Kleinkind wütet - wie begleiten

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Hallo zusammen!


    Unser Kleiner ist mit 14 Monaten schon voll im Übergang zum Kleinkind. Wenn die Grundstimmung nicht gut ist (müde, hungrig, krank, Zahnen etc.), gerät er ganz ausser sich, wenn etwas anders läuft, als er es sich vorgestellt hat. Er ist dann untröstlich. Er weint und schreit, wirft sich auf den Boden. Wälzt sich umher und schlägt den Kopf auf den Boden. Möchte man ihn hoch nehmen zum Trösten, streckt er sich durch, schreit lauter und zappelt, um weg zu kommen. Dabei tut er sich manchmal weh, weil dann die Wand oder ein Spielzeug zu nah war. Er ist unwahrscheinlich schnell einen Meter nebendran plötzlich. Die Schreianfälle dauern teils 45 Minuten. Es ist wirklich hart. Und auch für die Schwester nicht schön.


    Also, was tun? Ich versuche so weit als möglich die Grundbedürfnisse abzudecken. Genug Schlaf und Ruhe, Essen, oft Stillen, Wünsche voraussehen und möglich machen etc. Das hilft sehr und macht es seltener oder zumindest manchmal schneller, ihn zu beruhigen.


    Ansonsten begleiten und daneben sitzen, immer wieder Trost anbieten. Das ist meine Strategie. Es ist sehr schmerzlich, ihn so weinen zu sehen und ruhig zu bleiben. So nach 20 Minuten muss ich normalerweise mitweinen.


    Mein Mann ist jetzt dazu übergegangen, den Kleinen weinen zu lassen und seine Sachen, weiterzumachen (z.B. Haushalt, Küche aufräumen). Er ist dann im gleichen Raum. Er meint, der Kleine weint dann leiser und wirft sich nicht rum. So verletzt er sich nicht aus Versehen. Das stimmt natürlich, trotzdem fühlt es sich für mich falsch an. Es kommt mir vor, als würde er in seiner Wut und Trauer allein gelassen.


    Wenn ich dazu komme und ihm dann Trost anbiete, möchte er sofort auf meinen Arm. Dort hört er sofort auf zu weinen. (Wenn ich allerdings beim Auslöser dabei war, will er nicht auf meinen Arm.)


    Ist das Ausweinen und selber beruhigen lassen entgegen meinem Gefühl nicht so schlimm? Falls doch, was sind die Argumente dagegen? Gibt es vielleicht einen guten, kurzen Text im Netz dazu. Mein Mann ist manchmal Argumenten gegenüber aufgeschlossener, wenn er es nachlesen kann.


    Vielen Dank für Eure Zeit!

    Nollaun

    Meist mobil im Forum. Bitte um Entschuldigung für Kürze und Tippfehler.

    • Offizieller Beitrag

    In Wut tut gut von Rogge steht etwas zum Thema, ich könnte es aber nicht mehr wiedergeben.


    Ich habe hier zwei Ex-Wüteriche, die auf keinen Fall angefasst oder gar getröstet werden wollten.

    Bei uns funktionierte die Methode Deines Mannes sehr gut: Ich bin da, sag mir, wenn du mich brauchst - aber ansonsten einfach in der eigenen Tätigkeit weitermachen. Wenn das Kind dann Trost brauchte, kam es selber und dann konnte man (etwas später), darüber reden.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Danke Euch!


    Ja, bei der "Grossen" mache ich das auch so. Ich sag ihr: "Ich bin da. Komm jederzeit zu mir." Das funktioniert, aber meist ruft sie mich dann und ich muss zu ihr kommen, um sie emotional und wortwörtlich abzuholen.


    Mit 14 Monaten kann der Kleine ja nicht wirklich mit Worten rufen. Er weint halt. Und der Abstand quer durch den Raum erscheint mir dann zu gross.


    Mich hat irritiert, dass er einfach da sass und vor sich hin geweint hat. Und dass er sich dann sofort auf meinem Arm beruhigt hat.


    Mir fehlt also in der Situation ein bisschen das Trost anbieten. Aber vielleicht unterschätze ich auch meinen Kleinen. Wenn er sich sonst ärgert oder sich gestossen hat, kommt er mir auch durch die ganze Wohnung hinterher ohne verzweifelt zu sein.

    Meist mobil im Forum. Bitte um Entschuldigung für Kürze und Tippfehler.

  • Ich würde akzeptieren, dass er in dem Moment keine Nähe ertragen kann und ihm diese dann geben, wenn er wieder bereit dafür ist. Von daher bin ich, so wie ich die Umgangsweise deines Mannes verstanden habe, eher bei ihm.

  • Dein Mann hat seine Strategie (mit Kind im selben Raum sein, er lässt ihn ja nicht alleine) und du hast deine (auf den Arm nehmen und trösten). Beides ist gut, denke ich. Und bei dieser At von Kleinkindwutanfällen kann man ehrlich gesagt leider sowieso nicht viel machen - Kind nicht alleine lassen, Dasein, nicht schimpfen, nicht sauer werden, ruhig bleiben, einfach warten, bis es vorbei ist. Und beruhigenderweise geht es ja immer irgendwie und irgendwann vorbei.

  • Was du noch ausprobieren könntest ist, laut auszusprechen, was der Auslöser war und wenn du „der Auslöser“ warst noch kurz zu sagen, warum du so reagiert hast. Also zum Beispiel, „ich weiß, dass du mit dem Kabel spielen wolltest, aber das geht nicht, weil das zu gefährlich ist.“


    das hilft bei unserer 13 Monate alten Tochter ziemlich gut, da sie ja nicht anders als mit Weinen und Streien ausdrücken kann, dass sie frustriert ist und wenn man es für sie ausspricht hilft ihr das oft ganz gut.

  • Ich habe es meist auch so gemacht wie dein Mann. Wenn das Kind Trost wollte, gab es den natürlich. Aber bei Wutanfällen wurde es teilweise sogar eher schlimmer je mehr ich versucht habe das Kind zu trösten, wenn es nicht wollte. Insofern habe ich irgendwas anderes in der Nähe gemacht und das Kind dann getrötet, wenn es zu mir kam bzw. irgendwann nach dem schlimmsten auswüten auch nochmal aktiv angeboten es in den Arm zu nehmen. Nicht allein lassen oder dafür strafen, aber dem Kind nützt es auch nichts wenn du daneben sitzt und mitweinst. Die Gefühle sind in dem Moment einfach zu viel und zu groß für das Kind, die kannst du ihm aber erstmal nicht abnehmen. Aber du kannst spiegeln: Ich bin da, ich bin ruhig, die Welt dreht sich weiter und außen um dich herum ist alles normal und ok. Und wenn du zu mir willst, kannst du kommen.

  • Danke Euch allen für die Antworten!


    "Nur" im gleichen Raum sein, ist für Viele anscheinend OK.

    Für mich fühlt sich das in unserem Fall wie allein lassen an. Ich bin da bestimmt vom ersten Kind geprägt. Das konnte nicht selbst aus der Wut finden und brauchte, dass man wirklich greifbar ist. Also keinesfalls Trost oder Kontakt aufzwingen, aber eher so einen Meter entfernt als drei oder vier. Und immer wieder sich zu ihm wenden und Blickkontakt anbieten. Bei dem ersten Kind hatte mitweinen übrigens den Effekt, dass es sich sofort entspannt hat und nicht mehr weinen musste.


    Aber das ist auch in der gesamten Kleinkindzeit vielleicht zweimal vorgekommen, dass es mehr als 10 Minuten untröstlich wüten und weinen musste. Wir sind immer in Kontakt gekommen.


    Nun, jedes Kind ist anders. Kind zwei scheint da erstmal heftiger zu reagieren.

    Meist mobil im Forum. Bitte um Entschuldigung für Kürze und Tippfehler.

    Einmal editiert, zuletzt von Nollaun () aus folgendem Grund: Edit: Autokorrektur

  • Was du noch ausprobieren könntest ist, laut auszusprechen, was der Auslöser war und wenn du „der Auslöser“ warst noch kurz zu sagen, warum du so reagiert hast. Also zum Beispiel, „ich weiß, dass du mit dem Kabel spielen wolltest, aber das geht nicht, weil das zu gefährlich ist.“


    das hilft bei unserer 13 Monate alten Tochter ziemlich gut, da sie ja nicht anders als mit Weinen und Streien ausdrücken kann, dass sie frustriert ist und wenn man es für sie ausspricht hilft ihr das oft ganz gut.

    Ja, das mache ich. Meist hilft das. Zusammen mit dem Satz: "Ich weiss, Du möchtest das gerne. Das ist jetzt echt schade/ ärgerlich etc."


    Aber in den oben beschriebenen Fällen hilft das halt gerade nicht. Das kommt jetzt nicht stündlich vor, eher so alle paar Tage.

    Meist mobil im Forum. Bitte um Entschuldigung für Kürze und Tippfehler.

    Einmal editiert, zuletzt von Nollaun () aus folgendem Grund: Zu früh abgeschickt

  • Aber dann kannst du es doch so machen, dasss du näher bei deinem Kind bleibst; dein mann hat für sich eine andere Lösung gefunden. es ist für Kinder auch wichtig, zu erfahren: Mama macht es so, Papa macht es anders, aber beide haben mich auf ihrer Weose im Blick, lieben mich, kümmern sich um mich.

  • Ich muss bei meinem extremen Wüterich definitiv ganz nah dran sein und begleiten. Er fühlt sich sonst ganz verloren in seiner Wut.

    Oft wütet er auf meinem Schoß. Manchmal muss er mich einfach anschreien können, auch wenn ich nicht Auslöser war(ich bin immer diejenige die mit ihm durch die Wutanfälle gehen muss), manchmal nutzt es ihm wenn ich beruhigend auf ihn einrede, ihn streichle usw.


    Manchmal bringt auch gar nichts was. Oft habe ich ihn aber auch schreiend auf dem Schoß und rede gleichzeitig mit den anderen Kindern, frage wie die Schule war, eben was gerade ansteht, wenn ich gerade esse wenn er ausflippt esse ich oft auch weiter. Mit ihm auf dem Schoß. Manchmal hat auch das, das es nebenher weitergeht, eine beruhigende Wirkung.


    Was mein Mann macht oder machen würde weiß ich nicht, denn der ist hier erziehungstechnisch kaum existent bzw wenn, dann nur nach Aufforderung von meiner Seite. #yoga

  • Zum Glück hat er während der Fahrt keine Ausraster mehr. Wenn früher, ging halt nichts. Meist ist er irgendwann eingeschlafen.


    Er flippt nur aus wenn wir kurz im Auto warten müssen, an der Schule etc, wenn der Wagen dann aber 3 Minuten fährt ist gut.


    Um früher Wutanfälle zu vermeiden habe ich oft etwas zu essen mitgenommen was er besonders mochte (bei ihm Himbeeren zb) da war er erstmal beschäftigt.

    Dabei seit 2007 #sonne

    Einmal editiert, zuletzt von Midna2 ()

    • Offizieller Beitrag

    Hier auch wie Dein Mann. Denn der Muk braucht(e) (es ist kaum noch Thema hier) die Akzeptanz, eben nicht getröstet werden zu wollen. Ich finde, nicht getröstet werden zu wollen hat ja nichts mit "in der Wut allein lassen" zu tun, sondern ist des Kinds gutes Recht. Und er kann sich mit 14 Monaten sicher äußern, wenn er es doch will.

    Mich irritiert eher das mitweinen Deinerseits. Es ist normales Kleinkindverhalten und für uns, für den Muk, war es enorm wichtig, dass wir Eltern als Fels in der Brandung da sind und uns eben NICHT anstecken lassen. Dann hörte es gar nicht mehr auf.

    Triggert Dich das irgendwie? Weinen und Wüten ist ja erstmal Ausdruck von Gefühlen und Gefühle können sehr heftig geäußert werden. Das stabil auszuhalten erscheint mir - in Erfahrung mit dem Muk - ein wesentlicher Bestandteil zu sein.


    was macht ihr wenn ihr bei einem Wutanfall im Auto sitzt? Das ist einfach unaushaltbar..

    Weiterfahren, da trösten hier nie half und der Grund dann wenn es vorkam eh nicht behebbar war.

    Aber mir fiel es auch immer leicht, mich da abzugrenzen.

  • Im Auto würde ich ehrlich gesagt rechts ranfahren und warten, bis Kind aufgehört hat. Und üb erhaupt so wenig m wie möglich Auto mit dem Kind fahren, sofern das hinzukriegen ist.

  • Herzlichen Dank für Eure Antworten!


    Ich lese es, ich komme wahrscheinlich erst heute Abend oder Morgen zum Antworten.

    Meist mobil im Forum. Bitte um Entschuldigung für Kürze und Tippfehler.

  • Danke Dir fuer Deinen Bericht. Ich habe mich etwas verloren gefuehlt unter den: passt doch! Antworten.

    Meist mobil im Forum. Bitte um Entschuldigung für Kürze und Tippfehler.

  • Liebe Runa, ich habe sehr lange ueber Deinen Post nachgedacht. Wir scheinen recht unterschiedliche Sichtweisen oder anderes Erleben von Gefuehlsausdruecken zu haben. Ich gebe zu, zunaechst habe ich mich recht angegriffen gefuehlt. Aber die Beschaeftigung mit Deiner Sichtweise, hat mir fuer mich einiges klarer sehen lassen, wahrscheinlich gerade, weil sie so anders ist. Dank Dir!

    Hier auch wie Dein Mann. Denn der Muk braucht(e) (es ist kaum noch Thema hier) die Akzeptanz, eben nicht getröstet werden zu wollen. Ich finde, nicht getröstet werden zu wollen hat ja nichts mit "in der Wut allein lassen" zu tun, sondern ist des Kinds gutes Recht. Und er kann sich mit 14 Monaten sicher äußern, wenn er es doch will.

    Kinder sind verschieden. Ich glaube, Dir gerne, dass der Muk das in dem Alter konnte. Mein erstes Kind konnte das definitiv nicht. Die brauchte, dass jemand anders auf sie zugeht, wenn sie wieder soweit ist. Beim jetzigen muessen wir es noch ausprobieren. Die ausdauernden Wutanfaelle sind ja noch recht neu.

    Mich irritiert eher das mitweinen Deinerseits. Es ist normales Kleinkindverhalten und für uns, für den Muk, war es enorm wichtig, dass wir Eltern als Fels in der Brandung da sind und uns eben NICHT anstecken lassen. Dann hörte es gar nicht mehr auf.

    Wieso irritiert Dich das? Es gibt Leute, die weinen leichter. Es gibt Leute, die weinen fast nie. Vielleicht gibt es hier ein Missverstaendnis, was "weinen" in dem Fall bedeutet. Ich sitze, dabei, bin ruhig und mir laufen dabei die Traenen. Es ist kein unkontrolliertes schluchzen. Ich gehoere auch zu den Leuten, bei denen vor Freude oder Ruehrung Traenen fliessen, oder wenn ich etwas trauriges lese oder einen Film schaue. Weinen ist doch auch ein ganz normales Verhalten, es ist ein Ausdruck von Mitgefuehl. Ich bin trotzdem ein Fels in der Brandung, ich bin ruhig und gefasst. Ich zeige meinen Kindern dadurch uebrigens auch, dass es OK ist seinen Gefuehlen Ausdruck zu verleihen, auch mit Traenen.

    Ich finde das Weinen eine normale Reaktion (mit der Betonung auf "eine", es gibt selbstverstaendlich noch zig andere normale Reaktionen in der Situation). Da ist ein kleines hilfloses Kind, welches untroestlich weint, das so von seinen Emotionen ueberwaeltigt wird, dass es sich hin- und her wirft und den Kopf auf den Boden schlaegt, das dann noch staerker weint, weil es sich weh getan hat, das immer wieder aufschreit und kreischt. Letztens musste ich mit dem Bus heim fahren, als er gerade einen Wutanfall hatte. Da haben zwei andere Frauen, Traenen in den Augen gehabt, obwohl es nicht mal ihr Kind war.

    Triggert Dich das irgendwie? Weinen und Wüten ist ja erstmal Ausdruck von Gefühlen und Gefühle können sehr heftig geäußert werden. Das stabil auszuhalten erscheint mir - in Erfahrung mit dem Muk - ein wesentlicher Bestandteil zu sein.

    Das Wort triggern kenne ich aus dem Englischen im Zusammenhang mit Traumata. Ich glaube nicht, dass es ein Trauma braucht, um in der oben beschriebenen Situation Mitgefuehl zu empfinden und durch Traenen Gefuehle zu zeigen.


    Nun ja, jetzt haben die Traenen viel Platz eingenommen. Ich habe bislang zweimal mitgeweint. Beidesmal schein es, bei diesem Kind, nicht wirklich einen Einfluss auf das Verhalten gehabt zu haben. Aufgehoert zu weinen hat es jeweils, als wir aus der Situation raus waren.

    Meist mobil im Forum. Bitte um Entschuldigung für Kürze und Tippfehler.

  • Ich bin auch der Fels in der Brandung aber meine M hat immer wieder Phasen mit so Gefühlsausbrüchen das geht nicht spurlos an einem vorbei. Das grenzt an Psychoterror .. Nicht geplant aber das ist wirklich Folter mehrmals am Tag so einer lautstärke ausgesetzt zu sein. Gerade im Auto ist es besonders krass.

    M hatte eine schlimme Phase vor ein paar Wochen, ich habe von der starken Lautstärke mehrmals täglich Ohrenentzündungen bekommen. Hatte ich vorher noch nie. Ich habe auch angefangen zu knirschen. Ich müsste echt mal die Dezibel messen #angst

    Ich halte auch viel aus. Ich denke ich kann auch toll begleiten aber irgendwo ist eben auch eine Grenze. Und ich vermute nicht mal dass sie bei mir besonders niedrig ist.

    Und ich finde mal von der Lautstärke abgesehen berührt mich Babyweinen und Kinderweinen innerlich. Mit Ohrenzuhalten ist es da nicht getan.



    Abgrenzen kann ich mich im Auto davon nicht..