durchaus unterscheiden, dass es in unterschiedlichen Situationen und unterschiedlichen Umgebungen verschiedene Verhaltensweisen gibt. So wie Sie es schildern, liegt es ja auch nicht daran, dass der Kleine ohne Brust einschlafen müsste, denn nachts klappt es ja, mit dem Einschlafen an der Brust und weiterschlafen ohne Mama. Tagschlaf und Nachtschlaf werden also von ihm als unterschiedlich empfunden und nicht die Tatsache, ob er mit oder ohne Stillen eingeschlafen ist. Wobei ich mir vorstellen kann, dass der Wechsel der Schlafstätte ein Knackpunkt sein könnte. Wenn Ihr Sohn nach dem Einschlafen an der Brust an der Stelle weiter schlafen könnte, wo er eingeschlafen ist und nicht mehr umgelagert wird, schläft er vielleicht auch weiter, wenn Sie aufstehen. Es ist sicher einen Versuch wert, dass Sie sich mit ihm gemeinsam z.B. auf eine Matratze am Boden legen, ihn stillend in den Schlaf begleiten und dann leise aufstehen, sobald er in einer Tiefschlafphase ist.


    Eine weitere Möglichkeit Schlaf des Kindes und Arbeiten in Haus und Garten miteinander zu verbinden, bietet eine gute Tragehilfe. Kind auf den Rücken packen, wo es entweder schläft oder aber auch "einfach dabei" ist, kann ungeheuer hilfreich sein.


    Auch lohnt es sich zu überlegen, ob das Kind wirklich noch soviel Schlaf, insbesondere am Tag benötigt, wie die Mutter denkt. Nicht wenige Kinder brauchen bereits sehr früh keinen Mittagsschlaf (mehr) und die Versuche, diesen dennoch zu erzwingen enden für alle Beteiligten mit viel Frust. Kinder in diesem Alter wollen oftmals einfach "mitmachen". Die Mama will saubermachen, dann bekommt das Kind einen Handfeger und darf fegen. Die Spülmaschine muss ausgeräumt werden, dann darf das Kind die nicht besonders zerbrechlichen Teile tragen. Es wird gekocht, das Kind bekommt einen Kochtopf und einen Schneebesen und kann auch rühren und kochen (und Lärm machen).


    Zu guter Letzt noch ein Gedanke: Wenn das Kind den Schlaf unbedingt noch braucht und sonst nichts hilft, dann kann es helfen, seine eigene Einstellung zu ändern. Statt "ich müsste doch noch soviel tun" und sich genervt neben dem Kind wieder zu finden, umdenken zu "wunderbar, ich kann mir zusammen mit dem Kind eine Auszeit gönnen und nach dem gemeinsamen Nickerchen sind wir beide erholt und haben neuen Schwung". Ruhepausen im Alltag mit einem Kleinkind können so kostbar sein, wenn frau gelernt hat, sie zu nutzen und ohne schlechtes Gewissen zu genießen.


    Liebe Grüße

    Denise Both

  • Liebe Frau Both,

    Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Sie haben mir in ein paar Punkten die Sicht zurecht gerückt. Gerade mir selbst auch Auszeiten zu gönnen, kommt bei mir oft zu kurz. Daher ist diese Sichtweise sicherlich ganz wichtig für mich, da ich sie zu schnell aus den Augen verliere.

    Ich denke doch, dass er den Mittagsschlaf generell noch braucht denn mit stillen oder im Kinderwagen schläft er innerhalb von Minuten ein und bei gleichbleibenden Bedingungen (Wagen rollt bzw. Brust bleibt da) dauert sein Mittagsschlaf bis zu zwei Stunden. Erzwingen würde ich das auch nicht.


    Zum November soll er in sein Kinderzimmer umziehen und ich habe geplant, zumindest für die Anfangsphase mit einer Matratze mitzugehen. Dann werde ich es mal ausprobieren, ob er mittags auf der Matratze weiterschläft wenn ich mich hinausschleiche.

    Zu guter letzt haben Sie völlig Recht: Aufs Leben gesehen ist diese Zeit wirklich kurz. Das vergisst man nur zu oft in der Hektik, insbesondere durch die Zugabe sicher gut gemeinter Kommentare, das Kind „...muss doch jetzt mal langsam alleine...“. Dadurch hinterfragt man den eigenen Weg dann doch.


    Ich danke Ihnen sehr für Ihre Zeit.

    Freundlich grüßt

    Stephanie